BastelStunde.

Baumärkte sind für mich das, was für andere Frauen Klamottenläden sind. Ich gerate ob der Vielzahl technischer Geräte zum Auf-, An-, Ab- und Wegmontieren regelrecht in Extase und kann mich stundenlang in Abteilungen mit Fliesen, Sanitär und Holzzuschnitt (kindliche Prägung, immerhin bin ich auf dem Gelände eines Holzgroßhandels aufgewachsen und liebe nichts mehr als diese riesigen Ballen Holzwolle) rumtreiben.

Umso schöner, dass ich für die beiden Praktikanten eine Bastelstunde angesagt habe, und nach Herzenslust nach den idealen Materialien suchen durfte. Metallicglanzlack in Dunkelmarine für den schönen, geschwungenen Notenschlüssel, weißer und schwarzer Mattlack für das kindergroße Brautpaar, dazu noch eine viertel Palette leichte Styroporplatten - Sie sehen, ich bin immer noch ganz hin und weg!

Morgen gibt's dann eine kleine Einweisung in Rasterübertragung. Denn was das ist, haben die beiden im Bastelunterricht in der 5. Klasse nicht gelernt. Ist ja nie zu spät zum Basteln.

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35MinutenHeimWeg.

Ein sehr schöner Abend mit einem alten und vielen neuen Freunden endet. Man sollte öfter mal Sekt mit Aperol auf Eis trinken, dann fühlt man sich so neunziger Jahre und gleich zehn Jahre jünger. Der alte Freund resümiert, man habe sich gar nicht verändert, sei doch ohnehin egal. Ich stimme zu.

Der Gehweg zur U-Bahn ist breit genug für vier Menschen nebeneinander. Vier kommen mir entgegen. Diesmal weiche ich nicht aus. Ich bin breit, breit genug.

Dann die Guernica-Frau. Ihr Gesicht ein kubistisches Meisterwerk, in einigen Jahren wird ihre erhabene Nase inmitten von Gramfalten thronen. Neben mir spricht man französisch. Ich lausche und freue mich. Andere Sprachen, die meine Stadt loben. Die U-Bahn kommt so was von pünktlich, davon kann die S-Bahn nur träumen.

Drei Stationen, Bahnhof Friedrichstraße. Huch, auch die S-Bahn kommt just in time. Ist denn noch Winter? Ein Mann, ich nenne ihn Bernhard - ich nenne alle, die Gesundheitsschuhe tragen und sich leicht auffällig benehmen Bernhard, tut mir leid, das ist schon seit der Grundschule so -, telefoniert mit seiner Liebsten und nennt sie zärtlich "mein Flüschen". Die Herkunft dieses Kosenamens möchte ich nicht näher ergründen.

Seltsam, denke ich, nur junge Leute. Kleine Puppen, angemalt in den Farben ihrer Mütter, aber noch nicht abgenabelt. Mir gegenüber sitzt der einzige alte Mann und liest in einer Zeitschrift, deren Typografie sehr jung ist. Junge Seele in einem alten Körper. Sie ist mir mittlerweile lieber als keine Seele in einer juvenilen Vase.

Auch die Straßenbahn ist sofort zur Stelle. Was ist los heute? Eine Pünktlichkeitsoffensive? Dabei ist heute der Abend der Entschleunigung. Ich, allein unterwegs, und ganz entspannt im Hier und Jetzt. Eine Cranach-Frau liest in einem Obdachlosen-Magazin. Ich mag Frauen, deren Gesichtszüge schmerzensvoll und trotzdem gleichzeitig kühl und vergeistigt scheinen. Sie lächelt. Jetzt ist sie mehr Renoir. Ein impressionistischer Abend.

Viel zu schnell kommt die Endhaltestelle. Ein Weihnachtsbaum liegt neben der Sitzbank. Welche Bahn er nehmen wird?

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GeschenkeGeschenke.

Die Ausbeute des diesjährigen Weihnachtsfestes kann sich sehen lassen. Man hörte auf meine Worte und schenkte mir ausschließlich Dinge, die ich gerne haben wollte. Ein Novum!

Besonders die Geschenke des Gentleman sind von ausgesuchtem Talent, meine intimsten Wünsche zu erraten. So tippe ich zurzeit auf einer Art Laptop-Tablett, einem Frühstückstablett nicht unähnlich, und sitze sehr entspannt vor dem Fernseher, ein - neues! - Kirschkernkissen mit wohliger Wärme im Nacken, während mein neues Handy (kein Geschenk, sondern dringende Notwendigkeit) kuschelig im neuen Lederetui wohnt. Und falls ich das Internet leer gelesen haben sollte, schaue ich mir eine neue Folge der ersten Staffel von "Ausgerechnet Alaska" an.

Ein Geschenk allerdings habe ich im väterlichen Haushalt vergessen, und das bedauere ich auf das Ärgste: meinen alten Schlitten, neu poliert und gerade in Tagen wie diesen ein großer Freizeitspaß.

Und wie war Ihr Weihnachten? Ich wünsche, ein großartiges Fest gehabt zu haben. Ich hatte eines. Ach ja, übrigens: Ein frohes Weihnachten noch, nachträglich!

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VorFreitag.

Der letzte Arbeitstag vor einem Urlaub hat es ja doch immer in sich. Alles scheint gut vorbereitet, die geschriebene Urlaubsübergabe hat nicht allzu viele offene Punkte für die Kollegen - Baustellenübernahmen mag ich nämlich überhaupt nicht, weder bei mir noch bei anderen - und auch die neue Kollegin scheint sich einigermaßen eingewöhnt zu haben. Sie fragt jedenfalls nicht mehr alle zwei Minuten und tippt sehr viel. Guter Fortschritt!

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Aber es kommt dann doch anders als man denkt, und so gab es noch einige hitzige Diskussionen über Sinn und Unsinn von abteilungsübergreifenden Arbeitsaufteilungen, die ein Mindestmaß an kollegialer Zusammenarbeit erfordern. Nach dem Urlaub sehen wir weiter, ob da nicht doch ein Konsens - und vor allem ein wenig mehr Einsatz von der anderen Seite - möglich ist. Wenn nicht, alter Grundsatz: eskalieren.

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Überhaupt ist Eskalation in diesen Tagen offenbar ein dauerhafter Zustand. Im digitalen Bekanntenkreis wurde ein zugegebenermaßen scharf formulierter Beitrag zum Anlass genommen, sich vollständig in eskalante Emotion zu begeben, und darauf habe ich keine Lust mehr. Ich schätze manche Menschen gerade aufgrund ihrer ungewöhnlichen Art das Leben zu betrachten, ja, auch einzutauchen in die Hochs und Tiefs, manchmal ganz und gar. Aber bisweilen fragt man sich dann und das nicht nur in der digitalen Welt, ob da nicht ein krasses Missverhältnis zwischen Drinnen und Draußen herrscht. Vor Jahren beendete ich eine reale Freundschaft, denn irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich nur noch dachte: Lebwohl, ich kann dir nicht helfen, hilf dir selbst, die Teilnahme an deinem Leben ist mir zu anstrengend. Aber es gibt genug, die sowas über längere Zeit unterstützen und aushalten, also mache ich mir da keine Sorgen (mehr).

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Als sei der Divenhaftigkeit noch nicht genug, schmeißt mir die mühsam gepflegte Orchidee ihre Blüten vor die Füße. Wäre sie eine Katze, würde ich vermuten, sie ahnt etwas von einer zweiwöchigen Trennung und ist beleidigt. Oder sollte ich doch einmal gießen?

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Aus meiner Kindheit kenne ich diese belgischen Butterwaffeln, knusprig, knackig und mit schätzungsweise 150.000 Kalorien. Was meinen Sie, was gerade Stück für Stück in meinem Mund verschwindet? Aber wer weiß denn schon, ob's im Baltikum etwas zu essen gibt!

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Ab Morgen URLAUB! Nie war er wertvoller als heute.

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Edit: Frau Koma fragt, was der erste Berufswunsch war, und was Sie nun geworden sind. Antworten Sie ihr!

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OstWind.

Unser Patenkind ist weg. Nein, nicht die kleine Nervensäge, auf deren Lauffortschritt nach dem Urlaub ich wirklich gespannt bin (außerdem entfällt dann das Rückenzerstörende An-der-Hand-halten). Sondern unser studierendes Patenkind aus Südkorea, das uns die hiesige Uni in einem dieser völkerverbindenden Programme vermittelt hat. Als ich den Gentleman und mich dort anmeldete, war ich erst einmal ein wenig skeptisch. Schließlich habe ich über unsere krege Praktikantenschar täglich Freud und Leid der Jugend vor Augen - und natürlich auch bisweilen ein leichtes Gefühl der Genervtheit, wenn das junge Mensch partout nicht genügend erwachsene Weitsicht entwickeln will, was Arbeitsabläufe oder gar zwischenkollegiales Miteinander betrifft.

Was beschäftigt denn so einen jungen Menschen, war die erste Frage, die ich mir stellte, denn ach: ich fühle mich alt. Zum ersten Mal in meinem Leben fehlt mir ein wenig die Verbindung zur jüngeren Generation, ich frage mich bisweilen, ob ich nicht langsam zur Gruppe "lächerliche Alte" gehöre, so samt altersungemäßer Kleidung, jugendmotiviertem Herumrasen auf der Vespa und Nutzung aller Social Networking Areas, die man heutzutage zu benötigen scheint.

Also, so ein junges Patenkind aus dem fernen Osten. Aber welche Überraschung! Eine offene, junge Dame aus Asien, deren Englisch leicht indisch angehaucht ist (jaja, man lernt heutzutage in Indien in Summer Schools besser Englisch als in Großbritannien), die gut ausgebildet dennoch auf dem heimischen Arbeitsmarkt Probleme hat, und deren Mutter ihr doch vorhält, statt noch einem Semester Studium im Ausland jetzt endlich einen Job zu suchen. Wie bekannt mir das auf einmal vorkam! Natürlich ist da immer diese asiatische Zurückhaltung, das Gesicht wahren als Lebensmaxime. Aber bei einem entspannten Bierchen hier, einer Studentenparty mit koreanischem Likörchen da, Eisbecher und Firmenbesuch kommt man hinter das Lächeln und erkennt den Menschen, die jugendliche Unbefangenheit ebenso wie die Angst vor der Zukunft.

Das war das wirklich Bereichernde an der Patenschaft. Langsam Vertrauen zu entwickeln, um auf beiden Seiten einen Blick auf die Seele zu werfen, gänzlich befreit von Kultur- und Altersunterschieden. Zum Abschied heute gab's von uns ein Buch mit den schönsten Fotos der nicht ganz so geliebten Universitätsstadt und von ihr eine Tüte mit ausgesuchten koreanischen Spezialitäten - samt dem von mir sehr geschätzten Reislikör! Der Ostwind treibt unser Patenkind zurück nach Korea. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.

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Würde.

Den Tagesausklang noch mit einem Glas Sauerkrautsaft krönen.

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Tantchen.

Mein Patenkind, der Sohn der Lieblingstierärztin, wird in zwei Wochen ein Jahr alt. Und ich gerate in Geschenkestress. Nun hat er sein favorisiertes Kuscheltier, einen blauen Elefanten, bereits gefunden, sämtliche Bespaßungselemente wurden von den stolzen Großeltern gesponsort. Und mir fehlt die Idee.

(Auch der Gentleman hat nächste Woche Geburtstag, das Fehlen von Ideen scheint nicht nur auf Kleinkinder beschränkt.)

Eine Frage daher an die geneigte Leserschaft: Was schenkt eine stolze Tante dem charmanten Nachwuchs, der ihr bislang weder übers Kleid kotzte noch - wie andere Kinder - bei meinem mitunter etwas grimmigen Anblick in schrilles Weinen ausbrach? Und wenn Sie schon dabei sind: Was kann ich dem Gentleman schenken, der mir lieb und teuer ist, ohne dass es mich ruiniert?

Seien Sie herzlich im Voraus für Ratschläge bedankt!

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Navigation.

Also, wir haben uns ja bei der Sprecherauswahl des neuen Navigationssgeräts des Mannes gegen die Frau und für Yannick entschieden. Es ginge ja wohl nicht an, dass die weibliche Navigationsstimme den gleichen Namen wie ich trüge. Befehle werden nur von Unbekannten entgegen genommen.

(Im Übrigen könnte man sich auch von Gigi Herr auf Kölsch sagen lassen, wohin man fährt. Wir sahen davon ab.)

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GerätSchaft.

Und wieder hat ein neues technisches Gerät Einzug in unseren Haushalt gefunden: ein sogenannter Tageslichtwecker mit Radiofunktion. Damit wir auch wirklich wach werden, zusätzlich zu den automatisch hochfahrenden Jalousien und dem garantiert nicht überhörbaren Warnsignal des Weckers. Ich befinde mich in einem dem Wahnsinn nicht unähnlichen Glückszustand.

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KinoToll.

Was lasen meine montäglich müden Augen heute in der Zeitung? "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" kommt wieder ins Kino!

Da darf man sich doch wieder auf den Nikolaus freuen.

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