SASOnntag.

Am Samstag wollten weder der Gentleman noch ich aufwachen. Wir schliefen, bis um 11 Uhr das Telefon klingelte. Mein Vater dran, frisch aus China eingetroffen samt Familie und nun im Weserbergland urlaubend. Leider haben wir uns schlecht abgestimmt, was unsere Wochenendplanung betrifft. Denn ausgerechnet am kommenden Wochenende hat er Klassentreffen irgendwo an der Ahr, und es wäre für uns alle die einzige Gelegenheit gewesen uns nach einem halben Jahr wieder zu sehen. Aber nun ist er im November noch einmal eine Woche in Deutschland und dann müssen wir uns fest verabreden.

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Der Samstag stand sowieso im Zeichen der Kontemplation. So lag ich den halben Nachmittag in Schlafzimmer lesend auf dem Bett, während der Gentleman das Sofa für sich eingenommen hatte. So ein Nicht-Zusammensein in der gleichen Wohnung hat für mich eine Grundentspannung wie die gemeinsame, kreative Stille im Büro, wenn alle konzentriert und ruhig vor sich hin arbeiten. Leider in letzter Zeit zu selten geworden (im Büro).

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Inception gesehen. Ich bin, im Gegensatz zum begeisterten Gentleman, eher weniger begeistert von der Story. Sicher, sehr spannend die Stunts und Animationen, gute Schauspieler und ein überraschend gereift wirkender Leonardo DiCaprio, aber mir wurde dieses Verschachteln, Verstecken, Verschweigen irgendwann zu nervig. Zumal ich die Zitate aus Bond-Filmen oder Weltuntergangs-Blockbustern eher mäßig gelungen fand. Und mit Marion Cotillard geht es mir wie mit Meg Ryan. Sie hat mir nichts getan, kann leidlich gut spielen, aber sie geht mir nach einer Minute auf die Nerven.

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Den Sonntag erst mit einem guten Brunch beginnen lassen, dann ab auf die Piste und die Lieblingstierärztin samt Familie und Besuch auf Umwegen in die Märkische Schweiz nach Buckow ins Brecht-Weigel-Haus gelotst. Dort einen sagenhaft leckeren Blaubeerkuchen mit Mandelsplitter gegessen und mich von Mücken zerstechen lassen.

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Kennen Sie die kleinen Pixar-Filme vor den eigentlichen Kino-Filmen? Die gibt's jetzt auch als Trickfilm-Kollektion samt Bonusmaterial. Nicht alle Filme sind dabei, so fehlt zum Beispiel die Story vom ungeschickten Storch. Aber dafür war eine wunderbare Überraschung für den Gentleman und mich dabei. Wir saßen vor drei Jahren auf einem vietnamesischen Provinzflughafen und warteten auf unseren Flug, als plötzlich ein Trickfilm von einem alten Schachspieler auf dem Display anlief. Großes Kino! Mit der Trickfilm-DVD den Tag beschlossen.

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Trotzdem erst um 2 Uhr eingeschlafen.

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DOFReitag.

Dieses Journalbloggen übt. Natürlich mag ich nicht über alle Dinge berichten, die sich täglich ereignen, denn ich erinnere mich noch gut an eine Situation Anfang des Jahres, als ein böswilliger Mensch in meinem Umfeld meinte, die bisweilen etwas schlecht gelaunten Texte anonym meinem Chef ins Postfach legen zu müssen, à la:"Schauen Sie doch mal, was Ihre Mitarbeiterin in ihrer Freizeit so von sich gibt, kann ja nicht sein, dass sie so schlechte Laune hat und sich in ihrem Umfeld so gar nicht wohl fühlt". Solche Menschen dürfen sich jetzt trotzdem herzlich umarmt fühlen, denn: wegen Ihnen höre ich nicht auf. Sie ändern nichts, außer Sie fangen bei sich selbst an.

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Schon den ganzen Donnerstag Vormittag freute ich mich auf den vom scheidenden Kollegen angekündigten Abschiedskuchen und - noch viel mehr - auf den freien Freitag. Gegen 14 Uhr hätte ich den Kuchen auch selbsttätig auf den Tisch gebracht. Die Gier.

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Es wurden mittäglich in der Kantine Kochklopse mit Kapernsauce serviert. Auf meine Frage, warum denn Kochklopse keine Königsberger Klopse seien, konnte mir die freundliche Bedienung auch keine Antwort geben. Neugierig geworden, verglich ich die Fleischart der Kochklopse mit dem Rezept aus dem Kochbuch, und siehe da: es hätte Hackfleisch halb und halb verwendet werden müssen, um das Prädikat Königsberger Klopse zu verdienen. Kein knorpeliges Durchgedrehtes aus Schwein wie in den Kochklopsen. Man lernt nie aus.

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Das zukunftsorientierte Gespräch war sehr interessant, und ich stelle fest, dass mich Stress-Interviews nicht mehr in die Prüfungsangst der Studienzeiten versetzen können. Diese Angst, nicht zu bestehen, hatte mich einst viele schlaflose Nächte und noch mehr Nerven gekostet, eine Note vollständig versemmeln lassen und einen Prof zum schönen Ratschlag hinreißen lassen, ich solle mir ja keine Illusionen machen. Für eine vortragende und führende Position sei ich nicht geeignet. (Gut, ich war nach einer missglückten Antwort vollkommen entnervt in Tränen ausgebrochen, aber danach ist mir das nie, nie wieder passiert.) Heute bekomme ich die entgegengesetzte Beurteilung.

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Den Abend gemütlich und Eis schleckend mit dem Gentleman auf dem Berliner Sofa verbracht und Up in the Air mit George Clooney gesehen. Großartig und an Kitsch fast nicht zu überbieten der Satz: "Jeder braucht einen Kopiloten." Hach.

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Am Freitag die letzte Möglichkeit genutzt, ohne grenzenlos lange Schlange in die Olafur Eliasson-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu gehen. Großartige Installationen und ein vollkommen entgrenztes Raumgefühl! Sollten Sie noch irgendwie die Gelegenheit haben, bis zum 9. August die Ausstellung zu besuchen - nutzen Sie sie! 11 Euro sind zwar ein etwas happiger Preis, aber es lohnt sich sehr. Expositions-LSD.

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Des Mittags in Kreuzberg am Paul-Lincke-Ufer gemütlich gegessen und den offensichtlichen Touristen-Horden bei ihrer Jagd nach dem "neuen Kreuzberg" zugesehen. Es muss bei der neuesten Auflage von Reiseführern irgendwo einen Hinweis gegeben haben, X-Berg sei hip. Nun ja. Wo Lehrer und Psychotherapeuten, Schwaben und Bayern sich ansiedeln, ist nicht unbedingt hip. Überhaupt hip. Was für ein Wort.

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Des Abends gleich in X-berg weitergefeiert.

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MIttwoch.

Das Gefühl des Unwohlseins, körperlich wie seelisch, lichtete sich gegen Mittag wieder ein wenig. In einem Dreier-Büro hatte ich, die ich noch aus seeligen Großraumbüro-Zeiten einen gewissen Grundautismus generieren kann, eigentlich keine Probleme. Zurzeit geht es aber bei uns zu wie in einem Taubenschlag. Ständiges Rein/Raus, dazu Kolleginnen und Kollegen, deren Stimmgewalt dazu beiträgt, dass mir abends die Ohren klingen. Gern würde ich ein Einzelbüro ausprobieren.

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Die letzten Worte des Tages, ein gemeinsames Projekt mit dem scheidenden Kollegen, gefunden. So schöne, längst vergessene Kunstfigurennamen wie Minifant oder DAB für Dienstabschlussbier gehören auch zu unserem täglichen Spaßfaktor. Gehörten. Denn nun muss er erst einmal studieren gehen und dafür drücke ich ihm fest die Daumen.

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Das PR-Projekt, den längsten Dichter-Fanschal der Welt zu stricken, läuft und läuft. Die mediale Begleitung ist gut, ich habe schon etliche Anmeldungen zum "Privatstricken", und wenn es weiter so gut klappt, können wir zum Beginn des Jubiläumsjahres für den guten H. v. K. satte 10 bis 12 Meter blauesten Microfaserschals an den Direktor des Museums übergeben. Den unbekannten Hertha-Fans, die mir mit traurigen Mienen in der Tram begegneten und mit ihren Fanschals die Abstiegstränen wegwischten, sei gedankt für die Eingabe der Idee.

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Mir des Abends eine Stärken/Schwächen-Liste zusammengestellt und mir einige Meilensteine für ein zukunftsorientiertes Gespräch herausgefiltert. Ich hatte fast vergessen, was ich kann und wer ich bin - und ein bisschen Bluff muss in Verhandlungen einfach sein!

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Viele Projektideen zu Papier gebracht. Die werden in Zukunft nur noch teuer verkauft!

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DIenstag.

Ein halbes Hähnchen zu Mittag mit ROTKOHL! Manche sagen dazu auch Rotkraut oder Blaukraut. Ich bin mit den beiden letzten Bezeichnungen aufgewachsen, das ist die süddeutsche Art. Kennt irgendjemand noch den Zungenbrecher "Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid"?

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Der Mechaniker des Vertrauens hat keinen gebrauchten Kompressor auf dem Markt gefunden. Wir haben uns jetzt darauf geeinigt, dass wir die Suche auf nach dem Urlaub verschieben. Guter Mann, der.

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Bei der täglichen Bekleidungsauswahl - der Gentleman sagt übrigens Fasching dazu - für einen knielangen, schwarzen Rock, ein schwarzes Oberteil mit Puffärmeln und hohe Schuhe entschieden. Dazu Perlenohrringe und Perlenkette. Daraufhin die Kollegen: "Ist jemand gestorben?" bzw. "Warum so aufgetufft?" Mein Gott, wie laufe ich denn sonst herum, wenn derart geringe Änderungen des äußeren Erscheinungsbildes gleich Kommentarstürme hervorrufen?!

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Gemeinsam mit dem Gentleman in nachbürolicher Paralyse erst Rosenheim-Cops angesehen, danach diese Königskinderdoku. Ich durfte nach dem glücklichen Ende für Mette-Marit und Haakon dem Gentleman eine winzige Träne aus dem Augenwinkel schubsen. Das finde ich immer toll: wenigstens einer von uns beiden kann romantisch sein.

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Danach ins Erste gewechselt und "Mord mit Aussicht" gesehen (wir haben einen Festplattenrecorder, daher geht das). Man darf der ARD diesmal wirklich zu einer Serie gratulieren, die witzig, ja, bösartig ist und überaus unterhaltsam.

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Den ausschweifenden Fernsehabend mit Melone, Käse und einer halben Folge von "Long Way Round" beschlossen und viel zu spät schlafen gegangen.

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MoNtag.

Das Auto in die Werkstatt zum Mechaniker des Vertrauens gebracht. Schon bei der Beschreibung des Problems (Klimaanlage kühlt zwar, gibt aber komische Geräusche von sich) fällt er eine erste Diagnose: "Dit is der Kompressor." War er auch nach der korrekten Durchsicht. Nun wird nach einem gebrauchten Stück gesucht, damit der Urlaub im Baltikum wohltemperiert verlaufen möge. Aber ich habe schließlich den Mechaniker des Vertrauens an meiner Seite, der regelt das.

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Die neue Kollegin mit ersten Aufgaben vertraut gemacht. Es muss für frisch gemasterte Absolventen hart sein, sich mit der Arbeitsrealität anzufreunden. Kein ausführliches Analysieren, Durchdenken, Verwerfen, Entscheiden. Keine schöngeistigen Konzepte mehr. Stattdessen: schnelles Entscheiden nach manchmal halbfertigen Konzepten, Verarbeiten rudimentärer Informationen und auch durchaus mal Drecksarbeit wie Schilder aufhängen und am Wochenende arbeiten. Muss jeder mal durch.

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Mit dem Gentleman hungrig einkaufen gegangen. Fehler.

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Ich finde Tine Wittler gleichermaßen abstoßend wie faszinierend.

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Versuche seit Tagen verzweifelt, den Nachnamen meiner Gastfamilie in Stockport wieder zu erinnern. Keine Unterlagen mehr, nichts. Verdammtes Älterwerden.

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SonnTag.

Sehr lange geschlafen. Hinterher dann Schwierigkeiten gehabt, überhaupt in Gang zu kommen, trotz Unmengen Kaffee und einem sehr verständigen Gentleman.

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Mich fürchterlich geschämt und als Lusche gefühlt, als ich Lucky und Kitty für den Bootsausflug für den See abgesagt habe. Aber irgendwie war mir der Wind nicht so. Später wurde es natürlich noch heiß und windstill.

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Stattdessen Eis essen gegangen. Willkommen, Winterspeck.

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SaMstag.

Am Freitagabend mit der Freundin erst srilankesisches Essen gekostet (lecker!), dann durch den Prenzlauer Berg spaziert. Ich verstehe gar nicht, warum sich immer alle beklagen, wie spießig das Kiez geworden ist. Wenn Spießigkeit bequeme Stühle, kleine Tische und freundliche Bedienung in ehemaligen Szenetreffs bedeuten, dann wohne ich gern in einem spießigen Viertel. Aber dieses Prenzlauer Berg-Bashing wird auch immer gern von Leuten betrieben, die alten Zeiten nachjammern und sich entweder in fortgeschrittenem Berufsjugendlichendasein suhlen oder aber einfach immer auf der Suche sind nach dem ultimativen Berlin-Gefühl, Bayern und Schwaben also. Bleibt mir weg, doo.

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Der Freundin doch mal den Marsch geblasen, von wegen Männern und so. Dieses ewige "Ich sag nichts, aber er wird schon wissen, was ich meine" funktioniert beim gemeinen XY-Chromosomenträger eher weniger. Und wenn's um fundamentale Lebensentscheidungen geht, sollte man doch irgendwann Tacheles reden. Und auch unangenehme Antworten in Kauf nehmen. Schließlich: es geht um wichtige Weichenstellungen. Den schmalen Grat zwischen klugscheißernder und ernsthaft besorgter Freundin ganz gut beschritten, glaube ich.

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Gemeinsam überlegt, ob man nicht zwei Wochen des großen Urlaubs zusammen reist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das mit ihr machen sollte. Sie ist mehr so der Sicherheits-Typ und dann Indien?

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Am SAmstag dann mit dem Gentleman lange im Straßencafé gesessen und Leute geguckt. Darin sind wir Weltmeister.

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Abends dann Damengrillen mit Frau Engl und Frau Modeste in Kreuzkölln. Wird auch immer spießiger, da. (sic!)

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Passt.

Am elegantesten reagiert man auf eine Beleidigung, indem man sie ignoriert. Kann man sie nicht ignorieren, sollte man sie überbieten. Kann man sie nicht überbieten, sollte man darüber lachen. Kann man nicht darüber lachen, hat man sie wahrscheinlich verdient.

J. Russell Lynes
Amerikanischer Kritiker und Schriftsteller


Ich lache schon wieder.

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FreiTag.

Freitagsgemäß pünktlich um 7:15 aufgewacht. Dabei hätte ich wirklich ausschlafen können. Danke, Gewohnheitstier.

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Auf den Installateur der Heisswasser-Heiztherme warte ich noch. Endlich wieder konsequent warmes Wasser, das wäre schön. Seit einigen Wochen schaltet die Therme zwischendurch einfach mal kurz ab. Ein wunderbarer Moment, wenn man gerade die Haare shampooniert hat.

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Ich bin Haushaltsimprovisierin. Was nicht passt, wird passend gemacht. In meinem Werkzeugkasten findet sich sogar eine Rohrbiegemanschette für diese dünnen Zuleitungen zum Toilettenkasten. Eine meiner Improvisationen hält mittlerweile bald zehn Jahre, aber nun muss ich wirklich mal die Fugen zwischen Duschwanne und Fliesen neu mit Silikon ausspritzen. Gut, dass ich nie, nie, nie bei Elektrizität improvisiert habe.

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Der gestrige Ärger ist immer noch nicht verflogen sondern sitzt als kleine bohrend schmerzende Blockade in meinem Halswirbelbereich. Ich kenne das schon von früher, als sich beruflicher Stress in einem dauerhaft steifen Hals äußerte. Das möchte ich gar nicht erst wieder etablieren.

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Was Anke passiert ist, scheint alte Verhaltensgräben zwischen Männlein und Weiblein aufzureißen. Grenzen setzen ist eine Kunst, und manchmal ist der Augenblick, in dem man eloquent reagieren hätte können, vorbei und man fühlt sich nur noch besudelt. Kennt wahrscheinlich fast jede Frau. Und das macht es so ärgerlich, dass es in der männlichen Wahrnehmung Mancher anscheinend überhaupt nicht ankommt, dass Frauen nicht automatisch die Antennen auf "Flirt" ausgerichtet haben.

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Vorhin Modenschau vor dem heimischen Spiegel gemacht. Der neue, dreiteilige Businessanzug sitzt perfekt und lässt mich direkt als seriös durchgehen.

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Habe ich wirklich schon drei Tage hintereinander etwas gebloggt? Ich fühle mich so frei.

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Habt einen schönen Tag!

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DonnerStag.

Nicht einschlafen wollen. Und können. Was trinke ich auch um halb zehn noch einen Eistee, nur um hinterher festzustellen, dass auch Eistee mit Schwarztee gemacht wird. Merken wir uns.

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Heute war der Tag voll mit kleinen Ärgernissen. Menschen, denen man hinterher telefonieren muss. Die sich aber wenigstens entschuldigen, manchmal allerdings so wortreich, da merkt man, es mit Rentnern zu tun zu haben. Ich habe doch keine Zeit.

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Ganz besonders ärgern mich Menschen, die nicht in der Lage sind, eigene Fehler einzugestehen. Die andere dafür verantwortlich machen, nur immer den schönen Satz aussprechen: "Ich bin mir keiner Schuld bewusst."

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Noch mehr ärgern mich aber Menschen, die Gerüchte verbreiten, die geeignet sind mich bei anderen dauerhaft zu beschädigen. Eine haltlose wie gemeine Anschuldigung in die richtigen Ohren geträufelt, und schon wird nicht mehr gegrüßt. Sich dagegen zu wehren ist fast unmöglich. Ich neige nicht zu Rache, glücklicherweise. Aber auch ich werde jetzt langsam offensiv giftig, und bekanntermaßen trifft man sich immer zwei Mal im Leben.

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Freude über das ordentlich schnurrende Auto, das mit seinen stolzen 255.000 Kilometern auf dem Buckel immer noch einen soliden, vertrauenserweckenden Eindruck macht. Sacht auch der Mechaniker des Vertrauens. Baltikum, wir kommen!

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Morgen kommt der Gentleman aus München zurück. Ich freue mich. Was er mir wohl mitgebracht hat? Ich bin auch gar nicht neugierig!

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Morgen habe ich frei!

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MittWoch.

Was hatte ich heute Morgen Schwierigkeiten, auf Touren zu kommen! Mir fehlt der morgendliche Kaffee vor neun, den mir der in München weilende Gentleman üblicherweise kredenzt. Denn an sein Espressomaschinen-Schmuckstück traue ich mich nicht heran. (Außerdem ist sie gerade so schick geputzt, und ich möchte sie nicht noch mal putzen müssen.)

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Der kurzfristig eingesprungene Kollege bereitet sich wieder auf den Rückzug nach Berlin vor. Schade, denn gern habe ich mit ihm gearbeitet. Die Koffer seien schon gepackt, sagt er, jetzt müsse er nur noch die drei verbliebenen Arbeitstage in der kommenden Woche und die Übergabe an die neue Kollegin gut überstehen. Dann - endlich - warte wieder sein Berliner Leben auf ihn. Wie gut kann ich ihn verstehen.

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Der Urlaub rückt langsam näher. Trotzdem schmiede ich schon einmal Pläne für den Winterurlaub. Noch sind die Flüge günstig, wenn auch nicht mehr ganz so günstig wie in der vorvergangenen Woche. Es gilt, sich zu entscheiden.

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Ich bin eine laufende Knoblauchzehe. Gyros mit Zaziki als Geschäftsessen ist jetzt auch nicht die genialste Idee des Tages.

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SMS bekommen: T., mein Patenkind, kann jetzt laufen. Wenn er will. Bekommt er seinen Willen nicht, werfe er sich laut schreiend und strampelnd auf den Boden. Bisweilen erkenne ich keinen Unterschied zu den Verhaltensweisen erwachsener Geschlechtsgenossen in Leitungspositionen.

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E-Mail bekommen: Die südkoreanische Patenstudentin ist wohlbehalten in Seoul angekommen, hört sich die Klagen der Eltern an und entschied kurzfristig, sich bei einer Freundin einzuquartieren. Ein skandalöses Vorgehen! Die Freiheit Europas fehle ihr, schreibt sie. Ab kommender Woche suche sie eine Teilzeitstelle um das Studium unabhängig beenden zu können. Ich maile mal meine deutsch-koreanische Studienkollegin an, unter deren Leitung die Korea-Abteilung eines großen versandhandels arbeitet. Vielleicht hat sie was. Wäre ich nur auch so eine begnadete Netzwerkerin für mich selbst.

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E-Mail bekommen: Mein Vater erkundet radelnd die chinesischen Verkehrsregeln. Stellen Sie sich eine rotblonde, einsneunzig große, Anzug tragende Langnase mit niedersächsischem Temperament vor, die sich mit einem einzigen bösen Blick die Vorfahrt vor einem ganzen Bus erzwingt. "Den chinesischen Führerschein bekomme ich auch noch", droht er. Dann seien die Chinesen dran. Maos Erben wissen noch gar nicht, welcher Urgewalt in ihrer Mitte sie Gastrecht gewähren.

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Die kleinen Erfolge sind doch manchmal jene, welche einen am Leben erhalten. Nach dem gestrigen Super-GAU in Sachen Sorgfalt und Glaubwürdigkeit - ich schrieb das erste Mal in meinem Leben einen Entschuldigungsbrief an einen offiziellen Würdenträger, und es tat mir wirklich unendlich leid und ich war sehr peinlich berührt, ihn in einer offiziellen Drucksache fünf Jahre älter gemacht zu haben - erhielt ich heute von einem Kollegen ein Lob, wie angenehm es doch sei, mit mir zusammen zu arbeiten. Es sei so stressfrei. Himmel, was habe ich ihm getan?

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Ich weiß, dass die Schildkröte hier immer noch herumliest. Will er wieder schriftlich über die Blogger herziehen? Jetzt, da er der Chef des Feuilletons ist, ist das doch geradezu Pflicht!

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Am Freitag habe ich frei. Daher kommt mir dieser Mittwoch wie ein Donnerstag vor. Gutes Gefühl.

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SommerLicht.

In der Küche hängt eines dieser Geräte des Gentleman, die einfach alles anzeigen und wahrscheinlich auch die Welt als Ganzes erklären. Wetter, Regenwahrscheinlichkeit, Luftfeuchte, Dreitagesvoraussage usw. Außerdem den Sonnenauf- und - untergang. Gestern Abend darauf gesehen und wieder ist eine Minute der Sonnenzeit verschwunden und wird frühestens ab dem 21. Dezember wieder draufgeschlagen. Wieder eine Minute weniger, in der ich mir ein wenig Sonnenbräune aneignen könnte. Die Kollegin, braun wie eine Nuss nach drei Wochen Urlaub am brandenburgischen Baggersee, wird gern mal mit einer Südländerin verglichen, während meinereins sich einer milden Blässe erfreut. Lange her sind die Zeiten, als ich in den Semesterferien níchts anderes zu tun hatte als am Schlachtensee zu liegen oder der Krummen Lanke und meinen schlanken Körper in die ansprechende Bräune zu versetzen, die bis in den Winter nachwirkt. Und der Urlaub ist auch noch fast einen Monat entfernt.

Heute Morgen hatte wenigstens die Anzeige für das Dreitageswetter Mitleid mit mir Sonnenhungriger aber Zeitloser: Regen. Das ganze Wochenende.

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