Mit Röyksopp im Ohr in den Feierabendverkehr. Slalom durch den STAU.
... link (4 Kommentare) ... comment
Kollegin I hat einen Waschzwang. "Ich renne jede Stunde, um meine Hände zu waschen", sagt sie und reibt sich die Hände, "besonders, wenn ich gekifft habe." Ich überlege, welchen Zwängen ich unterworfen bin. Und merke: Es sind doch nur die äußeren. Sollte ich mir nicht mal einen richtig schönen Tick zulegen? Vielleicht einen Blicknachobenrichtetick oder einen IchmussunbedingtdenBürofussbodenküssenbevoricheintrete-Zwang. Nein, ich hab's: Ich gucke ständig in meine Referrer, wer mich hier linkt und liest. Das ist mal so ein richtig schön zwanghaftes Verhalten. Darauf einen Joint.
... link (2 Kommentare) ... comment
Nachdem Franziska schon lästerte, gebe ich es zu: Ich wurde bekehrt.
Und der Herr sprach: "Your Maximum Upload Size Exceeds 4.000 KB"
Ich warte darauf, dass mir Steintafeln auf die Birne fallen und die Büsche vor dem Fenster anfangen zu qualmen.
... link (8 Kommentare) ... comment
Er: "Ich befürchte, dass ich ja irgendwann als schwer vermittelbar gelte."
Sie: "Du meinst, wie diese alten, hässlichen Hunde im Tierheim mit schlechtem Atem und Rheuma?"
Er: "So ähnlich."
... link (0 Kommentare) ... comment
Ihre Erdbeermarmelade war geradezu legendär: Ein Schuss bester schottischer Whiskey durfte nie fehlen. Weshalb ich als Urenkelin auch erst spät, fast zu spät, in den Genuss der gelierten Früchte kam.
"Ich bin geboren am ersten Tag des letzten Jahres im vergangenen Jahrhundert. Na, wann war das?" Sie stellte mir gern Rechenaufgaben. "Man muss dem Kopf etwas zum Denken geben. Das kommt nicht von allein", wie sie süffisant lächelnd mit einem Blick auf den ihrer Ansicht nach etwas weichlichen Schwiegersohn hinzufügte. Als Chefin eines mittelständischen Unternehmens wollte sie nur fähige Mitarbeiter, was sie ihre Angestellten durchaus gern in einer dezent-hochnäsigen Gutsbesitzerinnenart wissen ließ.
Manchmal verschwand sie wochenlang. Dann kamen bunte Postkarten mit Mittelmeerszenen, Almrausch und Edelweiß bedruckt und einmal sogar eine aus Indien: Farbenprächtig bemalte Elefanten stolzierten majestätisch in Reih und Glied, auf dem Rücken die Maharadschas in ihren Prunksänften. "Mir geht es gut. Das Taj Mahal ist wunderbar. Morgen geht es weiter nach Varanasi." Da war sie 75 und noch gut in Schuss, weshalb sie auch mit dem Reisebus via Damaskus und Kabul den Weg nach Indien auf sich nahm. Auf dem Rückweg musste man sie allerdings aus Kabul ausfliegen - ein kleiner Kreislaufzusammenbruch machte die Heimreise per Luft ratsam.
Die Postkarte aus Indien hing lange gerahmt hinter dem Schreibtisch im Büro meiner Großmutter. Sie reiste gern und brachte ebenso gern den schlimmsten Kitsch und Trödel mit. Kein Souvenirhändler, der nicht heute noch ein Loblied auf diese seltsame Alte singt, die ihm und seiner Familie über Wochen hinweg die Ernährung sicherte. Man kann sagen, dass ich ein Gutteil meiner Kindheit in Shetland-Pullovern, Schottenröcken und Dirndln verbrachte - dank der Reisewut meiner Urgroßmutter.
Als ich sie das letzte Mal sah, lag sie angebunden an das Bettgitter im Pflegeheim. Ein dünner Speichelfaden hing an ihren kaum noch vorhandenen Lippen, einen zahnlosen Mund umrahmend. Ich erzählte ein wenig von der Schule und dass das Abi nahte. Sehen konnte sie mich nicht mehr, aber sie drückte meine Hand und lächelte auf einer Gesichtshälfte. Bald darauf wechselte die Pflegeleitung und keine Patienten wurden mehr angebunden. Dafür gab es Pillen. Ich machte Abi und ging fort. Ihr Grab habe ich nie besucht.
Vor einigen Tagen habe ich Erdbeeren gekauft, sicherlich zu früh im Jahr und natürlich aus spanischen Treibhauskulturen, sie hätte mir die Ohren langgezogen. "Alles Frische ist Saisonware", sagte sie immer und war sich nie zu schade, einen braungefleckten Apfel vom Boden aufzulesen wenn wir im Garten spazierten. "Der ist noch gut für Kompott." Ich habe Marmelade aus den Erdbeeren gemacht. Mit einem Schuss Whiskey.
... link (0 Kommentare) ... comment
Liebe Leser, ich möchte gern, dass Sie sich heute einmal zwei Minuten Gedanken um die Nachhaltigkeit in Ihrem Leben machen.
Und, ja, ein kleiner, diesen Beitrag nicht ganz unbeeinflusst lassender Kino-Tipp: We Feed The World
Und, ja, manchmal überkommen einen die Weltverbesserungsfantasien. Wenn das schon mit dem Plan zur Übernahme der Weltherrschaft nicht klappt.
... link (7 Kommentare) ... comment
Mir beim Wechseln der Klammern in den rechten Daumen getackert. Die Woche geht ja gut weiter.
... link (2 Kommentare) ... comment
Wortschnittchen, 1975. Noch blauäugiger als jetzt.
... link (9 Kommentare) ... comment
Mein Vater, 1973. Sie nannten ihn Django.
(Was man nicht alles findet, wenn man mal seinen Krempel aufräumt.)
... link (11 Kommentare) ... comment
Empfehlung des Hauses: Sollten Sie, liebe Leser, oder Ihre Angehörigen der Altersgruppe Ü 50, die in Berlin mal so richtig was erleben wollen, das neue Projekt von Hans-Peter Wodarz (Pomp, Duck & Circumstance) besuchen wollen: Lassen Sie's. 'Das Spiel mit der Lust' wird spätestens nach dem dritten Act zum Spiel mit dem Frust. Jeder Kaffeelöffel verströmt mehr Erotik als diese Show.
... link (5 Kommentare) ... comment
Eigentlich hatte ich vor, mich in einem längeren Text über Geld und seine veränderte moralische und gesellschaftliche Bewertung zu ergehen (folgt vielleicht noch). Seit meinem gestrigen - beruflich generierten - Besuch in der Spielbank Berlin hat sich mir eine neue Facette der menschlichen Wahrnehmung von Geldwert eröffnet: Der Umgang mit Spielgeld.
Der Spieler ist seltsam. So seltsam, dass sich folgendes Szenario ereignete: "Sagen Sie mir eine Zahl", fordert der Spieler, ein angenehm aussehender und gut gekleideter Mann um die Vierzig Kollegin I und mich, an der Bar sitzend, auf. "26" sage ich, "18" ist die Zahl von Kollegin I. Ohne ein weiteres Wort zieht er ab. Roulette ist sein Spiel des Abends. Nach fünf Minuten kommt er zurück, legt uns wortlos einige grüne Jetons auf den Tresen zum Roulettetisch und geht. Wir zählen nach. Jede von uns hat mit einer Zahl und ganz ohne zu spielen 100 Euro gewonnen.
... link (5 Kommentare) ... comment
Bild.de hat wieder einmal eine Klickmaschine aufgelegt. Die ultimative Liste: Unsere 100 Lieblings-Promis. Gelesen: Unsere 100 Lieblings-Prolls.
... link (1 Kommentar) ... comment
Ich hasse Übersetzungen aus dem Fachchinesischen. Es gibt noch nicht einmal eine Übersetzung für Fachchinesisch.
... link (0 Kommentare) ... comment
Der Augenarzt sagt, es sei eine Alterserscheinung, und das Gerinnsel vollkommen harmlos. Ich würde nicht erblinden, und der leichte Silberblick sei schon immer vorhanden gewesen, verstärke sich aber durch Bildschirmarbeit. Ich müsse damit leben.
Seit zwei Jahren lebe ich also damit, dass Fruchtfliegen meinen Kopf umschwirren. Sie rutschen vom oberen Sichtfeld bis in die Mitte des Augenglaskörpers und schweben auf und nieder. Meistens stören sie nicht. Nur manchmal, wenn ich wild um mich schlage und schreie "weg mit euch, ihr Scheißbiester!", dann sehen mich die Kollegen etwas erstaunt an.
Aber heute, heute habe ich die Rechtfertigung gefunden. Sie kommen aus der Pflanze neben dem Schreibtisch und schwirren Kollegin I und mir um den Kopf. "Weg mit euch, ihr Scheißbiester!" schreit nun auch Kollegin I und schlägt wild um sich. Die Fruchtfliegen sind mir ein Augentrost.
... link (6 Kommentare) ... comment
Mal ganz ehrlich: Ich bin froh, dass es in Blogs nur eine Kommentarfunktion unter den Texten gibt. Stellen Sie sich vor, man könnte direkt an den Text seinen Senf schreiben, ähnlich, wie manche es in ihren Kerouac oder H. S. Thompson-Ausgaben machen ("genau!", "siehe auch Kant, S. 124 ff", "nieder mit dem Kapitalismus"). Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen jubelpersern und selbstbeweihräuchern?
... link (1 Kommentar) ... comment
Ich freue mich ja immer ungemein über Geschenke. Von Frau Nuf habe ich mein ganz persönliches Wort geschenkt bekommen: Lingualkritizität.
(Beim Nachschlagen fand ich die sog. Theorie der selbstorganisierten Kritizität. Im weiteren Verlauf kam ich noch zur Chaostheorie und zum Bénard-Experiment. Note to myself: Unbedingt vertiefen!)
... link (0 Kommentare) ... comment
Zeitungmachen.
... link (4 Kommentare) ... comment
So, und ich möchte, dass Sie, werte Leser, heute Mittag mal nicht in die Kantine gehen, sich kein fettes Essen in den Wanst stopfen, sondern in den nächstgelegenen Park gehen und die Augen schließen. Hören Sie.
... link (9 Kommentare) ... comment
"Musst du immer so latschen?" Die Mutter schaut streng. Ja, muss ich. Geht nicht anders. Ich bin nämlich lässig.
In Chucks ist es außerdem unmöglich, einen halbwegs eleganten Gang zu haben. Halbhoch, in Schwarz, und dazu zerrissene Jeans, 501er von Levi's natürlich, die machen so einen schicken Entenarsch. Und auf meine Chucks lasse ich nichts kommen. Chucks, Jeans und meine Vespa, mehr braucht es nicht, um cool zu sein. Wir schreiben das Jahr 1987 und ich bin verliebt. H. und ich gehen miteinander, seit März schon, nachdem wir ein Jahr vorher schon einmal miteinander gingen. Dieses Mal ist es für immer, denke ich, und glaube auch die nächsten vier Jahre daran.
So eine Jugendliebe behält man auf ewig im Herzen. Der H. von damals ist heute mein bester Freund, und sein Kind wird mein Patenkind. Ein anderer H. verlässt bald die Stadt, um mit seiner Jugendliebe zu leben.
Wenn ich heute im frühlingshaften Sonnenschein auf meiner Vespa durch die Straßen Berlins fahre, in Jeans und Chucks natürlich, denk ich mir manchmal: Ich bin verliebt.
... link (14 Kommentare) ... comment
Schuhe ohne Strümpfe = Frühling.
... link (2 Kommentare) ... comment
Langsam verwandele ich mich in eine Esoschlampe. Habe ich wirklich gerade gesagt "ich mach' uns mal einen Yogi-Tee"?
... link (8 Kommentare) ... comment
Ich glaube, ich weiß jetzt, was mein Problem ist: Ich halte mich für normal.
... link (1 Kommentar) ... comment
Man schwor sich, es nie wieder zu tun. Und tat es dann doch. Man legte ein Gelübde ab, nach dem man schweigen, nie wieder Alkohol trinken, nie wieder rauchen und im Übrigen zölibatär leben wollte. Allein, das Fleisch. Oder der Geist.
Dem Fleische rücke ich jetzt auf den Leib. (Ja, ich gebe zu: Der war richtig schlecht) Die alljährliche Frühjahrsdiät ist angesagt.
Inspiriert durch das Osterschweigegelübde des Herrn Mek.
... link (7 Kommentare) ... comment
Was machen 10 Männer besten Alters, wenn die Stimmlage nicht für eine Karriere als Startenor ausreicht, der Körper nicht mehr juvenil genug für einen Fußballprofi ist und sie ums Verrecken nicht aus Kreuzberg wegwollen? Genau. Sie gründen das Original Oberkreuzberger Nasenflötenorchester: Der Grindchor. Eine Revolution der Musik!
Gestern gesehen, sofort verfallen. Sie spielen auch oft auf Beerdigungen, sagt der Bandleader. Der Eintritt durch die Himmelspforte dürfte nach solcher Trauermusik gewiss sein. Die Posaunen von Jericho sind nichts dagegen.
Ich bin wohl jetzt ein Nasenflötengroupie.
... link (6 Kommentare) ... comment