Ja, ich gebe es zu: Ich habe ein Problem damit, Menschen blind zu vertrauen. Meine misstrauische Grundhaltung erstreckt sich daher nicht nur auf abgründige sondern generell auf alle Situationen, in denen ich Kontrolle abgeben muss.
Immer, wenn zwei Menschen aufeinander treffen, müssen sie einen kleinen Vertrauensvorschuss geben um sich aufeinander einzustellen. Sex ist da nur eine der Situationen. Beim Tanzen ist das nicht anders. Die Folgende gehorcht den Anweisungen bzw. Zeichen des Führenden. Da dies nicht nur nicht immer leicht ist, sondern gelegentlich hitzige Diskussionen der Tanzpartner provoziert, hatte sich unser pädagogisch wertvoller Lehrer eine Übung zur Vertrauensbildung ausgedacht. Da wir mittlerweile vom Gehen zum Tanzen komplizierter Figuren übergegangen waren, diese mitunter aber noch reichlich wackelig aussahen, wurde uns die Anweisung gegeben: „Die Folgenden schließen bitte die Augen und legen ihre Hände nebeneinander auf die Brust des Führenden. Er gibt durch Gewichtsverlagerung die Figur an. Achtet auf eure Tangorezeptoren.“
Augen schließen? Blind folgen? Niemals! Verweigerung kommt in einem Tanzkurs aber nicht wirklich gut an, also legte ich die Hände auf die Brust meines Tangopartners. Ich konnte unter dem Hemd seine erigierten Brustwarzen spüren. War es das, was der Tanzlehrer als ‚Tangorezeptoren’ bezeichnet hatte?
Ich schloss die Augen. Mein Gefühl der Schwäche wurde stärker. Jeder Schritt war wie ein Schritt ins Verderben. Jeden Moment konnte ich in einen Abgrund stürzen. Oder zumindest das Gleichgewicht verlieren.
Doch, oh Wunder!, ich fiel nicht, noch schwankten wir wie ein betrunkener Matrose und seine trippelnde Hafenhure. Nein, wir tanzten, dass es eine wahre Freude war. Mitsamt allen komplizierten Figuren und Schleifen und Achten, die unsere Füße hergaben.
Was ich mit dieser Geschichte sagen will? Weiß ich leider selbst nicht mehr. Aber die Übung hat funktioniert: Wir tanzen besser denn je und das sogar mit geschlossenen Augen.
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"Eigentlich sollte er wissen, wie man ein Kondom überzieht. Schließlich kann er sich seit 38 Jahren auch alleine anziehen."
"Na, ich weiß nicht. Hast du gesehen, wie schief seine Krawatte sitzt?"
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Als mir das erste Mal das unmoralische Angebot gemacht wurde, meinen Körper für Geld zu verkaufen, war ich süße 18 Jahre jung, naiv und ehrgeizig. Ich wollte damals hoch hinaus und machte, während meine Mitschüler in den Sommerferien an den sonnigen Baggerseen der Umgebung Bräune und Flirtkenntnisse vertieften, ein Praktikum in der Werbeabteilung einer deutschen Großbank. Dieser Unternehmensteil war leider nicht in dem damals höchsten Hochhausturm im Frankfurter Bankenviertel untergebracht, sondern in der Schmuddelecke rund um den Hauptbahnhof. Der tägliche Gang zur Arbeit war ein Spießrutenlauf durch Junkies, Dealer und Nutten, nur getoppt vom Weg in die Kantine durch die Taunusanlage, wo sich Heroinabhängige vor meinen unschuldigen Augen ihren Schuss setzten. Noch spannender fand ich allerdings das Treppenhaus des Bordells, das man so hervorragend aus der Grafikabteilung beobachten konnte. Es herrschte reger Verkehr auf den Stufen. Des Mittags suchten erstaunlich viele Anzugträger die leichten Damen auf. Ich stellte mir gern vor, wie Vorstandsassistent A. auf den Leiter der Abteilung Kreditwesen Südost trifft: «Ach, heute Mittag thailändisch?» «Nein, ich mags lieber deftig polnisch.» «Schönen Tag noch, man sieht sich.»
Ich wartete also eines warmen Sommerabends nach der Arbeit vor dem Bürohaus auf meinen Freund, mit dem ich noch über die Zeil zu bummeln gedachte. Er verspätete sich wie üblich. Ich vertrieb mir die Zeit indem ich die Umherflanierenden beobachtete. Eilig in Richtung Bahnhof strebende Arbeitnehmer, Einkäufer, die den Vorabendzug noch erwischen wollten und verdächtig langsam Gehende, die die Auslagen der hiesigen Geschäfte ebenso bewunderten wie die Auslagen der Damen, die mehr oder weniger diskret auf Kundschaft warteten. Ich wartete ebenfalls, länger als geplant und mit meinem weißen Blüschen und Kostümrock deutlich andere Zielgruppen ansprechend. Dachte ich.
«Wie viel?», fragte mich ein älterer Herr in grauem Anzug. «Wie bitte?», antwortete ich völlig erschrocken. «Wie viel nimmst du fürs Blasen?», wurde er deutlicher. Damals hatte ich von Tuten mehr Ahnung als von Blasen, und so kam es, dass mir die Tränen in die Augen schossen. Vor Scham, dass mir jemand zutraute, ich sei käuflich. Und vor Scham, dass ich noch nicht einmal genau wusste, wie es ging, dieses Blasen. Für derartige Aufklärungsversuche war der sich deutlich verspätende Freund zuständig, der nicht eben zu den eifrigsten Lehrmeistern gehörte. Der Fragende bemerkte seinen Irrtum schnell, murmelte eine Entschuldigung und machte sich davon. Ohne mich aufzuklären, wie viel denn so der gängige Marktpreis für einmal Blasen sei, ein Versäumnis, das mir die Einsicht in die Vermarktungsmöglichkeiten meines Körpers verwehrte.
Das nächste Mal bot man für meinen Körper ein halbes Königreich, immerhin. Mein Vater, der damals in Marokko weilte, zeigte in trauter wenngleich adeliger Männerrunde Fotos seiner Frau und halbwüchsigen Tochter herum. Meine Mutter, lieblich, blondgelockt und blauäugig, erregte der Herren Interesse natürlich sofort, wenn auch nur kurz, da verheiratet. Mein Vater, pragmatisch veranlagt, musste sich damals gesagt haben: Unterbringen muss ich sie sowieso irgendwann, wieso nicht hier und jetzt? So kam es, dass er mir nach seiner Rückkehr aus Marokko das Angebot eines schwarzlockigen Jünglings unterbreitete. Ein halbes Königreich habe dieser geboten, dazu noch eine wunderbare braune Araberstute mit langer Mähne. Eine Geschichte wie aus 1001 Nacht. Trotzdem fing ich an zu weinen, denn wie herzlos war mein Vater, wie gemein, dass er mich an einen Prinzen aus einem fernen Land verschachern wollte. Gut, dass dies nur ein Märchen war, denn mein Vater sah mein Leid und berichtigte sich sofort. Man habe nur ein paar Kamele geboten. Es sei auch kein Prinz gewesen sondern sein Chauffeur. Ich weinte trotzdem weiter, hartnäckig und trotzig. Solange bis ich meine wunderbare braune Araberstute reiten durfte.
Weniger weinen denn verblüfft lachen musste ich bei dem letzten Angebot, das ich einem Mann machte. Es waren genau 6 Cent. Die Kosten für ein Telefonat, das dieser Mann nicht mit mir führen wollte. Er weigerte sich trotz Aufforderung standhaft anzurufen und schickte lieber SMS mit der Frage, wann ich das nächste Mal mit ihm vögeln wollte. Man könne es doch auch per SMS verabreden. Er rief nicht an. Wir vögelten also nicht. Vielleicht zum Glück. Hätte er angerufen, wer weiß, wie viel es ihn hinterher gekostet hätte.
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Darüber muss ich doch immer wieder herzlich lachen: "Wir machen heute einen Männerabend."
Frage: Jungs, wieso bin ich dann immer dabei?
Antwort: Weil wir eine Quotenfrau brauchen. Außerdem kannst du dem Taxifahrer sagen, wohin wir wollen, wenn wir nicht mehr können.
Gedanke: Ich bin also das Kindermädchen.
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Mir scheint, da besucht Jemand die gleiche Tanzstunde.
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Ich mache keine Diät. Es ist ohnehin zu kalt für den Leoparden-Bikini.
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Mein guter Freund H. ist überzeugt: "Tango wird dir gefallen!" Ich bin nicht ganz so sicher, sage aber zu, als ein attraktiver Herr meines Bekanntenkreises anfragt, mit ihm diesen schönen Gesellschaftstanz zu erlernen. Wir kennen uns seit einer halben Ewigkeit, haben die ein oder andere Party gemütlich in einer Ecke verquatscht und sind uns sicher: Ohne Beziehung klappt ein Tanzkurs wesentlich besser. Vor allem, wenn man sie nicht miteinander pflegt.
So schreiten wir also eines schönen Dienstagabends zu bester 'Desperate Housewives'-Zeit in den Parkettsaal einer bekannten Berliner Tanzschule. Unsere Freunde, auf deren Tanzwut die Idee eines gemeinsamen Kurses erwuchs, sind auch schon da.
Der Tanzlehrer fordert uns zunächst auf, zu gehen. Einfach nur gehen. Oder vielmehr: Den Führungsanspruch aufgeben, den emanzipierte Frauen heutzutage durchaus einmal haben. Gar nicht so einfach. JC tritt gelegentlich auf meine Schuhspitzen. Um dies zu vermeiden, macht er im Folgenden extra große Schritte an mir vorbei. Wir sehen aus wie ein betrunkener Matrose mit einer trippelnden Hafenhure.
Das findet auch der Tanzlehrer und nimmt sich unserer ungelenken Versuche an: "Du musst sie mehr in den Arm nehmen. Seid nett zueinander!" Wir sind nett zueinander, aber es klappt trotzdem nicht. Andere Paare haben dieses Problem ebenfalls. Da ist die rundliche Russin mit dem kahlköpfigen Freund, der sich verzweifelt bemüht, alles richtig zu machen. Oder unsere Freunde, die schon im täglichen Leben miteinander alles diskutieren und dies auch auf dem Parkett fortführen. Ein Paar fällt besonders auf: Sie, überschlank und, sagen wir es mal höflich, mit einem Charaktergesicht gesegnet, und Er, hübsch wie der junge Morgen und einen halben Kopf kleiner als sie. Genau mein Beuteschema, übrigens. Bei denen funktioniert es auch nicht. So, so.
Nach zwei Stunden sind wir schweißgebadet und entnervt. Die Füße wollen nicht wie der Kopf, und dann gibt es da noch Arme, deren genaue Funktion noch erforscht werden muss. "Nun lass mich doch endlich führen", "Nimm die Schulter in die Drehung, sonst falle ich ins Nichts" oder "Warum willst du immer Recht haben" sind die Sätze, die dutzendfach von den anderen Paaren zu hören sind. JC und ich haben eine andere Strategie: Wir tanzen einfach nur schlecht miteinander und machen uns keine Vorwürfe. Wie gut wir tanzen können, merken wir, wenn wir mit anderen Tanzpartnern über das Parkett flitzen. Der junge Mann mit der Pferde-..., äh, Charaktergesichtfreundin und ich schweben gottgleich und elegant durch den Saal.
It takes two to Tango, heißt es. In unserem Fall bedarf es wohl noch anderer, um wirklich gut zu tanzen.
Edit: Seit der ersten Stunde hat sich in punkto Tanzstil einiges verbessert.
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Männer mit Hobbies wie das Zusammenbauen und Spielen mit Modelleisenbahnen und -schiffen.
Aus: Fragen, die man sich so nie gestellt hätte.
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Bin ich nicht. Ich schlage den Ball nur zurück.
Aus: Abteilung für Wundersames, Unverständliches.
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"Für Vorspiel habe ich einfach keine Zeit mehr."
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