ModerneZeiten.

Auf einmal poppt da ein Zeichen unten rechts am Bildschirmrand auf. Der Name meiner Tante! Die Mutter meines Stiefvaters! Via Skype! Das bislang von mir nicht genutzte Medium bringt mir eine 84-jährige Dame im Videotelefonmodus ins Bild. Mein Stiefvater hat ihr ein Laptop mit Bildschirmkamera gekauft und ein Skype-Konto eingerichtet, damit er auch über die Entfernung hinweg ein sorgsames Auge auf sie werfen kann. Immerhin: Am Ende des Jahres sind es nicht nur 350 Kilometer sondern etliche tausend, denn dann wird er in Peking sitzen und so einfach über's Wochenende zur Mutter fahren nicht mehr möglich sein.

Ich stehe nicht gern vor der Kamera und lasse mich auch ungern fotografieren, und eine derartige Einrichtung überfordert mich erst einmal komplett. Wir plaudern eine Viertelstunde und allmählich lässt auch die Verkrampfung nach, die so ein direkter Kontakt per Bild hervorruft. Das nächste Mal bin ich aber geschminkt und ordentlich angezogen, wenn Tantchen anruft... - Moderne Zeiten!

... link (1 Kommentar)   ... comment


WinterFarben.

Manchmal, oft am frühen Morgen - und mir ist fast jeder Morgen zu früh - schaue ich aus dem Fenster, über das kleine Tal, an dessen Abhang das Haus mit unserer Wohnung liegt, sehe die Bahngleise, die in Zeiten der Wirtschaftskrise weniger oft schwere, halbkilometerlange Frachtzüge ins Irgendwo leiten, und denke mir, dass in meinem Leben zu wenig Farbe ist. Mir fehlt ein wenig Rot, das mich erregen, aufregen und, sic!, erröten ließe. Ein bisschen mehr Gelb, obwohl ich diese Farbe eigentlich nicht mag, ein Tupfer nur, der meine ewiglich gleiche Kleidung aufpeppen würde, gleichsam einer Blume zwischen kahlen Zweigen. Gern dürfte es ein wenig Grün geben, aber hier lege ich Regeln an, denn es darf nur ein bestimmtes Grün sein, ein Schilfgrün mit Grauanteilen, denn alles andere ließe mich blass werden, verschwinden wie in Tarnfarbe. Allein, mir fehlt der Mut zur Farbe. Und so schlüpfe ich des Morgens in grau, schwarz, weiß, seltener Jeansblau. Und sehne mich nach dem Tag, an dem es wenigstens um mich herum wieder bunt wird. Vielleicht ist dann auch morgens meine Laune besser.

... link (2 Kommentare)   ... comment


MastundSchotbruch.

Ein leises Farewell für einen Blogger, der bewiesen hat: Jugend ist eine Frage der Einstellung.

... link (0 Kommentare)   ... comment


TopBekloppt.

Würden Sie sich für knappes Geld einen fahrbaren Zweiraduntersatz kaufen, um damit innerhalb einer Woche rund 1400 Kilometer in den Asphalt zu klopfen?

Ja. Würde ich natürlich auch, macht ja Spaß.

Aber würden Sie das auch in einem Land machen, das eine Unfallrate hat, die dem rasanten Bevölkerungswachstum etwas entgegen zu setzen hat?

Ja. Man kann sich ja schützen.

Würden Sie das immer noch tun, wenn zugleich Massen von Regen vom Himmel stürzen, und damit meine ich nicht den Regen, den wir hier kennen, sondern tropischen Regen, Sturzfluten, Überschwemmungen?

Naja. Mir kämen schon Zweifel. Wer macht denn sowas?

Die drei Herren meines präferierten Auto-Magazins Top Gear.

Schauen Sie mal!



Zu sehen sind ihre kompletten Abenteuer hier (Teil 1) und hier (Teil 2).

via

... link (5 Kommentare)   ... comment


3+8.

So alt wird keine Kuh.

... link (12 Kommentare)   ... comment


NeoLogik.

Amoklaufschuhe schnüren.

... link (0 Kommentare)   ... comment


KeepItGirl.


(Damals trug man noch Deppenpony.)

... link (3 Kommentare)   ... comment


WinterScholle.

... link (2 Kommentare)   ... comment


AbenteuerPolen.

Der wilde Osten beginnt nur wenige Kilometer entfernt. Er wartet mit unbeleuchteten Dörfern und etlichen Löchern im Navi-System auf, das uns schnurstracks von Lagów in die tiefste polnische Pampa führt. Der Weg ist verschneit, aber durch Reifen gespurt, so dass wir uns erst recht wenig Sorgen machen. Es ist warm im Auto, die Musik angenehm, und das nachmittägliche Mahl in der alten Johanniterburg wirkt noch nach. Rechts und links des Weges erstrecken sich ausgedehnte Buchenwälder und noch immer leitet das Navisystem geradeaus. Der Wagenunterboden setzt gelegentlich auf der Mitte der Spur auf, und man darf den Erfindern der Interachs-Differentialsperre an dieser Stelle ruhig einmal Dank aussprechen. Dennoch, der Weg bleibt schlecht und wird noch schlechter. Der Gentleman murmelt etwas wie "Sollten mal gucken, wohin das noch führt" und ich murmele etwas zurück wie "Scheiß-Navi, die Papierkarte sagt doch deutlich, dass das hier ins Nirgendwo führt". Einhellige Meinung hingegen herrscht unmittelbar danach, als der Weg steil bergab geht. Der Gentleman stoppt das Auto, steigt aus, um den Weg zu prüfen. Denn der Weg ist keiner mehr, nur noch ein Waldweg, der laut meiner Karte zu einem See hinabführt. "Hier kommen wir nicht weiter", bescheidet der Mann und möchte wenden. Wenden Sie mal auf einem Waldweg, der beidseitig mit knallhart geforener Böschung versehen ist. Ballast muss abgelassen werden, also steige ich aus. Hin und zurück, die Kupplung stinkt entsetzlich, der schöne Wagen schrappt bedenklich über tiefgefrorenen Boden. Letztendlich schafft der Gentleman das Wendemanöver. Ich darf wieder einsteigen. Und nach reiflicher Überlegung sage ich mal: "Hätte auch schiefgehen können." Abenteuer Polen. Das nächste Mal bitte ohne Navi.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Jammerläppchen.

Der Kopf dröhnt, die Augen jucken und was die Nase an Sekretvolumen produziert, ist ebenso erschreckend wie lästig. Zudem scheinen die Mandeln Tennisballgröße erreicht zu haben. Alles in allem also: Erkältungszeit. Gern würde ich mich einfach mal eine Woche aufs heimische Sofa verfügen, mich pflegen und pflegen lassen, langsam genesend auf kleinen Ausflügen die Stadt erwandern und mich dem Müßiggang hingeben, nur unterbrochen von Hustenanfällen und Naseschneuzen. Ich gehe jetzt mal die Jammerläppchen waschen.

... link (4 Kommentare)   ... comment


MauerFall.

Die Marketingmaschine läuft gut geölt an. 20 Jahre Mauerfall mit allem Pipapo sind unter die Leute zu bringen, mit mal mehr, mal weniger kritischer Auseinandersetzung zu blühenden Landschaften vor und nach 1989. Manchmal frage ich mich, was wäre wenn. Wenn dieser seltsame Abend nicht gewesen wäre, diese Nachricht, die Grenze sei geöffnet worden, diese Bilder von lachenden, weinenden, sich so ungläubig freuenden Menschen, die einfach eine Grenze überschreiten dürfen, die für sie sonst fast unüberwindlich war. Die Gesichter der Grenzbeamten, deren Ausdruck zwischen Unsicherheit und Überforderung und beginnender Mitfreude wechselt. Was wäre, wenn.

Vermutlich hätte ich den Studienplatz in Frankfurt (M.) angenommen, statt auf das Nachrückverfahren für einen an der FU Berlin zu hoffen. Wahrscheinlich wäre ich noch einige Zeit bei meinen Eltern wohnen geblieben, bevor ich dann versucht hätte, in eine WG nach Frankfurt (M.) zu ziehen. Möglicherweise hätte ich mein erstes Studium auch nicht geschmissen, wäre nicht einer Liebe, die nicht halb so groß wie nötig war, nach Paris gefolgt, wo ich das erste Mal im Leben Bekanntschaft mit Kakerlaken und der bisweilen lähmenden Familienorientierung der Franzosen machen durfte. Es könnte sein, dass ich nach erfolgreichem Abschluss des Studiums eine Feld-, Wald-, Wiesenanwältin mit kleiner Dachwohnung, kleinem roten Cabrio und Perlenkettchen geworden wäre. Ich hätte irgendwann jemanden kennengelernt, ganz klassisch zwei Kinder bekommen und die Sommerurlaube gern in Frankreich verbracht, immerhin, das Haus am Atlantik gab es ja damals schon. Vielleicht wäre die Ehe nicht so toll gewesen, aber in der Stadt aus der ich stamme, ließ man sich auch in den 90ern nicht so schnell scheiden. Meine Kinder würde ich zu Ballett- und Volleyballstunden fahren, am Wochenende zu Leichtathletikturnieren. Ganz so wie ich als Kind. Das Erwachsenwerden hätte ich vielleicht einfach übersprungen und würde jetzt schneller alt als andere Menschen.

Möglicherweise hätte ich einige Fehler weniger gemacht. Möglicherweise aber auch einige ganz entscheidende mehr.

Vermutlich hätte ich sehr viele Menschen nicht kennengelernt, die mir heute unendlich viel bedeuten und deren anderer historischer Hintergrund mich manchmal überrascht, aber selten irritiert. Und ich hätte mit Sicherheit nicht den Einen gefunden, der von manchen als Lebensmensch betitelt, von mir aber der beste Mitreisende der Welt.

Insofern: Schön, dass es den Mauerfall gab, und ein Jeder mache ihn sich so schön wie möglich.

... link (2 Kommentare)   ... comment


JuxDollerei.

Da sitzt man am Schreibtisch im Büro und denkt, man habe eine Realitätsverschiebung.

... link (4 Kommentare)   ... comment