Amoklaufschuhe schnüren.
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(Damals trug man noch Deppenpony.)
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Der wilde Osten beginnt nur wenige Kilometer entfernt. Er wartet mit unbeleuchteten Dörfern und etlichen Löchern im Navi-System auf, das uns schnurstracks von Lagów in die tiefste polnische Pampa führt. Der Weg ist verschneit, aber durch Reifen gespurt, so dass wir uns erst recht wenig Sorgen machen. Es ist warm im Auto, die Musik angenehm, und das nachmittägliche Mahl in der alten Johanniterburg wirkt noch nach. Rechts und links des Weges erstrecken sich ausgedehnte Buchenwälder und noch immer leitet das Navisystem geradeaus. Der Wagenunterboden setzt gelegentlich auf der Mitte der Spur auf, und man darf den Erfindern der Interachs-Differentialsperre an dieser Stelle ruhig einmal Dank aussprechen. Dennoch, der Weg bleibt schlecht und wird noch schlechter. Der Gentleman murmelt etwas wie "Sollten mal gucken, wohin das noch führt" und ich murmele etwas zurück wie "Scheiß-Navi, die Papierkarte sagt doch deutlich, dass das hier ins Nirgendwo führt". Einhellige Meinung hingegen herrscht unmittelbar danach, als der Weg steil bergab geht. Der Gentleman stoppt das Auto, steigt aus, um den Weg zu prüfen. Denn der Weg ist keiner mehr, nur noch ein Waldweg, der laut meiner Karte zu einem See hinabführt. "Hier kommen wir nicht weiter", bescheidet der Mann und möchte wenden. Wenden Sie mal auf einem Waldweg, der beidseitig mit knallhart geforener Böschung versehen ist. Ballast muss abgelassen werden, also steige ich aus. Hin und zurück, die Kupplung stinkt entsetzlich, der schöne Wagen schrappt bedenklich über tiefgefrorenen Boden. Letztendlich schafft der Gentleman das Wendemanöver. Ich darf wieder einsteigen. Und nach reiflicher Überlegung sage ich mal: "Hätte auch schiefgehen können." Abenteuer Polen. Das nächste Mal bitte ohne Navi.
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Der Kopf dröhnt, die Augen jucken und was die Nase an Sekretvolumen produziert, ist ebenso erschreckend wie lästig. Zudem scheinen die Mandeln Tennisballgröße erreicht zu haben. Alles in allem also: Erkältungszeit. Gern würde ich mich einfach mal eine Woche aufs heimische Sofa verfügen, mich pflegen und pflegen lassen, langsam genesend auf kleinen Ausflügen die Stadt erwandern und mich dem Müßiggang hingeben, nur unterbrochen von Hustenanfällen und Naseschneuzen. Ich gehe jetzt mal die Jammerläppchen waschen.
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Die Marketingmaschine läuft gut geölt an. 20 Jahre Mauerfall mit allem Pipapo sind unter die Leute zu bringen, mit mal mehr, mal weniger kritischer Auseinandersetzung zu blühenden Landschaften vor und nach 1989. Manchmal frage ich mich, was wäre wenn. Wenn dieser seltsame Abend nicht gewesen wäre, diese Nachricht, die Grenze sei geöffnet worden, diese Bilder von lachenden, weinenden, sich so ungläubig freuenden Menschen, die einfach eine Grenze überschreiten dürfen, die für sie sonst fast unüberwindlich war. Die Gesichter der Grenzbeamten, deren Ausdruck zwischen Unsicherheit und Überforderung und beginnender Mitfreude wechselt. Was wäre, wenn.
Vermutlich hätte ich den Studienplatz in Frankfurt (M.) angenommen, statt auf das Nachrückverfahren für einen an der FU Berlin zu hoffen. Wahrscheinlich wäre ich noch einige Zeit bei meinen Eltern wohnen geblieben, bevor ich dann versucht hätte, in eine WG nach Frankfurt (M.) zu ziehen. Möglicherweise hätte ich mein erstes Studium auch nicht geschmissen, wäre nicht einer Liebe, die nicht halb so groß wie nötig war, nach Paris gefolgt, wo ich das erste Mal im Leben Bekanntschaft mit Kakerlaken und der bisweilen lähmenden Familienorientierung der Franzosen machen durfte. Es könnte sein, dass ich nach erfolgreichem Abschluss des Studiums eine Feld-, Wald-, Wiesenanwältin mit kleiner Dachwohnung, kleinem roten Cabrio und Perlenkettchen geworden wäre. Ich hätte irgendwann jemanden kennengelernt, ganz klassisch zwei Kinder bekommen und die Sommerurlaube gern in Frankreich verbracht, immerhin, das Haus am Atlantik gab es ja damals schon. Vielleicht wäre die Ehe nicht so toll gewesen, aber in der Stadt aus der ich stamme, ließ man sich auch in den 90ern nicht so schnell scheiden. Meine Kinder würde ich zu Ballett- und Volleyballstunden fahren, am Wochenende zu Leichtathletikturnieren. Ganz so wie ich als Kind. Das Erwachsenwerden hätte ich vielleicht einfach übersprungen und würde jetzt schneller alt als andere Menschen.
Möglicherweise hätte ich einige Fehler weniger gemacht. Möglicherweise aber auch einige ganz entscheidende mehr.
Vermutlich hätte ich sehr viele Menschen nicht kennengelernt, die mir heute unendlich viel bedeuten und deren anderer historischer Hintergrund mich manchmal überrascht, aber selten irritiert. Und ich hätte mit Sicherheit nicht den Einen gefunden, der von manchen als Lebensmensch betitelt, von mir aber der beste Mitreisende der Welt.
Insofern: Schön, dass es den Mauerfall gab, und ein Jeder mache ihn sich so schön wie möglich.
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Da sitzt man am Schreibtisch im Büro und denkt, man habe eine Realitätsverschiebung.
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Der kleine Porzellanwachhund sitzt immer noch auf der Steinmauer in La Calera, mittlerweile etwas ausgeblichen und nicht mehr ganz taufrisch, aber den Hunden geht es wie den Menschen, und wenigstens der Gentleman und ich haben mit den Wunschballons an Silvester den ein oder anderen Traum in die Luft gehen lassen.
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So, der Rucksack ist gepackt ("Ich brauche auch ganz bestimmt nur fünf Minuten dafür, Schatz!"), gleich geht es los auf die Insel der vielen Möglichkeiten. Bis im neuen Jahr dann, wenn (wenn!!) ich zurück komme.
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Sie saß am liebsten ganz links auf dem Sofa, den Arm auf der Lehne ausgestreckt, den Gehstock immer in Griffweite. Mit dem schubste sie gern mal die Hunde von ihren Füßen, wenn sie ihr zu viel wurden oder infernalisch pupsten. Besonders Stella, die schwarze Labradorhündin, war Meisterin im Verbreiten schlechter Gerüche.
Vor allem an Weihnachten, wenn die Hunde, drei an der Zahl, eine Extra-Ration frisches Herz verputzt hatten, roch es mitunter etwas streng im großen Wohnzimmer, ihrem Salon, wie sie nicht müde wurde zu betonen. Dort stand auch die stets sehr große und ausladende Nordmanntanne in einer Ecke, die sonst dem ererbten Rokoko-Sessel vorbehalten war und von dem aus man über den Main bis fast nach Offenbach blicken konnte.
Kein Lametta, forderte sie immer von meiner Großmutter, da ist Blei drin! Ihre Tochter, stetige Einmischung der Familienmatriarchin in Privat- und Firmenangelegenheiten gewohnt, nickte duldsam und hängte trotzdem glitzernde Fäden an den Baum. Sie hätte es ohnehin nicht mehr sehen können, denn nach zwei Schlaganfällen und grauem Star waren die Augen milchig geworden, das Begreifen der Umweld auf das Notwendige beschränkt. Nur Lametta, das bitte solle es denn niemals, nie in ihrem Hause geben.
Von ihr stammte der große Kaufmannsladen vom Beginn des vergangenen Jahrhunderts, mit dem sie selbst gespielt hatte, damals im Kaiserreich. 1899 geboren, am 1. Januar, nun fast ein Jahrhundert alt und mit Augen die viel gesehen hatten, aber nun langsam erloschen wie auch der Lebenswille. Ein letztes Weihnachten noch, 1990, dann wolle sie abtreten, wie sie uns versicherte, während einigen Familienmitgliedern der Christstollen im Halse stecken blieb, andere widerum bereits Berechnungen des Verkaufspreises des zu erwartenden Erbteils anstellten. Es war trotzdem ein schönes Fest, obwohl allen bewusst war, dass es wohl das letzte Weihnachten für sie sein würde und den Untergang der gemeinsamen Familienfeste bedeutete.
Gestorben ist sie dann in einer klirrend kalten Januarnacht. Draußen mag es silbern überglänzte Wiesen gegeben haben, so silberfarben wie ihr Haar. Heute Nacht kam sie mich kurz besuchen. Stella an ihrer Seite, saß sie in ihrem Rokokosessel und lächelte mich an: Kein Lametta, hörst du?
Nein, Omama, kein Lametta.
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Jetzt geht es wieder los! Wie
2007, 2006, 2005, 2004 und 2003, so auch dieses.
Zugenommen oder abgenommen?
Zu. Und zum Jahresende hin ab.
Haare länger oder kürzer?
Länger.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Kurzsichtiger, massiv. Und ansonsten kann ich nur sagen: Mit dem Zweiten sehe ich besser.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Weniger, weil einen wirklich gut dotierten Job für einen interessanteren, weniger gut bezahlten aufgegeben. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass man nicht nur in der Hauptstadt arm aber sexy sein kann.
Der hirnrissigste Plan?
Hm. Ich glaube, hier muss ich erneut passen. Ob der Umzug von der Groß- in die Kleinstadt so klug war, wird sich zeigen. Die Kleinstadt hat noch eine verlängerte Probezeit.
Die gefährlichste Unternehmung?
Der Umzug in eine Kleinstadt. Ganz weit in den Osten. Ganz nah an die Grenze. Kurz vor Sibirien. (More Drama, Baby!)
Der beste Sex?
Natürlich!
Die teuerste Anschaffung?
Dank des wirklich guten Gesundheitssystems in Deutschland habe ich einen Jahresurlaub in Sehhilfen und Zahnbehandlungen gesteckt. Danke, du bist Deutschland.
Das leckerste Essen?
Sarlat la Caneda, im Bistrot am Marktplatz. Unglaublich, was man aus Ziegenkäse, Feigen, Gänseleberpastete, Gewürzbrot, Lamm und Kartoffeln machen kann. Politisch so unkorrekt. Aber ein Orgasmus für die Geschmackspapillen.
Das beeindruckenste Buch?
Dieses Jahr waren etliche Thriller Bestandteil meiner Abendlektüre, u.a. von Preston und Child. Alles aber eher durchschnittliche Kost.
Der ergreifendste Film?
Ich leide offensichtlich unter Cineasten-Demenz. Mir ist kein Film als besonders beeindruckend in Erinnerung geblieben.
Die beste CD?
Definitiv Peter Fox, Stadtaffe. Gewinnt sogar gegen die Neue von Polarkreis 18.
Das schönste Konzert?
The Killers im Rahmen des Highfield-Festivals.
Die meiste Zeit verbracht mit...?
Wie immer: arbeiten.
Die schönste Zeit verbracht mit...?
Wie immer: dem Gentleman. Nicht nur auf Reisen.
Vorherrschendes Gefühl 2008?
Entschleunigt.
2008 zum ersten Mal getan?
In eine Kleinstadt umgezogen.
2008 nach langer Zeit wieder getan?
Genossen, jemanden auch vor neun Uhr morgens um mich zu haben.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Gesundheitliche Malaisen zum Jahrensende hin. Einen (unverschuldeten) Unfall mit der Vespa. Das Gefühl, von vielen Augen beobachtet zu werden und nicht mehr frei agieren zu können.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass man manchmal Dinge rauswerfen muss, um Platz für Neues zu schaffen.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich hoffe: Gegenwart.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Zukunft.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Ich hab mal den Lonely Planet von Madagaskar bestellt.
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ich auch.
2008 war mit 1 Wort...?
Richtig.
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