... link (9 Kommentare) ... comment
"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache nimmt."
(Immanuel Kant)
Heute stolperte ich bei SPON das erste Mal über einen Begriff, der mir sofort einen Schauder über den Rücken jagte: Kaufmänner.
Nun stamme ich nicht nur aus einer weitverzweigten Familie von Psychopathen, Spinnern und Selbstmördern, sondern auch aus einer Dynastie von Kaufleuten. Und wurde - nach einigen Irrungen und Wirrungen - selbst mit einem akademischen Grad in dieser Wissenschaft geehrt.
Ja, ich darf mich sogar mit meiner genderspezifischen Berufsbezeichnung schmücken, etwas, was mir ja seit jeher unglaublich wichtig war, halte ich es mit der Gleichberechtigung wie Faust weiland mit der Gretchenfrage: "Sag, wie hältst du's mit der Hausarbeit?"
Erfreut nenne ich mich also Kauffrau mit Diplom und verdiene eifrig meine Brötchen mit Arbeiten, die nur annähernd mit dieser Ausbildung zu tun haben. Von meinem Arbeitsplatz kann ich sogar deutlich die gläserne Decke sehen, welche mir die Leitungsposition verwehren wird. Wenn alles so läuft wie es läuft in dieser Branche.
Indes, nur im Plural sind wir stark, und so wird aus der einsam für die Gleichberechtigung im Arbeitsleben kämpfenden Kauffrau das umgangssprachliche Heer der Kauffrauen. Doch der Mann gilt nach wie vor als Einzelkämpfer. Mit Kalkül und Vetternwirtschaft erklomm er nach und nach die Stufen auf der Karriereleiter, aber im Plural versagte er: Kaufleute durften sich die Herren bislang nur nennen. Aber jetzt, endlich, erfolgt die längst überfällige Unterstützung durch die Rechtschreibreform. Im Duden steht geschrieben, dass die Mehrzahl von Kaufmann nunmehr Kaufmänner lauten müsse (oder könne? - das überlasse man dem täglichen Sprachgebrauch und dem Rechtschreibprogramm des PC).
Männer, ich bin stolz auf euch. Ihr habt innerhalb kürzester Zeit geschafft, wofür wir Frauen Jahrhunderte gebraucht haben: Ihr habt eure eigene Mehrheit.
... link (1 Kommentar) ... comment
Die BI*D-Zeitung druckt selbstverständlich nichts als die Wahrheit. Oder jedenfalls meistens. Aber manchmal druckt sie gern ihre eigenen Wahrheiten.
Heute empört sie sich über den HSV-Kicker Thimothee Atouba, der den ihn bei seiner Auswechslung ausbuhenden und -pfeifenden Fans den Stinkefinger gezeigt hatte. Gut, das ist wirklich kein feiner Zug, das wissen wir spätestens seit Effenberg und deshalb wurde er auch vom Verein für zwei Spiele gesperrt und muss ein Strafgeld zahlen. Entschuldigt hat er sich auch - bei Mannschaft und den Fans.
BI*D sieht dennoch einen Skandal für den deutschen Fussball. Denn:
Erstens hat sich Atouba bei der Mannschaft "in Englisch" entschuldigt. Nee, schon klar. Nicht mal die deutsche Sprache kann der. Geht nicht.
Zweitens findet BI*D es unmöglich, dass Atouba die Entschuldigung an die Fans durch seinen - und den des Vereins - Pressesprecher verlesen lässt. Hmmm. Ich weiß ja nicht, was sonst die Funktion eines Vereinssprechers ist, wenn nicht die Mitteilungen weiterzugeben, die Spieler und Verein an die Öffentlichkeit richten. Aber: Hätte Atouba ja sowieso nicht machen können. Spricht nur Englisch, der Mann.
Drittens: BI*D vermutet offenbar, dass der Vereinsvorstand ein Schlaffi ist. Und dass die Spieler alle dumm wie Brot sind. Denn sowohl der Vereinsvorstand als auch die Mitspieler Atoubas stehen zu ihm. Geht doch gar nicht. Wenn BI*D das nicht gut findet, hätten sie Atouba doch rausschmeißen müssen, ausweisen sogar.
Und viertens verdient der Kerl auch noch mehr Geld als ein Hartz IV-Empfänger. Schweinerei.
Interessante Wahrheiten. Auch, wenn man sich eigentlich gar nicht für Fußball interessiert wie ich.
... link (4 Kommentare) ... comment
"Aufstehen!" brüllt mir der Wecker entgegen, der einzige, der mich seit den Siebziger Jahren täglich verlässlich wachbekommt. Sein Röhren ist eine Mischung aus Hirschgebrüll und Feueralarm und hat bei etlichen Mitschläfern und -aufwachern arge Irritationen hervorgerufen.
Es gibt Nachtigallen und Lerchen, das wissen wir spätestens seit Shakespeare. War Romeo eine Nachtigall, also ein Mensch, der spät ins Bett findet, dafür aber hoch kreativ in den Abendstunden wirkt? Zum Beispiel seiner Angebeteten kleine Ridicules zur Nacht ins Ohr flüstert oder gar Ständchen unter Balkonen singt. Und war Julia eine Frühaufsteherin, die sogar morgens um sieben ihren strengen Anverwandten einen liebreizenden Anblick bietet? Nicht umsonst wird sie wohl - in leicht genervtem Tonfall, vermute ich - die Lerche ins Spiel gebracht haben, um endlich schlafen zu können. Man weiß es nicht. Immerhin sind beide tot, aber eine Ehe zwischen den Vorzeigeliebenden wäre sicherlich sowieso nie gut gegangen.
Der Wecker röhrt, und ich schlage ihn in Lichtgeschwindigkeit aus. Egal, das Mistding hält schon 30 Jahre, wird die Schläge schon überleben. Morgens bin ich brutal. "Du musst aufstehen, es ist viertel nach sechs", flüstere ich dem Gentleman zart ins Ohr und versuche gleichzeitig, den Öffnungszustand meines linken Auges dem des rechten anzupassen. Der beste Mitschläfer der Welt grummelt etwas und dreht sich noch einmal für wenigstens fünf Minuten um.
Von irgendwoher singt eine Lerche ihr frühes Lied. Gleichzeitig greifen wir zu einem Holzscheit und werfen sie tot.
... link (1 Kommentar) ... comment
Liebe Fische, es tut mir ein wenig leid. Aber die Sterne können ja nicht immer nur hell strahlen, und insbesondere für Fische wird das nächste Jahr eines jener, die zum Durchhalten ermutigen.
Nein, Fische hatten es in 2006 nicht immer leicht. Sie wurden gewogen und gelegentlich für zu leicht befunden. Ungnädige Chefs, verschmähende Liebhaber oder ganz allgemein die Unbilden des täglichen Lebens hielten die Wassertiere davon ab sich dem zu widmen, was sie gemeinhin am liebsten tun: Träumen, faulenzen und an intellektuellen Luftschlössern herumwerkeln.
In 2007 wird die Sache zwar nicht unbedingt leichter, aber durch die größte Tugend der Fischegeborenen lässt sich so manche Klippe umschiffen. Mit an Mutter Theresa gemahnender Geduld können Fische vieles aussitzen, was andere schon zur Weißglut gebracht hätte. So zeigt sich, dass manche Schwierigkeit letztendlich ihr Gutes hatte und hinterlässt einen gereiften und deutlich zufriedeneren Fisch am Ende des kommenden Jahres.
Echte Höhepunkte hat der Frühsommer parat: Alte Freunde kommen zu Besuch und bringen neben Erinnerungen auch einen gut gefüllten Picknickkorb mit.
Die Sterne haben aber für die genusssüchtigen und gelegentlich maßlosen Fische einen guten Rat parat: Finger weg von allem, was süchtig macht! Schokolade, Drogen, Alkohol sind ab sofort zwar nicht tabu, aber nur noch in homöopathischen Dosen zu genießen. Denn in 2007 wird eines wirklich wichtig: Nüchternheit. Dann kommt die Gelassenheit von ganz allein.
... link (0 Kommentare) ... comment
Ja, ich habe mir Zeit gelassen. Der Himmel war so oft rosarot bewölkt, dass ich kaum in die Sterne sehen konnte. Aber heute war es unvermutet klar, und ich habe in die Zukunft geschaut. Für Sie, liebe Leser, gibt es exklusiv und kostenlos das Horoskop 2007 bei Wortschnittchen. Bevor sich mein Himmel sofort wieder (rosarot) bewölkt, starten wir also mit dem Wassermann, dem sympathischsten Zeichen im Tierkreis (und selbstredend meinem eigenen).
Should I Stay Or Should I Go Now? Wassermänner haben 2006 ihre Entscheidung getroffen. Typisch Luftzeichen ging dem eine eingehende Situationsanalyse voran, die in einem scheinbar spontanen Befreiungsschlag gipfelte. Die darauf folgenden Turbulenzen wirbelten des Wassermanns Leben ganz schön durcheinander. Neue Beziehungskiste oder eine alte in neuer Frische, ein Umzug, neuer Job - egal, wie sich die Entscheidung auswirkte: Der Wassermann geht gestärkt und glücklicher ins nächste Jahr als er zu Beginn des vergehenden vermutete.
Auch in 2007 wirken die getroffenen Entscheidungen noch fort. Neue Lebenskonzepte werden entwickelt und aus scheinbar nebensächlichen Erkenntnissen wächst die Basis für eine solide Zukunft - wenn der Wassermann sich eines hinter die Ohren schreibt: Es gibt kein Recht auf Glücklichsein. Aber die Pflicht, es zu versuchen.
... link (18 Kommentare) ... comment
Der erste Blick entscheidet. Fest sehen sie einander in die Augen, ein Händedruck, männlich markant. Jetzt ist der Moment, in dem sich entscheidet, ob sie das lockere Du nutzen werden oder das formelle Sie.
Am Ende der zwei Tage sind sie sich einig. Die Übergabe erfolgt inoffiziell. "Der ist ok", sagt der Vater in einer Toilettenabwesenheit. Obwohl ich es ohnehin wusste, bin ich erleichtert.
... link (7 Kommentare) ... comment
Während die Wintersonne über den Horizont lugt und zwei Spatzen versuchen, die morgendliche Kälte aus dem Gefieder zu schütteln, klingt in meinen Ohren The Sunny Side Up.
... link (0 Kommentare) ... comment
Früchte sind gesund. Sehen Sie einen Lehr- und Bildungsfilm von Frau Franziskript. Verbrauchertechnische Einlagen: Frau Wortschnittchen höchstselbst.
... link (10 Kommentare) ... comment
Hauptstadterfahrung: Von einem Taxifahrer lasse ich mich nicht bescheißen.
... link (1 Kommentar) ... comment
Der undankbarste Platz ist der Mittelsitz. Links am Fenster der Glückliche, welcher sich früher am Check In Schalter einfand, rechts der Dicke, dessen wuchtige Arme einen eigenen Sitzplatz verdient hätten. Und was tun wichtige Geschäftsmänner am frühen Morgen auf einem innerdeutschen Flug? Sie lesen Zeitung. Im Unterschied zu an überfüllte U-Bahnen gewöhnte Japaner haben sie aber trotz aller Weltläufigkeit - "wir haben da heute ein Meeting zum Break Even, danach ein Kick Off und hinterher noch Business Lunch" (fuck you, asshole!) noch nicht die Origami-Lesemethode adaptiert. So kommt es, dass ständig eine Zeitungsseite über den Mittelplatz fällt, knisternd und hektisch zurückgeschlagen wird und kurz noch einmal die Seite geradegezogen, geknifft und gefalzt. Ein Zeitungskonzert. Das nächste Mal wickele ich mich in die Zeitung ein und lege mich vor das Cockpit.
... link (12 Kommentare) ... comment
Erinnert sich noch jemand an diese wunderbar bösen kleinen Filmchen?
... link (1 Kommentar) ... comment
Das subjektive Empfinden, es habe sich um Sabotage gehandelt.
Man sollte sich immer ansehen, wo die Konkurrenz drucken lässt.
... link (0 Kommentare) ... comment
Ha, mit dieser Überschrift habe ich Sie auf den Leim geführt, liebe Leser. Sie denken jetzt sicherlich, es käme Schlüpfriges von unterhalb der Gürtellinie, aber weit gefehlt - ich bin dieser Tage eher handwerklich oberhalb jener orientiert. Und so kann es nicht wundernehmen, dass ich heute wieder etwas aus der Rubrik „Meisterwerke der Gewerke“ preisgebe.
Ja, Sie sind sogar live dabei, wie ich den Austausch des bröckelnden Badezimmerwaschbeckens in Form einer Botticelli’schen Muschelschale gegen ein solides deutsches Grundmodell aus Keramik erlebe. Ich sitze nämlich gerade in meiner Küche, einen Milchkaffee auf dem Tisch und höre den Gas-Wasser-Heizung-Männern bei ihrer Fachsimpelei zu.
7.16 Uhr:
„Ulli, haste ma ne Viererflansch? Dit sieht ma nich so aus, als obbet mit der Viertelzollverwindung ausreicht.“
7.32 Uhr:
„Ulli, steh hier nich rum, mach dit sauba.“
7.33 Uhr:
„Ulli! Hol 'n Eima, sonst ham wer gleich Hochwassa.“
Spätestens an diesem Zeitpunkt hätte ich mich leise weinend aus der Wohnung verdrücken sollen. Wenn, ja, wenn da nicht ein Problem wäre: Die Handwerker brauchen einen Schlüssel, falls "dit nich ausreicht, was wa an Werkzeujen da ham", und ich demnächst zur Arbeit muss. Ich habe zurzeit aber nur einen Wohnungsschlüssel, denn der andere ist beim Gentleman. Und der weilt bekanntermaßen unterwöchig nicht in derselben Stadt. Verdammte Hacke.
Aber mir wird eine Lösung einfallen. Ich brauche, glaube ich, nur einen Viererflansch dazu.
Nachtrag 7.48 Uhr: "Dit sieht ja Scheiße aus. Ick gloobe, junge Frau, wir sehn uns demnächst wieda. Nüscht, dass det mir nich jefalln würde. Aba Fliesen wollnse ja ooch anne Wand ham. Wa." Sie reißen gerade an der Wand herum. Hilfe.
... link (7 Kommentare) ... comment