Auf indirekte Anregung von Moni eine Frage an die geneigte Leserschaft: Wie sieht's mit Horoskopen aus? Soll ich wieder?
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Musik ist die Stenografie des Gefühls.
(Leo N. Tolstoi)
Erinnern Sie sich, wie Sie auf der Tanzfläche dieses Lied hörten? Wie sich die Melodie in Ihr Ohr, Hirn, Herz schlich? Beinahe hätten Sie angefangen zu weinen, so sehnsuchtsvoll und erhaben fanden Sie Töne und Text. Sie schlossen die Augen und fingen an, nur für sich selbst zu tanzen. Das Lied nahm Ihnen den Atem und als es endete, öffneten Sie die Augen und alle sahen Sie an, weil Sie so lächelten. Erinnern Sie sich? Damals, als Sie jung waren? Hören Sie The Killers.
He doesn’t look a thing like Jesus
But he talks like a gentleman
Like you imagined when you were young
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Kochtipp: Keine Chillischoten schneiden und danach die Augen reiben.
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Ob der ausgebrannte Lieblingsthailänder mit dem schönen Namen Bangkok Treff mit dem Putsch in Zusammenhang steht? Verschwörungstheorie galore.
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Vom Ferchensee zum Lautersee wandern wir über gut ausgebaute Wege an dichten Föhrenwäldern und kleinen Almen entlang. Eben noch saßen wir am Ufer des glasklaren Ferchensees. Meine Mutter starrte in die Tiefe, wo abgebrochene Fichtenstämme ihrer langsamen Verrottung entgegendämmern.
"Das war nicht einfach, damals. Ich wusste ja nicht, dass ich gar nicht die Tochter von Omis Mann bin. Erst, als ich in die Schule kam und den Mädchennamen von Omi als Nachnamen tragen musste, während ich vorher dachte, ich hätte ihren Ehenamen, da habe ich gemerkt, dass das gar nicht sein kann."
Ein wenig verwirrt frage ich: "Warum musstest du denn den Mädchennamen als Nachnamen tragen?"
"Früher war das so: Wurde ein Kind unehelich geboren, erhielt es den Mädchennamen der Mutter. Und da der Mann von Omi im Krieg gefallen ist, war sie nicht mehr verheiratet sondern eben Witwe. Deshalb hieß sie anders als ich. Und ich wusste ja nicht, dass ihr Mann gar nicht mein Vater sein konnte."
"Warum sie das bloß so erzählt hat", wundere ich mich über meine Großmutter, die so ganz anders war, als sie jetzt scheint. Lustig, damenhaft und wenig unkonventionell trotzdem.
"Darauf scheint der Onkel großen Einfluss gehabt zu haben."
Der Onkel, Hahn im Korb seiner Schwesterhennen. Meine Großmutter lebte bis zu seinem Tod mit ihm zusammen in seiner Villa, die er, in seiner Eigenschaft als Notar, in großem Stile zu führen pflegte. Sie organisierte Veranstaltungen und Parties, bewirtete seine Gäste, die aus exotischen Ländern kamen und gelegentlich das kleine blonde Mädchen an ihrer Seite mit ebenso exotischen Leckereien verwöhnten.
"Komm", sagt meine Mutter, steht auf und streicht sich den Rock glatt. "Wir gehen weiter. Die anderen warten sicherlich schon auf uns." Die anderen, das ist die noch unbekannte Familie.
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Ich geb' sie nicht mehr her. Was musste auch in den Urlaub fahren, Don!
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Für Statistiker:
"Die Stichprobe muss groß genug sein."
Manchmal muss es einfach weh tun.
(Quelle: G.)
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"Aber die Zeit ist clever und sträubt sich, kriecht einfach nur vor sich hin, elastisch wie ein Gummibärchen. Salvador Dali muß es einmal ähnlich ergangen sein."
Auch wegen solcher Sätze bin ich verliebt.
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Im Flur riecht es nach Reinigungsmitteln. Irene hat uns am Empfang abgeholt und in den vierten Stock gebracht. Von hier hört man das Rauschen des Gebirgsflusses nur noch ganz leise, wie durch Watte. Neben einer Tür hängt ein Schild. Sein Name hinter Plastik, auf ein Papier gedruckt. Es ließe sich leicht herausnehmen, wenn der Bewohner umzöge. Wir treten ein.
"Hallo Vati! Ich habe Iris mitgebracht", sagt Irene sehr laut und fröhlich.
"Guten Tag."
Ein leicht gebeugter Mann erhebt sich aus einem großen Sessel, schaltet das Rentnerbeschallungsprogramm der Öffentlichrechtlichen aus und tritt auf uns zu. Diese Nase. Kein Zweifel. An der Nase sollt Ihr sie erkennen. So wie mein Bruder, der halbe, und ich die Ohren unseres Vaters tragen (und meistens die Haare ganz bewusst darüber), so haben Irene, meine Mutter und ihr Vater eine Nase, die herrisch im Gesicht sitzt.
"Du bist also Iris", sagt er zu meiner Mutter, begutachtet sie auf Armeslänge entfernt von oben bis unten. Dann umarmt er sie.
"Papa." Sie weint.
Ich sehe mich im Zimmer um. An den Wänden Ölbilder von Jagdfliegern, Kohlezeichnungen von Tieren des Waldes, der erste Entwurf eines Markenzeichens, das ihn berühmt machte. Eine bunte Vergangenheit hatte er, wie ich später erfahre. Eigentlich sprach er nicht gern über seine Spionageflüge, seine guten Kontakte, meine Großmutter, die ein ebenso erstaunlich reines Englisch sprach wie er. Dazwischen immer wieder diese Kreativzeiten, in denen er sich in der nach dem Krieg schnell entwickelnden Werbebranche als Chefgrafiker - heute würde man vermutlich Creative Director sagen - eine goldene Nase verdiente. Schwere Möbel stehen etwas ungelenk gruppiert in seinem Zimmer. Ich streiche über einen Kirschholzschreibtisch mit Lederrahmen. Elegant.
"Das sind alles die Originalstücke von Himmlers Büro. Habe ich günstig bekommen."
Ich drehe mich um. Vor mir steht er. Wache Augen, immer noch. Ein Lächeln um die Mundwinkel. Doch, ich glaube, er war mal einer, der sich nahm, was er wollte.
"Hallo. Soll ich dich wirklich Opa nennen?"
"Nein. Nenn mich Curt."
Curt gibt mir einen festen Händedruck. Wir wollen nicht verwandt sein, nicht auf die übliche Art, aber wir besiegeln einen Pakt. Er wird mir erzählen, was er weiß.
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Vor dem Treffen habe sie Angst, sagt meine Mutter.
"Wir können immer noch umkehren", schlägt mein Stiefvater vor.
"Nein, ich will endlich wissen, wer mein Vater ist."
Wir fahren an buntbemalten Häusern vorbei durch enge Gassen. Wenig Platz bleibt hier, um den Himmel zu sehen. Aber die meisten Häuser sind ohnehin nur für Kurzzeitbesucher geöffnet, Erholungssuchende auf dem Weg nach Italien oder Menschen, die das Reizklima des nahen Karwendelgebirges schätzen.
"Da hinten muss es sein. Dort steht ja auch schon Irenes Auto."
Sie zeigt durch die mit Fliegenkadavern verschmierte Windschutzscheibe. Wir halten. Der nahe Gebirgsfluss rauscht laut. Das Haus, ein gesichtsloser Wohnblock, aber dem Anlass, der Aufbewahrung alter Menschen, angemessen. Mein Großvater. Meiner Mutter Vater. Wir kennen nur seinen Namen. Wer wird der Mensch dahinter sein?
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Sie sitzt hinter dem Sofa, unter dem Sofa, unter der Heizung und so ziemlich in jeder verstaubten Ecke meiner Wohnung. Ich stelle Katzenmilch hin. Ich serviere Whiskas, verwerfe den Gedanken an ein Petersiliensträußchen als Dekoration und ertappe mich beim Ausstoß zirpender Geräusche, die mütterliche Zuwendungen imitieren sollen. Allein, es hilft nichts. Karla sitzt weiter ausdauernd in Ecken herum. Von Don habe ich eine zur Not dreiseitige Bedienunganleitung für sein Schätzchen erhalten, die ich für schnellen Zugriff auf dem Küchentisch platziert habe.
Zwei Tage ging das so. Heute sitzt sie auf dem Sofa, pufft mich mit ihrem Köpfchen an und wollte mir eben übwerd ie TaStatur lau en. Wenn das kein ERfol ist. Don, einen schönen Urlaub wünsche ich dir!
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Heimlich hat mir der Gentleman eine CD in die Tasche gesteckt. Mit Erschrecken ist festzustellen, dass 90 % der Songs meine Lieblingslieder sind.
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Eine blaue Wolke senkt sich langsam hinter der Hecke. Es knattert, dann geht der Motor des Wartburgs aus. Wir sitzen auf der Terrasse, haben das gute Geschirr aufgedeckt. Es gibt Apfelkuchen.
"Halloooo!" Meine Mutter sprintet zum Gartentor.
Davor stehen unsere drei Besucher. Eine Frau, so dunkelhaarig wie meine Mutter blond, ein etwas grimmig dreinschauender Mann mit Schnauzbart und ein Junge, klein, schmächtig mit Brille.
Die beiden Frauen sehen sich an. Diese Nase!, denke ich. Was für eine Nase. Unverkennbar, das ist die Schwester meiner Mutter.
"Man sieht's", flüstert mein Stiefvater neben mir.
"Ich bin Irene, das ist Hans-Günther, mein Mann und Benjamin, unser Sohn. Du bist bestimmt meine Nichte!"
"Äh. Ja. Hallo." Sie umarmt mich fest. Hans-Günther und Benjamin schütteln mir die Hand. Benjamin sieht mich nicht an.
Wir bitten den Besuch an den Kaffeetisch. Nach einem Stückchen Apfelkuchen - "mit Schlagsahne extra für Benjamin, bitte" - fängt Irene an zu erzählen: "Der Papi hat nie so richtig mit der Sprache rausrücken wollen über dich und deine Mutti. Inge, unsere andere Schwester, ist ja auch nur einen Monat jünger als du."
Selbst mir, der mathematisch unbegabtesten Person der Erde, erschließt sich die Brisanz dieser Eröffnung. Gespannt warte ich auf weitere Informationen.
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Der Gentleman bringt eine rote Rose mit zum Date. Das Weib frohlockt und bietet den Mund zum Kusse dar. Bezahlen darf er trotzdem.
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"Erzähl doch mal", ermutige ich meine Mutter. Schließlich fallen nicht alle Tage zwei neue Tanten, deren Ehemänner samt Cousine und Cousin vom Himmel.
"Ich kann dir nur sagen, was ich bislang weiß: Dass die eine Schwester Irene heißt und die andere Inge und ich eben Iris und dass die beiden in Wernigerode wohnen."
"Aber hat denn Omi nie darüber gesprochen, dass du noch Halbschwestern hast?"
"Nein. Sie hat mir ja nocht nicht einmal verraten, wer mein Vater ist."
Ich denke kurz nach. Warum hat meine Großmutter ihr Geheimnis mit ins Grab genommen? Ich bin sehr gespannt, wie die neuen Verwandten sein werden. Und ob sie zur Auflösung des Rätsels beitragen können. Morgen kommen sie zu Besuch.
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