Wende.

Die Stimme klingt sehr weit entfernt. "Spreche ich mit Familie xy?" Ich bejahe. "Dann sind wir verwandt. Ich bin Irene xy und würde euch gern kennenlernen. Wir sind Morgen bei euch in der Stadt." Ich bin etwas überfordert, gebe an meine Mutter weiter, die im Verlauf des Gesprächs zu weinen beginnt. Unauffällig halte ich mich in der Nähe, bis sie auflegt.
Sie geht ins Wohnzimmer, schenkt sich einen Cognac ein und setzt sich auf das grüne Ledersofa. "Und?", dränge ich, "wer war denn das?"
Sie schweigt, nippt an dem kristallenen Schwenker.

"Das war meine Schwester."

"Wie, jetzt? Seit wann habe ich eine Tante?"

"Seit heute, du Witzbold. Und du hast sogar zwei Tanten, von denen die eine samt Familie Morgen zu Besuch kommt."

"Wieso wussten wir nichts davon?"

"Das ist eine lange Geschichte..."

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Anpassung.

"Es gibt zwei Arten, auf den Klimawandel zu reagieren: Wir können uns anpassen oder wir können versuchen, den Prozess zu verlangsamen." (Frances Cairncross, via SPON)

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Verhältnis.

Der Mann habe genau das richtige Verhältnis zwischen Kinn und Wangenknochen, frohlockt das Weib am Telefon. So manch Eine tat sich schwer bei der Suche nach dem Richtigen.

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Filmografie.

Der neue Drehbuchguru bewarf mich mit einem Filmstöckchen, das ich gern in den Vorführraum trage.

Bei welchen Filmen packe ich vorsorglich eine Packung Taschentücher ein?

Nun bin ich von eher gleichmäßigem Gefühlstonus (behaupte ich mal) und selten nah am Wasser gebaut. Bei diesen Filmen jedoch brechen alle Dämme und das Wortschnittchen schnieft und schluchzt, was die Tränendrüsen hergeben:

1. Love Story
Meine Herren, gut, dass dieser Film nicht allzu oft wiederholt wird. Wenn Ali McGraw als mein absolutes Modevorbild immer durchscheinender und madonnenhafter in die Erkrankung sinkt und sich eine wahrhaft große Love Story dem Ende zuneigt, flenne ich los. Seit Jahren. Immer wieder.

2. Schindlers Liste
Muss man nicht viel dazu sagen. Sollte man sehen und sich in den dunklen Tunnel begeben.

3. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel
Jedes Jahr an Weihnachten begehe ich ein gesundes Ritual der Selbstreinigung. Ich mache mir eine Tasse starken Kakao mit fetter Schlagsahne, setze mich vor den Fernseher und tauche ein in einen Märchenfilm, der mich seit meiner Kindheit begleitet. Zum Heulen schön ist diese Adaption des Grimmschen Märchens rund um das wilde Mädchen und seinen Prinzen. Und wenn sie (oder ich) nicht gestorben sind, dann sitze ich auch dieses Jahr wieder vor der Glotze.

Das Stöckchen werfe ich weiter nach Kiel zu MC und Effchen und zur Segelkönigin, die sich hoffentlich bald wieder aus dem Urlaub zurück meldet.

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Glamourama.

Ich verweise an dieser Stelle auf die morgige Veranstaltung im Seitenteaser links, auf der meine Wenigkeit zusammen mit RICHTIGEN SCHAUSPIELERN das wunderbare Stück von Glam lesen wird: Großes Kino, das in den Ohren anfängt. Viel Spaß!

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Männlichkeiten.

Allen Herrmans, Schirrmachers und Päpsten zum Trotz hat sich die Emanzipation doch ihren Weg gebahnt. Frau trägt nach wie vor Hosen, bestimmt selbst über Bauch und Karriere und hält die Wirtschaft durch hormonelle Konsumräusche am Laufen. Kurz: Frau kann alles tun, was man(n) schon immer konnte. (Umgekehrt kann Mann ja immer noch keine Kinder gebären. Ungerecht, das.)

Einzig zwei Bastionen der Männlichkeit haben nicht ansatzweise den Neid der Frauen erregt: Bärte. Und Pfeifenrauchen. Der Damenbart fristet, nicht ganz zu Unrecht, ein Nischendasein. Selbst Vertreterinnen des gepflegten Achselhaardschungels mögen doch keinen Flaum über der Oberlippe und rasieren, zupfen oder bleichen. Man möge mir verzeihen: Auch Männer mit Bärten sind, sofern diese nicht hervorragend kurz getrimmt, in meinem Beauty-Ranking ganz weit hinten. Meistens sieht es ungepflegt aus und die Mode junger Männer mit Adornoambitionen ist Gott sei Dank das, was sie ist: eine Mode, vorübergehend und später viel belacht.

Das zweite Bollwerk der Männlichkeit ist wiederum oral orientiert und steht Frauen ebenfalls nicht wirklich gut zu Gesicht. Berühmte Pfeifenraucherinnen sind rar gesät. Die große George Sand verkleidete sich als Mann, um ihrem Laster Pfeiferauchen zu frönen. Im wilden Rokoko zogen die Damen der feinen Gesellschaft an kleinen Pfeifchen, aber in jener Epoche wurden auch Schäferspielchen erfunden und die Damen suchten sich ihre Geliebten selbst aus. Letztens aber, in einem schicken Café, saß eine dieser Frauen. Zarter, roter Lockenkopf zu einem Dutt gesteckt, ein elegantes Blumenhängerchen zu spitzen Stiefeln. Und sie sog an einer zierlichen Pfeife, blies genussvoll einen leicht vanilligen Rauch in die Höhe und sah sehr zufrieden aus. Ist das der Beginn einer neuen Weiblichkeit? Oder nur Rauch?

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Allschlampe.

Nicht, dass es dann heißt: Paris, wir haben ein Problem. Die Windel ist voll.

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Nie!

Wenn mich noch einmal jemand fragt, ob ich verknallt bin, setzt's was!

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Vorher.

Ein wohliges Gefühl vor dem Aufwachen. Die ersten Geräusche des Tages schmuggeln sich in das Bewusstsein. Regentropfen auf den großen Kastanienblättern im Hinterhof, das Plonkplonk der ersten reifen Nüsse. Die Nachbarin, deren Musikgeschmack ich nicht teile, die aber heute ausnahmsweise einen anderen Sender eingestellt hat, meinen Sender, nur für Erwachsene, wie es immer heißt. Der Gedanke an ein abendliches Telefongespräch und eine kribbelige Vorfreude. Vorher ist es immer am schönsten.

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Lesen.

Schon nach American Psycho fühlte ich mich wie eine Serienkillerin. Nach dem ersten Kapitel von Bret Easton Ellis' Lunar Park bin ich gespannt auf die kommende Metamorphose.

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Küchenfee.

Darüber nachgedacht, dass so eine Einbauküche doch nicht schlecht wäre. Nach dem Sofa das nächste Zeichen fortschreitender Verspießerung.

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TGIF.

Ins Büro zu kommen und mit den Worten begrüßt zu werden "das war Scheiße, das müssen wir ändern", gehört zu den Höhepunkten eines Morgens.

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