Empfehlung des Hauses: Due Forni. Schönhauser Allee 12, Pberg. Freitag und Samstag Tisch vorbestellen.
Nach der vorzüglichen Pizza 'Incredibile' und einigen Gläsern Rotwein passiert es: "Es reicht", presse ich heraus, werfe einen 10-Euro-Schein auf den Tisch, schnappe meine Jacke und verschwinde durch das Spalier der Holztische mit den karierten Tischdecken.
Ja, ich gebe es zu: Ich mag Szenen. Diese aus dem Nichts geborenen, scheinbar unverständlichen Gefühlsausbrüche, mit denen ich mir die Welt ein bisschen bunter mache, und sei es auch in der Farbe rabenschwarz, wie die Stimmung nach dieser Szene. Ein an sich harmloser Satz meines Gegenübers tritt eine Diskussionslawine los, gefolgt von Geröllworten und beleidigtem Davonstapfen. Die sehr italienischen Kellner hätten fast Beifall geklatscht.
"Du bist eine Drama-Queen", sagt er am Telefon und bittet um Aufklärung. Ich gebe sie ihm. Er konnte doch nicht wissen. Kennt mich noch nicht so lange. Aber trotzdem. Es folgt der geordnete Rückzug. Auch eine Drama-Queen weiß, wann Schluss ist. "Mein Gott, bist du anstrengend", lacht er zum Abschied und fragt, wann ich wieder aus Oldenburg zurückkäme. Anstrengend? Ja, bin ich. Vielleicht. Und wahrscheinlich sogar sehr anstrengend. Aber dafür bieten meine Szenen immer hohen Unterhaltungswert. Das nächste Mal werden die Kellner im Due Forni um ein 'Da capo' bitten.
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So kurz ein Augenblick. Vorbei, verweht. Nie wieder. Nie wieder? Man trifft sich immer zweimal im Leben, heißt es.
Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? vielleicht dein Lebensglück...
vorbei, verweht, nie wieder.
Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang, die
dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast's gefunden,
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...
Vorbei, verweht, nie wieder.
Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Er sieht hinüber
und zieht vorüber ...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.
(Augen in der Großstadt, Kurt Tucholsky)
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Unbändige Lust, aufs Land zu ziehen. Das Ziel: Nicht mehr als 100 Km vom Meer entfernt zu wohnen.
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Manchmal muss ich mir auf die Lippen beißen um etwas zu sagen.
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Leben und Sterben in Essen.
Life is much shorter than you think.
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Und wir wissen ja alle, dass eine Frau wirklich an einem Mann interessiert ist, wenn sie nach seinem Sternzeichen fragt. Sollte dann noch der Aszendent passen, stehen spekulativen Gedanken Tür und Tor offen. Mit Saturn im vierten Haus wird die Sache allerdings brenzlig.
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"Unglückliche Blogger schreiben gefühlsechter." Diese Behauptung, während eines Abends in einer Runde gackernder Mädels aufgeworfen, macht nachdenklich. Bloggen unglückliche Menschen authentischer? Oder sind traurige Geschichten für den Leser einfach intensiver wahrnehmbar?
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Das Schönste an Düsseldorf, so könnte man behaupten, seien die Mädchen.
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Nächste Woche dann wieder Oldenburg. Und diesmal jedenfalls Worpswede. Via IKEA. Aber auch Delmenhorst. Ich sag' ja immer: Besser Delmenhorst als Delmenhelga.
Aber vorher noch Essen. In Düsseldorf. Werter Leser, begleiten Sie mich?
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Der Mann, der David Beckham lehrte, was 'metrosexuell' ist, schreibt: Sascha Lobos Geschichte aus den Zeiten der New Economy Seifenblase. Lesenswert!
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Nach dem Genuss eines Stücks Sachertorte die Treppe herunterfallen.
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Oh, große Freude: Herr Poodle hat seinen ausgedehnten Urlaub beendet (Lehrer?) und schreibt darüber, dass Angela Merkel eigentlich seine Tante Edeltraut ist, was noch keiner gemerkt hat. Und Sven Regener dichtet Oktopusse.
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Ach, manchmal sucht man verzweifelt nach einem Aufhänger, einer Idee, mit der sich ein Thema halbwegs attraktiv einführen lässt. Die Gehirnwindungen ziehen sich schmerzhaft zusammen, der Magen ebenfalls und ganz hinten im Selbstbewusstseinsschublädchen beginnt wieder die Stimme zu nörgeln: "Du bist nicht kreativ genug."
Dann hilft es dem einen oder anderen Leidensgenossen, dass er seine archetypische Eitelkeit über Bord wirft und hemmungslos bei Kollegen klaut. Geschehen beim Stern, der die zugegebenermaßen wundervolle Persiflage Wir sind Kanzler! auf die BILD-Papst-Schlagzeile beim Express abgekupfert hat.
Aber worauf ich hinaus will, ist eigentlich diese meine ganz fürchterliche Vorliebe für Groschenromane in dieses Blog zu bringen. Einfach nur schreiben: Ich habe schon mit zehn Jahren leidenschaftlich gern die Barbara Cartland Heftchen meiner Urgroßmutter gelesen, mich mit den mittellosen Heldinnen identifiziert und den zynischen Helden zu Liebe und Anbetung bekehrt. Das reicht nicht, obwohl einige der Leserinnen dies sicherlich nachvollziehen können. Es muss schon etwas mehr sein. Sollte ich über die gesellschaftskritische Relevanz von Georgette Heyers Biedermeierstudien referieren? Oder doch lieber den Arzt-Roman im Spiegel der literarischen Entwicklung seit der Wirtschaftswunderzeit betrachten?
Ach, da fällt mir doch Höheres ein. Als alte Springerin lobe ich mir den heutigen Todestag des «Bohemien aus Altona, der davon geträumt hatte, Sänger zu werden, bevor er Verleger wurde» (Aus der Süddeutschen, und ich hab's aus der Netzeitung geklaut, ha!). Sein Leben als Medienroman, mitsamt der unschuldigen Friede, die ihn in seinen späten Jahren erlöst und umsorgt. Das ist kein Lore-Roman sondern ein Friede-Roman. Und solchen Kitsch habe ich ja immer schon geliebt. Jetzt ist dem Bogen doch glatt die Luft ausgegangen. Aber wie hörte ich am Dienstag von der verehrten Frau Franziskript? "Du hast es ja nicht einmal versucht." In diesem Sinne: Einen schönen Donnerstag.
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"Dieses Land wird von der Leber regiert."
Für solche Sätze liebe ich Harald Schmidt. Und für die gnadenlos pointierte Auswahl von Brecht'schen Gedichten.
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Es ist offiziell: Der Herbst hat Einzug gehalten. Seit gestern macht er sich durch das laute 'Plonk, Plonk' der auf den Mülltonnen im Hinterhof aufschlagenden Kastanien bemerkbar. Trost findet man dieser Tage gern bei Dichtern.
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
(Rainer Maria Rilke, Herbst)
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Ja, auch als arbeitslose Diplomkauffrau im 2. Monat kann ich noch einiges lernen. Zum Beispiel, dass man Schmutz aller Art am besten mit Kraftreiniger zu Leibe rückt. Ich bin entzückt, konnte ich diese Entdeckung doch nur machen, weil ich von den oberflächlichen samstagmorgendlichen Reinigungsritualen während meiner Berufstätigkeit auf tägliches Putzen zum Frustabbau und Zeittotschlagen abgewichen bin.
Die totale Auflösung jeglicher gebundener Tagesabläufe lässt mich zur Produkttesterin mutieren. Essigessenz beispielsweise hat das Kaffeekochen revolutioniert! Der Espresso zischt viel schneller durch die entkalkte Maschine. Oder nehmen wir Fliesen: Wie stolz war ich, dass ich meine Dusche selbst eingebaut und verfliest hatte. Dass die quadratisch-praktischen Fliesen ohne sofortiges Nachwischen unschöne Kalkflecken zieren, kommt mir erst jetzt, vier Jahre nach dem Verfugen, zu Gesicht. Wie peinlich, denke ich, dass ich das immer übersehen habe, wenn ich abends um sieben von der Fron heimkehrte.
Aber jetzt wird alles anders! Mein Nachmieter wird seine helle Freude haben, wenn er die Wohnung übernimmt weil ich in eine kleinere umziehen musste, Hartz IV sei Dank (und die knapp 14 Euro Mietunterschied machen's dann auch nicht wirklich schlimm). Als Arbeitslose ist man natürlich gut beraten, die untätige Zeit für Qualifizierungsmaßnahmen zu nutzen. Mein privat organisierter Aufbaustudiengang zur Fachreinigungskraft macht mich endlich fit für einen wirklich befriedigenden 1-Euro-Job.
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Lieber als eine 'Elefantenhochzeit' oder eine 'Jamaika-Koalition' wäre mir ein handlungsbereites Kompetenzteam. Auf Kanzler-Schauspieler von Volkes Gnaden, gleich welcher Partei, kann ich die nächsten vier Jahre gern verzichten.
Edit: Ach ja, 'Kompetenzteam' hatte ja schon die Merkelsche für sich beansprucht. Ich plädiere hiermit also für eine überparteiliche Projektgruppe von Experten.
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Seid fruchtbar und mehrheitet euch.
Das Wörtchen 'niemals' bekommt bei Koalitionsverhandlungen eine ganz neue Qualität.
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Wie in einer Quizshow fühlte ich mich als ich aus der Wahlkabine trat. Kaum Gewinne, viele Nieten.
Deutschland, wohin gehst du? Mit wem hältst du Händchen, flirtest augenzwinkernd, weil es der begehrteste Partner war, obwohl dir der kleine, dicke Versager dort hinten besser gefallen hätte?
Ach, strategische Überlegungen waren es, antwortest du. Das kann ich dir nicht ganz glauben. Bist du in Wirklichkeit nicht doch so, wie der Stall aus dem du kommst: Spießíg, piefig und konservativen Wertvorstellungen zugeneigt?
Protest, schreit es aus dir heraus. Ich wollte doch nur das Beste für alle. Arbeit, Wohlstand, billigeres Benzin. Haha, da muss ich lachen, das Beste für alle? Du Lügner, du willst nur das Beste für dich, weil du an die alten Darwinschen Regeln glaubst. Und du willst unbedingt zu den Starken gehören, der Elite, obwohl du nur Mittelmaß bist. Und du verachtest diejenigen, die den Bodensatz bilden. Dabei stehst du selbst am Rand dessen, was du als "Abgrund der Armut" bezeichnest.
Na, was sollte ich denn sonst tun, fragst du beleidigt. Darauf kann ich dir nur eine Antwort geben: Wenn du deine Überzeugungen einmal verraten hast, wirst du es immer wieder tun. Das nächste Mal hörst du auf dein Herz, okay?
Die Lichter der Show gehen aus. Sie haben gewählt. Und das wäre Ihr Preis gewesen.
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Ab Morgen geht es los: Sven Regener bloggt.
(via Popkulturjunkie.)
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