Einmal nach unten, einmal nach oben, immer im Kreis - das Schicksalsrad kennt keine Gnade. Und ich mittendrin, herumgeschleudert und fahlfarbig werdend. Aber am Ende stehe ich wieder auf festem Boden und versuche ein Lächeln.
15 Uhr: "Hallo, spreche ich mit Frau XYZ? Hier ist Polizeimeister ABC. Ihre Tasche wurde gefunden und liegt auf dem Polizeirevier in der Jägerstraße. Karten und Schlüssel sind noch alle drin."
Geld weg, Fotoapparat weg, Sonnenbrille weg. 157 Euro für den Schlüsseldienst ausgegeben. Nerven runter bis auf einen dünnen Strang. Aber letztlich doch das Gefühl, nicht ganz von allen guten Geistern verlassen zu sein. Was der Dieb aber mit meinem Organspendeausweis, meiner Patientenverfügung und dem Foto meiner Mutter und mir anfangen möchte, wüsste ich doch gern.
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Die Queen hatte ihres 1997. Wortschnittchen, die Drama-Queen, hat sich 2005 ausgesucht als annus horribilis, als schreckliches, als furchtbares Jahr.
Wie sich vielleicht einige Leser entsinnen, war der Juli nicht unbedingt einer meiner Glanzmonate. Nicht nur, dass meine Stelle ersatzlos gestrichen, nein, mir wurde im Bruchteil einer Minute mein Laptop gestohlen. Und als wäre es noch nicht genug, fand sich heute Abend ein freundlicher Abnehmer meiner Tasche. Samt Portemonnaie, diversen Papieren (ach, seien wir ehrlich: so ziemlich allen) und meinem Schlüsselbund. Es war einer dieser Momente, als ich friedlich an meinem Bier süppelte, meinem freundlichen Gegenüber lauschte und mich ganz allgemein mit der Welt in Einklang fühlte. Gut, es zog ein wenig, denn ich saß mit dem Rücken zur Eingangstür der Pony-Bar, aber dass dies mein Verderben sein würde, ahnte ich nicht.
Der freundliche Abnehmer schnappte sich unbemerkt meine neben mir liegende Tasche und verließ den Laden. Ein netter Mensch!, dachte ich, als sich mein Handy auf dem Boden fand, so dass ich wenigstens die Karten sperren und den Schlüsseldienst rufen konnte. Was soll ich sagen: Dienstleistungen solcherlei Art sind nicht umsonst. Nein, der liebe Begleiter musste noch einige Straßen weit zur nächsten Bank fahren, um mir aus der finanziellen Patsche zu helfen. Denn ich bin nun mittellos. Zumindest, bis die Bank mir neue Karten ausstellt.
The Drama-Queen is not amused. Aber immerhin trägt sie ihren Namen zu Recht. Oder sollte sie sich in Pechmarie umbenennen?
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Ich wollt', ich wär' ein Huhn.
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Und dann sind da noch die Menschen, die einem Hoffnung geben, dass man irgendwann auch mal eine Ehekrise überstehen wird.
(Ich sag' zwar immer, dass ich nicht heiraten will, aber fragen Sie mich mal genauer!)
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Wenn sogar die H-Milch sauer ist.
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Bei Kindern ist es ein beliebtes Spiel, sich zu verkleiden und in eine andere Identität zu schlüpfen. Bei Erwachsenen ist es Alltag.
Ich stehe jeden Morgen vor meinem überaus gut gefüllten Kleiderschrank und mixe mir meine Maske für den kommenden Tag zusammen.
Heute mal die Großstadtindianerin geben? Her mit der wildledernen Cargo-Pant! Bin ich in der Stimmung für große Gefühle à la Jenseits von Afrika? Zart, duftig, Chiffon. Und was trage ich, wenn ich ich bin?
Dann sollte man mich tunlichst weder auf die Straße lassen noch besuchen. Wenn ich mich ganz en privé fühle, kombiniere ich die wildesten Kreationen. Ein Empire-Kleid über Jeans, die – gelinde gesagt – einmal lockerer saßen. Darüber die geliebte Kapuzenjacke. Plus ein Paar (Achtung, Herr Kid!) Ringelsocken. Oder doch lieber die mit den Fröschen drauf? Auf jeden Fall sehe ich dann wenig sozialkompatibel aus. Bei längerem Aufenthalt in den eigenen vier Wänden stellt sich zudem ein gewisser Verwahrlosungseffekt ein: Schminke, nein danke! Und die Haare lagen auch schon mal besser. Von dem beklagenswerten Zustand meiner Wohnung einmal ganz abgesehen.
Sie sehen, liebe Leser, mit der Identität ist es so eine Sache. Mitunter kann sie sich in entzückenden Outfits präsentieren. Wenn die Außenwelt es erfordert. Die Innenwelt ist der Hobbit in seiner Höhle. Ich gehe dann mal meine Ringelsocken anziehen. In diesem Sinne: Einen schönen Freitag!
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Letztens empfahl mir der geschätzte Don Dahlmann, doch mal ein wenig mehr Gefühl zu zeigen. Na ja, um genau zu sein, sagte er: "Jammere doch mal, das ist gesund."
Wer mich liest, weiß um meine Abneigung gegenüber Jammerbloggern, deren Online-Tagebücher dicht an den Auflösungserscheinungen ihrer Teenagerempfindungen angesiedelt sind. Ironische Distanz hält eben Leib und Seele zusammen, und daher habe ich bislang vom Jammerbloggen abgesehen.
Aber: It's my party and I cry if I want to, so ist's richtig. Und daher gibt es jetzt den exklusiven Wortschnittchen-Jammercontent. Also: Ich habe Kopfschmerzen, sogar ganz ohne Wein, mein Hals kratzt und die Seele ist auch ein bisserl marode.
Ach, Jammern macht keinen Spaß. Zurück in den Ironie-Modus.
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Was ich überhaupt nicht mag: Absender, die Lesebestätigungsmails anfordern.
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Ich vermisse meinen Verstand.
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Nur mal so angenommen.
Wohin verschwinden eigentlich alle gedachten Gedanken? Was passiert mit der Liebe, wenn sie nicht mehr gewollt wird? Gibt es irgendwo eine Entsorgungsanstalt für solche immateriellen Dinge oder zumindest eine Wiederverwertungsstelle?
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Da sitzt er auf meiner Brust und grinst. Nach Atem ringend versuche ich ihn zu schlagen, auf dass er verschwinde und nie wiederkehre. Noch im Ausholen springt er behände hoch und landet mit einem dumpfen Schlag in meiner Magengrube. Mir wird übel, noch mehr als bei den Bildern die ich gerade im Traum sehen musste: Zwei Körper, die übereinander kriechen, in leidenschaftlicher Umarmung, murmelnd, stöhnend. Der Hass, den ich dabei empfinde, ihn zu sehen, wie er eine Andere zum Gegenstand seines Begehrens macht. Der Vertrauensbruch klebt an mir wie Pech, zäh und schleimig. Der Albmahr bohrt seinen linken Zeigefinger in mein Herz und murmelt schelmisch: "Schlaf schön und träume süß."
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Auf meinem Objektträger verendeten schon einige Männer.
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Eintritt frei.
(Mit bestem Dank an Sven K. für den Teaser! :))
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Künstler-Disneyland für Lehrer und Heilpraktiker.
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Die Sitzheizung irritiert ein wenig. Als hätte ich mir in die Hose gemacht. Dafür schnurrt der Motor unter der Haube, als würde ihn eine überdimensionierte Hand kraulen.
Das Kätzchen kam vollkommen unvermutet in unser Wochenende. "Das ist jetzt aber ein Up-Up-Upgrade", sagt die Frau von der Mietwagenfirma, von der wir doch eigentlich nur einen Polo haben wollten. "Aber für einen so guten Kunden..."
Geschenkt nehmen wir immer, und so haben wir stattliche 200 PS auf vier Rädern für ein ganzes Wochenende. Schon mal mit 230 Stundenkilometern in Richtung Sonnenuntergang und Nordsee gebrettert? Offen? Dem Begleiter fliegen die restlichen, noch nicht grauen Haare davon, während ich meine Samtkappe mit Mühe und Not festhalten kann.
Auf der Rückfahrt von Fischmahl und Strandspaziergang darf ich das Steuer übernehmen. Meine Augen bekommen einen harten Glanz, der Mund verzieht sich zu einem hämischen Grinsen. "Weg da! Aus dem Weg!", schreie ich den Schnecken auf der linken Spur zu. Ich fasse es nicht. Ich bin ein Mann!
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Jeder Redakteur, der die Platitüde "Goldender Oktober" verwendet, sollte mit Sibirien nicht unter zwei Jahren bestraft werden.
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Eigentlich bin ich misstrauisch Menschen gegenüber, die diese widerlichen Casei Shirota-Gesundheitsdrinks in ihrem Kühlschrank haben. Aber ich übe Nachsicht, wenn sie den Kaffee ans Bett bringen.
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Ostfriesen sind, sagen wir es mal diplomatisch, doch ein wenig reserviert. Manche behaupten wiederum bösartig, die Intelligenz habe vor der Ems haltgemacht. Ich aber breche eine Lanze für die Einwohner des platten Landes hinter dem Nordseedeich und entgegne: Sie sind nur ein bisschen wortkarg. Aber herzlich.
"Dat geit wohl", knurrt der ältere Herr, als er meinen Rucksack im bereits vollgepackten Kofferraum verstaut. Und schiebt ein befriedigtes "Jo" hinterher. Auf den ersten hundert Kilometern fällt kein Wort. Auch der andere Mitfahrer ist etwas mundfaul und blättert sehr beschäftigt mit der Zeitung.
"Können wir kurz anhalten? Ich müsste mal", hebe ich hinter der ehemaligen Grenze an. Der Kaffee, ein Teufelsgetränk. Böse Zungen haben mir schon mal den Spitznamen "Schwester Inkontinentia" verpasst.
"Jo."
Weitere hundert Kilometer später meldet sich der andere Mitfahrer zu Wort: "Kann ich eine rauchen?"
"Jo."
In Oldenburg: "Können Sie auf fünzig rausgeben?"
"Jo."
Zum Abschied sieht der alte Herr mir prüfend ins Gesicht. Ich erwarte ein "Jo". Aber er sagt nur: "Dat geit wohl."
Er hat meine Seele gesehen.
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Eigentlich bin ich ein Mann, glaube ich. Warum so eine ausgefallene Meinung, mag sich der geneigte Leser fragen, zumal weibliche Attribute bei mir in genügend ausgeprägter Form vorhanden sind.
Es geht vielmehr um mein Balzverhalten. Männer sind bekanntlich Jäger, Frauen Sammler, und das schlägt sich auch im Paarungsverhalten nieder. Frau möchte erobert werden, und Mann muss den großen Zampano geben, wenn er ihr imponieren möchte. Genau hier liegt mein zwittriges Wesen: Ich bin Jägerin. Nichts bereitet mir mehr Vergnügen als das Objekt der Begierde fachgerecht zu erlegen. Jede Waffe ist mir Recht: Von tiefen Dekolletés, die meine Prachtschnittchen (©Herr Ix) bestens zur Geltung bringen bis hin zu selbstgezeichneten, anspielungsreichen Comics. Als Teenie fuhr ich eines frühen, wirklich sehr frühen Morgens 22 km mit dem Fahrrad, um einen Brief und eine Rose am Scheibenwischer meines Freundes zu befestigen. Ich verstieg mich sogar dazu, einem Herrn meines Herzens Blumen zu senden, als er auf dem Krankenbett dahinsiechte. Ich bin bescheuert, wenn die Hormone mich übermannen. Ja, genau.
Nur, allein: Es bringt so wenig. Die Herren wollen gar nicht erobert sein. Es macht ihnen Angst. Eine Frau, die weiß, was sie will: ihn. Nichts wie weg!
Diese Strategie hat also versagt. Nun mache ich’s wie andere Frauen auch: Ich bin dekorativ und warte. Und sammle Kräfte. Um zu sammeln.
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