Bombay, Gate to India

Nachdem ich den freundlichen russischen Service bei Aeroflop sowie die lange Reise beinahe unbeschadet ueberstanden hatte, bohrten sich auch schon die Federn im Sitz des Prepaid-Taxis in meinen Ruecken. Taxifahren in Bombay ist ein Erlebnis: Nicht nur, dass hier Hupen zum guten Ton gehoert, nein, die Taxifahrer intonieren froehliche Lieder zum Indien-Pop aus dem Autoradio. Was morgens um halb sechs bedingt gut bei mir ankommt.



Der erste Eindruck: Hier ist es noch schmutziger als in Bangkok und einigen Ecken Neukoellns. Zudem in Neukoelln deutlich weniger Kuehe und Menschen auf der Strasse herumliegen und den Schlaf der Gerechten schlafen. Der zweite und sicherlich bleibende Eindruck: It`s a man`s world. Ich werde angestarrt, natuerlich. Trotz leichter kleidungstechnischer Adaption, dunkler Sonnenbrille, dunkler Haare und gemessenen Schrittes falle ich auf wie ein bunter Hund. Man behandelt mich hoeflich, obgleich der Oberkellner im Cafe Gaylord, wo ich ein koestliches Sandwich ass, eine Arroganz verspruehte wie ich sie bislang allenfalls im Cafe Sacher in Wien erleben durfte. Geh, Schmarrn, bist halt a Fremder!



Nach langem Marsch zum Gateway of India (und hier legte ich eine Gedenkminute fuer Herrn Rochus Wolff ein) wanderte ich ins Internetcafe und werde gleich eine kuehle Cola im Cafe Leopolds auf dem Colaba Causeway (so etwas wie die Khao San Road in Bangkok oder die Touristenhochburg Oranienburger Strasse in Berlin) geniessen - der Name buergt fuer Heimatgefuehle.

Demnaechst mehr auf diesem Kanal.

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Ready for take off

Hier wird's jetzt erstmal nur sporadisch was zum Lesen geben.

Rucksack gepackt, Nerven blank liegend - see ya in Bombay!

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Farbordnung

Vor jedem großen Ereignis stellt sich die deutsche Frau die Frage: Was ziehe ich an? So auch meine Wenigkeit, deren sattsam bekannter in Kürze stattfindender Ausflug nach Indien ebenfalls diese Frage zeitigt.

Andere Länder, andere Sitten. Was in Thailand als akzeptabel gilt - Bierbauch in engem T-Shirt bei Männern, Mini-Rock bei Frauen -, wird in Indien als höchst unmoralisch angesehen. Also her mit den langen Khaki-Hosen, den Flatterhemdchen mit langen Ärmeln - und vor allem: mit dem praktischen Tuch, das sowohl als Kopfbedeckung wie auch Mundschutz dienen kann. Mein bevorzugter Ausstatter bietet da eine große Bandbreite an Fähnchen jeglicher Couleur, gerade und auch deswegen, weil der Indien-Style in den letzten Jahren immer neue Blüten trieb.

Wichtig ist nicht nur die angemessene Art der Kleidung. Es gilt auch ein vollkommen anderer Farbmodus. Mit meinen vielen luftigen weißen Sommersachen komme ich gut als Witwe durch, denn weiß ist in Indien eine Unglücksfarbe und Ausdruck tiefer Trauer. Passt nur nicht zum Ehering und Foto in der Brieftasche.

Rot würde sich anbieten, da es Reinheit symbolisiert - und das kann man in Indien vermutlich immer gut gebrauchen. Leider habe ich nur rote Oberteile mit tiefen Ausschnitten.

Die meisten anderen Farben haben auch so ihre Nachteile: Gelb ist eine heilige Farbe, und mal abgesehen davon, dass ich sie nicht mag, sehe ich darin immer aus, als würde ich mich gleich übergeben müssen.
Blau ist bei den Hindus die Farbe von Krishna, naja, dann kann ich auch gleich "Hare, hare" intonierend durch die Gegend ziehen.
Mit Grün kann man normalerweise wenig falsch machen: Meistens wird die Farbe als friedlich, gesund und angenehm gesehen. In Indien allerdings ist es die Farbe des Islam und wird hauptsächlich symbolisch genutzt.

Ja, was tun? Am besten, ich werfe mich in einen kunterbunten Mix aus allen Farben. Das passt dann auch zum Vielvölkerstaat Indien.

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Entdeckt

Gustav: Rettet die Wale

Hildegard Knef goes Punk. Protestsongs zum Schmunzeln. Einfach wunderbar.

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Schreckensvision

Aus Indien verashramt oder verbuschheuert wieder zu kommen.

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Geronnen

Ich strecke meine Hand aus, und er drückt sein Gesicht hinein. Tropfen benetzen meine Handfläche. Wir wissen beide: Dies sind die letzten Minuten, in denen wir noch eine Einheit sind. Danach wird nichts mehr so sein wie es war. Stillstand. Geronnene Momente.

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Versonnen sah sie mich an, streckte mir ihre Hände entgegen, Handflächen nach oben und sagte mit Nachdruck: "Diese Hände wollen schreiben."
Verdutzt entgegnete ich: "Dann lass sie doch."

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Büroliebe

Seine Message kommt dezent vor Feierabend: "Hast du gleich mal fünf Minuten, ich würde gern was mit dir besprechen." Was er wohl will? Habe ich einen Fehler gemacht, den ich selbst nicht bemerkte? Oder will er mich vor einer in Kürze zu erwartenden Kündigung warnen? Alles ist möglich in solchen Zeiten, obwohl wir gar nicht so eng zusammen arbeiten. Manchmal gehen Informationen einfach an einem vorüber.

In diesem Fall ist die kurz darauf in der Raucherecke zu Gehör gebrachte Information offenbar vollkommen an mir vorüber gegangen: "Ich bin verknallt in dich." Sein Benehmen sei ihm zwar peinlich, aber er hätte schon länger Gefühle für mich und wolle es einmal gesagt haben. Es ändere sich daran auch nicht so schnell etwas. Ich finde es ja schon mutig, überhaupt mit einem solchen Statement heraus zu rücken (nein, nicht mutig, in Anbetracht der kollegialen Distanz, die wir bisher immer pflegten, eher strange, sehr strange).

Solche Situationen erfordern Fingerspitzengefühl, schließlich teilt man sich fünf Tage die Woche ein Großraumbüro, immer in Sichtweite, nie unbeobachtet. Ich überlege kurz, wie ich ihm am freundlichsten sage, dass er weder mein Typ ist noch dass er es jemals sein wird. Und entscheide mich dann für die direkte Methode: "Ich befürchte, ich kann dir da keine Hoffnungen machen." Batsch! Eine Phrase, wie sie im Buche steht, aber was soll man in einem solchen Moment sagen? Es bleibt ein wenig Überforderung und leichtes Staunen, was in stillen, blassen Menschen für eine Entschiedenheit steckt.

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Krönung

Zurzeit giere ich nach Zuneigung zur Deckung meiner emotionalen Defizite. Da ist mir jedes Mittel recht. Auch vor Bestechung und Einschleimen schrecke ich nicht zurück. Besonders bei Kindern wirkt ein kleines Geschenk manchmal Wunder.

Gestern habe ich ein kostbares Kleinod meiner häuslichen Trash-Sammlung geopfert. In meinem Bad hing bislang immer hinter dem WC (dem Thron, sic!) ein Marienbild und daran aufgehängt eine Plastikkrone, die ich einmal auf einer Veranstaltung habe mitgehen lassen. Diese Krone nahm ich kurzerhand, entstaubte sie ein wenig und drückte sie Lea, niedliche Arbeitskollegin-Tochter, auf die blonden Locken. "So, du bist jetzt eine Prinzessin", sagte ich und sah sie auffordernd an. Wäre doch gelacht, wenn daraus nicht eine innige Zuneigung zu 'Tante Wortschnittchen' erwüchse!

Und so kam es: Nach der Krönung entschloss sich Prinzessin Lea, dass ich ihres Hofstaates würdig sei und fortan wuselte sie um mich herum, dass es eine wahre Freude war. So sehr, dass sie den ganzen Nachmittag meine Hand nicht mehr losließ, ob ich nun Geschenke auspacken oder essen wollte oder die Toilette besuchen. Ich dachte kurz an Putsch, aber leuchtenden Kinderaugen kann ich nie widerstehen und so schenkte ich ihr die Krone. Und für so ein Fitzelchen Kinderglück gebe ich gern mein letztes Krönchen. Ach, manchmal bin ich schon ein Gutmensch!

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Kleine Eitelkeiten

Prinzessin Lea findet: "Ich bin noch fünf Jahre alt. Sechs werde ich erst am Dienstag."

Der Jugendwahn beginnt früher als erwartet.

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Julienne

Gefühlte 150 Kilo Gemüse in kleine Streifen schneiden. Dabei aus voller Kehle singen. Wehe, die Suppe wird nichts.

Aus: Das Beste aus Wortschnittchens Küche.

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Partykuchen

Alle Zutaten da. Alle? Eine fehlt. Kann man nicht kaufen. Kann man nur geschenkt bekommen. Danke.

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Liebe Eltern und Tanten,

ich weiß eure Besorgnis um meine Ernährungssituation zu schätzen. Wäre es trotzdem möglich, mir nicht in jedes Paket ein bis zwei Gläser Marmelade einzupacken?
Ein Vorschlag: Anstatt süßer, klebriger Fruchtkonfitüren ein leckerer Whiskey? Oder luftgetrockneter Schinken? Eine feine Salami? Nein, ich bin nicht zu anspruchsvoll. Es ist nur so, ihr Lieben, ich habe keinen Platz mehr im Regal. Sieben Gläser reichen.

Danke für euer Verständnis. Ich bezahle meine Strafzettel in Zukunft auch selbst.

Euer Wortschnittchen

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Zeitablauf

"Kinder, wie die Zeit vergeht." - dieser Satz meiner Großmutter klingt mir heute noch in den Ohren. Wie Recht sie hatte, wird mir täglich bewusster. Damals, als Kind, verging die Zeit ungleich langsamer. Der Nachmittag gehörte dem ausgedehnten Spiel, die Ferien zogen sich unübersehbar durch den Sommer. Einzig die Abende, an denen ich länger aufbleiben durfte um "Am laufenden Band" zu gucken, gingen schneller vorbei als mir lieb war.

Seit einigen Jahren fliegen Tage, Wochen und Monate nur so dahin. Daten, Menschen, Fakten - alles kann ich nur mühsam in einen bestimmten Zeitraum einordnen. (Note to myself: Mehr Listen machen!) Ein Tag ist nicht wie der andere, aber sie ähneln sich. Am Montag liegt die Woche wie ein hässlicher, muffelig riechender Flickenteppich vor mir, dienstags habe ich mich schon an den Geruch gewöhnt und die restlichen Tage trampele ich in Überschallgeschwindigkeit auf ihm herum.

Schön, ja, denn so ist das Wochenende eher da. Andererseits: Was bleibt vom Leben? Die paar und dreißig verbleibenden Jahre, die einem die Lebensuhr anzeigt, verrinnen schneller als Sand zwischen den Händen. Es ist nicht der äußere Alterungsprozess, der mich erschreckt. Viel mehr als die paar Fältchen oder weiße Haare stimmt mich nachdenklich, dass Dinge, die früher einzigartig erschienen, unschuldig, ungefiltert, dass diese oft mit dem Gedanken erlebt werden: Hatte ich schon mal, kenne ich, geht vorbei. Das gilt auch für Gefühle. Obwohl mir eines die letzten Monate über treu blieb. - Aber auch das wird verschwinden und vergessen sein.

Am besten, ich entschleunige mal mein Leben. Sonst bin ich eines Tages alt und seufze wie meine Großmutter zum Zivildienstleistenden, der, falls es dann noch Zivildienstleistende geben wird, mich im Rollstuhl durch den Park oder über den Friedhof schiebt: "Kinder, wie die Zeit vergangen ist." Ich werde sehen, wie er seine Augen zum Himmel rollt und denkt, was will die Alte denn, die hat den ganzen Tag nichts zu tun, die hat doch genug Zeit! Und ich werde mir insgeheim sagen: Warte mal ab, mein Lieber, du wirst auch noch dahinter kommen.

Anmerkung: Entschleunigung kann schnell gehen. Zum Beispiel in der Visum-Stelle der indischen Botschaft. Satte zwei Stunden für einen Stempel.

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Berechnung

"Wie viel muss ich noch machen, bevor ich ganz furchtbar faul sein darf?"

Aus: Nie gestellte Fragen an den Arbeitgeber.

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