Krönung

Zurzeit giere ich nach Zuneigung zur Deckung meiner emotionalen Defizite. Da ist mir jedes Mittel recht. Auch vor Bestechung und Einschleimen schrecke ich nicht zurück. Besonders bei Kindern wirkt ein kleines Geschenk manchmal Wunder.

Gestern habe ich ein kostbares Kleinod meiner häuslichen Trash-Sammlung geopfert. In meinem Bad hing bislang immer hinter dem WC (dem Thron, sic!) ein Marienbild und daran aufgehängt eine Plastikkrone, die ich einmal auf einer Veranstaltung habe mitgehen lassen. Diese Krone nahm ich kurzerhand, entstaubte sie ein wenig und drückte sie Lea, niedliche Arbeitskollegin-Tochter, auf die blonden Locken. "So, du bist jetzt eine Prinzessin", sagte ich und sah sie auffordernd an. Wäre doch gelacht, wenn daraus nicht eine innige Zuneigung zu 'Tante Wortschnittchen' erwüchse!

Und so kam es: Nach der Krönung entschloss sich Prinzessin Lea, dass ich ihres Hofstaates würdig sei und fortan wuselte sie um mich herum, dass es eine wahre Freude war. So sehr, dass sie den ganzen Nachmittag meine Hand nicht mehr losließ, ob ich nun Geschenke auspacken oder essen wollte oder die Toilette besuchen. Ich dachte kurz an Putsch, aber leuchtenden Kinderaugen kann ich nie widerstehen und so schenkte ich ihr die Krone. Und für so ein Fitzelchen Kinderglück gebe ich gern mein letztes Krönchen. Ach, manchmal bin ich schon ein Gutmensch!

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Und ich hatte so große Hoffnung, sie könnte eines Tages mir gehören. Manchmal hab' ich sie heimlich getragen.

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Zu spät.
Aber ich habe da im Schrank noch eine Narrenkappe liegen. Wenn Sie Interesse hätten...?

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