Der Gentleman sitzt neben mir auf dem Sofa und trägt einen Schutzhelm. Es wird Zeit, dass das Motorrad endlich geliefert wird.
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Ach. Solche Fußballgroßereignisse sind harte Belastungstests für die Beziehung. Über drei Wochen hinweg sitzt man beinahe jeden Abend gemeinsam vor dem Fernseher, ein Bier in der Hand, Schnittchen vor sich und sieht mehr oder minder spannendes Herumgebolze von elf Mannen auf dem Grün. Das Sozialleben litte, säßen nicht alle Freunde und Freundesfreundinnen ebenfalls auf der heimischen Couch oder in der Public Viewing-Area. Und die Sozialfähigkeiten sind ohnehin schon genug gefordert. Tiefste Trauer, Lethargie, Aggressionsmomente - jede Bewegung der Elf in der Glotze bedarf einer behutsamen psychologischen Unterstützung. Hin und wieder ein fachfraulicher Kommentar, dass das Spiel ja doch 90 Minuten habe und das gefallene Tor für die Gegenmannschaft dem Spiel doch nur gut getan habe, und wenigstens damit kann man ein sanftes Lächeln auf das Fußballgesicht des Partners zaubern. Thank God, it may come to an End.
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Eine Woche ohne den rund um Sardinien segelnden Gentleman. Ich werde mich in dieser Zeit der Entschlüsselung der Fernbedienungsfunktionen widmen.
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Altgediente Paare und Haustierbesitzer wissen zu berichten: Man wird sich im Laufe der Zeit immer ähnlicher. Der Gentleman und ich unterscheiden und derzeit noch sowohl äußerlich als auch innerlich auf das Beste und versuchen nur, unsere Verhaltensweisen ein wenig aufeinander abzustimmen.
Wäsche beispielsweise, kann ja auf die unterschiedlichste Art und Weise gewaschen werden. Da gibt es Schonwäsche, Bunt- und Kochwäsche, das Pflegeleichtprogramm. Und es gibt die dazu gehörigen Waschmittel, Weichspüler, Entkalker, von deren Notwendigkeit uns die Werbung und der fast vergessene Herr Bürgy immer überzeugen wollten. Meine Wäsche wurde bislang mit einem einzigen Waschmittel gereinigt, von Weichspüler halte ich recht wenig, und Schonprogramme sind was für, Sie ahnen es, Weicheier.
Der Gentleman indes nutzt alles, was der Faser nützt und kann auf gut gepflegte Kleidung vertrauen. Sie sehen: Das Aufeinandereinstimmen der Verhaltensweisen in punkto Schmutzwäsche verläuft nicht immer ganz reibungsfrei. Nun, wir haben uns nach diversen Waschdesastern (Hemden, ohne Weichspüler gewaschen und dann im Trockner getrocknet, Handtücher mit Weichspüler gewaschen und in der Trommel ohne Trocknung vergessen, etc. pp.) geeinigt. Die Schmutzwäsche darf ich von nun an ausschließlich im Blog waschen.
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Des Gentlemans Patenkind hat Geburtstag. Die halbe Schulklasse ist eingeladen, natürlich nur der männliche Teil, denn: "Mädchen sind voll blöd!" Jungs sind im Umkehrschluss supercool und so schwirren 10 Mini-Männer mit wichtigen Mienen um uns herum, die Hosen auf Halbmast, Fischermützen auf dem strubbeligen, viel zu langen Haar und Rotz unter der Nase. Fußball soll es sein, wünscht sich das Geburtstagskind, und was kann man ihm schon abschlagen? So müssen alle mit, auch Leon, der leider bewegungstechnisch kein Profi ist und entsprechend gern die Aufgabe des Mitläufers und Linienrichters übernimmt. Viktor macht den Flankengott und wirft sich des Öfteren dramatisch zu Boden. Die Geburtstagskindsmutter rollt die Augen, im Ohr schon den Kommentar der Viktormutter über Grasflecken, die gehen nie wieder raus. Ludwig, ja, genau der Kleine dort hinten mit der Beethoven-Gedächtnisfrisur, heult. Er hat den Ball von Julius auf den Solarplexus bekommen. Julius wiederum hat wenig Verständnis für die Nöte seines Kumpels und wirft diesem ein verächtliches "Flenn nicht, du Pfeife!" zu. Wir intervenieren und versuchen, richtiges Sozialverhalten zu vermitteln. Weg vom raubeinigen Fußballergebolze, hin zum Gemeinschaftswerk Tauziehen. Die Minis jubeln, fallen übereinander, kreischen entzückt. Nur Ludwig, der heult schon wieder und zeigt mir seine vom Juteseil minimal rötlich gefärbten Handflächen. Ich sage: "Da ist doch gar nichts. Sei ein Mann!" Äh, ja. Da war was mit kindgerechten Aussagen. Kinder, Kinder.
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"Bitte", sagt er und klingt kläglicher als ein nasses Kätzchen, "bitte, kauf das nicht." In solchen Momenten sollte man natürlich auf seinen Partner hören. Leider bin ich etwas taub auf dem Beziehungsohr und so habe ich eben zugeschlagen.
Goldgelb glänzend und zart, mit einem bräunlichen Rand, kleine Löcher hat er, was man anderenorts als Fehler bezeichnen würde. Hier passt es. Und hier schmeckt auch alles um die Löcher. Leider, und da kommt die inständige Bitte des Gentleman ins Spiel, stinkt der von mir bevorzugte, und endlich auch im hiesigen Kühlregal gefundene, Käse bestialisch, sobald er aus seiner Plastikumhüllung geschält wird. Man riecht ihn schon bei der abendlichen Rückkehr in der Tür, wenn man ihn am Morgen auf dem Brötchen genossen hat. Und ein Genuss, ein wahrer, rücksichtsloser, elementarer, das ist er. Ich halte mir die Nase zu, wenn ich in meine Schrippe beiße, wische mir hinterher die Tränen aus den Augen und hole den hyperventilierenden Gentleman am Fenster ab. Unsere Beziehung gerät langsam in ernste Gefahr. Das kann so nicht weitergehen.
Aber was wäre der Fortschritt nicht ohne die guten Seiten und so nutzen wir seit einigen Tagen die Krone der Schöpfung der Haushaltswarenbranche und verbringen den Käse sofort in eine Tupperdose. Hier dünstet er sinnig vor sich hin und wird nur für wenige Minuten des Tages aus seinem Duft-Gefängnis befreit. Der Gentleman kann endlich wieder durchatmen. Unsere Beziehung ist gerettet. Die Nachbarn lächeln mir wieder zu.
Ich überlege den Kauf einer Zweitdose. Für den vom Gentleman bevorzugten Käse. Der stinkt mir nämlich auch. Gewaltig. Tuppern wir ab sofort weiter. Für die Beziehung.
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Unsere Altvorderen kannten keinen Widerspruch. Die Frau hatte dem Manne untertan zu sein und sich brav seinem Umfeld einzugliedern.
Heute ist das zum Glück anders. Da steht frau selbstbestimmt im Leben, erarbeitet im Schweiße ihres Angesichts ein eigenes Einkommen, kämpft sich allein durch die Fallstricke des Lebens und sucht sich selbstverständlich den Begatter ausschließlich nach Lust- und Spaßkriterien aus. Dem natürlichen Gebärdruck steht schließlich ein rasanter medizinischer Fortschritt entgegen, wenn schon, dann Anfang/Mitte Vierzig und bitteschön Zwillinge, die Hollywood-Ladies machen es vor. Alles in allem also ein total entspanntes Ding, so als Frau in der Mitte des Lebens.
Wenn da nicht die Liebe wäre. Die schmeißt einem dann so ziemlich alles über den Haufen. Für die Liebe nimmt man, sofern nicht in der selben Stadt beheimatet wie der Liebste, Kilometerfresserei inklusive schleifender Bremsen, Zugverspätungen, geplatzte Treffen, Wochenendgefühlsreduktion und allgemein den romantischen Trennungsschmerz in Kauf, den die abendlichen Telefongespräche hervorrufen. Bis dann, irgendwann und manchmal ganz plötzlich, einer von beiden sich entscheidet. Gegen oder für die Liebe. Gegen oder für den Umzug. Gegen oder für die kleinere Mittelstadt. Gegen oder für den schlechter bezahlten, aber dafür wesentlich spannenderen Job. Gegen oder für - alles.
Er hat mich in seine Höhle gelockt. Hier sind es im Winter immer drei Grade kälter als in der Großstadt, dafür besticht der Sommer mit Myriaden von kleinen Mücken, Gnitzen genannt. Der Blick geht gen Osten durch bis nach Sibirien und verliert sich nach Westen in brandenburgischen Getreide-Monokulturen. Hier gibt es noch Eisnebel, ein oder zwei Eisdielen, deren Besitzer schon die gleiche Schulbank drückten, bevor sie die Wende kalt erwischte. Dann schon lieber Eis als Hartz IV.
In der Höhle ist es warm. Ich ziehe mir jetzt meinen Pelz über und jage ein paar regionale Produkte.
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Auch im Hause Wortschnittchen/Gentleman gibt es gelegentlich Zoff. Dialog nach einer halbstündigen Diskussion über Prioritätensetzung für und wider Herrentag und Freundinnenhochzeit:
Wortschnittchen: "So ein Streit gehört dazu. Sonst führen wir doch eine harmonische Beziehung!"
Gentleman: "Heute ist das aber eher eine hormonische Beziehung."
Männer, nicht immer sind die Hormone an Missstimmungen Schuld!
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Auch wenn ich ihn sonst über alles liebe - ich hasse es, wenn der Gentleman statt foie gras immer pfui gras sagt.
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Frau W.: "Mit welchem Recht, bitte, nimmst du dir denn das heraus?"
Herr S.: "Ich nehme nur meine Rechte wahr."
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