Kennen Sie eigentlich das Liebesspiel der Schnecken?
Eine Kollegin, nicht nur hübsch, intelligent und äußerst beliebt, sondern auch noch sehr begabt mit einer angenehmen Sopranstimme, gab heute ein Konzert. Nicht nur bei mir kam besonders gut ihr "Stefan" an. So einen Stefan, Dirk oder Markus, suchen Sie sich einen Namen aus, kennen sicher viele Frauen. Man traf sich, fand sich sympathisch, trank ein wenig oder ein wenig mehr und fand sich irgendwann im Bette wieder, wild kopulierend und das gar nicht mal so schlecht. Am nächsten Tag ging wieder jeder seiner Wege. Bis man sich wiedertraf, auf einer Party bei gemeinsamen Bekannten - sonst hatte man keine sich überschneidenden Freundeskreise - und wiederholt einem überaus angenehmen, verpflichtungslosen Sex fröhnte. So ging das jahrein, jahraus, ganz egal, ob man sich gerade in einer festen Beziehung befand oder nicht. Man war beinahe dabei, sich ganz eventuell mal zu verlieben, aber auch nur möglicherweise, denn der Sex wurde auch immer besser, der Geruch der gemeinsam benutzten Laken vertrauter und irgendwann blieb man sogar über Nacht. Wenn da nicht...
Gleich einem Schneck fahren wir bei der leisesten Berührung die Fühler ein, verkriechen uns in unser Häuschen und sondern schützenden Schleim ab. Da muss dann schon der freche Junge kommen, der mit Karacho auf das Schneckenhaus trampelt und das Weiche herausschält.
Die Kollegin, jedenfalls, traf ihren frechen Jungen auch irgendwann. Und Stefan ist heute zwar Geschichte, aber auch ein Lied.
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Es ist ein alter Hut, dass Frauen anders netzwerken als Männer: emotionsbezogener, vielfältiger - und bescheidener. Frauen gehen seltener direkt an ihre Netzwerkpartner heran, um unumwunden eine Bitte auszusprechen oder etwas abzufragen. Die weibliche Bescheidenheitsfalle eben, die im Berufsleben oft dazu führt, dass Frauen zwar einen Superjob machen, aber als fleißige Bienchen agieren während männliche Kollegen trotz eindeutiger Schwächen an ihnen vorbei befördert werden.
Prinzipiell bin ich eher nicht der Fan von geschlechtsbezogenen Netzwerken, und auch die Notwendigkeit einer Frauenquote für Führungspositionen ist im Kern widersinnig, sollte doch Qualität entscheiden und nicht Genetik. Nichtsdestotrotz lassen sich jahrhundertealte Verhaltensweisen nicht einfach von heute auf Morgen ändern. Daher nehme ich seit einiger Zeit an einem Programm für Frauen-Mentoring teil, in dem junge Studentinnen, Absolventinnen und Führungskräfte gemeinsam Berufs- und Lebensziele erkunden und ganz behutsam mehr Verständnis für bestehende und mögliche zukünftige Strukturen im Arbeitsleben entwickeln.
Im ersten Workshop war das zentrale Thema eben "Netzwerken". Und was diese jungen Frauen so alles zu berichten wussten! Wie sie teilweise selbst Netzwerke gründeten, Praktika durch gute Kontakte erhielten und wieviel Unsicherheit doch existiert, wie weit man bei der Nutzung von Kontakten gehen kann. Und auch, wie sie mit Neid konfrontiert wurden, weil sie über diese Kontakte verfügen. Es ist spannend, im Gespräch mit einigen der Mädels deren Pläne zu erfahren. Am meisten haben mich allerdings nicht diejenigen beeindruckt, welche trotz Orchideenfach-Studium bereit waren, sich völlig neue Bereiche zu erarbeiten oder jene, die bereits genau wussten, wie sie ihren Karriereweg gestalten wollten.
Nein, am meisten beeindruckt hat mich eine junge Frau, ein engelsgleiches Wesen von 22 Jahren mit einem soliden Studieninhalt und diversen hochkarätigen Praktika, die mir erzählte, dass sie nach ihrem Master sofort drei Kinder bekommen will, Teilzeit arbeiten möchte und sich für Netzwerken nur deshalb interessiert, weil sie eben einen Teilzeitjob haben will. Da war ich baff. Obwohl ich derlei Lebensentwürfe vollkommen okay finde (irgendwer muss für meine Rente sorgen), bin ich schon ein bisschen erschüttert. Dass sich jemand nicht erst einmal ausprobieren möchte, mehr sehen von der Welt und Erfahrungen machen, die über den Horizont der brandenburgischen Provinz hinausgehen, irritiert mich. Ich hoffe, ihre Mentorin kann ihr doch ein bisschen mehr Neugier auf das Berufsleben und der Vereinbarkeit von Karriere und Familie vermitteln. Und die Notwendigkeit, Netzwerke richtig zu nutzen. Sonst brauchen wir letztendlich doch eine Frauenquote für alle Bereiche.
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Kaum erliegt die ganze Nation dem Fußball-Fieber bei EM oder WM, merke ich wie alt ich wirklich bin. Da sitzen dann auf den Nationaltrainerstühlen jene Spieler, die ich in meiner Jugend wenigstens als "attraktiver als der Durchschnitt" der europäischen Fußballer bezeichnet h#tte. Einen Bravo-Starschnitt hätte ich mir von den Jungs mit den strammen Waden dennoch nie aufgehängt. Das lag in erster Linie an deren Haartracht. Littbarski mit Mini-Pli! Rudi Völler mit Tante Käthe-Gedächtniswellen! Schuster, die Schnauzbartmaschine im Tor! Nein, kein Grund, die Herren über ihre sportliche Leistung hinaus zu verehren. Außerdem war der Platz an der Wand schon von Morten Harket und Limahl (!) belegt.
Trost ziehe ich aus der Tatsache, dass bei allen Legenden eines gleich geblieben ist: die Frisur. Litti läuft derzeit etwas weniger wellig, dafür ist Völler nach wie vor im Besitz einer zeitlos hässlichen Matte. Und Schnauzer sind spätestens seit Sascha Lobo wieder gesellschaftsfähig (schlimm). Der gute Morten sieht glattgebügelt und gebotoxt aus unter einem Fast-wieder-Vokuhila. Und Limahl, ja, den habe ich neulich beim Umschalten in einer dieser unsäglichen RTL-Shows gesehen. Helden haben keine Frisuren. Helden haben Haare.
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Ist es wirklich schon bald ein ganzes Jahr her? Der letzte Text stammt vom Juli 2011. Zwischenzeitlich war es hier sehr still und wenig zugänglich, genauso wie man manchmal so ist im Leben, phasenweise. Manchmal braucht man die Zeit um sich zu regenerieren. Von Dingen, die mächtiger sind als man selbst, von Menschen, die einem Böses wollen, von Ereignissen, die einen sprachlos hinterlassen.
Uff, denke ich, das hört sich aber dramatisch an. War es natürlich nicht, jedenfalls nicht alles auf einen Schlag. Verglichen mit anderen Schicksalen geht das immer noch alles gut bei mir und dem Gentleman.
Ich kann wieder lachen. Die Leichtigkeit ist ein wenig zurückgekehrt. Vielleicht kehrt auch die Freude am Schreiben wieder. Mal sehen. Sie können ja ab und an vorbeischauen, ob sich etwas getan hat.
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Beim nächsten Besuch im mütterlichen Haushalt muss ich unbedingt auf Herausgabe der Kommunionsfotos bestehen - Frau Kaltmamsell und Frau Indica haben so schöne Erinnerungsbilder ins Blog gestellt, dass ich ganz neidisch wurde! Und ein Blick in anderer Leute Familienfotos zeigt mir: Die Siebziger waren nicht nur in meiner Familie kein Jahrzehnt der schönen Kleidung.
Denn soweit ich mich erinnere, trug meine Mutter damals (meine Kommunion war 1979) ein Kleid, das man heute in ähnlicher Form an Stewardessen von Billigfluglinien bewundern darf. Mein Kommunionskleid dagegen ärgerte mich immens. Denn die elterliche Entscheidung lautete: kurz, denn "lang kannst du, wenn du mal heiratest". (Kurze Kleider scheinen indes mein Schicksal, denn auch meine Hochzeit feierte ich schön ordentlich im knapp knielangen Silberfarbenen.)
Alle meine Freundinnen trugen lange Prinzessinnenkleider, kleine Brautkleider also, denn schließlich wollte man sich ja mit der christlichen Tradition vermählen. Besonders neidisch war ich auf meine Schulfreundin Natascha: Mit ihrem langen, gerüschten Kleid, dem von einer ehrgeizigen Mutter in Korkenzieherlocken gelegten Blondschopf und einem kleinen Kranz weißer Blüten schien sie mir die Inkarnation einer Braut. Ich dagegen hatte ein ebenso kurzes wie schlichtes Kleid, eine komische Blütenspange im kinnlangen Kurzhaarschnitt (gerade am herauswachsen) und äußerst unbequeme Spangenschuhe aus Lack. Dazu trug ich schlechte Laune im Gesicht, was dem die Prozession durch den Kirchvorgarten begleitenden Kaplan (ein ganz lieber, begeisterter Erzähler, einer der wenigen Guten, die die katholische Kirche zu bieten hatte) ein aufmunterndes Klopfen auf den Kopf entlockte, begleitet mit den Worten: "Lächeln, du bekommst hinterher sicher noch schöne Geschenke!"
Das machte mich neugierig, und als die gesamte Familie - damals waren noch die Cousinen und Cousins aus den Vogesen dabei, bevor sich die Altvorderen bis aufs Blut zerstritten - bei Giovanni zum Essen eintrudelte, war ich kaum noch zu bremsen vor Neugier. Meinem Lieblingscousin Jean-Olivier jedenfalls entriss ich jedes Päckchen sofort, das dieser zwecks Inhaltsprüfung ans Ohr hielt und probeweise schüttelte.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich über die Silberkette mit dem Pferdekopfanhänger hinaus (ja, ich war ein Pferdemädchen!) ein Geschenk erhielt, das ich mir erwartet oder gewünscht hätte. Aber ich habe noch heute das gute Spaten-Silberbesteck mit meinen Initialen, das mir meine Paten-Urgroßtante in voller Stärke zur Kommunion schenkte. Alle Teile - bis auf den großen Suppenlöffel. Denn nach der Erstkommunion, etlichen Stunden gelangweilt verbrachtem Religionsunterricht und den geheimnisvollen Andeutungen eines vom Pfarrer missbrauchten Schulkameraden entschied ich mich, auf die Firmung zu verzichten und fortan lieber ohne kirchlichen Beistand zu sein. Und also auch ohne Suppenlöffel, denn der, so das Tantchen, sei zur Kommunion nicht zu bekommen gewesen und daher erst bei der Firmung ein Geschenk. (Später habe ich ihn dann doch noch bekommen, aber das ist eine andere Geschichte, die viel mit sterben, erben und verwandtschaftlicher Gier zu tun hat.)
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Die junge Dame mit deutlicher Herkunftsaussage links von mir popelt. Ausgiebig, und vermutlich hat sie genau dafür extra bei ihrer Kosmetikerin gesagt: "Doreen, bitte den Zeigefinger länger lassen." Doreen war der Wunsch Befehl, und jetzt ist der Zeigefinger ein Zeigefinder. Ein anderer Zeiger wandert minütlich weiter und zeigt an, dass ich nach der Gala jetzt auch noch die Geo durchgelesen habe. Ich bin eine schnelle Leserin, also nehme ich mir noch den Stern vor. Dann bin ich wenigstens umfassend informiert, aber so was von. Der jungsche Typ mit der Topffrisur informiert übrigens auch. In regelmäßigen Abständen ruft er "Mausi" an und berichtet ihr, dass er immer noch nicht dran war. Ich hoffe, ihm kann bald geholfen werden.
Wenn es im Himmel ein Wartezimmer gäbe, ich ließe mich umgehend in die Hölle überweisen.
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The summer air was soft and warm
The feeling right, the Paris night
Did it's best to please us
And strolling down the Elysee
We had a drink in each cafe
And you
You talked of politics, philosophy and I
Smiled like Mona Lisa
We had our chance
It was a fine and true romance
I can still recall our last summer
I still see it all
Walks along the Seine, laughing in the rain
Our last summer
Memories that remain
We made our way along the river
And we sat down in the grass
By the Eiffel tower
I was so happy we had met
It was the age of no regret
Oh yes
Those crazy years, that was the time
Of the flower-power
But underneath we had a fear of flying
Of getting old, a fear of slowly dying
We took the chance
Like we were dancing our last dance
I can still recall our last summer
I still see it all
In the tourist jam, round the Notre Dame
Our last summer
Walking hand in hand
Paris restaurants
Our last summer
Morning croissants
Living for the day, worries far away
Our last summer
We could laugh and play
And now you're working in a bank
The family man, the football fan
And your name is Harry
How dull it seems
Yet you're the hero of my dreams
I can still recall our last summer
I still see it all
Walks along the Seine, laughing in the rain
Our last summer
Memories that remain
I can still recall our last summer
I still see it all
In the tourist jam, round the Notre Dame
Our last summer
Walking hand in hand
Paris restaurants
Our last summer
Morning croissants
We were living for the day, worries far away...
© EMI Music Publishing, Universal Music Publishing Group
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Man sollte sich immer eine gewisse Unerpressbarkeit behalten. Um gehen zu können, wenn man anfängt - anfangen muss -, seine Seele zu verkaufen. Oder, wie meine Großmutter immer sagte: "Du kannst immer deinen Koffer mit deiner Ausbildung, deiner Lebenserfahrung und deinem Humor füllen. Das ist leichtes Gepäck, zollfrei."
(Privat ist aber alles bestens!)
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Seit einer Woche bin ich Strohwitwe. Der Gentleman wandert mit Freunden durch die Alpen und kehrt erst Morgen zurück. Zeit also, die in einer Paarbeziehung selten geworden ist: Zeit für mich. Was fängt man damit an?
Zuallererst, in meinem Fall, mülle ich die Wohnung zu. Ich bin eine Meisterin darin, in kürzester Zeit den gesamten Inhalt des Kleiderschranks über Sessel, Bett und Boden zu verteilen. Papier und Zeitungen werden erst dann aussortiert, wenn es gar nicht anders geht. In der Zwischenzeit arrangiere ich alles zu stabilen Stapeln.
Dann stelle ich meine Ernährung um. Morgens steht der Gentleman früher auf und bereitet das Frühstück zu, während ich im Bad bin. So ist der Toast bereits fertig, Tee ebenso, wenn ich in die Küche komme. Seit einigen Monaten steht auch immer ein perfekt hart gekochtes Ei für mich bereit. Als Strohwitwe trödele ich im Bad immer ein bisschen länger herum. Ei? Eigentlich muss das ja auch nicht, außerdem reicht die Zeit gerade mal für einen Tee und ein Stück trockenes Brot. Dafür gibt es Abends auch nur ein Stück trockenes Brot, weil ich allein vergesse einkaufen zu gehen. Macht aber nichts, denn dann bleibt mir zumindest das Kilo Kirschen ganz allein, das ich mittags erstanden habe.
Mein Sportprogramm halte ich - ausnahmsweise - in der Strohwitwenzeit durch. Trotz der zwei Abende, an denen ich mich an Stammtischen tummele, etwas, was ich normalerweise nicht mache, denn wenn der Gentleman und ich erst einmal gemeinsam auf dem Sofa sitzen, bekommt mich so leicht nichts mehr aus dem Haus. Dafür arbeite ich in dieser Woche ein bisschen länger.
Am Wochenende in der Berliner Stadtwohnung dann steht das Socializing ebenfalls verstärkt auf dem Programm. Alte Freunde organisieren, die man schon ewig nicht mehr gesehen hat, mal wieder so richtig ausgehen. Vielleicht auch ins Museum, mal sehen.
Fazit: Mal wieder mehr Zeit mit mir selbst verbringen, macht zufrieden und sorgt für einen erweiterten Bekanntenkreis. Dafür schlafe ich schlechter und arbeite länger, ernähre mich ungesund und wandele mich zum Messi. Vielleicht trotzdem ein Anlass, nach des Gentlemans Rückkehr eine neue Paar-Life-Balance auszutüfteln.
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Was ich ab sofort bitte nie, nie mehr als Unterlegmusik zu Bauer sucht Frau, Königshochzeiten und Katastrophenzusammenschnitten hören möchte: Aschenbrödel, Die Kinder des Monsieur Mathieu, Eric Satie, Jazz-Suite, Enya. [tbc]
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Wenn wir aus dem Küchenfenster sehen, können wir über ein kleines Tal blicken, mit einem Bach in der Mitte, gesäumt von den typischen Siedlungshäusern, die es in ähnlicher Form auch in den Gemeinden rund um meine Heimatstadt gibt.
Am gegenüberliegenden Bahndamm grasen in den frühen Morgenstunden drei Rehe, die auch schon mal in strengen Wintern den Weg an den Gleisen entlang in die Innenstadt finden. Sie sind lautlos, nur manchmal meint man, das Rupfen an den Grashalmen zu vernehmen.
Der Nachbar zur Linken hält eine kleine Hühnerzucht (der Hahn ist tot!), deren Gegacker mich immer an den Hühnerhof meiner Kindheit im Garten meiner Großmutter erinnert (das Huhn ist tot, Oma, es konnte nicht schwimmen!). Vögel, oh ja, die gibt es hier massenweise! Eine Horde Mauersegler zirkuliert zwischen Bahndamm und unserem Haus, manchmal noch hört man das Zizibe der Meisen, sie haben sich aber schon in die tieferen, kühlen Parks zurückgezogen.
Das schönste Geräusch aber machen abends die Grillen, es ist ein südländischer Klang, der das Dasein in der kleinen Stadt hart an der Grenze ein wenig romantischer erscheinen lässt.
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