ErstKommunion.

Beim nächsten Besuch im mütterlichen Haushalt muss ich unbedingt auf Herausgabe der Kommunionsfotos bestehen - Frau Kaltmamsell und Frau Indica haben so schöne Erinnerungsbilder ins Blog gestellt, dass ich ganz neidisch wurde! Und ein Blick in anderer Leute Familienfotos zeigt mir: Die Siebziger waren nicht nur in meiner Familie kein Jahrzehnt der schönen Kleidung.

Denn soweit ich mich erinnere, trug meine Mutter damals (meine Kommunion war 1979) ein Kleid, das man heute in ähnlicher Form an Stewardessen von Billigfluglinien bewundern darf. Mein Kommunionskleid dagegen ärgerte mich immens. Denn die elterliche Entscheidung lautete: kurz, denn "lang kannst du, wenn du mal heiratest". (Kurze Kleider scheinen indes mein Schicksal, denn auch meine Hochzeit feierte ich schön ordentlich im knapp knielangen Silberfarbenen.)

Alle meine Freundinnen trugen lange Prinzessinnenkleider, kleine Brautkleider also, denn schließlich wollte man sich ja mit der christlichen Tradition vermählen. Besonders neidisch war ich auf meine Schulfreundin Natascha: Mit ihrem langen, gerüschten Kleid, dem von einer ehrgeizigen Mutter in Korkenzieherlocken gelegten Blondschopf und einem kleinen Kranz weißer Blüten schien sie mir die Inkarnation einer Braut. Ich dagegen hatte ein ebenso kurzes wie schlichtes Kleid, eine komische Blütenspange im kinnlangen Kurzhaarschnitt (gerade am herauswachsen) und äußerst unbequeme Spangenschuhe aus Lack. Dazu trug ich schlechte Laune im Gesicht, was dem die Prozession durch den Kirchvorgarten begleitenden Kaplan (ein ganz lieber, begeisterter Erzähler, einer der wenigen Guten, die die katholische Kirche zu bieten hatte) ein aufmunterndes Klopfen auf den Kopf entlockte, begleitet mit den Worten: "Lächeln, du bekommst hinterher sicher noch schöne Geschenke!"

Das machte mich neugierig, und als die gesamte Familie - damals waren noch die Cousinen und Cousins aus den Vogesen dabei, bevor sich die Altvorderen bis aufs Blut zerstritten - bei Giovanni zum Essen eintrudelte, war ich kaum noch zu bremsen vor Neugier. Meinem Lieblingscousin Jean-Olivier jedenfalls entriss ich jedes Päckchen sofort, das dieser zwecks Inhaltsprüfung ans Ohr hielt und probeweise schüttelte.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich über die Silberkette mit dem Pferdekopfanhänger hinaus (ja, ich war ein Pferdemädchen!) ein Geschenk erhielt, das ich mir erwartet oder gewünscht hätte. Aber ich habe noch heute das gute Spaten-Silberbesteck mit meinen Initialen, das mir meine Paten-Urgroßtante in voller Stärke zur Kommunion schenkte. Alle Teile - bis auf den großen Suppenlöffel. Denn nach der Erstkommunion, etlichen Stunden gelangweilt verbrachtem Religionsunterricht und den geheimnisvollen Andeutungen eines vom Pfarrer missbrauchten Schulkameraden entschied ich mich, auf die Firmung zu verzichten und fortan lieber ohne kirchlichen Beistand zu sein. Und also auch ohne Suppenlöffel, denn der, so das Tantchen, sei zur Kommunion nicht zu bekommen gewesen und daher erst bei der Firmung ein Geschenk. (Später habe ich ihn dann doch noch bekommen, aber das ist eine andere Geschichte, die viel mit sterben, erben und verwandtschaftlicher Gier zu tun hat.)

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Aha: Dann haben wir hier also schon die Generation der Braut- statt Kommionkleider. Das begann bei mir daheim erst in den Jahren nach meiner, meine Mutter konnte gar nicht genug die Nase rümpfen.

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Hmm, da ist der Altersunterschied - bei uns gab's noch nicht die langen Brautkleider. Kurz war Standard.

Aber schön, dass Sie eigentlich auch alle "Kommionkleider" sagen wollen. Ich habe mich das, mit Blick auf ordentliche Rechtschreibung, nicht getraut. Jetzt bin ich beruhigt.

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Außerdem, Frau Schnitte, Sie hatten jedenfalls Spangenschuhe mit Lack! Ich beneide Sie noch nachträglich.

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Auf diese Schuhe war ich auch mächtig stolz, auch wenn meine Schuhe damals immer "auf Zuwachs", also eine halbe Größe zu groß, gekauft wurden und zu Anfang deshalb immer extrem unbequem waren. Immerhin: Nur ein Jahr später heiratete meine Mutter zum dritten Mal und die Schuhe kamen - passend - erneut zum Einsatz.

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