Erwähnte ich schon, dass ich mein Berliner Kiez liebe? Während der unterwöchigen, beruflichen Abwesenheit von Berlin wächst gegen Mittwochabend die Sehnsucht nach meiner Hauptstadtperle, um dann gegen Freitagnachmittag schier unerträglich zu werden. Also nichts wie in den Regionalexpress oder ins Auto geworfen und ab nach Hause.
Blöd nur, dass die Ernährungssituation am Freitagabend immer zu wünschen übrig lässt. Die Lebensmittel vom vergangenen Wochenende sind meistens schon ein wenig Hautgout, und diejenigen, welche noch nicht, mag ich dann doch nicht sofort auf dem Teller. Also den Gentleman eingepackt und vor die Wahl gestellt: Essen gehen oder noch mal einkaufen? Meistens ist die Antwort der freitäglichen Faulheit geschuldet und so suchen wir uns Restaurants in Laufweite die wir noch nicht kennen.
Diesen Freitag wollten wir das 'Herr Rossi' in der Winsstraße probieren, denn an den Wochenende davor waren alle Plätze besetzt oder bereits Verabredungen für andere Restaurants getroffen worden. Nun hatten wir Glück einen Tisch unter der Markise zu ergattern, direkt neben der bewachsenen Fassade und mit Blick auf den vielflanierten Bürgersteig.
Die versierte und ebenso sparsam lächelnde Dame des Hauses brachte uns die Speisekarte, die - Überraschung - aus einem einzigen Blatt bestand, was für Qualität und Frische bürgen sollte, so unsere Erwartung. Und die wurde nicht enttäuscht, denn sowohl die Kürbiscreme-Currysuppe mit karamellisierten Salbeiblättern und einem Schuss hervorragenden Olivenöls, sowie ein auf den Punkt gegartes Gemüserisotto mit Heilbuttbäckchen und Heuschreckenkrebsschwänzen waren ganz ausgezeichnet. Man konnte die einzelnen Zutaten herausschmecken und in der Gesamtkomposition war alles stimmig. Des Gentlemans gebratener Heilbutt mit Kartoffelkruste und Blattspinat an Riesengarnelenschwanz ließ auch keine Wünsche offen, alles knackfrisch und sehr lecker.
Dazu wählten wir einen Verdicchio, bei dessen Bestellung ich von der oben erwähnten Dame des Hauses nett aber bestimmt verbessert wurde: "Das wird Werditscho ausgesprochen, nicht Werditschio, genauso wie Raditscho." Nun weiß ich, dass mein Jahr Italienischunterricht schon ein wenig zu lange her ist. Aber ich kann ja im Oktober in unserem Rom-Urlaub wieder auffrischen, und in der Zwischenzeit gehe ich hoffentlich noch einmal ins 'Herr Rossi', denn für die sehr guten Gerichte bei einem räsonablen Preis-Leistungsverhältnis werden der Gentleman und ich bestimmt einem unserer Grundsätze untreu: keine Wiederholungen!
Herr Rossi
Winsstraße 11
Tel.: 53 06 10 77
Öffnungszeiten: Montags bis Sonnabends, 18 bis 24 Uhr, Reservierung empfohlen
Kreditkarten: keine
... link (2 Kommentare) ... comment
Nun ereilt auch mich eine Alterungserscheinung, die, doch in erster Linie der Schönheit geschuldet, einen schönen Namen hat, aber ebenso hübsche Schmerzen verursacht. Der Fersensporn sorgt von nun ab für morgendliche Gymnastikübungen auf Treppenstufen. Wenn's wieder besser ist, gönne ich mir dann den Rittersporn.
... link (3 Kommentare) ... comment
Jetzt bin ich genau im richtigen Alter, dass ich in ein tiefes, schwarzes Loch falle, wenn die letzte Folge der Lieblingsserie (beinahe Sehrie geschrieben, wenn das mal nicht eine Wahnsinnssynapsenshow ist) gelaufen ist. Muss mir Morgen unbedingt eine Diddl-Maus und irgendwas Gebatiktes kaufen. Herr Doktor, ich bin todkrank. Der Gentleman sagt, die geschwollene rechte Hand hätte damit übrigens nichts zu tun, das sei Urtikaria und würde von selbst weggehen. Irgendwie glaube ich daran nicht. Da frage ich doch lieber mal Doktor Haase. Wann kommt nochmal die nächste Staffel?
... link (7 Kommentare) ... comment
Vorsatz für nächstes Wochenende: Im Lotto gewinnen und ein Haus am Meer kaufen. Gern auch in Dierhagen auf dem Darß.
Nachdem alle anderen Besucher schon unter dem Einfluss von Wein und gutem Essen und ebenso guter Gesellschaft gedichtet hatten, muss ich meine poetischen Ergüsse nachreichen, denn ich kann irgendwie nur allein reimen. Hier und exklusiv für den großartigen Herrn Lucky, der es nicht nur beim Möglichen beließ, sondern einfach mal machte. So, und nur so, soll es sein.
Und am Ende der Straße steht ein Haus am Meer.
Die Freunde sind da und das Glas nie leer.
Die Brandung dröhnt und wir uns zu.
Schön ist das hier und raus bist du!
... link (1 Kommentar) ... comment
Ohne Fragezeichen. Wenn nicht mit Punkt, so auf jeden Fall mit Ausrufezeichen. Und ohne Wenn und Aber. Der Gentleman, der.
... link (1 Kommentar) ... comment
Wenn ich den Gentleman nicht schon hätte, würde ich den Mechaniker meines Vertrauens heiraten, denn er schafft es immer wieder, mein Froschmobil zu retten. Ich weíß, er mag mein grünes Ungetüm an Auto genauso wie ich und hat mir heute deshalb sogar ein unmoralisches Angebot gemacht. Falls ich es verkaufen wolle, könnte er es sich sogar für Wochenendausflüge vorstellen. Fazit: Das Auto ist gesund, ich bin es auch, aber Morgen, liebe Leser, Morgen fahre ich trotzdem mit dem Zug und besuche Herrn Lucky an der Ostsee.
... link (1 Kommentar) ... comment
Das, was mir der Mechaniker meines Vertrauens heute Morgen mitzuteilen hatte, treibt mir eiskalte Schauer über den Rücken. Jetzt stellt sich doch die Frage: Verschrotten oder nochmal retten?
... link (5 Kommentare) ... comment
Meine Damen und Herren, die Empfehlung des heutigen Tages lautet: Kalt duschen gehen und dann einen frisch von Nachbars geschenkten köstlichen Pfirsich zerschnippeln, ihn auf Eiswürfel in ein hohes Glas zu geben und trockenen Sekt aufzugießen. Hoch lebe der Feierabend!
Und: Falls Sie jemals Gelegenheit haben sollten, sich Peter Fox noch einmal solo und live anzusehen - zahlen Sie jeden Preis dafür! Das war ganz großes Kino gestern in der Wuhlheide, sogar mit Blitz und Donner inklusive!
... link (0 Kommentare) ... comment
Heute lassen wir das erste Mal unser neues Schlauchboot zu Wasser. Wie es sich gehört, wird das Böötchen mit Sekt getauft werden. Wir streiten noch über den Namen.
Wie würden Sie das Boot nennen?
... link (4 Kommentare) ... comment
Hey, er sagt „Sie“ zu mir, das mach ich auch
Das ist ein fast vergessener Brauch
In meinen Kreisen sagt man „Du,
Hey Alter, hör mal zu!“
Aber er hier bietet an,
Dass ich ihn artig siezen kann
Das ist die Siezgelegenheit
Und zwar die erste weit und breit.
(Annett Louisan, aus dem Album 'Freizeihippie')
Ich bin ein großer Fan dieser Höflichkeitsform. Vor allem, wenn ich ungefragt geduzt werde, was in einer Großstadt wie Berlin überaus oft passiert. Man mag das charmant finden, aber ich schätze eine gepflegte Distanz zu meinen Dienstleistern. In einer Kleinstadt wie dieser, in der ich derzeit mein Leben friste, ist ein 'Du' gleichbedeutend mit 'Familienanschluss' und auf das Deutlichste zu vermeiden, zieht es doch alle unangenehmen Folgen mit sich, die mangelnde Distanz im Geschäftsleben so mit sich bringt.
Man sollte sich in der Stufenpyramide der Beleidigungen doch immer noch ein wenig Platz nach oben für ein "Du Arschloch!" lassen. Ein Hoch auf die Siezgelegenheiten!
... link (0 Kommentare) ... comment
Lesen Sie, was Frau Modeste Touristen in Berlin mit auf den Weg gibt.
(Besonders dieses Anhalten in der Mitte des Gehwegs, direkt hinter Ausgängen von öffentlichen Verkehrsmitteln oder ähnlichen Massenverkehrswegen bringt mich regelmäßig in Rage. Die offenbar überwiegend aus dem süddeutschen Raum zugereisten Touristen möchte ich dann umgehend und sehr ruppig aus dem Weg schieben. Wahrscheinlich fänden sie es aber nur charmant und "s isch äbä Bärlin, ha noi", darum mache ich es auch nicht, denn nachher kommen sie nochmal wieder.)
... link (0 Kommentare) ... comment
Seit heute haben der Gentleman und ich das Verjüngungsmittel für Sonntagnachmittage im Gepäck: ein Schlauchboot!
... link (3 Kommentare) ... comment
Die aktuellen Auseinandersetzungen mit dem Thema Feminismus hier und hier und auch hier finde ich sehr interessant. Ich habe mich nie tiefer mit Feminismus als Forderungskatalog oder Lebenseinstellung befasst.
In den immer noch feminismusdebattendominierten 80er Jahren, als ich langsam von der Pubertät ins Erwachsensein tastete, hatte der Begriff ein Gesicht, und das hieß Alice Schwarzer. Frau Schwarzer ist sicherlich eine unglaublich dynamische und intelligente Frau, aber leider hat sie einen - in der Verhaltensbiologie unbestrittenen - Makel: sie ist keine Schönheit, eher ein herber Charakterkopf, und sie wirkt auf den ersten Blick nicht sympathisch. Vermutlich liegt es daran, dass mich Feminismus eher abstieß, dieses permanente Zurückziehen auf das vermeintliche, aber umso betontere, Anderssein aber exaltierte Pochen auf Gleichberechtigung. Angefangen bei der Farbe lila über die einseitig getragenen aus Fimo selbstmodellierten Ohrringe bis hin zu den an Klotüren geschmierten Weiblichkeitssymbolen - alles das schien mir irgendwie Ausdruck einer Subkultur, eines geheimen Codes. Identifizieren konnte ich mich nicht damit.
Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die vordergründig eher traditionell ausgerichtet ist, mit allen Konsequenzen: verheiratet, bis dass der Tod die Ehepaare scheide, aber Geliebte nebenbei, Männer wie Frauen, weibliche Kleidung, Make Up, die Männer allesamt sehr auf ihr männliches Äußeres bedacht... Andererseits waren die Frauen allesamt ehrgeizig, gut ausgebildet aus eigenem Antrieb, widerspenstig gegenüber männlichen Vormachtsansprüchen. Und eben leistungsorientiert. Das Ergebnis zählte, ob im Privatleben (freundschaftlicher Umgang der Eheleute) oder im Berufsleben, der Öffentlichkeit. Daher ist weibliches, möglicherweise als traditionell zu betrachtendes, Rollenverhalten für mich kein Widerspruch zu einem selbstbestimmten Leben. Und hier liegt für mich auch der Schlüssel zu allem, was mit dem Dogma einer feministischen Einstellung bricht: der Selbstbestimmtheit.
Frauen heute haben es mit Sicherheit leichter als früher, aber sie hatten es immer schon in der Hand, wie sie wahrgenommen wurden: verbissen oder durchsetzungsstark, dynamisch oder nervig, was auch immer so an Gegensatzpaaren einfällt. Und wenn sich eine Frau im Beruf auf den Standpunkt zurückzieht, sie könne nicht durch die gläserne Decke stoßen, dann verstehe ich das. Denn es gibt Firmen, in denen Frauen das Vordringen in mittlere und höhere Managementposten schier unmöglich ist. Aber dann ist frau gefordert, zu kämpfen, zu akzeptieren oder zu gehen und womöglich in eine Firma zu wechseln, in der sie den Aufstieg schafft. Es gibt aber eben immer noch genug Frauen, denen meiner Ansicht nach der Biss fehlt, sich den beruflichen Konfrontationen zu stellen und die sich gern in eine Babypause fallen lassen. Pauschalisiert, ich weiß, aber sehr oft erlebt.
Das ist im privaten Bereich nicht anders. Mann kann ebenso gut eine Wasch-, Spül- und Was-weiß-ich-Maschine bedienen wie frau, aber wenn ich höre, dass sich Freundinnen ganz freiwillig der Hausarbeit stellen, mehr tun, denn "wenn ich es mache, dann ist es wenigstens ordentlich gemacht, Männer sind so hudelig und unmotiviert", dann bekomme ich das Kotzen. Denn das ist nur allzu bequem, und es schafft eine quasi opfervolle Machtposition, die mich anwidert. Man kann Hausarbeit aufteilen, und wie in jeder guten WG, problemlos aushandeln. Das verschafft eine viel größere Machtposition in meinen Augen, denn es unterstützt eben die Selbstbestimmtheit eines Menschen, wenn er darauf von Anfang an besteht, dass die Pflichten und Rechte gleich verteilt werden.
Der Kampf um Gleichberechtigung fängt meiner Meinung nach in erster Linie mit der Auseinandersetzung der eigenen Fähigkeiten und Ziele an. Egal, ob man sich als Amazone auf die Jagd begibt oder sich sehr Mutti fühlt.
... link (0 Kommentare) ... comment