Ich finde es sehr chamant, dass die Leiterin der Stabstelle Koordinierung EU, Bundesrat, Internationales, Föderalismusreform beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Gabi Förder-Hoff heißt.
... link (2 Kommentare) ... comment
Frau mag Accessoires, ein Naturgesetz, gemeißelt in das Pflaster der Städte, auf denen sie in schnellem Stakkato in die Geschäfte eilt. Schon meine Ur-Großmutter, weiblicher Arbiter elegantiarum der Familie, begründete diese genetische Disposition mit der (nicht nur rechtsrheinischen) Formel: "Et muss passen, Mädschen." Und damit meinte sie das Zusammenspiel von Schuhen, Tasche und Gürtel ebenso wie den Lippenstift, passend zu Fuß- oder Nagellack - niemals beides, denn "dat hat die Cocco auch schon gewusst". Männer, so die weise Dame, sollten keinen Schmuck tragen, keinen Tinnef, keine Tasche, dafür seien schließlich die Frauen da.
Glücklicherweise hat die Gute den Siegeszug eines No-Go nicht mehr erlebt. Denn in den siebziger Jahren kam endlich der Mann zu seinem Recht. Um genau zu sein, zu einem, dem, Accessoire, das die Nation scheidet und geeignet ist, überall Naserümpfen hervorzurufen: der Herrenhandtasche.
Dabei, und ich breche hier mit dem von meiner Ur-Oma aufgestellten Regelwerk, hat die Herrenhandtasche einen unschätzbaren Vorteil. Sie ist klein, handlich, nimmt Handy wie Geldbörse auf, hat idealerweise ein kleines Fach für Kondom und/oder Klappzahnbürste - ich weiß, was ich dem Gentleman zu Weihnachten schenke. Dann heißt es nie mehr: "Schatz, kannst du Handy, Schlüssel und Geld für mich mitnehmen? Passt alles nicht in die Hosentasche, und du nimmst doch deine Tasche mit." Der eine trage des anderen Last - passé. Und außerdem: frau kann jeden Geburtstag, jedes Weihnachten ein zur Tasche passendes Accessoire schenken. Et muss ja passen.
Edit: Man sollte die fortgesetzte Nörgelei charmante Überzeugungskraft einer Frau nie unterschätzen. Das neuerworbene Modell hat einen Schulterriemen und geht durchaus als trendy durch.
... link (3 Kommentare) ... comment
Es gibt Dinge, an die möchte ich mich gern erinnern, wenn ich auf der Veranda des Altersheims sitze und mich auf das Unvermeidliche vorbereite. Eine kleine Auswahl:
+ der Geschmack von Orangensaft, über Eiswürfel gegossen, die leise vor sich hin knacken, während die Sonne langsam hinter dem Horizont versinkt
+ das Entdecken von Bars, Restaurants, Büchern, Musik und Ländern gemeinsam mit dem Gentleman
+ diese eine Nacht im Sommer 99, als die Lieblingstierärztin und ich nicht schlafen gingen und stattdessen morgens um halb sechs Kirschkernweitspucken vom Dach des Kunst und Technik übten
+ Samstagnachmittage im Café, Sonntagnachmittage auf dem See
+ den Geruch frischgefallenen Schnees
Sonntagnachmittage kann ich grandios auf dem Sofa verbringen, faul, dahingegossen und Krimis lesend. Noch lieber sind mir allerdings Sonntagnachmittage auf dem See, man hat sich ein Boot geliehen und rudert zu den stolzen Besitzern von Schlauchbooten, die bereits eine schwimmende Festung in der Mitte des Sees gebaut haben. Es wäre gar kein Sekt, kein Wein notwendig gewesen, allein das Schauen auf die Glitzerspiele der Wellen, das leise Dahinplätschern der Gespräche, das Lachen, all das reicht schon, um einen Grad der Entspannung zu erreichen, den zehn auf dem Sofa verbrachte Sonntagnachmittage nicht bewirken können.
Nahrung: Brötchen mit Kräuterquark, Orangenmarmelade, Milchkaffee mit Karamelsirup, Chips mit Salz, Vampirgummibärchen, Sekt, Wein, Wasser, Brötchen mit Schinken.
... link (4 Kommentare) ... comment
Ich finde Schweinegrippe langweilig. Eine Truthahngrippe, an der würde ich lieber erkranken, das wäre doch mal was. Oder an einer Kamelinfluenza. Aber Schweinegrippe. Nein.
... link (0 Kommentare) ... comment
Vorsicht! Dieser Beitrag könnte einige sarkastische Tendenzen enthalten die geeignet sind, empfindliche Schlaraffenseelen zu verletzen.
"Die Schlaraffen, ein Männerbund („...ausschließlich Männer in gesicherter Position...“), treffen sich in der so genannten Winterung (Nordhalbkugel: 1. Oktober bis 30. April; Südhalbkugel: 1. April bis 30. Oktober) einmal pro Woche an einem festgelegten Wochentag in ihrer "Schlaraffenburg", dem im Stil eines mittelalterlichen Rittersaales ausgestatteten Vereinslokal, zu Sippungen." (Quelle, auch folgende Zitate: Wikipedia)
Falls Sie es noch nicht wussten: Ich lebe in Schlaraffia. Schlaraffia liegt an der Grenze zum Nirgendwo, also kurz vor dem Rand des Weltscheibenhorizonts und schon ein Schritt darüber hinaus könnte das Verderben bedeuten, so heißt es hier und wird gewarnt.
Ein wenig neidisch blickt man schon bisweilen auf das nahe gelegene Gomorrha. Auch, wenn böse Zungen behaupten, dort wohnten nur arme Leute und das mit der Sexiness sei total erfunden, denn hier sei es viel schöner, die Wege kürzer, die Natur grüner (aber nur die Natur, bitteschön!) und das Benzin billiger ebenso wie die Putzfrauen. Immerhin: Das hiesige Rathaus hat etwas Trutziges, fast wie eine Ritterburg, und dort treffen sie sich, die Vertreter von Schlaraffia und bestimmen über die Geschicke ihres Volkes.
"Diese Zusammenkünfte werden nach festgelegtem Zeremoniell in Form eines Ritterspieles mit wohldurchdachten Regeln in zwei Teilen - einem im Ablauf stets gleichen, auf wiederkehrende Regularien bedachten ersten und einem freier zu gestaltenden, eher künstlerischen zweiten - abgehalten."
Wer einmal diesen traditionell als Spiegelfechterturniere gehaltenen Zusammenkünften hat beiwohnen dürfen, wird bestätigen: Man kommt hier nur zum Wohl aller zusammen. Denn: Schlaraffia muss bestehen bleiben!
"Eine antiquierte Sprache mit eigenen Ausdrücken für alltägliche Dinge (Schlaraffenlatein) gibt den Sippungen ihre eigene, humorvolle Note. Alles außerhalb des schlaraffischen Spieles ist "profan" / "die Profanei"."
Das hiesige Schlaraffenlatein erfreut sich erstaunlicher Vokabeln. Ein besonders beliebtes Wort ist "Fördermittel", gern auch in Kombination mit "EU-", "Bundes-" oder "Landes-". Die profane Übersetzung lautet hierfür "Ich stelle einen Antrag für ein Projekt ohne Ziel, Strategie und Konzept, denn es ist Geld da, und das ist hier schon irgendwie unterzubringen". Ein weiteres Wort ist "Investor", das bei den Schlaraffen vordergründig als Synonym für "Hoffnung" gilt, aber in einer bestimmten Betonung für "Kuh, die es zu melken gilt" steht. Die profane Übersetzung für Frankfurt (Oder) Schlaraffia lautet übrigens: Weg hier.
tbc
... link (1 Kommentar) ... comment
Beim Kauf neuer Kleidung gilt für mich die 3M-Strategie: Kaufe nie etwas, das nicht die Mindestanforderungen an Mode, Maß und Moneten in Frage stellt. Nun ist frau ja wenigstens an ein paar Tagen im Monat - und ja, auch hier gibt es ein M-Problem - nicht ganz zurechenbar. Dann verliert man so manches Mal das Maß. Um sich Mode zu kaufen. Für die man nicht genug Moneten hat.
Stellen Sie sich also den heutigen Tag vor, ein Ich-hab-Kreislauf-Mittwoch, wie er im Buche steht. Die Kollegen ebenfalls leicht geistig demoliert, schleppen wir uns alle durch den Bürotag. Bis die ehemalige Superpraktikantin kurz vorbeischaut, um noch notwendige Papiere zu bringen. Sie ist, wie immer, perfekt und typgerecht gestylt. Und trägt eine Hose, die ich auf den ersten Blick als "Muss" des diesjährigen Sommers erkenne. Und, oh Wunder!, sie weiß um noch etliche Exemplare, die im hiesigen Billigklamottenausstatter am Ständer hängen sollen. M wie Mode, also.
Das reicht, um einen Außentermin kurz an eine bestimmte Straßenecke zu führen. Zum Probieren habe ich keine Lust, es ist warm, die Leute stressen irgendwie, also schmeiße ich das flotte Teilchen auf den Ladentisch. Wenigstens viel Geld muss ich nicht auf den Tisch legen. M wie Moneten, jaja.
Jetzt habe ich die Hose - eine schwarze, knielange Haremshose - zuhause vor dem Spiegel probiert und erkannt: Zumindest das letzte M, die Maße, sind an dieser Stelle für knapp über 20-Jährige schlanke Feenwesen gemacht. Ich sehe aus wie eine Made mit Bauchtanzhose. Da hilft auch nicht die Kombination mit silbernen Jesuslatschen und Worker-Shirt. Ich tausche die drei M um in F wie Fehlkauf.
Nahrung: Müsli mit Banane und fettreduziertem Quark, Kaffee, Eintopf aus Wildschweinrippchen, grünen Bohnen und Kartoffeln, Eisschokolade, Vollkornbrot mit Pyrenäenkäse und Knoblauchsalami, Nektarine. Sollte ich aufhören zu essen? Aber ich kann die Hose ja immer noch vor dem Fernseher, oder?
... link (5 Kommentare) ... comment
Beim dritten Kaffee mit viel heißer Milch wurde uns bewusst, dass wir unsere Freundschaft aufs Spiel setzen. Was viel Kaffee mit viel heißer Milch für Erkenntnisse zeitigen kann! Jedenfalls, so I., mit der ich seit über zehn Jahren durch dick und dünn gehe, in den letzten Jahren naturgemäß eher durch dick, müsse man die Freundschaften pflegen, weil sonst aus ihnen Bekanntschaften würden. Und sagt nur einen Schluck Kaffee mit viel heißer Milch später, dass sie mit der O. in den Kurzurlaub an die Ostsee fahren wird und nicht mit mir. Wir tranken dann sehr viel später noch ein wenig Bier und pflegten unsere Freundschaft, indem wir das Urlaubsziel für nächstes Jahr absteckten. Freundebekannte, bekannte Freunde.
... link (5 Kommentare) ... comment
Wenn wir noch so jung wären, wie wir es waren, als wir die Sommer einfach nur träge an uns vorbeiziehen ließen, dann, ja, dann hätte M. nie gesagt: "Wir sollten mal wieder was unternehmen." Dann hätte das Drama nie seinen Lauf genommen, wir würden noch so leben wie vorher, unschuldig, ohne an das zu denken, was dunkel unter uns liegt, uns auflauert, um uns zu fressen, die Zeit zu fressen, die Leichtigkeit zu rauben, uns in die Tiefe zu reißen, um uns mit Schlamm und Fäulnis zu bedecken.
Aber glücklicherweise war alles ganz anders.
Nahrung: Milchkaffee, Plunderstück, zwei Klappbrote (ja, so heißen Stullen auch) mit Huhn, Salat, Tomate und Käse belegt, Chips (Meersalz und Pfeffer, Sour Cream light), jede Menge Radieschenviertel und Möhrenstifte, Sektchen, Sektchen, Sektchen. Kein Welsfilet.
... link (5 Kommentare) ... comment
Satte 140 Jahre sollen gefeiert werden, mit Pauken, Trompeten und allem Pomp, den das Jubelpaar aus der (Geld-) Tasche zaubern mag. Nach nunmehr zehn Jahren findet sich zu diesem Anlass zusammen, was aus genetischen Gründen zusammengehört oder doch zumindest unübersehbar miteinander verwandt ist (Ohren von der einen Familienader, das Kinn vom Briefträger).
Was trotz aller jenseits des letzten Festes geborenen Kinder auffiel: eine ganze Generation ist verschwunden. Die ganz Alten, die Großeltern, Mittsiebziger und -achtziger, Silberlocken - in den letzten vier Jahren spülte sie die große interfamiliäre Sterbewelle hinfort. Einzig ein geistig wie körperlich rüstiges Paar (sie 82, er 87) an unserem Tisch erzählt von den Verstorbenen, erinnert sich, mich, wir werden ein wenig wehmütig. Meine Großmutter, die enge Freundin und Skigefährtin, mein Großvater, der labile Charmeur und passionierter Skatspieler, die Tante aus dem Bergischen Land, deren Ironie Diamanten hätte schleifen können, die Freunde und Geschäftspartner, die ein enges Geflecht fast familiären Zuschnitts bildeten, alle fort.
Und so schweben, unsichtbar, an den Fäden der Erinnerung gehalten, noch mehr Partygäste über das Parkett der, nun ja, Mehrzweckhalle und bereichern auf jeden Fall die Feier, erfreuen mein Herz, wenn es doch die noch lebenden, die engsten Verwandten derzeit so gar nicht tun.
Ich halte es frei nach Goethes Wahlverwandtschaften mit der Überlegenheit der geistigen Chemie gegenüber den Blutsbanden.
... link (3 Kommentare) ... comment
Ich kann mich selten an meine Träume erinnern. Vermutlich, weil ich entweder sehr spät einschlafe. Oder zu früh aufwache.
Heute früh jedoch konnte ich mich sehr deutlich an das Geträumte erinnern. Was sicherlich auch daran liegt, dass es recht absurd erscheint, mit kriminalistischem Gespür in die nunmehr neue und gemeinsam mit der Gattin bewohnte Wohnung einer Ex-Affäre mit einem Dietrich einzudringen und nichts besseres zu tun zu haben, die dort vorhandenen Kunstgegenstände zu katalogisieren und deren Preis zu schätzen. Noch absurder wird der Umstand, dass jene bewusste Ex-Affäre bekennender Kommunist ist und ganz sicherlich keine wertvollen Bilder anhäufen würde. Zumal seine Holde das vorhandene Geld eher in Kuchen und Törtchen investieren wollte, um dann darüber kritisch zu schreiben. Oder in Windeln. Vermutlich erinnere ich mich deshalb so genau an meinen Traum. Windeln sind derzeit sehr gefragt in meinem Umfeld.
... link (0 Kommentare) ... comment
Ich schicke voran: Dies ist ein Jammerbeitrag. Ein halber.
Woran ich merke, dass ich altere? In den letzten 12 Monaten saß ich so oft bei Ärzten im Wartezimmer wie in den letzten 12 Jahren davor nicht mehr. Von den Zähnen über die Hormone waren alle Körperteile an meinem Ungemach beteiligt bis hin zum schlimmsten anzunehmenden Fall, dem schleichenden Verlust meiner verbliebenden Sehfähigkeit. Mittlerweile begrüßt man mich in diversen Praxen per Handschlag und drückt mir meine bevorzugten Frauenzeitschriften bereits am Empfang in die Hand.
Aus diesen weiß ich nun, dass die Jeansjacke wieder in ist. Sienna Miller trägt sie zu Blümchenkleidern, Mischa Barton zu Koksrändern unter der Nase und ich, ich trage sie ins Büro. Wo doch prompt der Kollege aufmerkte und sagte: "Oh, Jeansjacke." Im Tonfall von Oh-sie-lebt-noch oder Ach-das-war-ja-auch-mal-in. Nun frage ich mich - wenn schon ein Mann ein Kleidungsstück bemerkt - ob das ständige Sitzen in Wartezimmern nicht einen viel schlimmeren Einfluss auf meinen Alterungsprozess hat als die Krankheiten. Oder bin ich jetzt erst richtig krank?
Ich glaube, ich habe Vintage.
... link (2 Kommentare) ... comment