Bisweilen habe ich ja etwas unruhige oder gar visionäre Träume. Doch immer wache ich mit einem Lächeln auf den Lippen auf, denn ich weiß: war ja alles nur ein Traum.
Im Freundeskreis spinnen wir gelegentlich Zukunftsträume, die von Verbundenheit zeugen, von Vertrauen und von freundschaftlichem Einstehen im Alter. Gemeinsame Reisen spielen eine große Rolle, ein Dreiseitenhof in Stadtnähe, aber mit einem großen Garten für alle und genug Platz und Nähe für Jede(n) von uns.
"Du", sagt die Lieblingstierärztin, derzeit noch in Wien beheimatet, "ich fände ein Ocker für die Außenwände schön, so wie in der Toskana." Ich überlege, ob das in die brandenburgische Landschaft passt, denke kurz an den sich im Gange befindlichen Klimawandel und italienische Verhältnisse in der Provinz und stimme zu: "Aber nur, wenn wir Clematis pflanzen. Und Wein. Und Spalierobst. Und einen knackigen Gärtner möchte ich auch." Der kann uns alten Krüstchen dann zur Hand gehen.
Ich glaube, wir erträumen uns eine bessere Zukunft als uns erwarten wird. Ein Traumidyll vor dem Hintergrund einer sich stark verändernden Welt. Aber wir haben ja uns. Und unsere Gedankengärten, mitsamt Gärtner.
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Ein fast nicht zu übersehendes geschlechtsspezifisches Phänomen sind kalte Füße bei Frauen. Eigentlich haben wir immer kalte Füße. Deswegen sind wir auch immer so bedacht darauf, die passenden Schuhe zu finden. Schließlich haben wir etwas zu erhalten. Im Bett ist es ein Zeichen von evolutionärer Überlebensstrategie, wenn wir unsere Extremitäten schutzsuchend an die des Partners kuscheln. Unverständnis darüber begegnen wir mit einem gehauchten "Schatz, nur du kannst mich wärmen". Für warme Füße sind wir sogar zu Sex bereit, selbst im Zustand äußerster Müdigkeit. Wir sind es also gewohnt, unsere Zehen in Froststarre zu sehen.
Entsetzen macht sich indes breit, wenn es untenrum heiß wird. Nicht einmal hochlegen der Beine hilft noch, der Partner reagiert ausgesprochen irritiert. Warme Füße - das kann nicht sein! Das ganze Blut ist jetzt im Fußbereich. Womit soll ich denn jetzt mein Hirn versorgen? Ich glaube, ich hab' Kreislauf.
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Herrschaften, ich rate Ihnen: Legen Sie sich ja niemals nie mit einem Bass an. Schon gar nicht, wenn Sie mit einem in einem Fahrstuhl stecken, er auf dem Weg zur Bühne ist, ohnehin schon Blut und Wasser in seinem dicken Bauschekostüm schwitzt und wenigstens drei Minuten mit der Zeit im Rückstand ist. Legen Sie sich auch niemals nie mit einem polnischen Bass an. Jedenfalls nicht, wenn Sie sich nicht in seiner Muttersprache bei ihm entschuldigen können (und Sie wegen einer nervigen Erkältung auch nicht komplett stimmlos wären). Blöd eben, wenn Sie in die vierte Etage wollen, er in die zweite, und Sie haben aus Versehen - denn der polnische Bass hat einen enormen Resonanzkörper - mit Ihrem an die Wand gepressten Hinterteil sämtliche, und ich wiederhole: sämtliche! Knöpfe des Aufzugs gedrückt. So dass der Fahrstuhl eben nicht erst in die zweite Etage sondern zuvor ins erste Untergeschoss und dann wieder ins Erdgeschoss und dann über die erste Etage endlich in die zweite Etage fährt. Kurz, der Bass, der polnische, war wenig erfreut. Und so ein Fahrstuhl ist ein in sich geschlossener, ganz großartiger Resonanzkörper für seine erbosten Stimmübungen. Ich bin jetzt übrigens taubstumm.
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"Einmal gebrannte Mandeln, bitte. Meine sind entzündet!"
Aus: Die Sufferotik der Heiserkeit.
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Samstage sind Baumarkttage. Blumen für die Dachterrasse müssen her, dazu noch das notwendige Gerät und - "Halt!", schreit der Gentleman, "ich schleife die Deckmöbel nie wieder per Hand ab" - es bedarf besonders dringend eines neuen Männerspielzeugs Wasserdruckstrahlgeräts.
Seit zwei Stunden steht der Mann auf dem Dach und wasserstrahlt die Möbel, dass es eine wahre Drucklust ist. "Ich kärchere ab sofort alles", frohlockt der Gentleman und mir wird Angst und Bange. Das Geschirr. Die Sanitärobjekte. Mein Auto! Nicht doch, mein Schatz, der Lack bleibt dran, ich mag mein grünes Auto.
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"Der gläserne Freund" als Synonym für den während der Arbeitszeit immer wieder gern erwähnten Lebensabschnittsgefährten, der anhand umfangreicher Erzählungen bereits zum Freundeskreis gezählt werden kann.
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Die Nachtigall, sie war entfernt,
der Frühling lockt sie wieder;
was Neues hat sie nicht gelernt, singt alte liebe Lieder.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Gestern, ein lauer, später Frühlingsabend, der Weg führte mich am Park vorbei, der einst ein Friedhof war und sich in geheimnisvolles Schweigen hüllt unter dichten, hellgrünen Laubkronen. Ein lange nicht mehr vernommenes Lied, zuletzt gehört auf einer Dachterrasse in Kreuzberg. Anders als damals hört sich diese Nachtigall nach Einklang an.
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Und täglich grüßt das Murmeltier mit dem gleichen Lied zur gleichen Zeit. So jedenfalls gefühlt. Ich stehe gegen halb/viertel vor Acht auf. Und immer, immer kommt dasselbe Lied von den Rolling Stones. Schon allein die Stones! Der Sender habe wohl die Zielgruppe altersmäßig nach oben korrigiert und richte sich nicht mehr an Erwachsene sondern überwiegend an die Geriatrie-Generation, vermute ich. Aber nichts da! Ein Stammtisch-Gespräch mit dem hiesigen Medienvertreter ergibt des Rätsels Lösung: Es ist nicht der verirrte Geschmack der Musikredakteure, die sich täglich ihre Favoriten reinleiern. Nein, es gibt eine Liste, die speziell auf die Zeit vor oder nach den Meldungen ausgerichtet ist. Und die Rolling Stones passen wohl ganz hervorragend zu Nachrichten über Rentenerhöhungen. Man verspricht mir, über ein neues Lied nachzudenken und schlägt vorsorglich schon einmal Genesis vor. Ich wechsle dann schon mal vorsorglich den Sender.
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Und dann fahre ich sie nächstes Wochenende doch die 100 Kilometer über Land hierher. Egal, was für ein Wetter ist.
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Schon zu Kaisers Zeiten fuhren die Herrschaften in die Großstadt, wenn es darum ging, sich eine passende Abendgarderobe zu kaufen. Auch das Wortschnittchen entschied sich nach Sichtung des hiesigen Angebots den Weg in die große Stadt einzuschlagen. Der Ausstatter des Vertrauens warb bereits kurz hinter dem Eingangsbereich mit einem Plakat "Vera Mont Abendkleider Sales". Jawoll, schrie das durch die bisherigen Erlebnisse arg gedemütigte Herz des Wortschnittchens und flugs wurde die 3. Etage angesteuert.
Dort: ein Traum in Chiffon, Seide, Samt und Satin. Wohlklingende Herstellernamen, ordentlich aufgereiht in Cocktail, Kombination und ganz, ganz großer Auftritt. Den ganz, ganz großen Auftritt hebe ich mir für später auf, denke ich, und auf Hochzeiten gebührt dieser ohnehin der Braut. Also eher die schlicht-elegante Variante. Der Gentleman, stilbewusster Berater in allen Lebenslagen, folgt auf dem Fuße, während ich mir in Windeseile Kleid auf Kleid raffe und ihm in den Arm drücke. Er ist wahrlich arg leidensfähig, sei an dieser Stelle noch einmal betont.
In der Anprobesektion liegen bereits einige delirierende Begleitmänner auf den Männerbegleitsesseln und stöhnen gelegentlich ein Hmm, gut oder ein das andere war besser. Dann und wann fällt einer bewusstlos vom Sessel und wird von der Damenbekleidungsfachverkäuferin wortlos weggeräumt.
Das Rote, Lange aus Satin mit den Chiffonflügelchen wird als erstes anprobiert. Als ich aus der Umkleidekabine trete, kommentiert der Gentleman: "Hm. Note 2." Übersetzt: Nee, geht nicht, guck weiter. Eine junge Frau, offenbar bereits mit den Nerven am Ende, da ihrerseits einer Freundin mit etwas kompliziertem Geschmack bei der Auswahl assistierend, pflichtet ihm bei: "Nicht ganz optimal." So eine Kleideranprobe reizt anscheinend zum Widerspruch.
Dann werden in rascher Folge ein Petticoat-Kleidchen in mittelrotrosa (Hilfe, ich sehe aus wie Peggy Sue!), ein braunes Holderneck ("Die Schleife da hinten im Nacken geht gar nicht!" - "Schatz, die Schleife kann man auch flach binden."), ein braunes Chiffon-Ökotussi-Fähnchen (abgelehnt) und ein grünliches Etuikleid ("Schatz, könntest du das eine Größe größer suchen...?") probiert. Die Nerven liegen am Boden, der Gentleman hat sich den weiteren Herren angeschlossen und deliriert. Die junge Dame berät eifrig die umherirrenden weinenden Frauen in zu engen Ballkleidern.
Das letzte Kleid nun. Eigentlich wollte ich ja lang. Und bitte auch eines mit Ärmeln, dem winterlichen Winkfett geschuldet. Aber gut, das hat schließlich der Gentleman ausgesucht und probieren kann man es ja mal. Als ich aus der Kabine trete, wird Beifall geklatscht. Man huldigt mir, die Herren erwachen aus dem Delirium, und die junge Dame beglückwünscht mich zu meiner Traumfigur und dem wunderbaren Kleid. Am Ausgang drückt man mir einen duftenden Rosenstrauß in die Hand.
Wir fuhren dann wieder nach Hause in die Provinz. Der nächste Ball, die nächste Hochzeit, der nächste Empfang, die sechsgängigen Menüs können kommen. Ich habe endlich mein Gelegenheitskleid.
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Draußen ist Wetter. Es regnet, es hagelt, es stürmt und gewittert, dass es eine wahre Pracht ist und dies bereits seit Wochen. Zu bewerten traut man sich schon nicht mehr und rettet sich lieber vor der dräuenden Sintflut. Man ist recht häuslich geworden.
Nun ist es kein Geheimnis, dass der Gentleman in einer eher technisch geprägten Weltsicht verankert ist. Und so finden immer wieder die wunderlichsten Gerätschaften Einzug in den Haushalt. Es gibt zum Beispiel Fernbedienungen. Für Leuchten, Jalousien, die Espressomaschine, die Standheizung des Autos, den Radiowecker und natürlich für alle Hi Fi-Geräte.
Und es gibt Messgeräte. Wir sind in der Lage, Windstärken, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und das Wetter der nächsten drei Tage abzulesen. Es wird auch in den kommenden Tagen regnen, hageln, stürmen und eventuell am vierten Tag gewittern. Bisher stimmte die Vorhersage exakt. Wunderbare Welt der Technik, unbestechlich. Ich kauf mir lieber einen Frosch. Wenn der dauerhaft ganz unten auf der Leiter sitzt und schlechtes Wetter prophezeit, schlachte ich ihn und genieße seine Schenkel mit Petersilie und Knoblauch.
Erwähnte ich bereits, dass ich ein klitzekleines Bisschen mit dem Wetter hadere?
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Ich vermiete ein 'e'.
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Fahren Sie doch mal eine Nebenstraße.
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Manchmal gibt es sie, die besonderen Gelegenheiten, für die frau ein ganz spezielles Kleid benötigt. Auf Hochzeiten zum Beispiel, Bällen oder bei Adelungen durch die Queen ist es angebracht, in vornehmer Garderobe zu erscheinen.
Jedenfalls, wenn erwünscht. Vor allem, wenn auf handgeschöpftem Büttenpapier mit Goldprägung erwünscht. Überaus, wenn es dann auch noch eine jahrelange Freundin ist, deren baldiger Eintritt in den Ehestand mit einem Unternehmensberater entsprechend gewürdigt werden muss.
Nachdem die körperliche Ausstattung mit den Jahren stark zu wünschen übrig lässt, und diverse, bisher heiß gehandelte Kleider-Favoriten für festliche Gelegenheiten den veränderten Umständen zum Opfer fallen, ist er gekommen, der schlimme Tag. Der Tag, an dem man sich aufmacht, ein neues Gelegenheitskleid zu erwerben.
Der hiesige, auf Braut- und Abendkleider spezialisierte Ausstatter A wird aufgesucht. Aha, samstags hat er nur von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Es ist bereits sieben Minuten vor zwölf, aber wir bauen auf die neue Dienstleistungsmentalität in diesem Teil der Republik. Gern empfängt man uns, die verkaufenden Damen warten ohnehin noch auf eine fest gebuchte Kundin und sind sehr hilfsbereit. "Ich suche ein Kleid, lang, fließend, möglichst ohne Chichi und bitte nicht in schwarz", sage ich und werfe einen Blick auf die überschaubare Auswahl an Abendkleidern. Wollte ich heiraten, hätte ich mehr als fünf Meter Weiß, Crème oder Eierschale zu sichten. Die Verkäuferin wirft einen Blick auf meine Figur und sagt: "Sie haben eine 42, oder?"
Herrje. Nein. Nicht doch. Das liegt sicher nur an meinem weiten Mantel. "Eine 38/40", korrigiere ich und füge ein "mit Tendenz zur 40" hinzu. Ihren leicht zweifelnden Blick ignoriere ich. Sie zieht nacheinander einige Kleider von der Stange. Seidenchiffon in bronze und dunkelblau, eisblauer Taft und dann noch "hier einen Zweiteiler in schwarz, das ist auch sehr vorteilhaft". Meint sie jetzt die Zweiteiligkeit oder die Farbe? Und warum habe ich bloß den Gentleman mitgenommen? Der sitzt mittlerweile leicht benommen in einem Männerbegleitsessel. Armer Mann.
Nacheinander schlüpfe ich in die Wunderwerke osteuropäischer Schneiderkunst. Mal ist es zu bronze, mal zu eisblau, mal im Hüft- und Bauchbereich ein wenig, nun ja, deutlich abzeichnend. Die von mir präferierten Teile scheiden mangels eleganter Erscheinungsweise aus. Bleibt der Zweiteiler. Eine enge Korsage mit Holderneckträgerchen und ein Flatterchiffonrock mit Schlitz. Wobei, Schlitz ist untertrieben. Man kann sogar erkennen, welche Farbe meine Unterhose hat (grün). Ich drehe mich vor dem Spiegel und finde die Korsage gar nicht schlecht. Nur atmen geht nicht. "Das sieht gut aus", sagt die Verkäuferin. "Geht aber nicht gut aus, wenn ich atme", sage ich.
Die nahe Kirchturmuhr schlägt halb eins. Zeit zu gehen. Ich vertage den Kauf des Gelegenheitskleides auf nächstes Wochenende in der Großstadt beim Ausstatter des Vertrauens. Und werde berichten.
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Etablierte Medien tun sich im Allgemeinen nicht gerade mit besonderer Kenntnis der sogenannten Blogosphäre hervor. Erneuter Versuch, dem Phänomen Blogger auf die Schliche zu kommen, diesmal in der FAZ - und sogar recht pointiert: "Zeit zur Besinnung ist eine rare Ressource in dem Geschäft."
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