Horst.

Eingeweihte wissen, dass ich den Namen Horst ganz wunderbar finde und meinen Erstgeborenen so nennen werde.
Da ich aber derzeit wenig Möglichkeiten sehe, die Reproduktion A. in punkto Geschlecht und B. in punkto potenziellem Erzeuger korrektiv zu beschleunigen, nenne ich Dinge, die ich gern habe, Horst.

Nicht immer ist ein Jemand gleich zur Hand, wenn das Höschen juckt. Für solche Fälle gibt es eben Horst. Horst ist ein handlicher, sehr nett anzusehender Dildo, der erst vor einiger Zeit Eingang in mein ganz persönliches Toy-Paradies fand.
Denn bislang hielt ich mich von derlei Spaßbereitern fern. Zu unnatürlich, zu Plastik. Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich bei einer Freundin half, die teilweise unsägliche Garderobe der letzten vier bis sechs Jahre zu entsorgen. Die nun wirklich nicht mehr tragbaren Stücke stapelten wir auf dem Bett. Ich hob den Packen Klamotten hoch, um ihn in einen Müllsack zu stopfen - und was fand ich unter den Kleidern, was ich vorher nicht gesehen hatte? Ganz genau, der geneigte Leser ahnt es schon: Einen Dildo. Ich stieß einen spitzen Schrei aus: "Iiiih! Was ist das und wieso liegt der hier so rum!" Meine Freundin wurde rot und murmelte etwas von "zufällig beim Aufräumen wieder gefunden und ansonsten nicht in Betrieb".

Den Glaubwürdigkeitsgehalt einer solchen Antwort ziehe ich an dieser Stelle einmal nicht in Zweifel. Dies war jedenfalls mein erster Kontakt mit einem Stückchen Imitation. Stückchen ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn mir erschien der Plastikschwanz im Vergleich zu seinen realen Vettern etwas dürftig gebaut.
Es ist ja nicht so, als hätte ich vorher nicht diverse Experimente mit abgerubbelten Sofaecken (Kindesalter), abgerubbelten, pickeligen Jungs (Teeniealter) und kunstvoll geschnitzten Gurken (die Phase im Erwachsenendasein, die als meine "wilde" bekannt wurde - sie liegt schon lange zurück und heute bin ich natürlich ganz zahm) durchgeführt. Zufriedenstellend waren sie alle nicht.

So kam irgendwann Horst in meinen Haushalt. Nach eingehender Beratung im weiblichen Freundeskreis machte ich mich eines schönen Tages auf zum Kauf. Solcherlei Dinge könnte frau natürlich auch per Katalog bestellen. Wem ist nicht der unnatürlich weiße "Massagestab" bei Quelle/Otto/Sonstwo in Erinnerung, der "insbesondere zur Entspannung der Nackenpartie" angepriesen wurde. Ja, ja, Nackenpartie. Hübsche Anatomieverdrehung hatten die Texter da. Doch ich habe gern Auswahl und nach der eher unterdurchschnittlichen Erfahrung bei der Freundin wollte ich die Ware gern ein bisschen angrabbeln, bevor ich sie Bekanntschaft mit empfindlichen Körperregionen machen lasse.

Also drückte ich frohgemut die Eingangstür eines Ladens auf, der mir von Freundinnen als der mit dem umfangreichsten Sortiment gepriesen worden war. Es roch nach Räucherstäbchen und Staub. Im Hintergrund konnte ich eine Verkäuferin erkennen, die gelangweilt an einem Kaugummi malmte. Ich sah mich ein wenig um. Dieser Laden hatte so gar nichts von den neongrellen Verkaufsargumenten einer Sarah Young oder Beate Uhse. Bücher mit erotischen Inhalten und Videos zierten die eine Wand, gefolgt von Ständern (sic!) mit pseudo-erotischer Wäsche. Baby-Dolls in pink mit Federchen und Schleifchen mit offenem Schritt, Tiger-Lilly-Ganzkörper-Catsuits. Nicht, dass ich nur Baumwoll-Feinripp trüge, aber ist so etwas wirklich anregend? Die Frage geht an Sie, meine Herren!

Körbchen mit Gleitcreme-Tuben, Cock-Ringen und Kondomen in aller Länder Farben erinnerten ein wenig an Tante Emmas Nählädchen. A propos Emma - erwähnte ich, dass dies ein Sex-Shop nur für Frauen war? Leise dudelte Macy Gray im Hintergrund. Ein kleiner Altar mit einer Figur der Venus von Willendorf (keltische Fruchtbarkeitsgöttin, sehr rund und weiblich, Anmerkung der Verfasserin) war auf dem Verkaufstresen aufgebaut. Hier fand ich auch die Räucherstäbchen. Ich wühlte mal hier ein wenig, wog prüfend Liebeskugeln in der Hand, erwog die Anschaffung solcher und verwarf wieder. Alles interessante Dinge. Nur Dildos fand ich nicht.

Nun musste ich mich doch an die Verkäuferin wenden. Ich brachte meine Bitte vor. "Sind Sie eher vaginal oder klitoral?", fragte sie und warf ihre hennaroten Haare über die Schulter. Wie bitte? Ich hatte den Gedanke wohl laut ausgeprochen, denn sie antwortete: "Na, manche wollen es nur innen und andere wollen die Stimulation von außen." Ich dachte, schön, und was ist, wenn ich beides will?
Sie musste meine Zweifel gespürt haben und holte eine Kiste unter dem Ladentisch hervor. Vor meinen faszinierten Augen baute sie eine ganze Landschaft von Dildos auf dem Tresen auf. Gleich einer Armee von Gartenzwergen standen blaue, schwarze, große, kleine, dicke, dünne und sehr, sehr, sehr große Schwänze vor mir. "Ich hätte da noch einen in Delphin-Form", sagte sie und ihre Ohrringe in Form von Q's, dem Frauenabzeichen, baumelten lustig. "Aber der ist zurzeit ausverkauft, sehr beliebt ist der", fügte sie mit Nachdruck hinzu.

Ich besah die Schwänze und nahm den ein oder anderen in die Hand. Wie immer, wenn mir viel geboten wird, bekam ich Entscheidungsschwierigkeiten. Aber die freundliche Verkäuferin, deren natürlicher Schweißgeruch sich vortrefflich mit einem intensiven Duft nach Patchouliöl verband, kam mir zu Hilfe. Sie wies auf einen recht ansehnlichen Dildo mit einem winzigen Zipfel an der Seite und sagte: "Der hier, der ist ganz klasse." Zum Beweis stellte sie ihn an und hielt ihn mir hin. Sanft rotierte sein Kopf und das kleine Zipfelchen wippte in schnellerem Rhythmus. Irgendwie gefiel er mir. Solide Verarbeitung, kein Chichi, sogar die Farbe war naturgetreu. Und dann dieses Schwänzchen!

Kurz: Ich schlug zu und kaufte ihn. Da er mir im Lauf der Zeit immer vertrauter wurde, nannte ich ihn nach dem Namen, der mir am liebsten ist: Horst. Nun habe ich das Problem, dass ich meinem Sohn wohl nicht ehrlich antworten könnte, nach wem er benannt wurde. Ich muss mir für ihn wohl doch einen langweiligen Namen wie 'Alexander' oder 'Jan' wählen. Der Dildo Horst kam schließlich zuerst.

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Ungewohnt.

Hell, sonnig, annähernd über fünf Grad Celsius - es ist Frühling!

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Bauchtanz mit Susanne, Sebas und Frau Cassandra

Erinnert sich noch jemand an das längst eingestellte, morgendliche „Frühstyxradio“ auf dem Berliner Sender „Fritz“? Susanne, die strenge Gymnastiklehrerin, empfahl den Hörern, Körperteile wie „Flanschpapillen gut zu dehnen, und eins, zwei, drei, vier und - keuch - jetzt noch mal von vorn“, und ihr Schlusssatz „Bis morgen, sagt Susanne, bis morgen“ hallte noch lange nach.

Nun, den gestrigen Abend verbrachten die zugereiste Frau Cassandra, Herr Sebas und ich nicht mit Gymnastik gleich welcher Art - Bloggern wird ja gelegentlich ein inzestuöses Beziehungsgeflecht unterstellt (zu Recht, wie mir in letzter Zeit schwant)-, sondern mit zumindest meiner liebsten Disziplin: Sattessen und Wettkampftrinken. Kleine, ägyptische Schweinereien, deren tatsächliche Beschaffenheit mitunter etwas zweifelhafter Natur zu sein schien (Stichwort: Biberschwänze), Wein und angeregter Austausch von Neuigkeiten aus Blogger- und Realwelt schufen eine angenehme Kurzweil.

Doch dann kam sie: Susana, deren wirklicher Name mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einfach "Susanne" lautet. Angetan mit Flitter und Glitter und wenig Stoff wirbelte sie ihre kunstvoll blond geträhnte Lockenmähne durch das Restaurant, gefolgt von rasantem Bauch- und Hüftengewackel. Frau Cassandra und ich sahen uns an. Uns einte ein Gedanke: Dieser Bauch da, ist der für die angeblichen 18 Jahre der Tänzerin nicht ein bisschen schwabbelig? Und sieht die Wallefrisur nicht ein bisschen billig aus? Susana bemerkte nichts von unseren gedanklichen Gemeinheiten, die Frauen so ihren im Mittelpunkt stehenden Geschlechtsgenossinnen gern mal an den Kopf werfen. Sie tanzte sich weiter ihren gesamten Volkshochschulkurs "Bauchtanzen gegen Stress, Anfänger" von der Seele.

Die Musik, der libanesische Weißwein und die allgemein ausgelassene Stimmung taten langsam ihre Wirkung. Frau Cassandra bekam einen sehr orientalisch-leuchtenden Blick, Herr Sebas verlangte wild gestikulierend nach einer Wasserpfeife, die er dann laut schmatzend mit einer unbekannten Schönheit aufrauchte. Im festen Glauben, jetzt zumindest ein wenig berauscht zu sein, fingen seine Hände unter Frau Cassandras und meinen faszinierten Augen an, schlangenhafte Bewegungen zu imitieren. Er würde doch nicht...? Doch. Er würde.

Wir wurden Zeuge eines denkwürdigen Ereignisses: Dem ersten Bauchtanz im Sitzen. Inklusive laszivem Kopfwerfen. Frau Cassandra und ich konnten uns nicht mehr zurückhalten: Wir tanzten mit. Konvulvische Zuckungen unserer Oberkörper kontrastierten auf das Angenehmste mit eleganten Handbewegungen. Wären wir aufgestanden, man hätte Susana der Bühne verwiesen.

Doch leider war das Vergnügen zu kurz, um wirklich die Spannkraft unserer Lenden und Bäuche zu testen und so wird der wahrhaftige, der endlich erfolgende Bauchtanz mit Frau Cassandra und Herrn Sebas ohne Susanne wohl erst am 7. Mai beim Bloggertreffen stattfinden. Bis dann, sagt Susanne, bis dann.

Diese Geschichte ist, wie alle anderen auch, natürlich erstunken und erlogen, und wir werden niemals einen Bauchtanz auf einem Bloggertreffen aufführen. Nein.

Herr Sebas hat übrigens auch seine Sicht des Bauchtanzabends dargelegt.

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Fundstück.

"String-Sandalen."

Synonym für Flip Flops. Aus: Abteilung für Sprachverehrung.

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Absturz.

Emotionaler. Ich hätte den Höhenmesser nicht aus den Augen lassen oder einen anderen Co-Piloten mitnehmen sollen.

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Heißkalt.

Seit einiger Zeit befinde ich mich in einem Vernichtungsfeldzug. Gegner: Sämtliche elektronischen Geräte meines Haushalts.

Angefangen hat alles mit dem Toaster. Eines morgens, ich freute mich auf eine Scheibe duftenden, gerösteten Sonnenblumenbrotes mit Orangenblütenhonig, gab es einen Knall, und von meiner Scheibe Brot war nur noch ein kohleartiges Gebilde übrig geblieben. Mangels monetärer Mittel zu dieser Zeit verzichtete ich auf den Kauf eines neuen Toasters und so gibt es bis heute in meinem Haushalt nur frische Brötchen.

Einen heimtückischen Anschlag auf mein Leben versuchte mein Fön. Er explodierte mit einem dumpfen Schlag und grellem Blitz in meiner Hand, als ich gerade dabei war, meine Haare in einen wahren Prachtbau zu trocknen. Vor Schreck fing ich an zu weinen und von Stund an befand ich mich im Krieg mit allem, was Strom braucht.

Seit gestern habe ich eine heißkalte Schlacht mit meiner Etagenheizung. Sie heizt nämlich nicht nur, sondern sorgt auch für Warmwasser. Sorgte, sollte ich vielmehr sagen. Denn aus einem unerfindlichen Grund heizt sie jetzt, wenn ich die Dusche anstelle. Und leider weigert sie sich, warmes Wasser zu liefern, wenn ich die Heizung anstelle.

Kriege werden so manches Mal mit List gewonnen. Ich stelle jetzt kurz das Heizthermostat ein, warte eine Minute und schalte es wieder aus. Die Täuschung funktioniert! Die Etagenheizung glaubt: Warm soll es sein, das nicht funktionierende Relais wird aktiviert - und es gibt heißes Wasser!
Aber ich bin sicher, bald findet sie heraus, dass ich mein Pulver damit verschossen habe. Vorher muss ich mir unbedingt einen Verbündeten suchen. Ich denke da an die Hausverwaltung.

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Erwachsenenreim.

Gib ein Röschen,
für das Höschen.

Machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe nur zu viel Kaffee getrunken.

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Zahlenspiele.

Mathematik gehörte in der Schule definitiv nicht zu meinen Lieblingsfächern. Ja, manche (Eltern, Lehrer, Nachhilfelehrer, so ziemlich alle) haben mich sogar als mathematischen Totalversager bezeichnet. Letztendlich trafen mein Kursleiter in der 12. Klasse und ich ein Gentlemen-Agreement: Ich komme nicht mehr in den (grottenlangweiligen) Unterricht, störe also nicht mehr durch unqualifizierte Zwischenrufe oder fortgesetztes Hospitieren, und er gibt mir noch drei Punkte. Damit konnte ich leben, wollte ich den Kurs doch ohnehin abwählen.

Später dann, in der Uni, verstand ich erst, wozu der ganze Quatsch nützlich ist: Mit Zahlen kann man dem Chef klar machen, dass der eigene Job nicht wegrationalisiert werden kann. Gegen harte Zahlen kann selbst der kündigungswilligste Unternehmensleiter nichts ausrichten.

Wie unterhaltsam Zahlen sein können, und hier komme ich jetzt endlich zum Punkt, zeigt dieses Blog, das ich erst kürzlich wiederentdeckt habe.

Leute, lest mehr Zahlen.

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Lieblingsblume.

Die Neurose.

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Morgenadrenalin.

Mühe, morgens aus dem Bett zu kommen? Kreislaufprobleme? Der Tag beginnt immer ein paar Stunden zu früh? Kein Problem! Ich habe die Lösung für Sie:
Verbringen Sie einen Tag in meiner Haut. Beginnen Sie den Morgen mit einer heißen Dusche, die die hämmernden Kopfschmerzen nur unzureichend bekämpfen kann. Wenn der Druck im Schädel gerade ein wenig nachlässt, schreckt Sie dauerhaftes Klingeln an der Tür auf. Sie rennen natürlich nicht sofort zur Gegensprechanlage, denn Sie sind ja tropfnass. Als Sie dann doch rangehen, ist der Klingler schon weg.

Mühsam quälen Sie sich in Ihre Klamotten. Ihre Jacke riecht, als hätten Sie gestern einen langen Abend in einer Kneipe verbracht. Haben Sie auch, aber das Gedächtnis funktioniert am frühen Morgen noch nicht perfekt. Auf jeden Fall haben Sie nicht zuviel getrunken. Woher kommen dann die Kopfschmerzen? Solche Fragen sollte man sich nicht stellen. Aber froh waren Sie, dass Sie gestern einen so schönen Parkplatz gefunden haben. Das ist in dieser Gegend nämlich gar nicht einfach. Mitunter haben Sie auch schon einmal eine halbe Stunde gesucht, müde, nur noch nach dem warmen Bett gierend.
Das Frühstück fällt mangels Brotunterlage aus. Ein bisschen früher ins Büro, denken Sie, kann auch nicht schaden. Als Sie das Haus verlassen, steigt Ihnen der Geruch von Hundekot in die Nase. Und siehe da: Sie sind in ein Häufchen getreten. Direkt vor der Haustüre. Manche Menschen behaupten, es bringe Glück. Sie hassen solche Menschen und haben Mord im Herzen. Hundemord gilt nur als Sachbeschädigung, wussten Sie das? Und, geht es Ihnen schon ein bisschen besser? Der Kreislauf regt sich langsam, nicht wahr?

Warten Sie, es geht gleich weiter. Sie fluchen ein wenig und säubern den Gott sei dank nichtprofilierten Schuh am Rinnstein. Da hinten, aufgrund einer mittleren Sehschwäche nicht ganz klar erkennbar, blinken die Lichter eines Abschleppwagens auf. Sie denken, ha!, hat es wieder einen erwischt. Idiot, blöder. Man muss halt aufpassen. In der nächsten Sekunde denken Sie: Ha! Idiot, blöder. Warum hast du nicht besser aufgepasst? Und rennen los. Joggen am Morgen ist ja so gesund.
Knapp, bevor der Abschleppwagen Ihre ohnehin schon nicht mehr ganz taufrische Karre wegfährt, erreichen Sie den Tatort. Nur, um im nächsten Moment ein Mikrophon unter der Nase zu haben. Sie haben allerdings nicht das Gefühl, ein Star zu sein. Die Haare kleben an der verschwitzten Stirn, Sie pumpen heftig und der ganze Kneipenmief der letzten Wochen kratzt in der Lunge. Unwillig schieben Sie das Mikrophon zur Seite, herrschen den Kameramann an, das Ding auszumachen und sehen nur noch den Aufkleber: RTL II. Nee, echt nicht. "Wir wollen doch nur eine Abschleppszene abfilmen", sagt die Hilfsregisseurin. Na, gut. Aber bitte das Kennzeichen unkenntlich machen, sagen Sie. Ihr Vertrauen in Gottes Ohr.

Der freundliche Polizist, ein älterer Mann, bestimmt Familienvater und vermutlich mit einer Tochter in Ihrem Alter, fragt: "Ich habe geklingelt. Warum haben Sie denn nicht aufgemacht?" Ja, warum bloß? Vermutlich aus dem gleichen Grund, weshalb Sie morgens nicht aus dem Bett kommen: Unwillen. Den verspüren Sie auch, als nach Erledigung der Formalitäten der Wagen wieder auf der Straße und Sie am Rande des Wahnsinns stehen. Der um diese Stunde erschreckend gut gelaunte BSR-Mitarbeiter (Berliner Straßenreinigung, Anm. d. Verfasserin), dessen Entrümpelungskommando Grund für die Abschleppaktion ist, hält das für charmant und fragt, warum Sie denn das Schild nicht gesehen hätten. Sie antworten, dass Sie zu müde waren, um zu gucken. Er schüttelt den Kopf und antwortet: "Na, dann isses aba nüscht, wennse übahaupt fahrn, wa?"

Sie beschließen, dass es für Mord noch zu früh ist und fahren ins Büro. Sie sind wach, die Kreislaufprobleme wie weggeblasen. Blöd nur, diese leichte Morgenübelkeit. Muss das Adrenalin sein.

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Extreme Piercing.



Mit Dank an Herrn Sebas.

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Theatervergnügen.

Eines vorweg: Ich gehe selten ins Theater. Einmal, weil ich zu Zeiten meiner Kritikertätigkeit für die Kulturseiten einer Lokalzeitung (beliebte Frage: "Wie, die haben auch Kultur?") jedes Bühnenstück mit viel Unsicherheit ob der eigenen Beurteilungsfähigkeit sah. Zum Anderen, weil der Aufenthalt in engen Stuhlreihen inmitten eines vielfach olfaktorisch mehr als präsenten Publikums über die Dauer einer halben Stunde meiner üblichen Soziophobie zuträglich ist.

Nun, ich musste aber. Und ganz entgegen den Erwartungen - Deutsches Theater, Komödie "Ein Klotz am Bein", Begleitung: eines der beiden Perlhühner - war es überaus amüsant.
Dies lag aber weniger am Stück als am Publikum selbst. Der typische Berliner Theatergeher ist meist älteren Jahrgangs, kleidet sich dem Anlass entsprechend gediegen und riecht wahlweise nach Old Spice oder Old Lavendish Water, aber auf jeden Fall old, very old.
Da gibt es Dauerhuster, denen man den Kuraufenthalt in Bad Oeynhausen oder Pyrmont geradezu anraten, auf jeden Fall aber gönnen würde. Auch die Spontanklatscher, meistens an Stellen, die bar jeden Witzes sind, gehören zum festen Bestand eines Theaterbesuchs.

Immerhin, das Durchschnittsalter der Zuschauer verhindert eines ganz bestimmt: Handygeklingel mitten im Akt. Dafür gibt es eine Lautuntermalung der besonderen Art. Ein schrilles Pfeifen rechts vor uns. Es ist das Hörgerät eines älteren Herrn. Der hört ganz offensichtlich gar nichts mehr (sonst würde er es ja auch nicht tragen), denn seine Hörhilfe fiept mindestens 20 Sekunden lang. Seine Gattin klopft ihm hektisch auf die Schulter, er klopft hektisch auf sein Ohr und irgendwann hört das Pfeifen auf. Wir bekommen einen Lachanfall. Nach zweimaliger Wiederholung warten wir nunmehr sensibilisiert auf das nächste Mal. Das Stück verliert zunehmend an Interesse. Viel aufregender und unser echtes Theatervergnügen ist der alte Herr mit dem Hörgerät.

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Partymusik.

Die Ankündigung klang interessant: "Wilde Party in Kreuzberg, lass uns da mal hingehen, die Veranstalter sind cool, die haben sogar einen DJ engagiert." Nun ist es ja kein Geheimnis, dass auf Privatparties mitunter peinliche Sampler gespielt werden. Ich erinnere mich noch an irgendeine "Best of Bravo-Kuschelhits", während der mich plötzlicher Brechreiz befiel. Gut, es kann auch an den doppelten Martini gelegen haben, die ich mangels flirtwerten Männermaterials in mich goss. Auch immer wieder gern gespielt und wirklich nur mit viel Alkohol zu ertragen: ABBA, NDW und alte Queen-Songs, so richtig zum Mitgrölen und wild Tanzen.

Also hörte sich die Partyeinladung an, als könne man sich dort großartig amüsieren. Dort angekommen, empfing uns unangestrengte Chill-In Musik aus Kuba, denn die Gastgeber waren gerade aus dem Urlaub gekommen. Etliche Rum-Flaschen versprachen die richtige Enthemmungsgrundlage und das Aussehen des DJs, rassige lateinamerikanische Hauttönung und glutvolle Augen sowie ein entzückender Hüftschwung, als er an mir vorbei ging, versprach mehr.

Ich mischte mir einen Cuba Libre und machte mich auf, das Tanzbein zu schwingen. Nett, dachte ich, als die Musik ein wenig Reggaelastiger wurde und die ersten Joints kreisten. Dann wurde die Musik noch ethnischer. Die Gastgeber hatten vor nicht allzu langer Zeit eine Reise in die innere Mongolei gemacht. Die Obertonmusik, so heißt das wohl, ist dort vermutlich der absolute Partyknaller in den Jurten. Hier, im spröden Deutschland, ist das Gejaule allenfalls für eine kurze Einspielung gut, als kleiner Gag, guckt mal, wir waren da und so hört sich das an.

Als nach zwei Minuten ununterbrochenem "Jauaaaaiaaaoooaaaaauaaaammaa" keine Änderung erfolgte, versuchte ich meinen Begleiter zum sofortigen Verlassen der Party zu bewegen. Leider befand der sich gerade in einer angeregten Unterhaltung mit einer überaus attraktiven Studentin der Linguistik. Ich goss mir also noch einen Cuba Libre ein (jawoll, die Befreiung kommt) und hoffte auf ein Ende der Kakophonie. Die Obertonmusik verklang nach weiteren drei Minuten zugunsten eines Musikstils, der in MittdreißigerInnen-Kreisen gern genutzt wird, um endlich wieder die (molliger gewordenen) Hüften zu schwingen und möglicherweise einen der umstehenden, sich bei einem Bier und intensiven Gesprächen über Fußball und Aktienkurse angemessen amüsierenden, Männer auf die Tanzfläche zu zerren: Salsa. Definitiv ein Frauentanz.

Ich atmete auf, nahm zur Ehrung dieser weisen DJ-Entscheidung noch einen Cuba Libre und tanzte befreit mit. Irgendwann - ich befand mich in einem angetrunkenen und überaus glücklichen Zustand - musste einer der Anwesenden, und wenn ich herausfinde, wer es war, dann gnade ihm Gott, dem DJ einen Tipp gegeben haben, was die Männer denn gern hören würden.

Und so schallte bald "Highway to Hell", Sex Pistols und sonstige Punk- und Mattenschüttlermusik (Musik?) durch den Raum. Definitiv Männermusik. Alle Jungs hatten ihr Bier schleunigst abgestellt und stürzten sich auf die Tanzfläche, um Träume von einer Karriere als Luftgittarist wieder zu beleben. Das war der Moment, indem sich mein Gehör und ich mich verabschiedeten und den Heimweg antraten. Ich freue mich wieder auf die nächste Spießer-Party mit NDW, ABBA oder Kuschel-Rock.

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Regen.

Dicker Pulli, Jeans, Stiefel, Schal, Handschuhe, Lederjacke, Mütze. Lange spazierengehen. Untergehakt, lachend, schniefend, lästernd.

Es gibt kein schlechtes Wetter in der richtigen Begleitung.

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Samenschleuder.

Es war ein besonderer Abend. S. sollte in einer Woche heiraten, Jungesellinnenabschied. Da erwartet man doch was: Enthemmte Frauen, knackige Stripper, Alkohol in Strömen. Nicht so bei Grundschullehrerinnen im Hessischen. Gediegenes Essen in gutbürgerlicher Umgebung, Apfelwein statt Apfelkorn und der einzige Mann in verfügbarer Nähe hätte nicht einmal einer Nacktschnecke einen Hormonschub verpasst. Trotzdem ist es lustig, die Mädels haben einige gute Geschichten über degenerierte Sprösslinge von degenerierten Eltern in petto und die Stimmung steigt, als W. Details eines nicht ganz glücklich verlaufenen Seitensprungs zum Besten gibt. Es kommen viele erschreckende Zufälle, ein gebrochener Unterarm und ein Auto im Treppenhaus in der Geschichte vor.

S. ist betrunken. Behauptet sie. Nach zwei "Sauer Gespritzten" kann ich ihr das allerdings nicht ganz glauben. Auf jeden Fall wird sie gehässig, als eine Ehemalige ihres Derzeitigen, der später ihr Ex werden wird, das Restaurant betritt. Eine angenehme Erscheinung, schwarzer Ledermantel, Jeans und lange, braune Haare. S. sieht das anders und lästert: "Schaut mal, wie billig die Klamotten aussehen!" Ich sehe genau hin und erkenne, dass die Schuhe von Prada sind und den Mantel glaube ich, vor kurzem in irgendeinem Hochglanzmagazin entdeckt und bewundert zu haben. Wie dem auch sei, P. (S.' zukünftiger Ex-Ehemann) fand diese Frau eine sehr lange Zeit sehr anziehend, was er in einer schwachen, sentimentalen Stunde auch S. erzählt hatte. Mit einigen Informationen mehr, als S. wohl haben wollte, unter anderem der Bemerkung über die Qualität einer bestimmten Sexualspielart. Vielleicht als Anreiz? (Ich erinnere mich allerdings daran, dass der angeblich wohlgemeinte Kommentar "früher hast du besser geblasen" nach einem zugegebenermaßen endzeitig bedingten lustlosen Liebesspiel eher die gegenteilige Wirkung hatte.)

"Die schluckt bestimmt auch", sagt S. und guckt angewidert. Ich verschlucke mich. Auch W., wie ich aus den Augenwinkeln beobachte. Was soll man denn sonst mit dem Zeug machen? Dezent aus dem Mund tropfen lassen, ins Bettzeug spucken, auf seinen Bauch? Kann man. Muss man aber nicht. Wer Spaß dran hat, soll es machen oder auch nicht. Ausgerechnet sie, die schöne Blonde mit dem (vorehelich) hohen Männerverschleiß, mag das nicht?

Nun, es kommt natürlich immer auf den Geschmack an. Nach Rosen riecht und schmeckt es nur selten, häufiger eher nach Lilien oder Hyazinthen, deren betäubend betörender Duft von einer Sekunde auf die andere eine verderbliche Note bekommen kann.

Der Reinlichkeitsfaktor spielt natürlich eine entscheidende Rolle. Da beschnittene Männer in Deutschland eher die (meist orientalischem Kulturhintergrund entspringende) Ausnahme darstellen, bleibt vor dem Auspacken seines besten Stückes der kurze Moment der Hoffnung, dass er gerade heute auf der Herrentoilette nicht nur "abgeschüttelt" und auch ansonsten zwischendurch Wassergeplanscht hat. Ich bin da konsequent: Auch nur den Hauch eines WC-Odeurs und mein Kopf taucht wieder über der Bettdecke auf. So viel Zeit muss sein, meine Herren!

Auch Ernährung und Alkoholkonsum haben Einfluss auf den Geschmack. Allgemein lässt sich sagen, dass milde Nahrungsmittel wie Pasta und Kartoffeln den Geschmack von Sperma verbessern, wohingegen Curry, Bier und Kaffee den schlechtesten Geschmack verursachen. Dem kann ich nur zustimmen. Dagegen unbestätigt ist bislang, dass der Verzehr von Ananas den Geschmack positiv verändert. Vielleicht lag es auch daran, dass es nur Dosenananas waren?

S. jedenfalls beteiligt sich an W.'s und meiner folgender angeregt geführter Diskussion über Geschmack oder Nichtgeschmack von Sperma nicht. Einzig ihr Blick besagt, was sie von uns hält. Wir sind Schluckerinnen! Was soll's, denke ich, du bist halt eine Samenschleuder.

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Hoffentlich stimmt's.

Wenn das hier wirklich wahr ist, gucke ich in Zukunft auch Fußball.

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Kichererbse.

Aus dem Urlaub nehme ich zusätzlich zu Erinnerungen und Fotos ein gehöriges Maß Sehnsucht nach der dortigen Küche mit. Und den Willen, meine Freunde mit den neuerworbenen Kenntnissen um Land, Leute und Küche zu beeindrucken. In Indien waren es genau zwei Gerichte, die meine Geschmacksknospen nachhaltig erfreut haben: Pakora und Bhaji. Pakora sind in Teig ausgebackene Gemüsestückchen, scharf gewürzt. Bhaji ist eine Kartoffel-Kichererbsenmischung mit Currysauce und Koriander. Alle Zutaten findet man leicht im hiesigen Discounter oder beim türkischen Gemüsehändler.

Nur eine nicht: Kichererbsenmehl. Ich bin von Hinz zu Kunz gelaufen und wieder zurück, um Kichererbsenmehl zu finden. Ich kenne mittlerweile alle Gemüsehändler ums Eck und im eher orientalisch geprägten Wedding, gleich welcher Nationalität. Alle reichten mir Dosen mit eingelegten Kichererbsen, getrocknete Kichererbsen, Hummus pikant gewürzt, Lammkeulen, Petersilienwurzeln in der stillen Hoffnung, es möge mir helfen. Aber alle schüttelten bei Kichererbsenmehl irritiert den Kopf. Wo zum Teufel bekomme ich also dieses Zeug her?
Der Lieblingskollege gibt den entscheidenden Rat: "Frag doch mal einen Inder!"

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