Frau Evasive hat den einzigartigen Heulsusenblogger-Contest ausgerufen. In Anbetracht der hier versammelten Jammer-Blogosphäre eine wunderbare Idee. Was beklagt der Blogger an sich nicht häufig sein Herzeleid, seine schwachen Lungen, seine Süchte oder das Leben allgemein! Wäre es nicht so, würden viele Blogs der Ödnis nichtiger Lebensweisheiten anheim fallen. Und nicht so viele gleichgesinnte Unverstandene und Therapiebedürftige finden, denen die virtuelle Auskotzecke allemal lieber ist als sich dem Leben zu stellen und ja zu sagen: Ja, zum realen Wahnsinn. Jammerblogger aller Länder, vereinigt euch!
Für euch habe ich ein trauriges Gedicht, so traurig, dass euer Leid ganz klein dagegen wird und ihr denken müsst: "Ja, heute Abend sitze ich mal nicht vor dem PC und suhle mich im meinen Kummer um (subjektiv) 10 Kilo zu viel auf den Hüften sondern sammle auch gegen ihren Widerstand meine Freundinnen/Freunde ein, um hinaus zu ziehen in die Welt und den/diejenige/n zu finden, der meinen ganz normalen Wahnsinn nicht nur skurril sondern echt Klasse findet." Also los, Leute, es ist Frühling, schlagt selber Wellen.
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Erinnert sich noch jemand an das längst eingestellte, morgendliche „Frühstyxradio“ auf dem Berliner Sender „Fritz“? Susanne, die strenge Gymnastiklehrerin, empfahl den Hörern, Körperteile wie „Flanschpapillen gut zu dehnen, und eins, zwei, drei, vier und - keuch - jetzt noch mal von vorn“, und ihr Schlusssatz „Bis morgen, sagt Susanne, bis morgen“ hallte noch lange nach.
Nun, den gestrigen Abend verbrachten die zugereiste Frau Cassandra, Herr Sebas und ich nicht mit Gymnastik gleich welcher Art - Bloggern wird ja gelegentlich ein inzestuöses Beziehungsgeflecht unterstellt (zu Recht, wie mir in letzter Zeit schwant)-, sondern mit zumindest meiner liebsten Disziplin: Sattessen und Wettkampftrinken. Kleine, ägyptische Schweinereien, deren tatsächliche Beschaffenheit mitunter etwas zweifelhafter Natur zu sein schien (Stichwort: Biberschwänze), Wein und angeregter Austausch von Neuigkeiten aus Blogger- und Realwelt schufen eine angenehme Kurzweil.
Doch dann kam sie: Susana, deren wirklicher Name mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einfach "Susanne" lautet. Angetan mit Flitter und Glitter und wenig Stoff wirbelte sie ihre kunstvoll blond geträhnte Lockenmähne durch das Restaurant, gefolgt von rasantem Bauch- und Hüftengewackel. Frau Cassandra und ich sahen uns an. Uns einte ein Gedanke: Dieser Bauch da, ist der für die angeblichen 18 Jahre der Tänzerin nicht ein bisschen schwabbelig? Und sieht die Wallefrisur nicht ein bisschen billig aus? Susana bemerkte nichts von unseren gedanklichen Gemeinheiten, die Frauen so ihren im Mittelpunkt stehenden Geschlechtsgenossinnen gern mal an den Kopf werfen. Sie tanzte sich weiter ihren gesamten Volkshochschulkurs "Bauchtanzen gegen Stress, Anfänger" von der Seele.
Die Musik, der libanesische Weißwein und die allgemein ausgelassene Stimmung taten langsam ihre Wirkung. Frau Cassandra bekam einen sehr orientalisch-leuchtenden Blick, Herr Sebas verlangte wild gestikulierend nach einer Wasserpfeife, die er dann laut schmatzend mit einer unbekannten Schönheit aufrauchte. Im festen Glauben, jetzt zumindest ein wenig berauscht zu sein, fingen seine Hände unter Frau Cassandras und meinen faszinierten Augen an, schlangenhafte Bewegungen zu imitieren. Er würde doch nicht...? Doch. Er würde.
Wir wurden Zeuge eines denkwürdigen Ereignisses: Dem ersten Bauchtanz im Sitzen. Inklusive laszivem Kopfwerfen. Frau Cassandra und ich konnten uns nicht mehr zurückhalten: Wir tanzten mit. Konvulvische Zuckungen unserer Oberkörper kontrastierten auf das Angenehmste mit eleganten Handbewegungen. Wären wir aufgestanden, man hätte Susana der Bühne verwiesen.
Doch leider war das Vergnügen zu kurz, um wirklich die Spannkraft unserer Lenden und Bäuche zu testen und so wird der wahrhaftige, der endlich erfolgende Bauchtanz mit Frau Cassandra und Herrn Sebas ohne Susanne wohl erst am 7. Mai beim Bloggertreffen stattfinden. Bis dann, sagt Susanne, bis dann.
Diese Geschichte ist, wie alle anderen auch, natürlich erstunken und erlogen, und wir werden niemals einen Bauchtanz auf einem Bloggertreffen aufführen. Nein.
Herr Sebas hat übrigens auch seine Sicht des Bauchtanzabends dargelegt.
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"String-Sandalen."
Synonym für Flip Flops. Aus: Abteilung für Sprachverehrung.
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Mathematik gehörte in der Schule definitiv nicht zu meinen Lieblingsfächern. Ja, manche (Eltern, Lehrer, Nachhilfelehrer, so ziemlich alle) haben mich sogar als mathematischen Totalversager bezeichnet. Letztendlich trafen mein Kursleiter in der 12. Klasse und ich ein Gentlemen-Agreement: Ich komme nicht mehr in den (grottenlangweiligen) Unterricht, störe also nicht mehr durch unqualifizierte Zwischenrufe oder fortgesetztes Hospitieren, und er gibt mir noch drei Punkte. Damit konnte ich leben, wollte ich den Kurs doch ohnehin abwählen.
Später dann, in der Uni, verstand ich erst, wozu der ganze Quatsch nützlich ist: Mit Zahlen kann man dem Chef klar machen, dass der eigene Job nicht wegrationalisiert werden kann. Gegen harte Zahlen kann selbst der kündigungswilligste Unternehmensleiter nichts ausrichten.
Wie unterhaltsam Zahlen sein können, und hier komme ich jetzt endlich zum Punkt, zeigt dieses Blog, das ich erst kürzlich wiederentdeckt habe.
Leute, lest mehr Zahlen.
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Eines vorweg: Ich gehe selten ins Theater. Einmal, weil ich zu Zeiten meiner Kritikertätigkeit für die Kulturseiten einer Lokalzeitung (beliebte Frage: "Wie, die haben auch Kultur?") jedes Bühnenstück mit viel Unsicherheit ob der eigenen Beurteilungsfähigkeit sah. Zum Anderen, weil der Aufenthalt in engen Stuhlreihen inmitten eines vielfach olfaktorisch mehr als präsenten Publikums über die Dauer einer halben Stunde meiner üblichen Soziophobie zuträglich ist.
Nun, ich musste aber. Und ganz entgegen den Erwartungen - Deutsches Theater, Komödie "Ein Klotz am Bein", Begleitung: eines der beiden Perlhühner - war es überaus amüsant.
Dies lag aber weniger am Stück als am Publikum selbst. Der typische Berliner Theatergeher ist meist älteren Jahrgangs, kleidet sich dem Anlass entsprechend gediegen und riecht wahlweise nach Old Spice oder Old Lavendish Water, aber auf jeden Fall old, very old.
Da gibt es Dauerhuster, denen man den Kuraufenthalt in Bad Oeynhausen oder Pyrmont geradezu anraten, auf jeden Fall aber gönnen würde. Auch die Spontanklatscher, meistens an Stellen, die bar jeden Witzes sind, gehören zum festen Bestand eines Theaterbesuchs.
Immerhin, das Durchschnittsalter der Zuschauer verhindert eines ganz bestimmt: Handygeklingel mitten im Akt. Dafür gibt es eine Lautuntermalung der besonderen Art. Ein schrilles Pfeifen rechts vor uns. Es ist das Hörgerät eines älteren Herrn. Der hört ganz offensichtlich gar nichts mehr (sonst würde er es ja auch nicht tragen), denn seine Hörhilfe fiept mindestens 20 Sekunden lang. Seine Gattin klopft ihm hektisch auf die Schulter, er klopft hektisch auf sein Ohr und irgendwann hört das Pfeifen auf. Wir bekommen einen Lachanfall. Nach zweimaliger Wiederholung warten wir nunmehr sensibilisiert auf das nächste Mal. Das Stück verliert zunehmend an Interesse. Viel aufregender und unser echtes Theatervergnügen ist der alte Herr mit dem Hörgerät.
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Wenn das hier wirklich wahr ist, gucke ich in Zukunft auch Fußball.
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Wann? Wo? Wie? Warum? Erstinformation hier!
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"Menschgewordenes Potemkin'sches Dorf"
Aus: Abteilung für Sprachverehrung.
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Eigentlich sollte man ihn für solche Geschichten einsperren. Oder zumindest nicht wieder vom Schreibtisch fort lassen, bis er mehr davon geschrieben hat.
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Nichts trägt zur Spontanentzauberung eines Menschen mehr bei als die Nutzung eines Wortes: "Supi."
Supi, das ist ein okidoki für Big-Brother-Gucker und kommt gleich nach Tschüssikowski in der Kategorie Unwort des Jahres.
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