Alltagsmathematik.

Als bekennende Mathematikschwächelnde habe ich nie verstanden, warum ich Aufgaben lösen sollte, die sich mit dem zeitlich perfekt koordinierten Zusammentreffen von A und B bei unterschiedlicher Fortbewegungsgeschwindigkeit an einem Punkt C befassen. Das ist reine Theorie in praktischer Verkleidung, die dem Beweis nicht zugänglich ist.

Meine optimierten Fortbewegungsabläufe bringen da mal gar nichts: 2 Minuten schnelles Gehen bis zur Tram, eine Minute Zeitfenster fürs Warten, vier Minuten Tram bis zur S-Bahn, gemütliches Gehen bis zum Wartepunkt des ersten Wagons, drei Minuten Warten auf die S-Bahn, die rund 15 Minuten bis zum Zwischenbahnhof braucht, eine Minute schnelles Gehen bis zur U-Bahn, die im Schnitt 20 Minuten bis zum Zielbahnhof braucht.

Es klappt einfach nie. Immer, aber auch immer, steht auf der Hinweistafel ein "Nächste Bahn in 2 Minuten". Und die Bahn kommt meistens in drei Minuten. Womit der Beweis erbracht ist: Mathematikaufgaben, die sich mit solchen Fragen befassen, sind absoluter HUMBUG!

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Gemüse.

Neues aus der Kantine des Grauens:

Blumenkolik.

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Gelagelesung.

Essen. Trinken. Und auch noch glücklich sein. Besser geht's nicht.



Darum und zur gemeinsamen lukullischen und auditiven Nirwanisierung: Komme, wer mag! Und bringe zu essen mit, wer mag! Damit wir nicht 47 Nudelsalate auf dem Büffet haben, wäre eine Anmeldung unter

berliner.bloglesung@googlemail.com ganz vorzüglich.

Außerdem auf der Karte: Das Blog zur Lesung. Auch hier können Sie sich anmelden und Ihre Menü- und Mitbringvorschläge einstellen.

Auf ein gemeinsames Fressen und Lesen freuen sich: Wortschnittchen und die anderen Lesenden.

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Toilettenwitz.

Vorsicht! Wieder ein Beitrag unter 'Schlechte Witze, selbstgemacht'.

Er: "Ach, die Wall AG geht an die Börse."

Sie: "Etwa in die Wall Street?"

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Koscher.

Der Verkäufer nimmt gelassen ein großes Stück Fleisch aus der Auslage, wickelt es ein und summt dabei ein Lied. Der Grund, weshalb ich in diesem Laden mit dem plakativen Davidsstern kaufe, liegt im fehlenden Summen einer anderen Spezies, die sich sonst grünschillernd auf allerlei fleischigen Oberflächen des afrikanischen Marktes tummelt.

Dort, im Schatten der Wohntürme des 19. Arondissements, lebt die ganze Farb- und Geruchsvielfalt Afrikas auf einigen hundert Quadratmetern wackeliger Betonplatten auf. Bunte Tücher wickeln sich um voluminöse Ghanaerinnen, blaue Leinstoffe verstecken Maghrebien-Köpfe, rote Schirme über den Ständen werfen Schatten in der sengenden Pariser Sommersonne und mittendrin ein blasses Mädel auf der Suche nach den Zutaten für das Abendessen des hart arbeitenden Liebsten. "Mach doch mal Roti (Rollbraten)", hatte er mich aufgefordert, und da er die kleine Wohnung finanzierte, wollte auch ich mein studentisch mageres Scherflein zum Gelingen dieser Beziehung beitragen.

Die Zeit drängt, also schnell nach der Arbeit im Theater alle Zutaten, Zucchini, Auberginen und Pilze, auf dem Markt kaufen, ein schönes Roti, das ich dann in unserer Neuerwerbung, einem Grillöfchen, in der 1,5 Quadratmeter großen Küche langsam knusprig brate.

Der Liebste freut sich: "Riecht gut. Bist eine gute Köchin, so für eine Deutsche." Ja ja, der Erbfeind, wenn der mal lobt, sollte man schon danbar sein. Auch ich freue mich, stecke mir genüsslich eine Gabel Fleisch in den Mund - und stutze. Der Liebste stutzt ebenfalls. Dieser Geschmack... irgendwie anders, süßlicher. Das wird doch wohl nicht...? - "Was hast du da gekauft?", fragt er. Ich bin ratlos, suche hektisch nach der Tüte. "Mangez cacher" (Esst koscher) steht darauf. Der Bon liegt noch bei: Pferdefleisch.

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Vollmond.

Mein lunarer Freund hält mich wach. Er flüstert mir 1001 Idee ins Ohr. "Du kannst das", sagt er, "du musst es nur wollen."

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Gespräch des Tages.

Wortschnittchen: "Ich bin ein fürchterlicher Kontrollfreak!"

Sie: "Du?? Das glaub' ich nicht. Du bist doch eher locker."

Wortschnittchen: "Ich hab' mich eben gut unter Kontrolle."

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Sturz.

Es wäre ein leichter Tod gewesen. Ein Wintertod, wie ihn vielleicht doch eher Renterinnen erleiden oder Betrunkene oder Obdachlose. Langsam hätte die Kälte meine Glieder gelähmt, den Geist ermüdet, die Zellen eingefroren. Ich wäre eingeschlafen und nie, nie wieder erwacht, endlich nichts mehr fühlen, denken, lieben müssen, es war zuviel, viel zu viel und trotzdem viel zu wenig von allem in den letzten Jahren.
Es war nicht kalt, dort auf dem Boden, und Licht fiel aus den großen Scheiben des Schaufensters auf meinen bewegungslosen Körper, dessen rechte Gesichtshälfte sich heute blau verfärbt und dessen verstauchter Knöchel Morgen wieder voll funktionsfähig sein wird. Ich hätte einfach nur liegenbleiben müssen.
Ich hätte einfach nur nachgeben müssen. Stattdessen habe ich gegen die Ohnmacht gekämpft wie eine Löwin, nein, noch einmal wollte ich nicht die Besinnung verlieren und die Kontrolle über die Blase wie damals mit der Gehirnerschütterung auf dem Schulhof, mein Gott, wer weiß, vielleicht hätte man mich dann gefunden, festgefroren in einem gelben See. Wie peinlich. Nein, das wäre zu leicht gewesen.

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Siehe.

Berlin, ein ewigwährender Wintersportort. Kommt nach dem Abreißen des Golfstroms der Global Darwinism?

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Päuschen.

So. Hier ist jetzt mal ein paar Tage Pause. Ich mach's wie die Spreepiratin: Segel setzen, abtauchen, Luft holen (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge).

So Long And Wave Goodbye, Folks.

Obwohl: Die Idee von Herrn Effchen finde ich auch bezaubernd.

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Dinge.

Scheitern.
Einfach.
So.

Im bohèmegeprägten Berlindeutsch könnte man auch sagen: "Das war sowieso nur ein zeitbezogenes Projekt."

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Reif.

Die Danziger liegt in mitternächtlicher Stille vor mir. Gegen die Tram habe ich mich entschieden, die paar Kilometer kann ich auch laufen. Der Weg ist ein Glitzerband aus bereiftem Asphalt, Diamantenspur nach Hause.
Wäre ich das Mädchen mit den Zündhölzern, hielte ich inne, verbürge mich in einem dunklen Hauseingang und nähme ein Hölzchen nach dem anderen aus der Schachtel, um es an der Reibefläche zu entflammen, Funkensprühend, in einer kleinen warmen Lichtaura kurz erglühend, um dann zu vergehen.
Jedes Hölzchen Wärme, Geborgenheit, Sicherheit, in der ich mich wähnte, bis sie kleiner und kleiner würde und in der Dunkelheit verglimmte.
Aber ich bin nicht das Mädchen mit den Zündhölzern,. Meine Wärme kommt vom Stapfen durch den Schneehauch, langsam erreicht sie auch das Herz und selbst, wenn ich eine Schachtel hätte, behielte ich meine Zündhölzchen für ein Feuer übrig, das ich teilen mag.

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Luftnummer.

Ganz großes Tennis: Sich die zugenähte hintere Hosentasche aufribbeln. Merken, dass kein Futter drin ist. An der Luft sitzen.

Unbezahlbar: Unmodisch länger geschnittener Blazer. (Wenn man ihn trägt)

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Vogeltod.

Herr Effchen hat ein Stöckchen erfunden, das ich zwar ein wenig zynisch finde, aber ja, ich mag das.

Hier also die sechs Dinge, die man mit einem toten Vogel machen könnte

1. Ballett. Sofern es ein Schwan ist.
2. Mein Plumeau muss wieder gefüllt werden.
3. Mir fehlt noch ein Geschenk.
4. Hüte! Tragt mehr Hüte!
5. Katapultieren. Und dazu den absolut tödlichen Witz erzählen.
6. Ist doch Karneval, oder? Dann fällt den Rheinländern bestimmt ein total witziger Verwendungsszweck für tote Vögel ein. (Vögel statt Strüssjer und Kamelle?)


Der weiße Schwan

Der weiße Schwan, der lebend niemals sang,
doch kam der Tod und aus der Kehl' es drang;
er stützt seine Brust auf das Schilfufer
sang er zuerst, zuletzt, und sang nie mehr:
Ade, all Freud', O Tod, ein Kuß von Dir,
Welch großes Genie stirbt itzto mit mir…


Orlando Gibbons (1583-1625): The silver swan.


Greife sich das Stöckchen, wer mag.

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