Kernthema.

Hyperironisierung des Balzverhaltens.

Kein Wunder, dass die Deutschen aussterben.

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Rotz.

Chinesen, sagt man, gehören zu den Völkern, deren Körpersprache ganz ungehemmt funktioniert. Schmeckt es, schmatzen und rülpsen sie und das Spucken auf die Straße gehört zur Grundhygiene. Ähnliches ist mir in Indien begegnet, wo auf heißem Asphalt rotbraune Bethelnussspucke-Flecken wie Blut trocknen.

Und, hier kommt der Dreh auf Deutschland, in Berlin gehört es ebenfalls zum guten Ton, seine Nasen- und Mundhöhlen um zähflüssigen Schleim zu erleichtern. Schön zu beobachten des Morgens auf Bahnsteigen. Ein glitzerndes Spuckemuster zieht sich entlang der Gleise und versüßt einem den Tag.

Aber, haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass es fast ausschließlich Männer sind, die spucken? Gehört es zum XY-Chromosomträger, dass auch rotztechnisch ejakuliert wird, wo es geht?

Kein Wunder, dass ich mir sofort nach Betreten der Wohnung die Schuhe ausziehe.

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Graphologie.

Die bekennende Altersesoterikerin Frau Nuf hat die Schriftprobe gemacht. Erinnert mich an die gerunzelte Stirn meines Stiefvaters, der für eine Führungsposition sowohl eine Schriftprobe als auch seinen genauen Geburtstermin beibringen musste. (Verlangte Urin- und Stuhlproben sind mir bislang nur von einem großen deutschen Verlag bekannt.)

Die Deutung von Wortschnittchens Handschrift brachte folgendes Ergebnis:

Die Schreiberin ist selbstbewusst und bereit, ihre Stärken auch anderen zu zeigen. Sie ist locker und großzügig. Hehe!

Ihr ist sehr wichtig, nach außen etwas darzustellen. Ich blogge, also bin ich.

Die Schreiberin ist ein impulsiver, unsteter, vielseitiger und unkonventioneller Typ. Es fällt ihr nicht leicht, sich anzupassen. Meine Psychologin meint, ich litte unter Überanpassung.

Die Schreiberin ist ein Gewohnheitsmensch. Sie ist mit einer praktischen Intelligenz ausgestattet, die ihr erlaubt, rationell zu arbeiten, und zwar im Privat- wie auch im Berufsleben. Für sie ist verbindliches Auftreten und Arbeiten selbstverständlich. Und was ist mit der Bindungsangst, hm?

Die Schreiberin ist eher nachdenklich und vorsichtig. Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit gehören deshalb zu ihren Stärken. Vorsichtig. Also. Ich weiß ja nicht. Muss ich jetzt noch mal drüber nachdenken

Sie ist sinnlich, warmherzig, gemütlich und phantasievoll. Im Großen und Ganzen wirkt sie gelassen bis uninteressiert, wenn sie aber von einer Sache überzeugt ist, überrascht sie ihre Umwelt durch ihr überschwängliches und begeisterungsfähiges Auftreten. ICH - gemütlich? Hallo? Bin ich ein Sofa?

Sie ist lebhaft und kontaktfreudig. Mit viel Verständnis für die Belange anderer. Nennt mich Dr. Sommer.

Sie besitzt einen schöpferischen Schwung. Originelle Ideen zu finden, fällt ihr leicht. Merke ich jeden Tag wieder, diesen schöpferischen Schwung beim Malen des Lidstrichs.

Die Schreiberin ist überdurchschnittlich intelligent. Nüchtern und zweckmäßig bewältigt sie ihre Aufgaben. Endlich mal was Wahres.

Sie arbeitet sehr genau und zeichnet sich durch rationales, analytisches Denken aus. Hey. Die kennen mich doch!

Die Schreiberin ist sehr stark um Gerechtigkeit bemüht.
Sie versucht stets, sich für andere einzusetzen. Wenn die Anderen mich dafür bezahlen, kann ich sehr gerecht sein.

Sie besitzt sehr viel Elan und Unternehmungsgeist,
allerdings neigt sie zu Widersprüchen und Rechthabereien. Rechthaberisch, so. Das halte ich für ein Gerücht. Ich bin bekennende Klugscheißerin.

Die Schreiberin wirkt oft etwas nervös und wenig entspannt. Wenn, dann nehme ich mir 'nen Keks.

Sie ist ein Dickkopf. Die Umwelt wird regelmäßig mit
plötzlich auftretenden Widerständen von ihrer Seite überrascht. Wieso? Geht doch alles so, wie ich es möchte.

Ts. Diese Gutachten - alles Quatsch.

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Mehr.

"Ich muss dir jetzt mal ein bisschen Honig um dein Barthaar schmieren."

Mehr davon, bitte.

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Kegelbloggen.

Werte Leser, erlauben Sie mir einen kleinen Wortwitz: Trash riecht. Na, noch nicht vom Stuhl gefallen? Dann machen wir einfach mal weiter im Text.

Nach der spektakulären Trotzphase, in der wir alle nie, nie, nie wie unsere Eltern werden wollten, probieren wir dank der neuerworbenen Altersmildheit gern mal Hobbies aus, die unsere Altvorderen im Vogelsberg-, Lippe- oder gar Traunsteinkreis so betrieben. Nur so kann ich mir erklären, dass ich mich zum ersten je öffentlich gemachten Bloggerkegeln einfand. Berichte dazu gibt es hier, hier und hier. (Verdammt, Glam, warum haben Sie meine Nase nicht gefotoshoppt?)

Wegen des großen Erfolges und diverser Jägermeister munkelt man, dass demnächst ein Blogschießen veranstaltet werden solle. Hier trenne ich mich von der Vorbildfunktion meiner Tontaubenmordenden Eltern und sage: Nein. Ich schieße nicht. Jedenfalls nicht mit Gewehren. Ich lasse vielmehr schießen. Geben Sie mir noch mal zwei Jägermeister.

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Reiseschnipsel #2.

+++ Merke: Keine Möwen füttern. Sonst kann ein harmloser Strandspaziergang in Sekundenschnelle in ein Hitchcockszenario ausarten.

+++ Auf dem Darß oder auf Darß, wer weiß das schon so genau, gibt es deutlich mehr Maulwürfe als Einwohner. Die Bauweise der Gattungsbehausungen ähnelt sich indes.

+++ Ahrenshoop muss nicht sein.

+++ Im Strandhotel "Bernstein" in Prerow sollte man unbedingt seine Flitterwochen verbringen.

+++ Bernsteinketten sind solider Schmuck für Menschen ab siebzig.

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Paarprobleme.

"Weißt du", sagt P. und seufzt kurz auf, "das wird mir jetzt schon wieder zu Beziehungs-like." Kurz erwäge ich, aufzustehen, P. zu schütteln, ihm links und rechts eine zu scheuern und mit dem Ausspruch "ihr Männer seid doch alle gleich!" einfach sitzen zu lassen.

Seit acht Wochen trifft er sich regelmäßig mit U. Kino, Essen, gemeinsam verbrachte Nächte. Sie telefonieren fast jeden Tag, schreiben sich Mails, SMS. Kurz, sie stimmen sich aufeinander ab und ein. "Stimmt", bestätigt P. und fängt an, sich unter meinen streng gerunzelten Augenbrauen unbehaglich zu fühlen, "wir sind schon sehr in Kontakt. Aber..." - "Was: Aber", hake ich nach und denke noch einmal über die Möglichkeit nach, den P. als Stellvertreter kurz durchzuprügeln.

"Aber ich will eigentlich keine Beziehung. Ich finde das alles anstrengend. Immer wollt Ihr Frauen gleich Verbindlichkeit und Planung und Termine! Das ist schlimmer als im Büro." Nee, ist klar. Wir bösen Frauen wieder mal. "Aber, mein Lieber", setze ich zu einem umfangreichen Monolog an, der sich im Wesentlichen mit den Formen der Liebe, gemeinsamen Aktivitäten und der Vision von Nähe befasst, bremse mich aber in letzter Sekunde und nehme lieber noch einen tiefen Schluck vom Rotwein. Manches muss man nicht ausführen. "Wann wollt ihr euch wieder treffen", frage ich stattdessen. "Morgen", antwortet er und auf seinem Gesicht erscheint ein kleines, verliebtes Lächeln. Geht doch.

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Man möchte ja manchmal einfach gegen den Stuhl treten und schreien. Der Stuhl, der nichts dafür kann. Stellvertretersessel. Jungs, Ihr seid alle beide doof!

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Untendrunter.

Es ist ja kein Geheimnis: Nicht immer hält der schöne Schein, wenn erstmal die äußeren Schichten abblättern. Frau Nuf hat trefflich beschrieben, wie sich das allmähliche Gehenlassen einschleicht.

Noch schlimmer aber, wenn die Entdeckung von gewissen untragbaren Elementen bereits in der Phase rauschhafter Verliebtheit eintritt. Graue Schlüpfer (allein der Begriff Schlüpfer reicht, um auszutrocknen), ausgeleierte, ehemals weiße Baumwollunterhosen, Version seitlicher Eingriff und breites Gummibündchen oder die Beine umschlackernde Shorts mit Tomatenmuster - urgh. Man selbst rasiert noch vor jedem Treffen Beine, Achseln und Bikinizone, zupft eifrig Damenbart und Augenbrauen und wirft sich in sündige Dessous. Und versucht alsbald, was Männer an Frauen so hassen: Die Veränderung angestammter Gewohnheiten.

"Guck mal, die sehen super aus, wäre das nicht was für dich", fragt man bei Hyper und Munter in der Unterwäscheabteilung und weist auf eine wahrhaft sexy aussehende Short mit engem Bein und sportiven Streifen an der Seite. "Zu bunt, zu unbequem", tönt es zurück und zielsicher strebt der Mann dem weißgerippten Standardeingriffmodell zu. Man zerrt resolut am rechten Arm, hängt sich schreiend ans Bein und versucht, den Mann zurückzuhalten. Nix da. Er kauft Vertrautes. Und schlägt in der Damenunterwäscheabteilung allen Ernstes vor, sich mit Lolita-Höschen in rosa einzudecken.

Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. Nicht mal in punkto passendem Untendrunter.

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Kaffeefrische.

Menschen, die auf die Frage der Bäckereifachverkäuferin "mit Milch und Zucker" mit "schwarz wie meine Seele" antworten, nehmen in Eile bestimmt auch einen Kaffee Togo.

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RosenTulpenNelken.

Eingekreist von Geburtstagsblumensträußen. Was, wenn sie sich jetzt auf Kollegin I stürzen, die so friedlich lächelnd Glückwünsche entgegen nimmt? Sie verschlingen, ars floralis in carnivorer Schönheit? Ich streichele liebevoll eine Rose, bevor sie mich in den Finger beißt.

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Neukölln.

Meine Digitalkamera (gestohlen) geradezu körperlich vermisst. Schild "Sitzverzehr". Gelesen: Sitzverkehr. Dazu eine lachhafte Visitenkarte.
Empfehlenswert dagegen ein Besuch im Kino Passage. Echter roter Plüschvorhang, Stuck an der Decke. Knallhart. Wohnen, nö, wohnen möchte man da woanders.

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Verbogen.

Das Schöne an diesen Firmenevents ist ja, dass sie irgendwann vorbei sind. Ein Wir-Gefühl transportiert sich eben nicht über gemeinschaftlich zu lösende Aufgaben und einer Schnitzeljagd bei gefühlten minus 10 Grad quer durch Berlin (man könnte sich ja gegenseitig warm halten, sagt der Personaler mit lüsternem Blick).
Später dann, wenn alle Hemmungen gefallen sind, bietet man sich das Du an. Sage ich in Zukunft also "Du Arschloch", denke ich. Innerlich fortschreitende Sympathiereduktion.
Lichtblicke: Kollegin I und Kollegin II. Die besaufen sich hysterisch kichernd und fallen über unschuldige Kollegin III her, um sie hernach zu Tanz in Trance bis um vier zu nötigen. Meine Fresse. Meine Füße.

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Arbeit.

So langsam komme ich dahinter: Arbeit genieße ich am besten in homöopathischen Dosen (D30 oder so).

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