Es wäre ein leichter Tod gewesen. Ein Wintertod, wie ihn vielleicht doch eher Renterinnen erleiden oder Betrunkene oder Obdachlose. Langsam hätte die Kälte meine Glieder gelähmt, den Geist ermüdet, die Zellen eingefroren. Ich wäre eingeschlafen und nie, nie wieder erwacht, endlich nichts mehr fühlen, denken, lieben müssen, es war zuviel, viel zu viel und trotzdem viel zu wenig von allem in den letzten Jahren.
Es war nicht kalt, dort auf dem Boden, und Licht fiel aus den großen Scheiben des Schaufensters auf meinen bewegungslosen Körper, dessen rechte Gesichtshälfte sich heute blau verfärbt und dessen verstauchter Knöchel Morgen wieder voll funktionsfähig sein wird. Ich hätte einfach nur liegenbleiben müssen.
Ich hätte einfach nur nachgeben müssen. Stattdessen habe ich gegen die Ohnmacht gekämpft wie eine Löwin, nein, noch einmal wollte ich nicht die Besinnung verlieren und die Kontrolle über die Blase wie damals mit der Gehirnerschütterung auf dem Schulhof, mein Gott, wer weiß, vielleicht hätte man mich dann gefunden, festgefroren in einem gelben See. Wie peinlich. Nein, das wäre zu leicht gewesen.
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Berlin, ein ewigwährender Wintersportort. Kommt nach dem Abreißen des Golfstroms der Global Darwinism?
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So. Hier ist jetzt mal ein paar Tage Pause. Ich mach's wie die Spreepiratin: Segel setzen, abtauchen, Luft holen (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge).
So Long And Wave Goodbye, Folks.
Obwohl: Die Idee von Herrn Effchen finde ich auch bezaubernd.
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Scheitern.
Einfach.
So.
Im bohèmegeprägten Berlindeutsch könnte man auch sagen: "Das war sowieso nur ein zeitbezogenes Projekt."
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Die Danziger liegt in mitternächtlicher Stille vor mir. Gegen die Tram habe ich mich entschieden, die paar Kilometer kann ich auch laufen. Der Weg ist ein Glitzerband aus bereiftem Asphalt, Diamantenspur nach Hause.
Wäre ich das Mädchen mit den Zündhölzern, hielte ich inne, verbürge mich in einem dunklen Hauseingang und nähme ein Hölzchen nach dem anderen aus der Schachtel, um es an der Reibefläche zu entflammen, Funkensprühend, in einer kleinen warmen Lichtaura kurz erglühend, um dann zu vergehen.
Jedes Hölzchen Wärme, Geborgenheit, Sicherheit, in der ich mich wähnte, bis sie kleiner und kleiner würde und in der Dunkelheit verglimmte.
Aber ich bin nicht das Mädchen mit den Zündhölzern,. Meine Wärme kommt vom Stapfen durch den Schneehauch, langsam erreicht sie auch das Herz und selbst, wenn ich eine Schachtel hätte, behielte ich meine Zündhölzchen für ein Feuer übrig, das ich teilen mag.
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Ganz großes Tennis: Sich die zugenähte hintere Hosentasche aufribbeln. Merken, dass kein Futter drin ist. An der Luft sitzen.
Unbezahlbar: Unmodisch länger geschnittener Blazer. (Wenn man ihn trägt)
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Herr Effchen hat ein Stöckchen erfunden, das ich zwar ein wenig zynisch finde, aber ja, ich mag das.
Hier also die sechs Dinge, die man mit einem toten Vogel machen könnte
1. Ballett. Sofern es ein Schwan ist.
2. Mein Plumeau muss wieder gefüllt werden.
3. Mir fehlt noch ein Geschenk.
4. Hüte! Tragt mehr Hüte!
5. Katapultieren. Und dazu den absolut tödlichen Witz erzählen.
6. Ist doch Karneval, oder? Dann fällt den Rheinländern bestimmt ein total witziger Verwendungsszweck für tote Vögel ein. (Vögel statt Strüssjer und Kamelle?)
Der weiße Schwan
Der weiße Schwan, der lebend niemals sang,
doch kam der Tod und aus der Kehl' es drang;
er stützt seine Brust auf das Schilfufer
sang er zuerst, zuletzt, und sang nie mehr:
Ade, all Freud', O Tod, ein Kuß von Dir,
Welch großes Genie stirbt itzto mit mir…
Orlando Gibbons (1583-1625): The silver swan.
Greife sich das Stöckchen, wer mag.
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Es gibt so Tage, an denen fühlt man sich wie Mork vom Ork. Ein bisschen vom Himmel gefallen, aus dem Reiseei gepellt und ansonsten so unschuldig flauschig wie ein Hühnerküken. Bis zum ersten Schnabelhieb des Lebens, des Tages, überhaupt. Katzensaft wäre dann ja nur eine Lösung. Zumal man an solchen Tagen ohnehin aussieht wie Alf. Einfach zurück ins Ei und weiter durch Raum und Zeit reisen, in einen erholsamen Allschlaf versetzt und Astronautennahrung essend, die weder eine Knoblauchzehe zuviel noch Kalorien hat. Beam me up, Scotty!
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Montagmorgen bin ich Kommunistin. Arbeit muss nicht sein.
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Die fünfte Jahreszeit. Jetzt ist alles erlaubt: Masken tragen und Masken fallen lassen, in eine vollkommen neue Rolle schlüpfen oder bleiben, wie man ist.
Ich war: Indianerin, Cowgirl, Chinese (!), Katze (mehrmals), Pippi Langstrumpf, Römerin (Bettlaken-Toga und Weinamphore), Griechin (im Jahr darauf, gleiches Kostüm, leere Weinamphore), Meerjungfrau (zumindest das mit der Jungfrau..., aber was red' ich). Aber ich war nie Prinzessin.
(Beweisfoto: Katzencontentschnittchen)
Was waren Sie, werte Leser, und was wollten Sie immer sein?
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Kunstrasenbart.
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Noch einer. Heute um 11.11 Uhr, nä.
Helau, sag' ich.
Aufruf: Wer kennt noch Karnevalslieder?? Her damit! Ab in die marquee-Funktion - und in die Kommentare!
Hier wird gefeiert!!! Jawoll!
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Ich hasse Kollegin I dafür, dass sie heute Morgen "Santa Maria, Insel, die aus Träumen geboren..."-singend ins Büro kam. Der Ohrwurm hat bereits apokalyptische Länge.
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Die Vogelgrippe lähmt Deutschlands Geflügelwirtschaft. Hähnchen verfaulen am Imbiss, Schwäne fallen tot vom Himmel und auch ansonsten fühlen sich alle geschwächt.
Aber eine noch viel schlimmere Seuche hat Einzug gehalten in diesen, unseren Landen: Der gemeine Anglizismen-Bazillus geht um. Hüten Sie sich, liebe Leser, sonst sind Sie schneller infiziert als Sie 'No' sagen können!
Erste Infizierte in Büroräumen lenken sich durch tägliches Bullshit-Bingospiel ab. Viele jüngere Menschen dagegen wissen nicht, dass sie mit der schleichenden Erkrankung spielen. Mandy H. (22) aus Berlin-Hellersdorf: "Erst war ich noch völlig cool und ahnungslos. Aber dann forwardete mir eine Freundin die Krankheit. You know, what I mean? Und jetzt can't I change it anymore." Sie weint. Seit einigen Wochen nimmt die Friseurgesellin in der Abendschule Deutschunterricht.
Im weiteren Verlauf der Krankheit werden ganze Sätze auf Englisch gesprochen. Gefühle erhalten immer häufiger Ausdruck in der Fremdsprache. Ein gehauchtes "Honey" klingt in vielen Ohren bereits vertrauter als das gewohnte "Schatz".
Ich habe mich lange gewehrt, sogar über eine 'Verunreinigung der Deutschen Sprache' gewettert - was schlimm schlimm ist.
Aber jetzt fühle mich krank. Ich bin infiziert. Gestern habe ich begonnen, I swear zu schwören und See ya's in den Telefonhörer zu murmeln. Als Gegenmittel j'ai commencé de changer en francais car je me sens un tout petit peu enervé par cette attitude de merde pseudo-mondaine. Ich mag diese Malaise deutlich lieber.
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