Verrücktes.

"Ich hätte Lust, heute mal was richtig Verrücktes zu machen."

"Lass uns nach Potsdam fahren und im Park von Sanssouci spazieren gehen."

"Das ist echt verrückt. Los, fahren wir."

Aus: Beziehungsweise.

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Gesundheit.

Der Kauf von Sauerkrautsaft muss kein Fehler sein.

Aus: Das Beste aus Wortschnittchens Küche

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Stellengesuch.

So. Amtlich jetzt.

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Thema des Tages.

Sich zwingen.

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Banal.

Gott, ist das Leben banal.

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Mord und Kotelett.

Ich esse gern.

preisbloggen


Ein furchtbares Geschrei schallt über den Hof. Wir drücken uns ängstlich an die Wand des Schuppens. Nur nicht im Weg stehen, nicht auffallen.
Um die Ecke geschieht etwas, es poltert, ein Blecheimer fällt um. So hört es sich jedenfalls an.
Und da kommt sie auch schon angaloppiert, die Gefahr, immer mitten durch den Schnee, den Knecht im Schlepptau, der wie eine Lumpenpuppe am Strick hin und her geschleudert wird. Schrill quiekt das Schwein, schlägt Haken. Es weiß genau, dass eine nicht definierte Bedrohung im Schuppen wartet. Wie oft hat es schon Geschwister verschwinden sehen und nie wiederkommen, nachdem sie gemeinsam mit gutem Futter aufgezogen und langsam auf das richtige Schlachtgewicht gebracht wurden? Ein gutes halbes Jahr braucht so ein Ferkel, bis es ordentlich durchwachsenen Speck hat und reif ist. Reif für das Tötungsgerät.

Das liegt sauber und ordentlich aufgereiht neben diversen Gerätschaften im gekachelten Schuppen. Ich habe es mir angesehen: Harmlos sieht so ein Bolzenschussgerät aus, wie eine solide, sehr große Spritze ganz aus Metall. Der Bauer hat uns alles erklärt, seinen schmutzig-grauen Schnurrbart zwirbelnd und schon am frühen Vormittag ein Schnäpschen servierend.
„Jo, die Lütte kann doch einen, das schadet nich’. Guck dir den Jocke an, der is damit groß geworden“, sagt er zu mir gerichtet und weist auf den Knecht, der debil grinst. Zu viel der Aufmerksamkeit für den Moment und vielleicht auch zu viele Schnäpschen während der Adoleszenz.

Jocke hat sich trotzdem verdient gemacht, denn er war es, der ‚unser’ Schwein gemästet hat, irgendwo im niedersächsischen Nirgendwo. Wir sind nur Besteller der Schnitzel, Koteletts und Würste. Dass wir auch Hersteller sind, hat uns das Familienoberhaupt erst kurz vorher gesagt: „Vor dem Essen müssen wir es tot machen. Und vor dem Essen kommt die Arbeit.“ Hehre Werte, mit großer Leichtigkeit zwischen Frühstücksei und Laugenbrötchen gesprochen. Er verdient Letztere und hat daher Entscheidungsgewalt. Adieu, gemütlicher Samstags-Einkaufsbummel.

Das wilde Gespann kommt immer näher, Bauer und Vater rennen hinterher, mit roten Wangen von Schnaps und Kälte. Zielgenau bugsiert Jocke das laut quiekende Tier in Richtung Schuppen. Dunkel, warm - das Schwein reagiert und ist drin. Verdutzt hält es an. Sieht sich um, schnuppert. Hätte das Schwein nicht so kleine Augen, würde es in diesem Moment Schreckgeweitete haben, groß wie Untertassen. Jocke wirft sich über seinen Rücken, der Bauer rennt herum und hält die Vorderpfoten fest. Wild wehrt es sich, schreit ohrenbetäubend. Es klingt wie ein völlig verängstigtes Kind. Ich sehe Tränen in den Augen meiner Mutter.

Das Familienoberhaupt greift zum Bolzenschussgerät. „Komm her, wir machen das zusammen“, schreit er mir zu. Ich drücke mich an meiner Mutter vorbei durch den Eingang und vermeide es, dem schlingernden Trio Schwein, Bauer und Jocke zu nahe zu kommen. Gemeinsam halten wir das schwere Kaliber auf die Stirnmitte, gemeinsam setzen wir an. Gemeinsam ziehen wir durch. Schuss. Ein gewaltiger Rückschlag, das Schwein bricht auf der Stelle zusammen, nachzuckend, keuchend, bis auch der letzte Atemzug verklungen ist. Ich habe getötet. Nicht zum ersten Mal. Aber zum ersten Mal bewusst. Das Schwein musste sterben, denke ich. Ich bin eine Mörderin. Ich fühle mich sehr kaltblütig, sehr verwegen und sehr erwachsen. Wenn der Tod kommt, ist er nahe, intensiv, aber nicht ängstigend. Das Schwein musste sterben. Ein Mantra.

Wir brühen das Schwein mit heißem Wasser, entborsten es mit scharfkantiger Metallglocke, teilen und filetieren und spülen Därme, auf dass nichts an das Wesen erinnert, welches noch vor zwanzig Minuten atmete und sich mit aller Kraft an das Leben klammerte. Ich rühre Blut, damit es nicht gerinnt. So wird die Blutwurst zart, sagt der Bauer. Blutwurst ist mir zuwider, aber ich rühre trotzdem weiter, den eisenhaltigen Geruch frischen Blutes schnuppernd, der schwächer und schwächer wird, je länger ich den großen Schneebesen durch den Eimer rotieren lasse.
Später sind wir in dichten Dampf eingehüllt, aromatische Gewürze werden dem Fleischbrät zugefügt und alles entweder in Därme gefüllt oder in Blechdosen. Gekocht, sterilisert, ordentlich verpackt. So sieht Fleisch und Wurst aus, wenn wir es vom Bio-Bauern kaufen. Meine Mutter arbeitet schweigend Hand in Hand mit der früh gealterten Bäuerin.

Das Schwein musste sterben, sagt sie, als ich später weinend in meinem Bett liege und den Mord beklage, und streichelt mir über das Haar. „Denk an die Koteletts, die du so gern ist.“ Ich frage mich, warum ich nie Vegetarierin wurde. Ich bin ein Schwein. Aber sie hat Recht. Ich esse einfach zu gern Kotelett.

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Diätbloggen (13. Tag).

Zwischenbilanz

- Der Lieblingskollege und ich stopfen nach wie vor täglich fettarme Kost in uns hinein (selbstgekocht)

- Weniger Kaffee, mehr Wasser

- Weniger Sport, mehr Sex

- Abgenommene Kilo: 1,5 (naja)

- Winkfett: Abnehmend

Go, Wortschnittchen, go!

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Gerücht.

So, so. Ist der doch nicht schwul? Na, die BLÖD muss es ja wissen...

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Musenkuss.

Immer schon wollte ich Muse sein. Eine feenhafte Erscheinung in seidenleichten Kleidern, langem, lockigen Schneewittchenhaar und verwirrendem Lachen, die auf einer Chaiselongue in einem Atelier liegt und den Künstler zu immer neuen Höchstleistungen inspiriert.

Nun verhält es sich aber so, dass die körperlichen Tatsachen weniger denen einer leichten Muse entsprechen als erhofft, und wahre Künstler sind heutzutage rar gesät. Zumal diese die Muse häufiger in osteuropäischen leichten Mädchen und weißem Pulver suchen oder in Kräutern, deren Wohlgeruch ihre eigene Urteilsfähigkeit stärker trübt als Galeristen es wahrhaben wollen.
Ich küsste also viele vermeintlich der Muse Bedürfenden: Einen Musiker, dessen slawische Seele ihren Ausdruck in hunderterlei Beethoven-Variationen fand, Pianoforte, bitte, den ein oder anderen Schreiberling mit einem unveröffentlichten oder unvollendeten Roman über Berlin-Mitte in der Schublade und viele, viele Lebenskünstler. Ich war Kalliope, Erato und Thalia in einer. Jedem gab ich meinen Geist, meinen Humor und meinen Körper auch, sofern notwendig.

Irgendwann entdeckte ich, dass ich selbst zur Künstlerin berufen war. Schreiben, ja, das konnte ich, Zeichnen auch ganz passabel, und meine Kenntnisse auf der Querflöte hätten durchaus an die eines Friedrich, des Großen, heran gereicht, wäre da nicht eine gewisse Ermüdung schon beim Erlernen dieses schönen Instruments aufgetreten.
Was noch fehlte, um den endgültigen Durchbruch zu schaffen? Natürlich eine Muse. Nun ist es aber so, dass ich dem weiblichen Geschlecht durchaus hold bin und mir in Gesprächen unter Freundinnen beim Rotwein oftmals Geistesblitze kommen. Doch wahre Inspiration können Frauen mir nicht geben. Dazu sind sie mir zu ähnlich, zu wenig Reibungspunkte bieten sie. Also doch ein Mann.

Und hier beginnt das Dilemma: Eine Muse ist eine Muse ist eine Muse. Weiblich. Den Muserich gibt es ebenso wenig wie den Musenio, der Muser hört sich an wie Schmuser, und Schmusen ist für die Kunst eher kontraproduktiv.
Bleibt noch der Musenkuss. Und der ist männlich, glücklicherweise. Geküsst werde ich ohnehin lieber von Männern. Also warte ich auf ihn, meinen Musenkuss. Auf dass er zurück kehre aus den schönen Süden, wo er dem Wein, Weib und Gesang huldigt, sich seinerseits von Musen küssen lässt und mir den Weg bahne in den Olymp der unsterblichen Künstler.

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Besser.

"Nö, arrogant bin ich nicht. Ich bin bloß einfach besser als Ihr."

Aus: Wer zuerst basht, bekommt 'nen Keks.

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Traumstopp.

Heute Nacht bewusst einen Traum beendet, weil ich mich in ihm nicht wohl fühlte.

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Verkettet.

Als wir das Kettenhemd unserer Ironie fallen gelassen haben, und mit jedem Stoß unserer Körper dessen Glieder mehr auseinander reißen, bis zum Schluss nicht mehr übrig bleibt als ein fadenscheiniger Schutzwall aus Eisen, hinter dem wir uns versteckt halten. Als alle Wut aus uns hinaus ejakuliert ist, stehen wir nackt voreinander. So nackt. Verletzlich wie kleine Kinder, die noch keine Doktorspiele kennen, dafür die Angst vor der Dunkelheit. Wir klammern uns aneinander, bedecken unsere Gesichter mit Küssen und haben für einige wenige Momente das gefunden, was wir suchten.

„Das zwischen uns kann nicht funktionieren“, flüsterst du und ich weiß, dass du Recht hast. Wir sind zwei Hälften eines Ganzen, die jede so gut alleine existieren kann, dass sie die Existenz der anderen schon vergessen hat. Nur ganz selten durchleidet sie noch diesen Höllenschmerz, wenn sie auf die andere Hälfte trifft.
Wir haben uns gut arrangiert. Mit dem Leben, dem Leiden und der Antwort auf jene Frage, ob denn da mehr sein könne. So gut, dass wir uns vor Angst in die Hose scheißen, wenn das Schicksal uns die andere Hälfte auf den Teller schiebt. Iss oder stirb, heißt es dann und wir sind schon satt, bevor wir auch nur gekostet haben. Denn wenn wir uns festlegen würden, müssten wir auch den kostbar geschmückten Kelch neben dem Teller bis zur Neige leeren. Auf ihm steht graviert: Beziehung.
Nein, da bleiben wir doch lieber hungrig und stopfen in gelegentlichen Fressattacken alles in uns hinein, was das Leben zu bieten hat. So lange bis wir kotzen.

Irgendwann, wenn wir längst zu Staub zerfallen sind, wird jemand die rostigen Überreste unserer Kettenhemden ausgraben und ironisch lächeln.

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Das Versprechen.

So manches Mal wühlt man im eigenen Schicksal, manisch, nach Ansatzpunkten suchend, die einen Schlüssel für die Zukunft beinhalten könnten.

Er sitzt kerzengerade im Ohrensessel, die rechte Hand auf der Lehne. Die Zigarettenspitze zittert ein wenig, Asche sinkt auf den Boden, verwirbelnd. „Sie wollen also meinen Enkel heiraten“, stellt er fest. Ja, nun. Was soll ich sagen? Er will mich heiraten, gefragt hat er mich, als wir beide beschwipst auf einer Düne saßen und den Sonnenuntergang betrachteten. Da kommt man schon einmal auf solche Ideen. „Ja“, sage ich, folgsam, ihm gerade in die Augen sehend, „ja, wir werden heiraten.“
Er bemerkt die immer länger werdende graue Spitze der Zigarette und schnippt sie endlich mit einer eleganten Bewegung in den Aschenbecher. Früher einmal muss er ein beeindruckend schöner Mann gewesen sein: Schmales Gesicht, hohe Wangenknochen, immer noch volles, weißes Haar. Dazu die Kleidung eines Landedelmannes, der er ist.
„Du musst vorher den Baron kennen lernen, meinen Großvater“, hatte Fabien gesagt und hinzugefügt: „Sei nachsichtig mit ihm, er ist ein wenig seltsam mit Deutschen, das ist ein Überbleibsel aus dem Krieg.“
Eines verregneten Herbstwochenendes fuhren wir in einen grünen Vorort von Paris. Fabien wollte mich vorstellen, mich, die Deutsche.

Weiter im Kommentar.

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Preisbloggen.

Welcher Volldepp hat mich beim ZEIT.de-Preisbloggen vorgeschlagen?

Jetzt bin ich natürlich gebauchpinselt und werde die ganze ZEIT darauf schielen, den Preis zu gewinnen. Keinen Beitrag werde ich mehr schreiben können, ohne dass im Hintergrund der Gedanke steht: "Ist diese Story gut genug für die ZEIT?"

Ich habe meine Blog-Unschuld verloren. Danke, Mann!

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Venedig.

Erlebt man erst den Tod in Venedig, um dann Rom zu sehen und zu sterben?

Aus: Gesellschaft für Schutz und Pflege der gemeinen Phrase

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Kurs Südwest.

Was ist eigentlich aus dem guten, alten Südwester geworden? Tragen wir alle nur noch Regenmäntel? Oder Schirme?

Aus: Dinge, die aus dem Blickfeld verschwinden.

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Stalking.

Bislang dachte ich, es träfe immer nur die anderen. Briefe, böse Nachrichten, eine mit Harz verkleisterte Vespa. Es zerrt langsam ein wenig an den Nerven. Was kommt noch?

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Gespräch des Tages.

"Was hast du denn da am Hals? Das sieht aus wie ein Knutschfleck."

"Das ist kein Knutschfleck. Das ist ein Sexfleck."

Bin ich jetzt altmodisch, wenn ich das seltsam finde?

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