Zeichen

Es gibt untrügliche Zeichen, die einem das Schicksal aufzeigt:

1. Die frisch gewaschenen Haare verknoten sich so rettungslos in der Bürste, dass allein 10 Minuten der kostbaren Verabredungsvorbereitungszeit für das Entwirren drauf gehen

2. Beim Rasieren der unteren Extremitäten veranstaltet man ein Blutbad, und ist allein mit der Beseitigung der Spuren 5 Minuten der kostbaren Verabredungsvorbereitungszeit beschäftigt

3. Die duftende Gesichtsmaske zaubert leider einen sehr frischen um nicht zu sagen rotgeschwollenen Teint, und die Zeit, bis der Normalzustand wieder hergestellt ist, überschreitet die Verabredungsvorbereitungszeit um ein Vielfaches

4. Das Oberteil mit der Flitterbesetzten Aufschrift verteilt den Flitter seit der letzten Wäsche auch auf Stirn und Wangen (manche finden das süß, aber ab Dreißig sollte man auf Faschingsaccessoires beim Ausgehen verzichten)

5. Der Tank ist leer, die Verabredungsvorbereitungszeit bereits um eine gute Viertelstunde überschritten

6. Es gibt keine Parkplätze in Berlin-Friedrichshain. Auch nach 15 Minuten nicht. Nach weiteren 10 Minuten ein halblegaler Platz. Macht plus 25 Minuten

7. Der elegant geplante Auftritt in der Bar gestaltet sich schwieriger als erwartet. Wer hat den blöden Sitzwürfel so weit in den Weg geschoben, dass auf hohen Hacken balancierende Frauen unbedingt darüber fallen müssen?

Alles Zeichen, die man einfach nicht übersehen sollte.

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Alltagspoesie

Wenn das Pilcherisieren zur täglichen Lust wird:

"Irgendwie bin ich vom Weg ins Paradies abgekommen."

"Warte, ich hab die Routenbeschreibung."

Schlimm. Kitschig. Hach.

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Bambi

Das Buch ausgelesen, zappte ich ein wenig ziellos in den Programmen herum, um bei einem großen Event hängen zu bleiben, das von der BILD-Zeitung ganz bestimmt mit einer weniger großen Berichterstattung geehrt wird wie das vom eigenen Verlag verliehene „Goldene Lenkrad“.

Ach, wie das glitzerte! Wie seidig glänzend sich die Roben an die Kurven der Damen schmiegten, die Herren in Anzug und Frack wenigstens eine halbwegs gute Figur machten. Wie gern wäre ich dabei gewesen!

Ich erinnere mich noch gut an den Bambi 1999, als ich zwar nicht die Verleihung, dafür aber dank eines freundlichen Helfers der mich durch den Noteingang und dann durch den Lastenaufzug direkt in den VIP-Bereich schmuggelte, an der After-Show-Party teilnehmen konnte. Ich saß Claudia Schiffer gegenüber, flirtete ein wenig aus den Augenwinkeln mit Tim Jeffries und wunderte mich über eine schlecht gelaunte Franziska van Almsick in einer schlecht sitzenden Wurstpelle. Ich trank Champagner, naschte an den Spezialitäten der Küche, durch die ich noch kurz zuvor die Verwirrte spielend rannte und tanzte neben Cosma Shiva Hagen, die nicht nur extrem sexy ist sondern auch eine entzückende kleine Kettenraucherin. Aber ich schweife ab…

Nun, diese Zeiten sind vorbei. Heute sitze ich lieber vorm Fernseher. Ist ja auch schön (und natürlich vollkommen neidfrei). Also zurück zur Verleihung. Der Bambi ist ja so etwas wie der deutsche Oskar: Glitzernd, gegenständlich und bekannter als die „Lola“, dem deutschen Filmpreis, der erst zu Hochzeiten der Medienrepublik ins Leben gerufen wurde. Nur der Adel der amerikanischen Entertainmentbranche darf durch das Programm führen. Steve Martin, Whoopy Goldberg, Billy Crystal - alles Komiker von Format.
Hier in Deutschland ist das naturgemäß ein bisschen anders und viel seriöser. Man stelle sich Otto vor, der durch die Show blödelt. Am ehesten würde ich Gerhard Polt zutrauen, diesen Job zu erfüllen. Aber er ist so wenig angenehm fürs Auge, also durften die Sandra und der Johannes ran. Zwei gestandene Journalisten, die sich auch für lustige kleine Einspieler aus ihrer TV-Frühzeit nicht zu schade waren, in denen sich JBK als Weißer-Socken-Träger und Sandra Maischberger als Fönwellen-Tussi der 80er entpuppten. Und dass „mein“ Johannes den Bambi (wenn auch fürs Infotainment, komische Bezeichnungen für Sportberichterstattung haben die heute!) bekommen hat - einfach schön!

Die Dankesreden perlten nur so von den Lippen der Geehrten: Ein anrührender Sky DuMont brachte seine Mirja mit einer Liebeserklärung fast zum Weinen, ein hölzernder Till Schweiger lobte die Geduld seiner Familie (es muss ja auch keiner wissen, dass er gern die Kindermädchen vögelt und auch einem flotten Dreier mit Schnee nicht abgeneigt ist) und einer der besten deutschen Komiker, Rick Kavanian, widmete in einer unverständlichen Sprache seinen Dank irgendwelchen abstrusen Sekten.

Die Laudatoren ihrerseits ließen sich nicht lumpen. Wen ich als Bambi-Moderatorin der Zukunft sehen möchte? Ganz bestimmt nicht Marie Bäumer, die ein süßes, kleines Märchen erzählte. Mit der Intonation einer Pastorin. Und mit Sicherheit nicht Eva Padberg, die zwar nett anzusehen, aber vollkommen talentfrei die Bühne beseelte. Und einen Helmut Kohl möchte ich auch nicht sehen, ich dachte nur, bitte schiebt den doch mal von der Bühne. Nein, sie braucht noch ein paar Jahre, aber so frei und locker und gut akzentuiert wie Yvonne Catterfeld sprach keiner die Laudatio.

Zu einer großen Preisverleihung gehören neben Glitzer und Glamour natürlich auch Tränen. Tränen des Triumphs, des Dankes, der Verlegenheit. Sibel Kekilli weinte während ihrer langen, langen Rede aus ganzem Herzen: Wie böse die BILD-Zeitung sie als Medium vergewaltigte, wie schlimm es doch war, die Vergangenheit als Porno-Darstellerin nicht abschütteln zu können, wie sehr sie doch Toleranz verdient, wie sehr sie Toleranz für andere will, wie sehr sie glücklich mit ihrem Freund ist… - wie viele „wie sehrs“, wie viele Anspielungen auf die aktuelle Islam-Problematik in Europa! Man mag sie mögen, niedlich finden, als Schauspielerin mit Herzensblut schätzen und ihre Abneigung verstehen, von Kais, Christianes und Konsorten ins Rampenlicht gezerrt zu werden. Das ist nicht schön, mit Sicherheit nicht. Aber souverän ist so ein auch Auftritt nicht. Zum Star, als der sie geehrt wurde, fehlt ihr genau das: die Souveränität, mit solchen Anfeindungen und billiger Schlagzeilenmache umzugehen.

Ach, es ist doch immer wieder ein Genuss, wenigstens eine Stunde dabei zu sein. Länger halte ich es nicht aus, denn wie jede Preisverleihung wird auch die ewig gleiche Routine langweilig. Also: Zapp und aus!

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Wahllos

Es ist mir ein Rätsel, wie man diese Spacke zum "sexiest man alive" wählen kann. Mit der Ausstrahlung eines Sparkassen-Angestellten, einem Konfirmandenanzug und dünnen Beinen kann man offenbar alles werden. Oder war die Jury einfach nur wahllos?

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Taub

Und die Stimme der Vernunft ruft mir zu: "Tu's nicht."

Ich aber stelle mich taub.

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Sudden Departure

Das Resultat dieses Tests ist, sagen wir mal, irgendwie passend.

Via Don Dahlmann

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Protestgedanke

Ich weiß nicht, ob ich mich ohne zu protestieren "mein Mäuschen" nennen lassen sollte.

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Standortdebatte

Ja, ich gebe es zu. Man kann mir Witze mehrmals erzählen und immer wieder ein Lachen provozieren. Ich vergesse sie einfach sofort wieder. So auch mit lokalen Spitzfindigkeiten. Einzig die Bösartigkeit der hessischen Landkreise um meine frühere Heimatstadt ist mir noch gut in Erinnerung geblieben.
Vom Kennzeichen auf eine etwas unterentwickelte Region in Afrika zu schließen, fand ich von Offenbachern ("Ohne Führerschein"), Friedbergern ("Fberger Bauern") oder Vogelsbergern ("Völlig beknackt") reichlich dreist.

Gestern nun hörte ich kurz und knapp seine Meinung über friesische Befindlichkeiten: Aurich ist schaurich, Leer noch mehr. Das ist nicht nur knackig sondern Poesie.

Hat jemand noch mehr zu bieten? Mir schwebt da eine Landkarte der blöden Lokalsprüche vor...

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Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Oder vielmehr den Moloch Berlin. Keine Arbeitsplätze, keine Existenzgrundlage, und bessern wird sich diese Situation in den nächsten Jahren wohl auch nicht.

Jetzt geht die Nächste. Mein (weiblicher) Freundeskreis dezimiert sich dramatisch. Abgänge 2004: drei. Voraussichtliche Abgänge 2005: zwei. Klar, man kann sich immer besuchen. Ich könnte jedes Wochenende in Wien, London, Zürich, Hamburg oder Düsseldorf verbringen. Aber es gilt das „Prinzip René Lezard“: Leider teuer. Statt dessen schreiben wir uns Mails, manchmal sogar bis zu zehn an einem Tag. Wir telefonieren, besprechen das Tagesgeschehen ausführlich.

Trotzdem kann nichts die persönliche Anwesenheit ersetzen. Die Möglichkeit, sich spontan auf einen Cocktail zu treffen, bis in die frühen Morgenstunden zu tanzen oder einfach nur da zu sein, wenn der andere den Weltschmerz nicht mehr auf seinen Schultern tragen kann. Ersatz zu finden gestaltet sich schwieriger als erwartet.

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Wo ist das Rettungsboot?

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Ansichtssache

"Du bist unschuldig", sagte er.

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Vergesslich

Es gibt Dinge, die ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Dass ich morgens gute 100 Meter die Straße in die falsche Richtung laufe, weil ich nicht mehr weiß, dass ich das Auto gestern noch einmal umgeparkt hatte. Dass ich gelegentlich nicht sagen kann, welcher Wochentag heute ist. Auch, dass mir in letzter Zeit einiges durcheinander geht, so im täglichen Leben (mit einem verkehrt herum getragenen Pulli im Büro aufzutauchen, bis einen ein freundlicher Kollege darauf aufmerksam macht, gehört wohl auch dazu), das verstehe ich nicht.

Was mich aber in tiefe Ratlosigkeit sinken lässt ist, dass man seine eigene Handynummer vergessen kann. Nach zwei Jahren Vertragsdauer. Und dann einen Freund anrufen muss, um sich von dem die Nummer sagen zu lassen.

Und nein, liebe Leser, ich war das nicht.

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Narren

Ach je, jetzt sind die Rheinländer wieder in diesem begnadeten Zustand. Besoffen sind Narren allemal erträglicher als im normalen Alltagsfrohsinn.

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Mützeninvasion

Es wird kalt in Deutschland. Der sibirische Wind fegt durch die Straßen Berlins und die Menschen mummeln sich dick ein. Leider, leider ist seit einigen Wintern eine Mode zu beobachten, die der von über Hosen getragenen Röcken und altertümlichen Trainingsjacken an Unkleidsamkeit in nichts nachsteht.

Immer wieder im Spätherbst kramt der Berliner Mann seine Mütze heraus. Und zwar nicht irgendeine Mütze, sondern die gute, dunkelblaue aus Wolle. Möglichst die Version mit leicht gerolltem Rand und einem winzigen Zipfelchen. Wer jetzt an ein Kondom denkt - hat Recht. Genauso praktisch und schützend, aber nicht wirklich schön.

Aber es gibt doch Alternativen! Eine Russenmütze, ein Persianerbarett oder einfach eine Lappenkappe, das wäre doch ein netter Anblick. Aber der Berliner Mann ist per se nicht modebewusst. Daher kommt sie allwinterlich, die Invasion der Kondommützen.

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