Noch bin ich nicht ganz sicher, ob das, was die Punk-Friseurin da auf meinem Kopf fabriziert hat, unter Wohltat oder Verbrechen zu verorten ist.
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"Was haben wir in unseren 30ern Spaß gehabt!"
"Wart mal ab, wie's erst in den 40ern wird..."
"Und wenn wir erst im Altersheim Rollstuhlwettfahren und Katheterweitwurf machen!"
Wir haben keine Angst vor dem Alter. Wir nicht.
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Lange, lange habe ich mich geweigert. Die Kolleginnen, allesamt sehr künstlerisch aufgeschlossene Grazien, trugen sie bereits seit Monaten. Kollegin I sogar mit Spitzenabschluss, während Kollegin II die schlicht-schwarze Variante bevorzugt zum geblümten Kleid.
Leggins. Das modische Sinnbild der frühen 80er, neben Schulterpolstern und Ballonröcken wohl das Kleidungsstück mit dem größten Fremdschämfaktor beim Betrachten alter Fotos. "Waaaaah! Was hattest du denn da an!", sagte die Lieblingstierärztin, als sie meines frühen Konterfeis ansichtig wurde. Nichts, meine Guteste, nur: Leggins. In Vollspitze natürlich, und mit Ballonrock und Ringelshirt mit Schildkrötenkragen. Dazu die Erstdauerwelle und spitze Schuhe. Eine rechte Augenweide, damals, 1984 in Hessen.
Nun, die Moden ändern sich, mittlerweile stehe ich zu meinen Sauerkrautwellen und mit den weißen Schläfen kommt die Weisheit, nicht mehr alles tragen zu wollen, was der Modemarkt hergibt. Bis, ja, bis gestern. Der Gentleman, ein hochge- und bislang unterschätzter Kaufbegleiter, ermahnt streng: "Nichts kaufen, was du bereuen könntest." Und setzt sich entkräftet in ein Eiscafé, während Frau Wortschnittchen in einen Kaufrausch gerät. Die Ausbeute: zwei Paar Leggins, eines mit einem Spitzenabschluss, ein Paar Kniestrümpfe, gepunktet (nicht geringelt, Herr Kid, das ist so 80ies!) und mit Schleifchen (!) sowie zwei Seidenblumen für den romantischen Auftritt zum strengen Businessanzug.
Auf den ebenfalls zum Verkauf stehenden Ballonrock habe ich verzichtet. Jetzt steht nur die Frage an: Soll ich Morgen die gepunkteten Kniestrümpfe zum strengen Rock tragen oder lieber die Spitzenkantenleggins? Fragt sich, fragt Sie: das Wortschnittchen.
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Zwei Stunden fest auf dem Sofa geschlafen. Mit Nerv-Herpes aufgewacht. Aber es regnet nicht mehr. Der Wasserstand ist fast wieder normal.
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+++ Kleinstadtgeflüster ist lauter als ein Megafon.
+++ Die Schleimspur des Lokaljournalisten.
+++ Falschparken füllt leere Stadtkassen.
+++ Befindlichkeiten hängen durchaus von der PS-Klasse ab.
+++ Ich begebe mich nie wieder in ein halbprivates, halböffentliches Interview.
+++ Kleinstadtkoller galore.
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Es ist so heiß, dass sogar die Fliegen sterben wie die Fliegen. (Tolles Wortspiel, übrigens.)
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Ich bin endlich dem Kern meiner Sympathie für im TV übertragene Fußballgroßereignisse auf die Spur gekommen: Es sind diese einfach nachzugrölenden Melodien, die nicht einmal ansatzweise Singbegabung erfordern. Endlich kann auch ich meine Stimme erheben, ohne dass sich jemand beklagen könnte. Man sieht mich vielmehr bewundernd an, denn ich singe lauter als jeder männliche Fan, halte die Töne länger als Caruso und bringe bisweilen auch noch die Oberstimme. Nach der EM dann eben wieder unter der Dusche. Die Nachbarn müssen ohnehin früh raus.
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Und wenn wir schon dabei sind. Menschen, die sich über den Prenzlauer Berg und seine Spießigkeit aufregen, sind selbst Spießer und kategorisieren sich mit der gleichen Scheinheiligkeit als Nichtspießer wie sich Grönemeyerverehrer als Gutmenschen sehen. Geht doch nach Kreuzberg, und dann jammert über die Multikultiproblematik und das morgendliche Kinder-in-die-Schule-in-einen-anderen-Bezirk-bringen-müssen-weil-man-sie-hier-nicht-dem-sozialen-Brennpunkt-aussetzen-möchte. Heuchler, allenthalben!
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Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es jemals eine Zeit gab, zu der Menschen Otto und den damit verbundenen Humor - manche bezeichnen diesen auch als Nonsense, was ich ziemlich gemein finde, denn Nonsense kommt kurz nach Dada, und hat daher von der Intellektualität schon mal gar nichts mit Otto gemein - lustig fanden. Ebenso wenig verstehe ich, wenn sich Manche bei Heinz Erhardt kringeln und bei "und noch 'n Gedicht" oder "was bin ich wieder für ein Schelm" den Kultstatus des deutschen Humors der Wirtschaftswunderzeit preisen. Call me humorlos. Ich mag halt keinen Ottohumor.
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Ein Urlaub in den eigenen vier Wänden, wenngleich nur alle 14 Tage am Wochenende oder eben im Urlaub bewohnt, schenkt einem ganz neue Erkenntnisse. Zum Beispiel, dass Pflanzen eine zweiwöchige Durststrecke nicht nur verzeihen, sondern sogar noch an Laubwerk zulegen. Da kommt doch der Verdacht auf, dass sie ohne menschliche (meine?) Nähe besser gedeihen. Oder dass der Großstadtstaub durch jede Ritze dringt und überall einen feinen Film hinterlässt, ein erster Urlaubstag daher mit einer Putzaktion beginnt. Außerdem noch die Entdeckung, dass man doch nebenbei immer arbeitet, dem DSL sei Dank. Immerhin: sämtliche Uhren im Haushalt sind aus unerfindlichen Gründen stehen geblieben. Die Zeit läuft weiter, trotzdem ohne Anhalt und scheinbar doppelt so schnell, denn jeder Urlaubstag verinnt unaufhaltsam und in Windeseile.
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