GroßstadtRhythmus.

Das punktgenaue Umsteigen klappt. Vorderer Wagen S-Bahn, hinterer Wagen Straßenbahn, im Laufschritt bis zur Ampel, die grüne Phase ist nur ein paar Sekunden lang genug bis zur anderen Straßenseite. Beim Späti um die Ecke, der eigentlich gar kein Spätkauf mehr ist, denn er hat schon um halb sieben offen und ist mehr ein schickes Café, lächelt der Späti-Mann dich an, als du noch einen Schokoriegel mit nach Hause nimmst.

Den hast du dir verdient an deinem ersten Tag, an dem dich - ganz untypisch - alle anlächeln und freundlich miteinander waren, alles fix und fertig vorbereitet, ganz ohne langes Fragen und Betteln. Das Dienstags-Meeting wird zum Montags-Meeting, der Betriebsausflug, die Weihnachtsfeier, zwei, drei Messen pro Jahr - was machen wir mit dem Senat? Und die Außenwerbung, die Themen, die es zu platzieren gilt? Planungen, mit leichter gewordener Hand. Und so ganz langsam groovst du dich wieder ein in den Rhythmus dieser Stadt.

Der einzige Takt, der fehlt, ist das Schlagen des zweiten Herzens an meiner Seite. Aber am Freitag dann, da klopft es wieder, laut und deutlich - wie schon seit sieben Jahren, heute.

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Fremdeln.

Ein heißer Sommer in der Stadt. Mauersegler lehren ihre Jungen zwischen den Häusern das Kamikazefliegen. Der Nachbar von oben hört interessante Musik, die sich im Hinterhof mit den Wortfetzen aus anderen Wohnungen kleine Gefechte um meine Aufmerksamkeit liefert. Träge liege ich auf dem Sofa und genieße das Gefühl, am Leben teilzuhaben.

Später dann auf dem Weg ins Theater. Viele Menschen. Sie stehen, gehen, rempeln, suchen, versuchen und sind immer im Weg. Viel zu viele Menschen. Waren hier früher schon so viele Menschen unterwegs? Oder liegt es an mir, die ich vor einem halben Jahrzehnt auszog, um in einer Kleinstadt das Fürchten zu lehren und lernen und die nun von den vielen Menschen überfordert scheint? Die sich eigentlich gar nicht fassen kann vor Glück, dem ständigen Beobachtet- und Beurteilwerden zu entrinnen, denn Stadtluft macht bekanntlich frei und die Gedanken sowieso, wenn die Stadt größer ist als ihr eigener, kleiner Schmortopf aus Ewiggestrigem und Wiederaufgekochtem?

Die Wege sind kurz in kleinen Städten, die stille Post schneller als anderswo. In der großen Stadt geht man sich lieber aus dem Weg, absichtlich oder weil's genug Platz gibt zum Ausweichen. Dennoch: große Straßen machen mir auf einmal Platzangst, Menschen - Touristen zumal, die sind ohnehin überaus lästig - scheinen mich zu überrennen, das Grün wächst in Töpfen und hinter Zäunen.

Ich fremdele. Mit der Herzensheimat. Noch.

Dafür gibt's hier keine Mücken. Allein das schon ein Grund für: I <3 Berlin.

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SpringFreude.

Und dann stehst du da oben, die Luft ist viel frischer als erwartet, trotz der gleißenden Sonne. Der Lärm scheint weit, weit weg zu sein. Deine Entscheidung. Springst du oder nicht? Was werden die Anderen sagen? Und wenn du wieder zurück gehst, wirst du wieder unglücklich sein, weil du dich nicht getraut hast.

Unter dir nur das Blau des Beckens, und du weißt, der Aufschlag kann verdammt hart werden. Also, Körperspannung annehmen, nochmal tief Luft holen und springen.

Das Wasser ist nicht so kalt wie erwartet und nichts ist schöner als das Glücksgefühl, gesprungen zu sein und niemals hast du dich freier gefühlt als jetzt.

Freiheit.

(Ich wäre auch noch von viel höher gesprungen, dafür.)

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ErLeichterung.

Der Patient klingt wie ein versoffener Bierkutscher. Aber er klingt.

Wie wäre die Welt geworden, wenn er nicht mehr hätte klingen können? Sie wäre stumm geworden für mich, dunkel, düster, licht- und leblos. Aus mir wäre eine Hülle geworden, denn er hätte das Leben mitgenommen aus sich, aus mir.

Wenn ich glauben würde, hätte ich jetzt jemandem zu danken. Aber so bin ich nur glücklich und erleichtert, dass der Patient sich anhört wie ein versoffener Bierkutscher.

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KulturTauchbad.

Wenn Sie es einrichten könnten, werte Leser, dann reisen Sie doch demnächst einmal nach Krakau! Diese zauberhafte Stadt im historischen Galizien und heutigen Südpolen ist eine charmante Mischung aus Vilnius, Bologna und Berlin-Friedrichshain. Nicht nur, dass dort eine ganze Menge junger Menschen aus aller Welt studieren und feiern und es überhaupt kein Problem sein sollte, jeden Abend in einer anderen Bar eine ziemlich nette Live-Musik zu hören (je-den A-bend, man schläft hier nicht), nein, in Krakau kann man auch hervorragend Kultur bestaunen und essen. Genau: Kultur essen!

Ich beherzige bei meinen (und des Gentlemans) Reisen immer den alten chinesischen Grundsatz: "Man kann alles essen, was vier Beine hat, es sei denn, es ist ein Tisch, alles essen, was fliegt, es sei denn, es ist ein Flugzeug..." Undsoweiter, undsoähnlich. Essen ist für mich der Schlüssel zu einer fremden Kultur. Wie sorgsam mit den Grundmaterialien umgegangen wird, sagt doch schon eine Menge aus über die Landeskultur.

So servierte man uns in unserem ersten Restaurant Pierogi mit Pilzen und Kraut, Zwiebelsuppe und einen Appetizer, von dem ich nur vermuten kann, dass das was mit Hüttenkäse und / oder Schmalz war, aber auf jeden Fall etwas, in dem ich dereinst gern einbalsamiert würde. (Restaurant KogelMogel, ul. Sienna)

Den zweiten Morgen verschliefen wir, auch, weil wir sehr früh am vorvergangenen Tag aufstehen mussten, um den Flug nach Krakau zu bekommen. Das Hotelfrühstück im Saski (ul. Slawkowska, liegt superzentral, Free Wlan, aber man wünscht dem verstaubten Charme des Hotels doch einmal eine ordnende Hand und einen guten Klempner) geht nur bis 10:30, also mussten wir ein vernünftiges Frühstückscafé finden. In Krakau eher kein Problem, also wanderten wir nur einige Schritte ins Camelot (ul. Tomasza), wo wir in einem stilvollen Ambiente versorgt wurden.

Natürlich stopften wir noch etliche Kringel (obwarzanki) oder Baguettes (zapiekanki) in uns hinein, denn so ein Tag mit Besuch im ehemaligen jüdischen Stadtteil Kazimierz fordert Tribut. Aber wenigstens hatten wir abends schon wieder Hunger und stillten diesen auf sehr angenehme Weise im Kawaleria (ul. Golebia) mit Wildschweinfilet in Pflaumensauce mit Knödeln und Schweinelenden in Moosbeerensauce. Damit wir nicht verhungerten, gab's vorher noch Zwiebelsuppe und kleine Käsequiches. Den Abschluss machten Käsequarkcreme und geminzte Schokomousse. Begleitet wurde das Essen von einem rauchigen Roten, der sich angenehm im Hintergrund hielt.

Ich bin ja keine versierte Foodbloggerin wie Anke Gröner oder die Kaltmamsell - das scheitert schon daran, dass mir jedes technische Verständnis für die Zubereitung fehlt -, aber das "große Fressen" in Krakau verdaue ich gerade, also werden Sie, werte Leser, leider mit den verbalen Ausscheidungen meines Kurzbesuchs konfrontiert. Fürs Schöne, für Supertexte und Fotos, gehen Sie bitte einmal bei den genannten Damen oder Stevan Paul vorbei - hinterher ist man sehr hungrig, kann aber auf ein paar leckere Rezepte zurückgreifen.

Den Montag hielten wir mit einem leckeren Eis und einer heißen "Wawel"-Schokolade durch, natürlich stilecht auf der Terrasse in der Königsburg mit Blick über Podgorze genossen und dann noch bei sanftem Wind und angenehmen, sonnigen 22 Grad. Die Krypta der Kirche, in der neben Chopin und anderen wichtigen Dichtern und Komponisten, den polnischen Königen auch der in Smolensk abgestürzte Lech Kaczynski samt Frau bestattet ist, haben wir uns recht schnell ebenso wie die Burg an sich gespart. Dort trieben sich die Touristenmassen wie ein Lindwurm hindurch, samt schlechter Gerüche.

Gute Gerüche indes kann man im Chimera (ul. sw Anny) schnuppern. Oben Salatbar und Vegi-Restaurant, gibt's im plüschigen Keller auch Fleischiges - eine Küchen-Chimäre, eben. Der Gentleman putzte die Lammkeule mit Rosmarinkartoffeln und Rotebeete-Schnitzeln nach einem sehr erdigen Barschtsch tapfer weg. Die Bedienung hatte vorher extra noch gefragt, ob im 450 Gramm nicht doch zu viel seien. Weit gefehlt! Mein Kaninchen in Sauerrahmsauce war ebenfalls auf den Punkt gegart, aber mir hätte die Keule neben dem Rückenstück gereicht.

Am letzten Abend wollten wir nach einem Besuch in der sehr sehenswerten Ausstellung in der Emaille-Fabrik von Oskar Schindler unbedingt noch einmal in Kazimierz essen, in einem der jüdischen Restaurants. Wir fanden mit viel Glück im "Once upon a Time in Kazimierz" einen Platz. Das Restaurant ist dunkel, gemütlich und erstreckt sich über drei nebeneinander liegende ehemalige Ladengeschäfte. Wir nahmen Tschalynt (Brei aus Linsen, Gemüse und noch mehr Uffjefechtem) und Ente in Cranberry-Sauce, die beide recht ordentlich schmeckten. Aber den krönenden Abschluss gab's dann mit einer weiteren Variante eines Quark-Käsecremekuchens mit Rosinen und Feigen - eine extrem leckere Geschichte.

Alles in allem ist Krakau eine runde, quirlige, elegante und kulinarisch vielfältig ausgestattete Stadt. Unser Kulturtauchbad hat uns bestimmt einige Kilo mehr beschert - jedes davon war einen Besuch Krakaus wert!

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6.

Der beste Reisekamerad. Ein unbestechlicher Kritiker. Versierter Weineinkäufer. Adlerauge. Absurdistanbewohner. Und viele weitere Eigenschaften mehr. Seit sechs Jahren Bereicherung meines Lebens. Und nicht mehr wegzudenken. Meiner.

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SommerMärchen.

The summer air was soft and warm
The feeling right, the Paris night
Did it's best to please us
And strolling down the Elysee
We had a drink in each cafe
And you
You talked of politics, philosophy and I
Smiled like Mona Lisa
We had our chance
It was a fine and true romance

I can still recall our last summer
I still see it all
Walks along the Seine, laughing in the rain
Our last summer
Memories that remain

We made our way along the river
And we sat down in the grass
By the Eiffel tower
I was so happy we had met
It was the age of no regret
Oh yes
Those crazy years, that was the time
Of the flower-power
But underneath we had a fear of flying
Of getting old, a fear of slowly dying
We took the chance
Like we were dancing our last dance

I can still recall our last summer
I still see it all
In the tourist jam, round the Notre Dame
Our last summer
Walking hand in hand

Paris restaurants
Our last summer
Morning croissants
Living for the day, worries far away
Our last summer
We could laugh and play

And now you're working in a bank
The family man, the football fan
And your name is Harry
How dull it seems
Yet you're the hero of my dreams

I can still recall our last summer
I still see it all
Walks along the Seine, laughing in the rain
Our last summer
Memories that remain
I can still recall our last summer
I still see it all
In the tourist jam, round the Notre Dame
Our last summer
Walking hand in hand
Paris restaurants
Our last summer
Morning croissants
We were living for the day, worries far away...

© EMI Music Publishing, Universal Music Publishing Group

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BerlinLiebe.

Meine Damen und Herren, bitte lesen Sie die wunderbare Liebeserklärung der wunderbaren Madame Modeste.

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ErnteHelferin.

Nun dachte ich, durch das tägliche Joggingründchen (ich bin immerhin schon bei vier Liedern hintereinander weg ohne Pause - lachen Sie nicht!) sei meine Kondition und Beweglichkeit flugs erheblich verbessert. Aber: Weit gefehlt!

Vor unserer Bürofensterreihe blüht und grünt es auf einem kleinen Dachvorsprung, der für unsere Gartenbegeisterung leider mangels Erlaubnis unerreichbar scheint. Allein, es locken ja bekanntlich immer die verbotenen Früchte am meisten. Und wenn da einige kleine Sträuchlein Walderdbeeren rot aus dem ansonsten recht unspektakulären Dachgarten leuchten, ja, dann kann ich nicht anders! Also, nichts wie raus aus dem Fenster und Früchtchen gepflückt.

Der aus dem Fenster schauende Kollege schrie sogleich: "Meine Erdbeeren! Sie pflückt meine Erdbeeren!" Ich winkte ihm freundlich zu und ließ sieben vollrote, wunderbar duftende Mini-Beeren in meine Handfläche fallen.

Nun aber nichts wie zurück ins Büro, bevor die argwöhnischen Technikjungs etwas von Statik schreien und mich vom Dach zerren (dabei habe ich abgenommen). Leichter gesagt, als getan. Das Fenstersims liegt unbequem hoch, die Kanten sind scharf, der Rock rutscht hoch und ich falle ungelenkig wie ein nasser Sack unsanft gegen den Schreibtisch.

Die Beeren schmecken immerhin, auch die Kollegen haben jeder je eine bekommen. Ebenso rot wie die Früchte leuchten auch die Striemen, die mein fleißiger Ernteeinsatz auf meinen Oberschenkeln hinterlassen hat. Bis zum nächsten Mal muss ich unbedingt beweglicher werden. Es geht hier immerhin um meine Ernährung. Und da verstehe ich bekanntlich keinen Spaß!

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Turbulent.

Das Jahr begann schon mal mit einem privaten Paukenschlag. Dann ging es mit guten Nachrichten von der Freundesfront weiter. Kurz unterbrochen von der traurigen Neuigkeit, eine Freundin habe ihr ungeborenes Kind verloren. Dann mein 40. Geburtstag (mittlerweile habe ich es überwunden). In den Folgewochen viel Arbeit. Noch mehr Arbeit kommt auf mich und den Gentleman zu, wenn wir dieses kleine, schnuckelige Haus mit Garten mieten. Wenn, dann gibt's im Sommer Kirschmarmelade. Und frische Kräuter. Dann wurde mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte. Synapsengewitter beim Gedanken an die Aufgabe, die ich übernommen habe. Heute dann Behördenkram, unvermeidbarer, aber für einen guten Zweck. Morgen dann klare Absprachen, Reviermarkierungen, Präsenz zeigen. Vorurteile abbauen, mitnehmen, Change Management. Chefin sein (und nicht spielen). Mir gefällt, wie dieses Jahr 2011 begann. Kann so weiter gehen.

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