Bilanz einer denkwürdigen Nacht, die erst im Morgengrauen endete. Eine halbe Flasche Rotwein, ein halber Döner, ein großes Bier, eine Caipirinha, drei Flaschen Bier, ein Tequila-Shooter, drei Orangensaft, eine vorbeugende Aspirin und erstaunlicherweise weder einen Kater noch schlechte Laune. Viel getanzt, viel geflirtet, viel gelacht, viel gefühlt, viel gewundert, viel gezickt. Viel. Aber nicht zu viel. Und eine seltsame Situation, die noch nicht zur vollständigen Zufriedenheit aufgeklärt werden konnte.
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Vermissen wird auch nach einem Abend in Gesellschaft netter Menschen und Caipirinha nicht leichter.
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Ich werde verwöhnt. Als ich ins Büro komme, ist geheizt, auf meinem Schreibtisch liegt ein Zettel und eine Praline von J., die mir für die Präsentationsvorlage dankt, ein Kollege bringt mir frischen Kaffee vorbei, und ein anderer meint, dass mir der Rock gut steht. Mittlerweile haben sie es wohl alle gemerkt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so nett sind.
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Bin ich eine moralische Instanz? Wahrscheinlich nicht. Darf ich Kritik an meinen Freunden üben? Wahrscheinlich schon. Darf ich es Scheiße finden, wenn einer der Freunde nach Laos und Kambodscha fahren und dort Reliefs aus dem Urwald stehlen will, weil sie vergammeln und er sie hier verkaufen will und wenn er es nicht täte, würde es ein anderer tun? Ja. Darf ich ihm sagen, dass ich es unmoralisch finde, Dinge zu stehlen, egal, ob sie einer Privatperson gehören oder als Kulturgut einem ganzen Volk? Ja. Darf ich ihm auch sagen, dass er in seiner Geldgeilheit ein bisschen weit geht? Ich weiß nicht. Wird eine Freundschaft an einer Frage der Moral scheitern? Ich weiß nicht.
Ich stecke in einem moralischen Dilemma.
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Sich die Dinge heraussuchen, die die eigene Argumentation untermauern: "Ich hab es ja schon immer gewusst". Starkes Gefühl von Nichtverstandenwordensein.
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Hiermit rufe ich diesen Tag nachträglich zum Tag des Weltschmerzes aus.
Anmerkung auf Wunsch einer einzelnen Dame: Der Schuhladen hatte bereits geschlossen, der Himmel fiel gerade auf meinen Kopf und der Herzschmerz war auch nicht von Pappe.
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Heute muss es sein. Ich schleiche seit Tagen immer wieder um das Problem herum. Denke, nein, geht jetzt nicht, warte noch. Dabei habe ich es mir schon gut überlegt. Abgewogen, ob ich kann. Heute muss es sein. Der Schuhverkäufer wird mich lieben.
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"Fräulein, Sie sind hier das schönste Kunstwerk."
Grinsen. Sehr breites Grinsen. Stimmt, ja, danke.
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Jeden Tag ein bisschen mehr. Ich selbst. Jeden Tag ein bisschen weniger. Fixiert. Jeden Tag gleich. Verlust. Jeden Tag. Leben.
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Menschen sind Engel mit nur einem Flügel - nur wenn sie sich umarmen können sie fliegen.
(Sprichwort unbekannter Quelle)
Na, dann bleiben wir mal schön auf dem Boden der Tatsachen.
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