Mein Bruder, der halbe, wird heute 20. Entschluss gefasst, mich an die jüngere Verwandtschaft anzupassen. Dann werde ich nächste Woche 25.
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Stayin’ home for Christmas. Entenbrust mit Ingwer-Safran-Sauce. Samtweicher Rotwein. Mandelkern und Apfelduft. Hundegebell. Artgerechtes Halten von Familienzuwachs. Intensives Bewundern desselben. Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, beschwipst. Viele Weißt-du-nochs und noch mehr Was-machen-wir-im-Sommer? Istanbul? Eher im Herbst. Budapest? Gern mal wieder. Rom? War ich noch nicht. Ich auch nicht. Dann Rom. Mai? Mai. Nächste Woche Terminabstimmung. Seid Ihr Schwestern? Nö. Aber irgendwie doch. Knupperkirschen auf dem Dach des Kunst + Technik am Bodemuseum. Gelächter. Schneeballschlacht. Gedanken an die Gegangenen. Freunde. Wahlfamilie statt Qualfamilie. Summer of 99. Weihnachten 05. Go for 06.
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Ich reagiere da allergisch, hörte ich oft von meiner Mutter, die ein wahrer Ausbund an körperlichen Reaktionen auf ihre Umwelt ist. Kein Sommer ohne saftigen Heuschnupfen, eine Nesselsucht im Herbst und die trockene Heizungsluft bringt eine Überempfindlichkeit hervor, die schleunigst mit heilenden Salben bekämpft werden muss.
Nun bin ich von derartigen Qualen weitgehend verschont geblieben. Offenbar haben sich die Gene meines Vaters durchgesetzt, irgendeine Kopplung von Kurzsichtigkeit und Allergieresistenz wahrscheinlich.
Bis Freitag. Freitag wollte ich der Welt meinen Nadelstreifenanzug präsentieren. Meinen ersten Nadelstreifenanzug, betone ich, da ich bislang doch mehr der lässigen Bekleidungsart zugetan war. Aber die Zwänge, man weiß ja. Diesen Nadelstreifenanzug habe ich noch nicht lange in meinem Besitz. Ergo: Noch nie getragen. Und anders als Unterwäsche wasche ich Oberbekleidung selten vor dem ersten Tragen.
Hätte ich's mal tun sollen.
Kurz gesagt: Es juckte. Höllisch. Da ich mich vor den neuen Kollegen nun nicht gerade durch permanentes Am-Arsch-kratzen empfehlen wollte, raste ich alle halbe Stunde auf die Toilette, um dem immer drängenderen Juckreiz nachzugeben. Bis Feierabend zierten etliche rote Striemen Oberschenkel und Gesäß. Zu Hause angekommen, riss ich mir das gute Stück vom Leib und sah in den Spiegel: Knallrote Haut. Von den Knien bis zur Hüfte.
Ich bin nun doch meiner Mutter nachgeraten. Ich bin Allergikerin. Aber mit einer exklusiven Variante: Nadelstreifenallergie.
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In meiner Familie gibt es einen Stand, der noch mehr geschätzt wird als der des Verheiratetseins: das Witwentum. Nachdem bereits die werten Großtantchen Mimi, Finny und Katinka ihre Ehemänner mehr oder minder unbeweint der Erde überantworteten, kommen wir nur zur Vierten der Schwestern:
Tante Gusti war so lustig wie ihr Name: Eine überaus ambitionierte und humorvolle Modistin, die vor dem Krieg in einem Frankfurter Konfektionshaus für die erstklassige Ausstattung von gutsituierten Nazissen verantwortlich zeichnete. Doch in meiner Familie herrscht immer noch die veraltete Ansicht vor, man solle dem Herzen folgen, wenn es zu einem spricht, egal, was da komme. Und daher entschied sich Augusta nach kurzem Zögern, ihre vielversprechende Karriere aufzugeben und dem erstbesten Mann zu folgen, der ihr gefiel. Leider war das nun ausgerechnet einer aus Bayern. Aus dem tiefsten Bayern, um genau zu sein. Himmel, ja, er war aus Traunstein!
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Und weiter geht es mit Familiengeschichten, die nach dem Verschwinden ihrer Protagonisten langsam in Vergessenheit geraten. Weiter also mit den glücklichen Witwen.
„Katinka“, so nannte mich meine Mutter früher, denn es war die Koseform des Namens, dem sich mein Vater bei meiner Taufe verweigert hatte, denn: „Diese Zarin hat soviel Blut vergossen. Und die Dame da aus deiner Familie war auch nicht ganz koscher.“ Nun möchte ich nicht die Geschichtskenntnisse meines Vaters in Zweifel ziehen, aber sein Zweit- und Drittname gehen auf diverse Kaiser zurück, die etliche Schützengräben mit Toten füllten. So viel zum Thema Namensfindung.
„Katinka“, also Großtante Katharina, nach der meine Mutter mich gern genannt hätte, war die Gelehrte. Als eine der ersten Frauen der Familie hatte sie in den frühen dreißiger Jahren studiert, und das auch noch Philosophie und Jura. Gemeinsam mit ihrem älteren Bruder teilte sie sich eine winzige Studenten-Butze in Heidelberg und entwickelte sich zu einer eifrigen Verehrerin ihres Philosophieprofessors, der sie umgehend und noch vor Abschluss des Studiums heiratete.
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Nun, die werte Großtante Mimi war nicht das einzige der Weibsbilder in meiner Familie, das den Gatten überlebte...
Da gab es unter den fünf Schwestern meine Großtante Josefine, genannt „Finny“. Sie war immer das Sorgenkind der Familie gewesen: Zu früh geboren, mit zarten Lungen und einer ebensolchen Seele gesegnet, kam sie nicht recht mit dem Leben zurande.
Ein Mann musste her, als die durchscheinende Brünette mit dem schüchternen Lächeln volljährig wurde und weder einen Beruf noch einen nennenswerten Anwärter auf die kleine Hand vorweisen konnte. Da sie ein wenig tüdelig war, und bisweilen vergessen konnte, dass da ein Topf auf dem Herd schmorte, suchte die Familie verzweifelt nach einem männlichen Abnehmer.
Der fand sich in einem Abenteurer erster Klasse: Joseph. Der Name war wohl in den Augen meines Urgroßvaters das Passendste an ihm, denn „Joe“ ging einem äußerst übel beleumundetem Btoterwerb nach: Er war Journalist. Und zwar nicht irgendeiner, sondern auch noch ein stets am Rande der Armut agierender Reisejournalist.
Wie sollte denn, bitte schön, die zarte, stets ein wenig kränkelnde Finny den Unbilden der Reisen in so exotische Länder wie Borneo oder Japan oder gar Argentinien (auch, wenn es dort gute, alte deutsche Freunde zu besuchen galt) gewachsen sein? Joe wischte alle Einwände beiseite und sagte auf gut hamburgisch: „Die Lütte s-teht das durch. Die ist s-tark.“
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In meiner Familie gibt es einen Stand, der noch mehr geschätzt wird als der des Verheiratetseins: das Witwentum. Nie waren die meisten weiblichen Familienmitglieder glücklicher als nach der obligatorischen Trauerzeit. Die manchmal schon mit dem Versenken des Sarges endete.
Nehmen wir einmal meine Großtante Annemarie: Sie, eine Schönheit wahrhaft arischer Prägung, blond, adlernasig und überschlank, schickte nacheinander ihren ersten Mann an die Ostfront, den zweiten in die Wüste, den dritten in die Luft. Nicht wirklich traurig über die schmachvollen Verluste der deutschen Wehrmacht ehelichte sie den Vierten, der sich einer Karriere in der Armee durch eine wahrhaft erschreckende Verkrümmung des Rückgrates zu entziehen vermochte. Dafür machte er sein Glück in der Hotelleriebranche, und scheffelte dank eines nahen Casinos derart viel Geld, dass er Annemarie, kurz „Mimi“ genannt, nicht nur stets mit edlen Seidenstrümpfen und sündigen Dessous aus Pariser Werkstätten beschenken, sondern auch den besten Cognac genießen konnte, der in Kriegszeiten zu bekommen war. Mimi nahm die gelegentlichen Trunkenheitsausfälle ihres Gatten mit stoischer Gelassenheit hin, denn sie wusste: Früher oder später würde er sich tot saufen. Und dann wäre sie eine reiche Frau. Eine sehr reiche Frau. >>Weiterlesen>>
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Der weiche Lappen glitt über das Messer, ein wenig gerieben, und schon erstrahlte das gute Stück wie in neuem Glanz. „Wenn du die Oxidation rückgängig machen möchtest, musst du das Besteck in heißes Salzwasser legen und ein Stück Aluminiumfolie dazu“, erklärte meine Großmutter und wischte ein letztes Mal mit einem raschen Strich über die glatte Oberfläche des Modells „Spaten“. Das Monogramm, vielfach verschlungenes H und B, steht für einen Namen, auf dessen anekdotische Herkunft immer mit Stolz verwiesen wurde.
Meine hugenottischen Vorfahren verließen ihre weinselige Heimat und schlugen sich ins hübsche Renaissancestädtchen Arolsen durch. Ein allzu übereifriger und nationalbewusster Beamter trug für Jean-Marie und Justine Lisette die eingedeutschte Version des klangvollen „Schön geboren“ in die Stadtbücher ein. Alle Proteste nutzten nichts: Von Stund an stand der Name einer Hülsenfrucht mit Accent aigu auf dem Papier.
Das Silberbesteck für bessere Gelegenheiten ruht heute in meiner Kommode. Ich benutze es selten, denn mir ist das Monogramm ein wenig peinlich. Nicht so der Name, den ich gern getragen hätte. Leider endete die männliche Namensinhaberschaft mit einem offizierlichen Fehlverhalten, was die sofortige Versetzung an die Ostfront und ein unrühmliches Ende im Kessel von Stalingrad zur Folge hatte.
Meine Großmama war danach nicht nur gezwungen, ihr leidenschaftlich betriebenes Medizinstudium in Berlin sausen zu lassen und die elterliche Firma in im Hessischen zu übernehmen, sondern auch sich zu verheiraten. Mit einem Herrn „Müllermeierschulze“. Der hatte kein eigenes Silberbesteck mit Monogramm. Aber dafür sehr viel sizilianisches Temperament und gute Kontakte. Seitdem ritzen wir unser Monogramm lieber in Beton.
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Heimat sei kein Ort, sondern ein Zustand im Kopf, sagt Fatih Akin. Also verfrachte ich meinen Kopf mitsamt Anhang zur Familie, die sich nach ihrem endgültigen Zerfall in kleine Fragmente über ganz Hessen verteilt. Ich fahre über weite, gerade ergrünende Felder, durch noch kahle Wälder an Orten vorbei, die auf -hausen, -berg, -hain oder -rod enden und so sauber sind, als würden sie sich alle für den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ bereit machen. Fachwerkhäuser, viele mit Hof, alle mit Rüschengardinen und mindestens einem Alpenveilchen im Fenster.
Wahrscheinlich essen sie hinter den Gardinen gerade Bratwurst mit Blumenkohl in einer fettigen Sauce. Danach gibt es ein Mittagsschläfchen: Vati auf dem Sofa in der guten Stube, während Mutti hinter verschlossener Küchentüre abwäscht, damit er nicht gestört wird. Die Kinder sind schon lange aus dem Haus und arbeiten in der Großstadt. Nicht mal am Wochenende haben sie Zeit, die Eltern zu besuchen. Aber Weihnachten, dann. Allerspätestens.
So selten, sagt sie. Es gibt Kaffee, aufgewärmt und ein Glas Wasser. Lange kann ich nicht bleiben, es warten noch andere auf meine Besuche, ich werde nicht hier übernachten, es gibt ohnehin kein Zimmer mehr für mich, weil ich nie hier gewohnt habe. Ein Wochenende ist kurz, wenn man viele Bedürfnisse befriedigen muss. Sie sitzt auf dem Sofa, hat sich extra schick gemacht: Rosa T-Shirt und Jeans, eine passende Strickjacke. Schlohweiße Haare, ein wenig zerzaust, der Lippenstift ist etwas über das Lippenrot gerutscht. Die Hände sind nicht mehr so sicher, zittern unablässig, wenn sie nicht gerade eine Waschbewegung macht - ohne Wasser. Denn Wasser ist in diesem Haushalt in den letzen Jahren rar geworden, Hochprozentiges dagegen immer vorhanden.
Ich zeige ihr die Fotos meiner Indienreise. Allein durch Indien, das könnte ich nie, sagt sie, und für einen kurzen Moment wird ihr Blick klar. Können hat auch immer etwas mit Wollen zu tun, denke ich und daran, dass sie so fast immer bekommen hat, was sie wollte.
„Bist du wirklich meine Tochter?“, fragt sie unvermittelt, als das letzte Foto angesehen, die letzte Geschichte erzählt ist. Das habe ich mich oft gefragt. „Du bist so anders als ich“, fügt sie hinzu. Ich weiß, was jetzt kommt. Er kommt wieder ins Spiel. Er, der sie allein gelassen hat, um eine Reise nach Marokko zu machen, sein Traumland, in das sie nie mitwollte. Ich sei wie er. Bin ich das wirklich? Sie schimpft eine Weile über ihn und über den letzten Ehemann, dann wird sie ruhig. Die Zeit der Wutanfälle und Ausbrüche ist vorbei, das ist das einzig Gute am Verlauf dieser Krankheit.
Es bleibt nur, abzuwarten. Auf den Tag, an dem nichts mehr geht. Das ist nicht einfach. Man möchte für jemand Anderen kämpfen und kann doch nichts tun. Die Kraft fehlt, auch die Kraft, zu bleiben, das nächtliche Herumgetapere zu ertragen, das Aufschrecken, wenn sie ans Bett kommt „um zu sehen, ob du schon wach bist“ - um vier Uhr früh.
Nach einigen Stunden fahre ich eine Ortschaft weiter, zum väterlichen Ratgeber. Wir gehen essen, er erzählt mir von seiner neuen Freundin. Eine Frau, die ganz im Leben steht. Zehn Jahre älter als er, Apothekerin. Auf dem Foto eine über das ganze Gesicht lachende Frau, etwas rundlich, die resolut den Wanderstock aufstützt. Er sei glücklicher als in den letzten fünfzehn Jahren zuvor. Ich freue mich für ihn. Man hat nicht oft das Glück, jemanden zu finden, mit dem Glück möglich ist. Die Scheidung war für ihn eine Erlösung. Für die Frau, die ein paar Kilometer entfernt im Halbdunklen vor dem Fernseher sitzt, eine Flasche in der Hand, gibt es wohl keine Erlösung.
„Du bist mir wie eine Tochter“, sagt er. Er ist für mich wie ein Vater, obwohl ich ihn nie so genannt habe. Zum Abschied steckt er mir Geld zu: Für deinen nächsten Urlaub, ich bin stolz auf dich, sagt er, mach weiter so. Ich fahre ins Hotel und schlafe traumlos.
Am nächsten Tag spule ich noch einmal hundert Kilometer ab. Die mittelgroße Stadt am Fluss, wo ich aufgewachsen bin, hat sich nicht verändert. Es ist eine Stadt, wo Schnauzbärte keine Modeerscheinung sind sondern zum Mann dazugehören wie der wöchentliche Friseurtermin mit Waschen, Schneiden, Legen zu den Frauen. Es fällt auf, dass der Putz überall ein wenig mehr blättert als beim letzten Besuch.
Heute ist ein besonderer Tag, ich bin in die Villa eingeladen. Er holt mich am Tor ab. „Bist du gewachsen oder bin ich geschrumpft“, fragt er zur Begrüßung und lächelt. Ich bleibe ihm eine Antwort schuldig, erschrocken. Vor einem Jahr haben wir uns zuletzt gesehen, aber seitdem ist er ein Jahrzehnt gealtert. Ich werde von den Orgelpfeifen mit Handschlag begrüßt und lache insgeheim über die Ähnlichkeit zwischen meinem Halbbruder und mir. Wir haben die gleiche Ohrform, mit der wir beide nicht ganz glücklich sind. Die beiden Mädchen sind hübsch aber ein wenig breit und werden sicher ihrer Mutter nachgeraten, ein Jammer.
Wir sitzen im Salon, wo früher meine Großmutter auf dem Biedermeiersofa residierte und mir den ersten Campari Orange meines Lebens anbot. Man kann von dort den Fluss überblicken, das Grundstück ging früher bis ans Wasser, wo im Sommer die Binnenschiffer ihre Schuten an riesigen Pollern vertäuten. Viele Holländer, immer freundlich, oft mit ihren blonden, sonnenverbrannten Frauen, die mir ein Glas Limonade anboten, der kleinen Rotzgöre mit den Rattenzöpfen, der der fremdländische Dialekt ihrer Stimmen verheißungsvoll nach Abenteuer klang.
Nach dem Essen möchte er die Fotos aus Indien sehen. Er erzählt von seinen Reisen, die er allesamt in den kurzen Jahren zwischen der Scheidung und der zweiten Heirat machte. Kenia, Russland, Argentinien. Wir lachen und tauschen Reiseerfahrungen aus. Wasser kann man nicht überall trinken, Alkohol schon, sagt er und erntet einen strafenden Blick von seiner Frau, die sich bewundernswert freundlich zeigt. A propos, wie geht es ihr, fragt er. Seine Frau verschwindet in die Küche, will von der Ersten nichts hören, der Schönheit, die immer wie ein Phantom im Hintergrund weiter mit ihm verheiratet war.
Wir sehen die letzten Fotos an. „Du bist schon sehr meine Tochter“, sagt er und es klingt ein bisschen stolz. Als wir uns verabschieden, ist sein Mund ganz schmal, wie immer, wenn er seine Gefühle nicht zeigen will. Besuch mich doch mal, sage ich. Meine Heimat ist auch schön.
Ich finde, Fatih Akin hat Unrecht. Heimat ist ein Ort im Herzen, und ein ganz kleines Stückchen Heimat ist überall dort, wo die leben, die einem wichtig sind. Auch wenn ich 1.146 Kilometer fahren muss, um alle Fragmente Heimat aufzusammeln.
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Kleine Kinder, kleine Sorgen, und bei dir so, fragte er. Ach, es muss ja, antwortete ich. Es klappt nicht alles so. Ich bin sein großes Kind. Seine Älteste. Die, von der er am Wenigsten weiß, bei der er am Meisten fragen muss. Die ihm lange Zeit nie ehrlich geantwortet hat. Immer erfolgreich war, immer happy. Sorgenfrei.
Jetzt haben die Jüngeren Probleme, die Schule, P. macht mir Sorgen, er kümmert sich nur noch um die Liebe, seufzt er. Und K. ist genau so wie du in dem Alter, ein echter Widerborst. War ich das? Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass er und ich ein schwarzes Jahr miteinander hatten, damals. Kein Wort mehr, Funkstille.
Das Alter stimmt milde. Heute reden wir miteinander. Die Sorgen der Jüngeren sind seine täglichen Sorgen. Ich bin seine andere, besondere Sorge. Und er meine. Happy Birthday zum 60., Papa!
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