Biografie-Rettungsverein.

Nicht nur er trägt zur Politikverdrossenheit sowohl auf kommunaler, regionaler wie bundespolitischer Ebene bei. Das Geschäft Politik darf einen da schon anwidern.

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Funktional.

Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem ich nur noch funktioniere, aufgehört habe, zu fühlen, mich begeistern zu lassen, Glück zu empfinden. Überhaupt, die Empfindungen. Es gibt da eine Amplitude, die früher deutlich stärker ausschlug. Bisweilen kommen noch starke Gefühle an mein verkapseltes Ich, die Wut, wenn andere Menschen im vollen Bewusstsein mir zu schaden ihre egozentrischen Ziele durchsetzen, mich nicht ernst nehmen als Mensch, als Kollegin, als Verantwortliche. Oder die Freude und Liebe, wenn der Gentleman mit einem jungenhaften Grinsen wieder einmal eine Überraschung bereithält. Aber selten sind sie geworden, diese Regungen. Ob es das Medikament ist, das Fremdbestimmtsein durch Ärzte, durch die Arbeit, das Leben? Ich weiß es nicht. Aber gern würde ich mich wieder mal rauslassen aus dem Gefängnis, bei mir sein, mich durchdringen lassen vom Leben.
Heute noch, morgen noch, muss ich funktionieren, der Roboter sein, Robotnik, das kommt von Arbeit, und dann fahre ich eine Woche mit dem Gentleman nach Rom, ein bisschen schauen, was das Leben noch so bereithält.

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SoSo.

Aha. A-ha. Aus.

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Im Auge des Sturms.

Um fünf vor neun, ich habe gerade meinen Ledermantel in den Schrank gehängt, klingelt das Telefon zum ersten Mal. Man habe, so wird mir mitgeteilt, bereits versucht mich zu erreichen, aber ich sei wohl noch nicht im Dienst gewesen. So ist es, erkläre ich, und dass ich zwar immer im Dienst sei (Versuch am frühen Morgen gute Laune vorzutäuschen), aber doch erst ab neun erreichbar. Dieser Anruf ist der erste in einer langen Reihe von Telefonaten, die am Tag der Festivaleröffnung bei mir auflaufen. Neben gefühlten einhundert E-Mails, selbstverständlich. Es gibt noch einige Orgasachen zu klären, die Banner für die Medienpartner müssen zur rechten Zeit am rechten Ort sein, auch wenn dieser rund 30 Kilometer in der Pampa liegt und etliche Zufahrtsstraßen gesperrt sind. Und, der größte Batzen für diesen Tag, die Presse muss eingenordet werden, die Preisträgerin gut zu behandeln und das richtige zu schreiben. Pressemitteilungen mit Sperrfrist müssen raus, in aller Eile bearbeitete Fotos. Dazu kommt am Abend der Preisverleihung noch eine Live-Schaltung.

Die Preisträgerin ist sehr nett, jung, hat aber schon zwei Studiengänge abgeschlossen und nimmt noch nicht einmal den Hagelsturm übel, der uns auf dem Weg zum ersten Interview im Sender ereilt. Immerhin, nach fünf Einzelinterviews mit den unterschiedlichsten Medien ist sie nach eigener Einschätzung fit für die Preisverleihung. Dann darf sie sich endlich ein bisschen ausruhen, die Solistengarderobe steht bereit, und ich begebe mich ins Auge des Sturms.

Genau eineinhalb Stunden spüre ich, wie alles um mich herum wirbelt, Konzepte zerrissen werden, Abläufe umgeworfen, technische Pannen behoben, gearbeitet wird. Mein Schreibtisch steht ruhig, das Telefon klingelt nicht, endlich Zeit für andere Dinge. Bis mich um kurz nach sechs die ersten Windböen erfassen, mitreißen in den Strudel der Ereignisse, befeuert von einer Dynamik, die nicht nur dem Zeitdiktat unterworfen ist, sondern von den Menschen getragen wird, die täglich mit mir zusammenarbeiten. Ein Rädchen greift ins andere, wenn mal eines kurzfristig aussetzt, ist ein Notfallmechanismus da damit kein Unglück geschieht.

Am Ende des Abends hat sich der Sturm gelegt, einiges ist in Fetzen gegangen (darunter meine kleine Seidenblume, die sich so neckisch ans Abendoutfit schmiegte), vieles heil geblieben, und der Kollege, der sonst nur etwas brummbärig an mir vorbei sieht, klopft mir auf die Schulter und knurrt: Siehste, et hat ja immer noch jot jegange.

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Abgehalftert.

Ich hasse abgehalfterte Schauspieler mit immensem Alkoholproblem, die vor der Kamera - und insbesondere bei Live-Schaltungen - nicht mehr einzufangen sind. Herr C. aus L., der einst über Kleist ein ganz beachtliches Essay schrieb, benahm sich, mit Verlaub, wie eine Wildsau und düpierte nicht zuletzt seine arme Penthesilea. Als Sohn eines Nervenarztes scheint da irgendetwas schief gegangen zu sein.

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-Eng.

Le landemeng mateng Chopeng. So viel zu nicht haben zu sollenden Abstraktionen in der Vorbereitung auf das kommende Chopeng-Jahr.

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LokalNamen.

Und wieder einige zuckersüße Neuzugänge im Städtchen samt Foto im Lokalteil des hiesigen Nachrichtenblattes, über deren Namensgebung man munter mit den Eltern streiten möchte. Wir begrüßen also auf das Herzlichste:

Larissa Marie, Fabrice, Leni Anabel, Michelle Sophie und die beiden herzigen Jungs Maddox Jay und Shan Jorden.

Gern würde ich an dieser Stelle die Nachnamen der beiden Letztgenannten verraten. Aber da ich dies aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes (das Internet vergisst nie!) vermeiden möchte, hier nur der Hinweis: Suchen Sie sich einen Allerweltsnamen bzw. den Namen eines bekannten Berliner Sees im Südosten und kombinieren Sie. Dann erhalten Sie die Qualität des Namens, wenn er z.B. im Wartezimmer aufgerufen wird. "Maddox Jay Bäcker, bitte", "Der Nächste bitte! Ist hier ein Shan Jorden Schulze?"

tbc, wenn ich die Anzeigenblätter durchgeclippt habe.

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MüdeMüde.

So Müdemüde. Müdemüde Müde. MüdeMüde. So Müde.

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HeadHunt.

Innerhalb von zwei Stunden zwei Abwerbemails bekommen. München und Stuttgart, liebe Headhunter, bekommen mich nicht!

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Gassigehen.

Seit ungefähr vier Jahren geht es bergauf. Mit meinem Körpergewicht. Natürlich kann ich es auf das Alter schieben, ab Mitte 30 setzen sich die Kilos naturgemäß eher fest. Wenn nicht umgehende Maßnahmen ergriffen und auch durchgehalten werden. Und daran scheitert die angepeilte Gewichtsabnahme um wenigstens fünf Kilo. Die Faul- und Trägheit ist es, der gemeine Schweinehund, der sich wohlig grunzend lieber auf dem Sofa wälzt als ins Fitnessstudio zu gehen und wenigstens zwei Mal die Woche ein bisschen zu schwitzen. Der ist schuld!

Heute nun rief die freundliche Fitnessstudiotante an um zu fragen, ob ich denn noch mal käme, man würde sich Sorgen machen. Nun habe ich versprochen, wenigstens einmal die Woche vorbeizuschauen. Und was soll ich sagen: allein der gute Vorsatz hat gereicht!

Die Hose sitzt so locker wie schon lange nicht mehr, die Fettpölsterchen am Knie sind fast verschwunden. Und der Bauch ist auch wieder flacher, was nicht nur an der OP liegen kann. Schweinehund, du blödes Vieh, Morgen gehen wir Gassi!

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Wo warst du vor 20 Jahren?

30. September 1989, 18.58 Uhr: Außenminister Genscher eröffnet den mittlerweile 5.000 Flüchtlungen in der Botschaft in Prag, dass sie in die Bundesrepublik ausreisen können.

Am 30. September vor 20 Jahren, es war ein Samstag, saß ich mit meinen Eltern beim Abendessen, wir hatten uns ausnahmsweise im Wohnzimmer hingesetzt. Ich wollte mich später noch mit meiner Freundin S. treffen, um nach Frankfurt (Main) ins Omen zu fahren. Dort war gerade eine neue Musikrichtung in, Techno nannten die Leute das dort, und es verhieß mehr als die Dorfdiskohitparade, es roch nach Freiheit für mich, die gerade 18-Jährige.

Meine Mutter hatte Tomatensalat gemacht, genau so, wie ich ihn mag, mit vielen Zwiebeln, Essig, Öl und Petersilie. Balsamico kannten wir damals noch nicht. Mein Stiefvater schaltete den Fernseher ein, und irgendwann zwischen Camenbert und Cervelatwurst kamen da diese Bilder von Genscher, dessen Rede in unbeschreiblichem Jubel der Menschen unterging. Wir schwiegen. Und schauten. Mir wurde kalt, wie mir auch heute noch kalt wird, wenn ich diese Bilder sehe. Damals schossen mir noch nicht die Tränen in die Augen, wie heute, denn die Tragweite dieser und vieler folgender Entscheidungen einer wie ich im Nachhinein finde, sehr mutigen Politik vieler, vormals verfeindeter Staaten, konnte sich mir damals nicht erschließen.

Natürlich haben S. und ich die Nacht trotzdem mit dieser neuen Musik verbracht, schwitzend, flirtend und tanzend, mit einem Gefühl, wieder etwas erwachsener zu sein und ziemlich in und frei. Was Freiheit tatsächlich in einem ganz ursprünglichen, physischen Sinn bedeutet, konnten wir, kann ich auch heute nicht ganz fühlen, denn ich war immer frei. Damals vor 20 Jahren haben es Andere gefühlt und fühlen es hoffentlich noch.

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OlympioNike.

Erwähnte ich schon, dass ich dereinst in einem Altersheim die Geriatrie-Olympiade ausrufen werde? Die Disziplinen 25-Meter-Rollatorschieben und Katheter-Weitwurf sind schon gesetzt.

Seit gestern bin ich aber sicher, eine Königsdisziplin gefunden zu haben: den modernern Sanitätsmehrkampf, bestehend aus Thromobosestrümpfe-Hochziehen, mit-Drainagebeutel-und-Tropf-aufs-Klo-gehen, Süppchen-in-halbliegender Position-löffeln und Zivi-für-eigene-Zwecke-durch-die-Gegend-jagen.

Ich spare schon mal auf einen Zivi.

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SchwesterZensursula.

Wie bereits beschrieben, hatte ich eine etwas ausführlichere Unterhaltung mit dem SysAd des Parksanatoriums, das nicht nur mit wirklich ausgesucht nettem Personal, gutem Essen und angenehm unkrankenhausähnlicher Atmosphäre punktet, vom versammelten ärztlichen Sachverstand abgesehen, den ich mal voraussetze.

Außerdem gibt es pro Bett ein sogenanntes Multimediaterminal, das in verschiedenen Paketen und ziemlich teuer erworben werden kann (Preis zwischen 2,99 und 9,99 Euro pro Tag plus einmalige Einrichtungsgebühr von 4,99 Euro. Privatpatienten bezahlen nur die Einrichtungsgebühr). Ich, frisch aufgewacht aus Narkose und anschließendem Erholungs- und Verdauungsschlaf, freute mich auf mein WLAN-Paket und hatte nach der bereits angesprochenen Diskussion mit dem netten SysAd meinen Zugang, auch noch gratis, weil ich so lange wegen technischer Probleme auf Freischaltung warten musste.

Aber was musste ich entdecken? Schwester Zensursuala sah mir mit strengem Blick über die Schulter und erlaubte mir das Aufrufen meiner Lieblingsblogs nicht mehr "wegen gewichteter Inhalte". Dazu gehören offenbar bestimmte Bloganbieter wie Blogspot.com oder auch Blogger wie Glamourdick, der durchaus verbal deftige Inhalte hat, aber nun ja, wir sind schließlich erwachsen! Als ich aber bestimmte Nachrichtenseiten nicht aufrufen konnte (u.a. BILD.de, ja, die lese ich aus alter Verbundenheit), beschlich mich ein sehr ungutes Gefühl, was meine persönliche Freiheit betrifft mir im Netz Informationen oder Unterhaltung zu beschaffen. So eine Art Schwester Zensursula eben, die mir meine Internet-Arznei nur mit einem ermahnenden "Du, du" reicht.

Aber was soll's, ich bin wieder daheim, liege auf meiner Berliner Couch und ziehe mir die zweite Staffel von Doctor's Diary rein. Und natürlich alle meine Lieblingsblogs. Schreibt mehr, Ihr Lieben, es lässt mich gesunden!

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