Fernweh.

So recht entscheiden kann man sich nicht. Das eine Ziel stand in der jüngeren Vergangenheit im Visier von Terroristen, das andere Ziel erfordert Pullover und Jacke im Gepäck und den Verzicht auf Sonne auf der Haut. Und das dritte, das Traumziel eines der Protagonisten, ist einfach zu teuer. Vor einigen Wochen hätte man buchen sollen, entfährt es mir missgelaunt. Da gab es sie noch, die günstigen Flüge ins Reich der Khmer, an die Küsten Thailands oder in den mexikanischen Urwald. Vor einigen Wochen allerdings, da kannte man sich noch nicht gut genug, jedenfalls offiziell, denn eigentlich hätte man es wissen müssen, gleich zu Anfang schon, als man die ersten zaghaften Annäherungen wagte, und plötzlich mit großen Augen staunend begriff: Da ist ja noch so jemand. Einer, der ähnlich denkt und fühlt und keine Angst vor schlechten Witzen hat, auf den man sich verlassen kann und dem man gern den einen oder anderen Stein aus dem Weg räumt ohne dass einem selbiger aus der Krone fiele. Einer, mit dem man bis ans Ende der Welt reisen würde. Allein, die Urlaubsveranstalter wollen es hindern. Sie sind keine Romantiker.

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Meise.

Unbestritten ist: Des Gentleman' Meise zwitschert recht laut. Allerdings muss sie auch gegen die meine ankommen.

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Wiedergänger.

Sie kommen wieder. Nachdem die alte Location nicht funktioniert hat, öffnet das Bassy erneut seine Pforten. Freunde des gepflegten Country-Pop, wir sehen uns!

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Rügentier.

Die unübertroffene Schmackhaftigkeit von Sanddorngummitierchen.

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Route.

Empfehlung des Hauses: Eine Tour durch Mecklenburg und Rügen im Herbst.

Die Dame aus dem Navigationsgerät und ich liefern uns einen Kleinkrieg. "Demnächst rechts abbiegen", fordert sie mit metallisch klingender Stimme. "Das kann gar nicht stimmen", behaupte ich und drehe die Karte ein wenig in der Hand. Der bestmögliche Mitreisende (BMM) grinst und meint, ich solle der Navi-Dame ruhig vertrauen, sie habe immer Recht. Pah!, trotze ich innerlich, hört er etwa mehr auf sie als auf mich? "In sechzig Metern rechts abbiegen." Sie lässt sich nicht beirren.

Es ist dämmrig, als vor uns die Lichter von Schloss Klink auftauchen. Der BMM hatte in weiser Voraussicht auf meinen geistigen Nulllinienzustand auf die Option "Übernachtung im Froschmobil ohne Standheizung" verzichtet und stattdessen ein Zimmer mit Seeblick gebucht. Schloss Klink ist in jeder Hinsicht für fortgeschrittenes Rentnern zu empfehlen: Geschmackvolle Zimmer, Wellness-Möglichkeiten (Panorama-Bad, Massagen, Beauty-Angebote) und ein grandioser Ausblick auf das "Kleine Meer", wie die Müritz in einschlägiger Reiseliteratur gern genannt wird. Ein "kleines Meer" anderer Art findet sich in Waren/Müritz. Empfehlenswert: Ein dreigängiges Menü, gekocht von einem der besten Köche Mecklenburgs.

Derart gesättigt und nach etlichen medizinischen Massagen gestützt, machen sich der BMM und ich auf den Weg ans richtige Meer, denn "Ich bin auf Entzug", wie ich kategorisch behaupte. Die Navi-Dame weist uns immer Richtung Norden, über Land, denn sowohl in des BMM Herzen als auch in meinem haust ein wilder Entdeckergeist. Dem wird auch bald Genüge getan.

Denn: Kennen Sie auch diese Orte, bei deren Erwähnung Sie Ihrem Gegenüber unwillkürlich ein "Gesundheit" wünschen? Tützpatz ist so einer. Man findet diesen Ort eigentlich nicht. Er findet einen. Wenn man von Stavenhagen aus eine Tour zu 1000jährigen Eichen unternehmen möchte, sich ein wenig verfährt und selbst die Dame aus dem Navigationsgerät keine Straßen mehr kennt, stolpert man irgendwann über Tützpatz. Was gibt es dort zu sehen? Eigentlich nichts. Aber allein wegen des Namens wollte ich den Ort nicht unerwähnt lassen. Und natürlich wegen der ihn umgebenden, herbstlich öden mecklenburgischen Landschaft, die man genießen sollte, denn nichts entspannt so sehr wie das Nichts.

Andererseits sind der BMM und ich jetzt auf den Geschmack gekommen und mit ein wenig mehr als Nichts geben wir uns schon nicht mehr zufrieden. So rollen wir unser Froschmobil über buntbelaubte Alleen, nehmen in Stahlbrode bei Greifswald die Fähre über den Bodden nach Rügen und grinsen uns einen, als wir auf dem Parkplatz von Schloss Ralswiek zwischen all den standesgemäßen Karossen stoppen.

"Sie haben das Arrangement 'Goldener Oktober'", belehrt uns die Rezeptionistin. Neben einigen Herrschaften, deren goldener Oktober mit Sicherheit bald einem zweiten Frühling weichen wird, sind wir glücklicherweise nicht die Einzigen außerhalb des Pensionsalters. Zumal wir immer die richtigen Reiseutensilien dabei haben:



Fahren Sie doch auch einmal im Herbst an die Küste. 100 Stunden Erholung sind in der richtigen Begleitung manchmal so viel wert wie 1000. Und bei der Dame aus dem Navi will ich mal nicht mehr so sein. Sie ist ja doch ganz nett.

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100.

100 Stunden Auszeit von der Arbeit. 100 Stunden, in denen der BMM (bestmögliche Mitreisende) nicht nur für die Navigation über Mecklenburgs Straßen, eine perfekte Organisation und herbstlich angenehmes Wetter sorgte, sondern sich ganz allgemein als eben jener bestmöglicher Mitreisender zeigte, die man so selten findet, mit denen man aber dann gern bis ans Ende der Welt reisen möchte.

Und an den Herrn Kreuzberger vielen, herzlichen Dank für diese tolle Überraschung! Country rules!

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48.

Wie lang 48 Stunden sein können. Ohne eine einzige Stunde Schlaf, mit nur einigen wenigen Erholungspausen zwischendurch, zunehmend unangenehmen Pfeifgeräuschen im Ohr, voll mit beginnender körperlicher Schwäche und eines erlahmenden Geistes, der trotzdem zu Höchstleistungen in der Lage sein muss. Der Termin konnte gerade so gehalten werden. Danke, du Totalausfall von Führungsperson. Wie lang 48 Stunden sein können.

Vor mir liegen 100 Stunden Erholung. Vielleicht bin ich danach wieder Mensch. Und Bloggerin. So long und dank allen, die sorgenvoll nachgefragt haben.

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Nachfrage.

Danke der Nachfrage allerseits. Ich lebe zurzeit nicht. Ich arbeite. Und vermeide jede Ablenkung. Aber ich komm' wieder, keine Frage.

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Pensum.

Nach Hause kommen und sich an die Arbeit machen. Es gab auch schon bessere Zeiten.

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Erfolg.

Erfolge soll man feiern, wie sie fallen, sage ich mal in Abwandlung eines bekannten Sprichworts. Ein anderes behauptet: Auch kleine Erfolge sind Erfolge. Und so gebe ich mich glücklich und zufrieden mit der Aussage des Chefs "das sieht doch gar nicht schlecht aus." Wo, bitte, kann man Motivationsseminare für Führungskräfte buchen?

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Gutachten.

An der Autobahnabfahrt Wolfenbüttel liegen ein zermatschter Fuchs, ein plattgefahrener Vogel und viele kleine Papierfetzchen.

„Was machst du denn? Was soll denn das?“

Ich sehe dem Treiben meiner Mutter irritiert zu. Sie zerreißt ein Blatt Papier in immer kleinere Stücke, öffnet das Autofenster einen Spalt und lässt die Fetzchen in die graue niedersächsische Vorharzlandschaft wehen.

„Das ist wirklich das Letzte, was ich von Irene erwartet hätte!“, schnaubt sie.

Das Letzte sahen wir vor zwei Stunden vor dem Haus meiner Tante Inge. Weißglänzend stand dort der Porsche meines Großvaters. Als wir bei Inge im Wohnzimmer sitzen und Baumkuchen essen – „dafür fahre ich immer noch in die alte Heimat, ist ja auch nicht weit“ -, lenkt meine Mutter schnell das Thema auf den Wagen.

„Wieso hat Hans-Günter den noch nicht verkauft?“

Sie sieht Irene starr in die Augen, während Inge sich am Kaffee verschluckt. Eine bleierne Decke legt sich über das frische Schwesternglück. Irene zündet sich in aller Ruhe eine Zigarette an und antwortet mit gedehnter Stimme: „Wir dachten, dass er mehr wert sei. War er aber nicht. Reiner Schrott. Hans-Günter hat viel Arbeit reinstecken müssen. Und weil der Vati dir schon die Perlen von Lotte vermacht hat, habe ich den Porsche als Anteil behalten.“

„Bist du sicher, dass das Auto Schrott war?“

Manchmal hört sich meine Mutter sehr unangenehm an. Inge rutscht unruhig auf ihrem Sessel hin und her.

„Nun beruhigt euch mal wieder“, sagt sie und wirft die langen, schwarzen Locken nach hinten. Meine Mutter und Irene tragen praktische Kurzhaarfrisuren in blond und dunkelmahagoni. „Irene hat mir ein Gutachten gezeigt, wonach der Wagen noch 2000 Mark wert wäre. Das ist doch in etwa das Äquivalent zu den Perlen.“

„Und ganz ehrlich“, lässt sich Irene vernehmen, „du hättest doch sowieso kein Erbrecht, jedenfalls nicht den vollen Anteil, so wie im Testament beschrieben. Also kommst du mit den Perlen genau hin.“

„Zeit, zu gehen!“ Meine Mutter springt auf.

An der Haustür umarmt Inge meine Mutter. „Ich bin nicht der Meinung von Irene“, sagt sie und wischt sich eine Träne aus dem Gesicht. „Wir sind alle vom gleichen Stamm und sollten uns vertragen und teilen, was da ist. Hier ist übrigens eine Kopie vom Gutachten.“ Sie drückt meiner Mutter ein Papierblatt in die Hand.

Auf der Rückfahrt studiert meine Mutter das Gutachten: „Das ist doch ein Gefälligkeitsgutachten, da bin ich hundertprozentig sicher. Der hat sich den Porsche unter den Nagel reißen wollen, weil er daheim nichts mehr ist. So einem SEDler gibt keiner mehr einen Job. Hans-Günter ist ein Idiot und Irene eine Intrigantin. Aber egal, ich bin ja sowieso nur das Bankert.“ Sie fängt an, das Papier zu zerreißen. Ich denke darüber nach, warum der gleiche Stamm manchmal so unterschiedliche Früchte hervorbringt. Die einen weich und süß, die andern säuerlich und manche sind innen faulig. Die wirft man dann wohl besser weg.

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