Route.

Empfehlung des Hauses: Eine Tour durch Mecklenburg und Rügen im Herbst.

Die Dame aus dem Navigationsgerät und ich liefern uns einen Kleinkrieg. "Demnächst rechts abbiegen", fordert sie mit metallisch klingender Stimme. "Das kann gar nicht stimmen", behaupte ich und drehe die Karte ein wenig in der Hand. Der bestmögliche Mitreisende (BMM) grinst und meint, ich solle der Navi-Dame ruhig vertrauen, sie habe immer Recht. Pah!, trotze ich innerlich, hört er etwa mehr auf sie als auf mich? "In sechzig Metern rechts abbiegen." Sie lässt sich nicht beirren.

Es ist dämmrig, als vor uns die Lichter von Schloss Klink auftauchen. Der BMM hatte in weiser Voraussicht auf meinen geistigen Nulllinienzustand auf die Option "Übernachtung im Froschmobil ohne Standheizung" verzichtet und stattdessen ein Zimmer mit Seeblick gebucht. Schloss Klink ist in jeder Hinsicht für fortgeschrittenes Rentnern zu empfehlen: Geschmackvolle Zimmer, Wellness-Möglichkeiten (Panorama-Bad, Massagen, Beauty-Angebote) und ein grandioser Ausblick auf das "Kleine Meer", wie die Müritz in einschlägiger Reiseliteratur gern genannt wird. Ein "kleines Meer" anderer Art findet sich in Waren/Müritz. Empfehlenswert: Ein dreigängiges Menü, gekocht von einem der besten Köche Mecklenburgs.

Derart gesättigt und nach etlichen medizinischen Massagen gestützt, machen sich der BMM und ich auf den Weg ans richtige Meer, denn "Ich bin auf Entzug", wie ich kategorisch behaupte. Die Navi-Dame weist uns immer Richtung Norden, über Land, denn sowohl in des BMM Herzen als auch in meinem haust ein wilder Entdeckergeist. Dem wird auch bald Genüge getan.

Denn: Kennen Sie auch diese Orte, bei deren Erwähnung Sie Ihrem Gegenüber unwillkürlich ein "Gesundheit" wünschen? Tützpatz ist so einer. Man findet diesen Ort eigentlich nicht. Er findet einen. Wenn man von Stavenhagen aus eine Tour zu 1000jährigen Eichen unternehmen möchte, sich ein wenig verfährt und selbst die Dame aus dem Navigationsgerät keine Straßen mehr kennt, stolpert man irgendwann über Tützpatz. Was gibt es dort zu sehen? Eigentlich nichts. Aber allein wegen des Namens wollte ich den Ort nicht unerwähnt lassen. Und natürlich wegen der ihn umgebenden, herbstlich öden mecklenburgischen Landschaft, die man genießen sollte, denn nichts entspannt so sehr wie das Nichts.

Andererseits sind der BMM und ich jetzt auf den Geschmack gekommen und mit ein wenig mehr als Nichts geben wir uns schon nicht mehr zufrieden. So rollen wir unser Froschmobil über buntbelaubte Alleen, nehmen in Stahlbrode bei Greifswald die Fähre über den Bodden nach Rügen und grinsen uns einen, als wir auf dem Parkplatz von Schloss Ralswiek zwischen all den standesgemäßen Karossen stoppen.

"Sie haben das Arrangement 'Goldener Oktober'", belehrt uns die Rezeptionistin. Neben einigen Herrschaften, deren goldener Oktober mit Sicherheit bald einem zweiten Frühling weichen wird, sind wir glücklicherweise nicht die Einzigen außerhalb des Pensionsalters. Zumal wir immer die richtigen Reiseutensilien dabei haben:



Fahren Sie doch auch einmal im Herbst an die Küste. 100 Stunden Erholung sind in der richtigen Begleitung manchmal so viel wert wie 1000. Und bei der Dame aus dem Navi will ich mal nicht mehr so sein. Sie ist ja doch ganz nett.

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Für Sie ist die Ostsee das Meer?

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So, wie sie sich herbstlich auf Rügen präsentiert hat: Ja. In Kiel spricht man wohl mehr von dem Ostsee.

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