"Komm", sagt sie und greift nach meinem gepackten Köfferchen. Wir gehen über das mondbeschiene Firmengelände. Von irgendwoher ruft eine rollige Katze mit heiserer Stimme ihren Galan herbei.
Laut waren auch die Stimmen der Streitenden. So laut, so nicht enden wollend, dass die Nachbarin die Polizei rief. Der Polizist ist auch unser Verkehrserzieher, er streicht mir über den Kopf. Er ruft sie an, sie antwortet, dass sie in ein paar Minuten da sei, ungeachtet der späten Stunde.
Am nächsten Morgen macht sie uns Kakao mit dicker, fetter Sahne und telefoniert viel. "Nein", sagt sie bestimmt in den Hörer, "nein, das kann ich nicht." Während mir der tiefbraune Kakao die Mundwinkel verschmiert und sich mit salzigen Tropfen mischt, kommt der Großvater kurz aus der Firma, um sich sein zweites Frühstück zu holen. "Engelchen, du kannst. Wir können. Sie bleibt", sagt er zur Großmutter.
Viel später, der Großvater hat sich in der Zwischenzeit den Strick genommen, sitzen wir an der Hafenmole und trinken Wein. "Am liebsten würde ich noch zwei Wochen hier bleiben", lächelt sie und weist mit ihrer kleinen, dünnen Hand auf die bunte Szenerie. "Du kannst doch", sage ich und nehme einen Schluck von dem teuren Roten, den ich mir so nicht hätte leisten können. Genauso wenig wie die Reise. "So als Rentnerin hast du doch viel Zeit", füge ich hinzu. Sie verschluckt sich, hustet, wie so oft in letzter Zeit. "Ach, mein Goldisch, ich komme doch lieber wieder mit zurück. So viel Zeit hat man als Rentner doch nicht."
Wie wenig Zeit uns blieb. Heute Nacht kam sie zu Besuch, saß auf meinem Bett und lächelte mich an. Manche Dämonen sieht man gern wieder.
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Unter mir 9.000 Meter Nichts. Ganz klein Spielzeugautos, die wie Ameisen über die Autobahn, ich denke, es ist die A2, gleiten, eins nach dem anderen, spurrillengerecht. Einstein reiste mit dem Schiff "Westerland" in die USA aus, las ich vor einigen Tagen. Er sei nie geflogen, aber was ich von seiner Relativitätstheorie erinnere, ist, dass die Zeit innerhalb eines Flugzeugs eine andere ist als die des Zuschauers am Boden. Eben relativ. Oder so ähnlich. Ich Physikversager.
Vergeblich versuche ich zu berechnen, wie lange das Flugzeug braucht, bis es aus der normalen Flughöhe auf den Boden prallt. Dafür gibt es auch eine Formel, irgendwas mit Fallzeit gleich Steigzeit oder so, und ich glaube, damals sogar eine Drei für meine Arbeit erhalten zu haben, die letzte Drei in Physik, an die ich mich erinnern kann.
Würden wir jetzt abstürzen, entkäme ich dem Schicksal meiner Familiengene. Wir sterben alle an Krebs, bevorzugt Lunge, gern auch Magen oder, ganz vereinzelt, ausnahmsweise an Schlaganfällen. Das Herz ist fast nie betroffen, kein Wunder, denn das ist bei uns ohnehin schon zu Lebzeiten kalt. Hallo Herr Einstein, würde ich dann im Himmel oder in der Hölle fragen, je nachdem, denn so ganz ohne soll der feine Herr Physiker ja auch nicht gewesen sein, können Sie mir ein bisschen Nachhilfe geben?
Dafür, dass ich Höhenangst habe und mir in offenen Treppenhäusern und auf Burgtürmen beinahe in die Hosen pinkele, nehme ich immer einen Fensterplatz. Wenigstens dann habe ich das Gefühl, die Welt liegt mir zu Füßen. Alles eine Frage der Relation.
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Die Multitaskingfähigkeit der Frau ist ihr Fluch.
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Loboismus.
[Neidisches Pamphlet auf Besserblogger]
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Zu gleichförmiges Leben, um gehaltvoll zu bloggen.
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Zu müde, um schlechte Laune zu haben.
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Zu schlechte Laune, um einzuschlafen.
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Roger Moore, Titelheld der Bravo in meiner Geburtswoche. Diese Tolle...
Via Spreepiratin (lag ich mit meiner Sternzeichen-Vermutung doch richtig!)
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Ein wenig wundern darf man sich ja schon, wenn über Nacht der Preis für den Liter Normalbenzin von 1,29 auf 1,36 Euro steigt.
Hey, das sind 14 Pfennig! Das hätten sich die Mineralölkonzerne vor Einführung des Euro auch nicht getraut.
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Wer heute nicht Skifahren kann, braucht es nicht mehr zu lernen.
(Quelle: FAZ)
Der Tipping Point kam schneller als erwartet.
Tipp: Land in Brandenburgs Norden kaufen und eine Kakteenplantage aufbauen.
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Manchmal ist es ganz gut, das unbedarfte Weibchen zu geben. Der Mann fühlt sich als Held, kann sein Fachwissen zum Besten geben und wird hinterher noch mit einem liebevollen Küsschen belohnt. Und ich habe jetzt ein gutes und höllegünstiges Gebrauchtrad in meinem Stall stehen.
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Kondensationskeime.
Kondensationskeime. Kondensationskeime.
Kondensationskeime. Kondensationskeime. Kondensationskeime.
Kondensationskeime. Kondensationskeime.
Kondensationskeime.
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Frau Nuf testet ein Notebook.
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"Sie wurde zwischen 64 und 70 Jahre alt." (ARD-Morgenmagazin zum Tode Elisabeth Volkmanns)
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Haben Sie sich im Baumarkt mit angeschlossenem Gartenmarkt auch schon mal gefragt, wer diese niedlichen Putten aus Kalkstein kauft? Ja, genau die. Die dem Männeken Pis nachempfundenen, mit dem Minischniedel, aus dem ein dünner Strahl kommt.
Ich weiß es. Das Hotel, in dem ich übernachtete, besaß gleich fünf davon: In jeder Etage eine Piss-Putte vor dem Fahrstuhl, im Restaurantbereich eine vor dem Weinregal (wie sinnig!) und im Garten versteckte sich eine hinter der Laterne in Form eines Delfins.
Immerhin: Es passte alles harmonisch in die pseudotoskanische Ausstattung des Hotels. Und ich habe noch nie vorher in einem Zimmer geschlafen, in dem Botticellis Venus an der Zimmerdecke klebte. Süße Träume gehabt. Aufgewacht.
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"Das haben wir aber schon immer so gemacht."
Ein Satz, wie in rheinländischen Flusssandstein gemeißelt. Ich bin der Steinmetz.
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Der Pilot mit der Pilotenbrille auf der Nase.
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Jour Ficks.
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Ich kotz gleich. Oder werde zum Zen-Buddhisten.
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Ein Aufruf in eigener Sache
Da es seit Wochen knochentrocken ist, leiden viele Straßenbäume unter Wassermangel. Fragen Sie doch einfach mal in Ihrem Haus bei den Nachbarn, ob nicht jeder pro Tag einen Putzeimer Wasser entbehren kann, den er dem Baum vor seinem Fenster schenkt.
Treffen Sie Ihre Nachbarn beim gemeinsamen Wasserlassen. Support your local tree.
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Sie übt. Vor Anstrengung lugt ihre rosa Zunge aus dem rechten Mundwinkel und zwischen den Augen sitzt eine kleine Falte, die ihrem Alter noch gar nicht zukommt. "Guck mal", fordert sie mich auf und hält mir das bekritzelte Blatt vor die Nase. "Schön", lobe ich, "sieht gut aus." Sie übt ja noch und bis sie ihre Unterschrift wirklich einmall braucht, werden die Buchstaben auch nicht mehr wie betrunken über das Blatt wandern. Lob ist wichtig.
"Ich weiß nicht", murmelt eine andere Sie und schiebt das Blatt auf dem Tisch hin und her. Das Papier ist über und über mit ihrer Unterschrift bedeckt, der Unterschrift mit dem neuen Nachnamen. "Wieso weißt du nicht?", frage ich und füge ein "sieht doch gut aus" hinzu. "Sein Name und meiner, das passt nicht zusammen, mein Vorname ist so kurz und sein Nachname so normal." Ihr Nachname ist ebenso normal, aber aus Freundschaftsgründen schweige ich. "Wenn du das 'L' ein bisschen größer machst, sieht es doch richtig elegant aus", behaupte ich. Sie übt zweimal mit einem größeren L. "Hm. Könnte hinkommen." "Siehste, manchmal muss man nur die Perspektive ändern", klugscheißere ich vor mich hin. "Wenn ich dich nicht hätte", grinst sie, "dann würde ich vermutlich die Hochzeit absagen." Ach. Lob ist so wichtig.
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Schlafen geht zurzeit nicht. Vor halb zwei, zwei lässt einen der Tag nicht los. Alle Fenster auf Durchzug, leise Geräusche von der Straße, lautere aus dem Hinterhof, zu dem mein Schlafzimmer hinaus liegt. Den Nachbarn geht es ähnlich: Der eine hört Jazz von Till Brönner, aber immerhin in einer moderaten Lautstärke, das Paar mit dem häufig schreienden Kleinkind nutzt die Gelegenheit, um bei einem Glas Rotwein die pränatale Unbeschwertheit wiederaufleben zu lassen. Sommerschlaf, später.
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Ach ja: Häschencontent gibt's auch noch.
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