Widerstand

Manche Verehrer lassen sich einfach nicht abschütteln. Den einen lernte ich auf der Straße kennen. Ich war gerade mit einer Freundin unterwegs, da kam er auf uns zu, schmeichelte sich bei ihr ein und ließ mich links liegen. Ich wäre keine Frau, wenn mich solch ein Verhalten nicht herausfordern würde. Obwohl ich nicht auf Rothaarige stehe. Dennoch warf ich mich in Positur, packte meinen Charme aus - und gewann sein Herz. Er folgte mir. Ich wies ihn ab. Einige Tage später wartete er vor meiner Haustüre. Ich zeigte ihm meine Wohnung, schubste ihn aber nach einigen Minuten wieder hinaus. Meine vier Wände mit ihm teilen? Niemals. Heute wartete er wieder auf mich, begleitete mich zum Auto. Wie lange noch kann ich ihm widerstehen?

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Besuch

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Kleiderfrage

Am Samstag ist es soweit: Das kleine Schwarze darf mal wieder an die Luft. Es hängt normalerweise neben den Ballroben in Lila, Schwarzgoldbestickt und Bronze und langweilt sich.

In Kontaktanzeigen liest man ja häufiger, dass die Traumfrau sich in Jeans ebenso wohl fühlen soll wie im kleinen Schwarzen (nicht, dass jetzt jemand auf die Idee kommt, ich würde so was häufiger lesen, nein, nein!). Ergo: Ich bin keine Traumfrau.

Mit diesem schicken Kleidchen im Audrey-Hepburn-Stil ist das sowieso eine Sache: Frau Franziskript und ich waren beruflich gezwungen, das kleine Schwarze anzulegen. Wir trafen uns vor dem Theater, sahen uns an und wussten: Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Denn wir teilen nicht nur den selben Humor und diverse Erinnerungen an Rotweingetränkte Abende und liebevoll angereichte Taschentücher sondern auch den Geschmack in Puncto Abendkleidung. 149 Euro bei P & C, Größe 36.

Ich hoffe, am Samstag trägt eine Frau dieses Kleid. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht sollte ich es doch öfter ausführen.

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Ohrengrausen

Es gibt viele Arten, Menschen zu quälen. Aber keine zerstört so schnell und nachhaltig das Nervenkostüm wie manche Warteschlangenmusik am Telefon. Von beruhigenden Klavierklängen bis hin zum obligatorischen "Bitte legen Sie nicht auf" dreisprachig - die Wartezeit wird lang und länger, während die Ohren langsam zu bluten beginnen. Ein akustischer SuperGAU allerdings ist säuselnde italienische Schlagermusik aus den 50ern: Schon zehn Sekunden reichen, dann windet sich der Körper in Schmerzen. Die Stimme des kastrierten Südländers bohrt sich in die Gehörgänge, in das Schmerzzentrum des Gehirns und macht Lust, sowohl den Sänger als auch den Verursacher dieser Wartemusik zu erschlagen. Vorher aber würde ich sie leiden lassen: Mit Sex Pistols nicht unter drei Stunden!

Mitmotzen? Dann ab ins Motzblog!

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Tagesbilder







Filmkomponisten werden häufig unterschätzt.










Weihnachtsvorfreude ist die schönste Freude. Vor allem, wenn Pâté und Ochsenschwanzsuppe dabei sind.

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Bewerbungsgespräche

Entspannte Leute, guter DJ, aufmerksamer Gastgeber. Superabend, denkt man, hat sich gelohnt. Gespräche über Kino, Kultur und Gott und die Welt.
Dann die Frage: "Und was machst du beruflich?" Am Anfang gebe ich noch eine ehrliche Antwort. Ich bin [supertoll klingende Leitungsfunktion in mittelständischer Firma einfügen]. "Ach ja?", kommt es sofort, und, "du brauchst doch bestimmt Verstärkung". Nein, sage ich. Ich bin meine eigene Abteilung, sage ich. Er/Sie lässt sich nicht abschütteln. Zählt mir alle Qualifikationen auf, die im Laufe der zwei Studien, x Fortbildungen und diversen freien Tätigkeiten erworben wurden. Ich erkläre kurz, dass da im Moment kein Bedarf sei, ich aber gern auf Ihn/Sie zurück kommen würde, wenn. Das passiert mir im Laufe des Abends noch zweimal. Alles bestens ausgebildete Leute.

Wie verzweifelt ist die Lage, dass auch auf Partys Bewerbungsgespräche initiiert werden?

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Zeichen

Es gibt untrügliche Zeichen, die einem das Schicksal aufzeigt:

1. Die frisch gewaschenen Haare verknoten sich so rettungslos in der Bürste, dass allein 10 Minuten der kostbaren Verabredungsvorbereitungszeit für das Entwirren drauf gehen

2. Beim Rasieren der unteren Extremitäten veranstaltet man ein Blutbad, und ist allein mit der Beseitigung der Spuren 5 Minuten der kostbaren Verabredungsvorbereitungszeit beschäftigt

3. Die duftende Gesichtsmaske zaubert leider einen sehr frischen um nicht zu sagen rotgeschwollenen Teint, und die Zeit, bis der Normalzustand wieder hergestellt ist, überschreitet die Verabredungsvorbereitungszeit um ein Vielfaches

4. Das Oberteil mit der Flitterbesetzten Aufschrift verteilt den Flitter seit der letzten Wäsche auch auf Stirn und Wangen (manche finden das süß, aber ab Dreißig sollte man auf Faschingsaccessoires beim Ausgehen verzichten)

5. Der Tank ist leer, die Verabredungsvorbereitungszeit bereits um eine gute Viertelstunde überschritten

6. Es gibt keine Parkplätze in Berlin-Friedrichshain. Auch nach 15 Minuten nicht. Nach weiteren 10 Minuten ein halblegaler Platz. Macht plus 25 Minuten

7. Der elegant geplante Auftritt in der Bar gestaltet sich schwieriger als erwartet. Wer hat den blöden Sitzwürfel so weit in den Weg geschoben, dass auf hohen Hacken balancierende Frauen unbedingt darüber fallen müssen?

Alles Zeichen, die man einfach nicht übersehen sollte.

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Alltagspoesie

Wenn das Pilcherisieren zur täglichen Lust wird:

"Irgendwie bin ich vom Weg ins Paradies abgekommen."

"Warte, ich hab die Routenbeschreibung."

Schlimm. Kitschig. Hach.

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Bambi

Das Buch ausgelesen, zappte ich ein wenig ziellos in den Programmen herum, um bei einem großen Event hängen zu bleiben, das von der BILD-Zeitung ganz bestimmt mit einer weniger großen Berichterstattung geehrt wird wie das vom eigenen Verlag verliehene „Goldene Lenkrad“.

Ach, wie das glitzerte! Wie seidig glänzend sich die Roben an die Kurven der Damen schmiegten, die Herren in Anzug und Frack wenigstens eine halbwegs gute Figur machten. Wie gern wäre ich dabei gewesen!

Ich erinnere mich noch gut an den Bambi 1999, als ich zwar nicht die Verleihung, dafür aber dank eines freundlichen Helfers der mich durch den Noteingang und dann durch den Lastenaufzug direkt in den VIP-Bereich schmuggelte, an der After-Show-Party teilnehmen konnte. Ich saß Claudia Schiffer gegenüber, flirtete ein wenig aus den Augenwinkeln mit Tim Jeffries und wunderte mich über eine schlecht gelaunte Franziska van Almsick in einer schlecht sitzenden Wurstpelle. Ich trank Champagner, naschte an den Spezialitäten der Küche, durch die ich noch kurz zuvor die Verwirrte spielend rannte und tanzte neben Cosma Shiva Hagen, die nicht nur extrem sexy ist sondern auch eine entzückende kleine Kettenraucherin. Aber ich schweife ab…

Nun, diese Zeiten sind vorbei. Heute sitze ich lieber vorm Fernseher. Ist ja auch schön (und natürlich vollkommen neidfrei). Also zurück zur Verleihung. Der Bambi ist ja so etwas wie der deutsche Oskar: Glitzernd, gegenständlich und bekannter als die „Lola“, dem deutschen Filmpreis, der erst zu Hochzeiten der Medienrepublik ins Leben gerufen wurde. Nur der Adel der amerikanischen Entertainmentbranche darf durch das Programm führen. Steve Martin, Whoopy Goldberg, Billy Crystal - alles Komiker von Format.
Hier in Deutschland ist das naturgemäß ein bisschen anders und viel seriöser. Man stelle sich Otto vor, der durch die Show blödelt. Am ehesten würde ich Gerhard Polt zutrauen, diesen Job zu erfüllen. Aber er ist so wenig angenehm fürs Auge, also durften die Sandra und der Johannes ran. Zwei gestandene Journalisten, die sich auch für lustige kleine Einspieler aus ihrer TV-Frühzeit nicht zu schade waren, in denen sich JBK als Weißer-Socken-Träger und Sandra Maischberger als Fönwellen-Tussi der 80er entpuppten. Und dass „mein“ Johannes den Bambi (wenn auch fürs Infotainment, komische Bezeichnungen für Sportberichterstattung haben die heute!) bekommen hat - einfach schön!

Die Dankesreden perlten nur so von den Lippen der Geehrten: Ein anrührender Sky DuMont brachte seine Mirja mit einer Liebeserklärung fast zum Weinen, ein hölzernder Till Schweiger lobte die Geduld seiner Familie (es muss ja auch keiner wissen, dass er gern die Kindermädchen vögelt und auch einem flotten Dreier mit Schnee nicht abgeneigt ist) und einer der besten deutschen Komiker, Rick Kavanian, widmete in einer unverständlichen Sprache seinen Dank irgendwelchen abstrusen Sekten.

Die Laudatoren ihrerseits ließen sich nicht lumpen. Wen ich als Bambi-Moderatorin der Zukunft sehen möchte? Ganz bestimmt nicht Marie Bäumer, die ein süßes, kleines Märchen erzählte. Mit der Intonation einer Pastorin. Und mit Sicherheit nicht Eva Padberg, die zwar nett anzusehen, aber vollkommen talentfrei die Bühne beseelte. Und einen Helmut Kohl möchte ich auch nicht sehen, ich dachte nur, bitte schiebt den doch mal von der Bühne. Nein, sie braucht noch ein paar Jahre, aber so frei und locker und gut akzentuiert wie Yvonne Catterfeld sprach keiner die Laudatio.

Zu einer großen Preisverleihung gehören neben Glitzer und Glamour natürlich auch Tränen. Tränen des Triumphs, des Dankes, der Verlegenheit. Sibel Kekilli weinte während ihrer langen, langen Rede aus ganzem Herzen: Wie böse die BILD-Zeitung sie als Medium vergewaltigte, wie schlimm es doch war, die Vergangenheit als Porno-Darstellerin nicht abschütteln zu können, wie sehr sie doch Toleranz verdient, wie sehr sie Toleranz für andere will, wie sehr sie glücklich mit ihrem Freund ist… - wie viele „wie sehrs“, wie viele Anspielungen auf die aktuelle Islam-Problematik in Europa! Man mag sie mögen, niedlich finden, als Schauspielerin mit Herzensblut schätzen und ihre Abneigung verstehen, von Kais, Christianes und Konsorten ins Rampenlicht gezerrt zu werden. Das ist nicht schön, mit Sicherheit nicht. Aber souverän ist so ein auch Auftritt nicht. Zum Star, als der sie geehrt wurde, fehlt ihr genau das: die Souveränität, mit solchen Anfeindungen und billiger Schlagzeilenmache umzugehen.

Ach, es ist doch immer wieder ein Genuss, wenigstens eine Stunde dabei zu sein. Länger halte ich es nicht aus, denn wie jede Preisverleihung wird auch die ewig gleiche Routine langweilig. Also: Zapp und aus!

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Wahllos

Es ist mir ein Rätsel, wie man diese Spacke zum "sexiest man alive" wählen kann. Mit der Ausstrahlung eines Sparkassen-Angestellten, einem Konfirmandenanzug und dünnen Beinen kann man offenbar alles werden. Oder war die Jury einfach nur wahllos?

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Taub

Und die Stimme der Vernunft ruft mir zu: "Tu's nicht."

Ich aber stelle mich taub.

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Sudden Departure

Das Resultat dieses Tests ist, sagen wir mal, irgendwie passend.

Via Don Dahlmann

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Protestgedanke

Ich weiß nicht, ob ich mich ohne zu protestieren "mein Mäuschen" nennen lassen sollte.

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Standortdebatte

Ja, ich gebe es zu. Man kann mir Witze mehrmals erzählen und immer wieder ein Lachen provozieren. Ich vergesse sie einfach sofort wieder. So auch mit lokalen Spitzfindigkeiten. Einzig die Bösartigkeit der hessischen Landkreise um meine frühere Heimatstadt ist mir noch gut in Erinnerung geblieben.
Vom Kennzeichen auf eine etwas unterentwickelte Region in Afrika zu schließen, fand ich von Offenbachern ("Ohne Führerschein"), Friedbergern ("Fberger Bauern") oder Vogelsbergern ("Völlig beknackt") reichlich dreist.

Gestern nun hörte ich kurz und knapp seine Meinung über friesische Befindlichkeiten: Aurich ist schaurich, Leer noch mehr. Das ist nicht nur knackig sondern Poesie.

Hat jemand noch mehr zu bieten? Mir schwebt da eine Landkarte der blöden Lokalsprüche vor...

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Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Oder vielmehr den Moloch Berlin. Keine Arbeitsplätze, keine Existenzgrundlage, und bessern wird sich diese Situation in den nächsten Jahren wohl auch nicht.

Jetzt geht die Nächste. Mein (weiblicher) Freundeskreis dezimiert sich dramatisch. Abgänge 2004: drei. Voraussichtliche Abgänge 2005: zwei. Klar, man kann sich immer besuchen. Ich könnte jedes Wochenende in Wien, London, Zürich, Hamburg oder Düsseldorf verbringen. Aber es gilt das „Prinzip René Lezard“: Leider teuer. Statt dessen schreiben wir uns Mails, manchmal sogar bis zu zehn an einem Tag. Wir telefonieren, besprechen das Tagesgeschehen ausführlich.

Trotzdem kann nichts die persönliche Anwesenheit ersetzen. Die Möglichkeit, sich spontan auf einen Cocktail zu treffen, bis in die frühen Morgenstunden zu tanzen oder einfach nur da zu sein, wenn der andere den Weltschmerz nicht mehr auf seinen Schultern tragen kann. Ersatz zu finden gestaltet sich schwieriger als erwartet.

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. Wo ist das Rettungsboot?

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