Es beginnt, einfach nur eine traurige Erinnerung zu werden.
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Die große Lustlosigkeit greift um sich. Der Kollege stöhnte schon heute Morgen, dass er keine Lust zum Arbeiten habe. In den Blogs ist auch nichts los. Und ansonsten? Ja, genau. Eben das eine: Lustlos.
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Der erste Reisebericht ist per Mail eingetrudelt. In Thailand ist er, hat sich 10 Tage am Stück Bangkok angetan, war auf Koh Tao tauchen und Tai Chi lernen und erholt sich inmitten vieler neuer Bekanntschaften glänzend. Fünf Jahre hat er gespart auf seinen Traum, die Weltreise. Wir wollten mal zusammen los.
Mein Fernweh ist zurzeit akut wie lange nicht mehr. Nicht nur die widrigen privaten Ereignisse spielen eine große Rolle, nein, auch im Job schleicht sich die Routine ein, ich kann doch nicht so viel bewegen wie ich gehofft hatte. Ich habe noch elf Tage Urlaub dieses Jahr.
Die Finger krümmen sich, wollen schon nach der Kreditkarte greifen. Doch, halt, hier ist noch so viel zu erledigen und letztendlich: Zurzeit wäre ich eher auf der Flucht als auf der Reise.
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Abschiede für immer haben so etwas furchtbar Engültiges. Wenn zwei Menschen sich in den Armen halten und zusammen weinen, weil es nicht geht, obwohl man es so oft gehofft und versucht hatte, weil die Lebensträume doch unterschiedlich waren, weil der Kampf irgendwann zu Ende sein muss, weil da trotzdem noch Gefühle sind, so dass keiner dem Anderen sagen kann, dass er ihn nicht mehr liebt, wenn jetzt wieder zwei halbe Menschen ihren Weg durchs Leben suchen - dann hat das Schicksal wieder einmal grausam zugeschlagen. Lebwohl, mein Herzliebster.
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Bilanz einer denkwürdigen Nacht, die erst im Morgengrauen endete. Eine halbe Flasche Rotwein, ein halber Döner, ein großes Bier, eine Caipirinha, drei Flaschen Bier, ein Tequila-Shooter, drei Orangensaft, eine vorbeugende Aspirin und erstaunlicherweise weder einen Kater noch schlechte Laune. Viel getanzt, viel geflirtet, viel gelacht, viel gefühlt, viel gewundert, viel gezickt. Viel. Aber nicht zu viel. Und eine seltsame Situation, die noch nicht zur vollständigen Zufriedenheit aufgeklärt werden konnte.
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Vermissen wird auch nach einem Abend in Gesellschaft netter Menschen und Caipirinha nicht leichter.
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Ich werde verwöhnt. Als ich ins Büro komme, ist geheizt, auf meinem Schreibtisch liegt ein Zettel und eine Praline von J., die mir für die Präsentationsvorlage dankt, ein Kollege bringt mir frischen Kaffee vorbei, und ein anderer meint, dass mir der Rock gut steht. Mittlerweile haben sie es wohl alle gemerkt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so nett sind.
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Bin ich eine moralische Instanz? Wahrscheinlich nicht. Darf ich Kritik an meinen Freunden üben? Wahrscheinlich schon. Darf ich es Scheiße finden, wenn einer der Freunde nach Laos und Kambodscha fahren und dort Reliefs aus dem Urwald stehlen will, weil sie vergammeln und er sie hier verkaufen will und wenn er es nicht täte, würde es ein anderer tun? Ja. Darf ich ihm sagen, dass ich es unmoralisch finde, Dinge zu stehlen, egal, ob sie einer Privatperson gehören oder als Kulturgut einem ganzen Volk? Ja. Darf ich ihm auch sagen, dass er in seiner Geldgeilheit ein bisschen weit geht? Ich weiß nicht. Wird eine Freundschaft an einer Frage der Moral scheitern? Ich weiß nicht.
Ich stecke in einem moralischen Dilemma.
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Erst guckt er mir auf den Hintern, dann auf die Schuhe. An der Ampel folgt er mir. Als hätte ich es geahnt, spricht er mich an: "Hallo, ich habe sie gesehen, als Sie eben vor dem Schuhladen standen. Wollen Sie vielleicht als Aushilfe dort arbeiten?"
Ich frage mich, was den Ausschlag für dieses Angebot gegeben hat.
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Sich die Dinge heraussuchen, die die eigene Argumentation untermauern: "Ich hab es ja schon immer gewusst". Starkes Gefühl von Nichtverstandenwordensein.
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Hiermit rufe ich diesen Tag nachträglich zum Tag des Weltschmerzes aus.
Anmerkung auf Wunsch einer einzelnen Dame: Der Schuhladen hatte bereits geschlossen, der Himmel fiel gerade auf meinen Kopf und der Herzschmerz war auch nicht von Pappe.
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Wenn wünschen helfen könnte. Was würde ich mir wünschen? Wunschlos glücklich sein. Fee, bück' dich, Wunsch ist Wunsch.
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Heute muss es sein. Ich schleiche seit Tagen immer wieder um das Problem herum. Denke, nein, geht jetzt nicht, warte noch. Dabei habe ich es mir schon gut überlegt. Abgewogen, ob ich kann. Heute muss es sein. Der Schuhverkäufer wird mich lieben.
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Kleine Kinder, kleine Sorgen, und bei dir so, fragte er. Ach, es muss ja, antwortete ich. Es klappt nicht alles so. Ich bin sein großes Kind. Seine Älteste. Die, von der er am Wenigsten weiß, bei der er am Meisten fragen muss. Die ihm lange Zeit nie ehrlich geantwortet hat. Immer erfolgreich war, immer happy. Sorgenfrei.
Jetzt haben die Jüngeren Probleme, die Schule, P. macht mir Sorgen, er kümmert sich nur noch um die Liebe, seufzt er. Und K. ist genau so wie du in dem Alter, ein echter Widerborst. War ich das? Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass er und ich ein schwarzes Jahr miteinander hatten, damals. Kein Wort mehr, Funkstille.
Das Alter stimmt milde. Heute reden wir miteinander. Die Sorgen der Jüngeren sind seine täglichen Sorgen. Ich bin seine andere, besondere Sorge. Und er meine. Happy Birthday zum 60., Papa!
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Eine Frage kommt gegen Ende September so sicher wie das Amen in der Kirche: Was machst du an Weihnachten/Silvester? Es scheint einen direkten Zusammenhang mit dem Auftauchen der ersten Weihnachtsspezereien in den Supermärkten zu geben. Macht es aber nie besser. Wer will schon die Jahresendzeitplanung angehen, wenn er noch die frische Erinnerung an sommerliche Wärme (im Idealfall, aber wohl nicht dieses Jahr) hat?
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"Fräulein, Sie sind hier das schönste Kunstwerk."
Grinsen. Sehr breites Grinsen. Stimmt, ja, danke.
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Jeden Tag ein bisschen mehr. Ich selbst. Jeden Tag ein bisschen weniger. Fixiert. Jeden Tag gleich. Verlust. Jeden Tag. Leben.
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Kunst ist Ansichtssache. Darüber waren wir nach dem Besuch der Flick Collection im Hamburger Bahnhof einig. Auch dass nur das richtige Schuhwerk zum ungetrübten Kunstgenuss führt.
Eigentlich war ich hauptsächlich wegen Marcel Duchamp gekommen, über dessen „French Window“ ich meine Abiturklausur geschrieben hatte, und der mich schon damals wegen seiner Herangehensweise an die Inhalte von Kunst/Nichtkunst beeindruckte. Wenigstens über diesen Künstler hatte ich also Hintergrundinformationen.
Nun gehöre ich nicht zu den Menschen, die mit Ausstellungskatalog und Kopfhörerführung bewaffnet den Zugang zur Kunst suchen. Ich lasse Bilder und Installationen auf mich wirken und vertraue auf Gefühl und Sinne. Das führt bisweilen dazu, dass ich Gegenwartskunst im Allgemeinen eher verständnislos begegne. Den meisten Installationen konnte ich daher nicht viel abgewinnen. Sie ließen mich einfach kalt.
Berühren konnten mich dagegen Diana Thaters „Delfine“ und die Klang-Raum-Installationen von Pippilotti Rist. Ich bin auch eine Menschmaus. Und ein Molekül. Und eine Polle. Mit Delfinen schwimmen beruhigt und schafft eine Oase der Stille in den grell erleuchteten Museumsräumen. Bruce Naumans Neonröhren gefielen ebenfalls.
Schockierend der verunglückte Motorradfahrer von Duane Henson. Totes Gewebe, verdrehte Glieder, offenes Gedärm. Ich musste schlucken. In den vergangenen Monaten hatte ich oft einen ähnlichen Albtraum.
Nach geschätzten vier Kilometern in hohen Hacken (ich wollte es ja nicht anders) und viel zu viel Informationen wollte ich nur noch eines: raus. Die wichtigsten Erkenntnisse der Ausstellung: Die Bewertung der Kunst hängt nicht vom Sammler ab, sondern allein vom Betrachter. Das sollten sich diese politisch überkorrekten Eiferer denken. Kunst muss man nicht verstehen, nicht mögen und nicht schätzen. Nur fühlen.
Ach ja, und ganz zum Schluss, im letzten besuchten Raum, konnte ich dann doch noch Marcel Duchamps Ready Mades in natura bewundern. So schnörkellos wie erwartet und in ihrerr Schlichtheit eine Erholung.
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Menschen sind Engel mit nur einem Flügel - nur wenn sie sich umarmen können sie fliegen.
(Sprichwort unbekannter Quelle)
Na, dann bleiben wir mal schön auf dem Boden der Tatsachen.
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Wie einfach wäre es doch, wenn man für bestimmte Aussagen des Lebens Stempel nutzen könnte. Anfragen, Kenntnisnahmen, Ablehnungen - alles reduziert auf ein bisschen Tinte und einen kurzen, kräftigen Stempeldruck. Derjenige, um den es geht, wüsste genau um dessen Aussage. Ohne lange Überlegungen hätte man etwas Schriftliches, an dem man sich orientieren, auf das man sich berufen könnte.
Ich schaue mal, ob ich den Stempel "Zur Wiedervorlage" in "Zur Freigabe" umtauschen kann.
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