Frage

Erst ist da nur dieses leise Kratzen, dann ein stetiges Schaben und Schleifen. Immer mehr wird abgetragen, es bröckelt, erodiert. Verzweifelt versuche ich, die Klumpen aufzusammeln, damit das Kunstwerk nicht zerstört wird. Ich kitte, ich gebe neuen Mörtel dazu. Vergebens. Bis nur noch ein ganz kleiner Rest übrig ist. Lohnt es sich noch, dafür zu kämpfen? As long there is love, it is worth, sagt mein Kollege. Aber ist da noch was? Hallo? Jemand zuhause? Ich horche, auch in mich hinein. War da ein Echo? Nein? Dann geh ich mal wieder zum Lachen in den Keller.

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Untergang

Ja, ich bin mit gemischten Gefühlen in diesen Film gegangen. Einerseits, weil ich Spielfilmen über diese Zeit - und insbesondere Hitler - mit weniger Interesse entgegen trete als dem neuesten Film von Quentin Tarantino. Zur Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse in massenkompatibler Weise haben wir ja alle Guido Knopp. Und andererseits, weil Hitler als Menschen darzustellen eine ebenso schwierige wie zwiespältige Aufgabe ist. Hitler als Bestie, als Irrer - haben wir das nicht alle gelernt?

Bruno Ganz spielt Hitler als Menschen. Als Kranken, der seiner Sekretärin Traudl Junge (Alexandra Maria Lara) zum Schluß onkelhaft empfiehlt, doch noch Berlin zu verlassen, während er seinen Offizieren den Befehl zum Durchhalten gibt. Ganz tobt, schreit, verschluckt die Silben, genau so wie Hitler es wohl getan hat. Man bekommt Angst allein vor der physischen Präsenz auf der Leinwand.

Und Bruno Ganz schafft das Kunststück, dem Zuschauer ein menschliches Bild dieses Diktators in seiner dekadenten Umgebung zu vermitteln. Ob man das will, ist eine andere Frage. Fakt ist, man kann sich diesem Film nicht entziehen. Wenn vier Menschen auf dem Nachhauseweg danach schweigend nachdenken, dann hat er immerhin schon das bewirkt.

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Erfindung

Als ein Ex-Freund Physik studieren wollte, freute ich mich: Schön, endlich kann mal jemand für die Erfindung sorgen, die ich gern hätte. Leider hörte er nach zwei Semestern auf und wechselte zu VWL. Heute ist er ein erfolgreicher Unternehmensberater und ich warte immer noch auf meine Erfindung: den Beamer.
Und zwar genau den, der in diversen Raumschiff-Episoden ermöglicht, die Menschen herbei zu beamen, mit denen man am besten lachen und weinen kann. Gestern hätte ich ihn dringend gebraucht.

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Rat

"Man kann von einem Verhungernden nicht gefüttert werden."

Mangelernährung und fette Zeiten in steter Abwechslung. Mir ist schlecht.

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Bild des Tages



Mit herzlichem Dank an Frau Franziskript. - Mir fällt gerade auf, dass das der zweite Popofixierte Beitrag der letzten Tage ist. Hm.

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Irrtum

Als ich heute Morgen im Hof mein Fahrrad losbinden wollte um zur Arbeit zu fahren, machte ich eine erschreckende Entdeckung: Es war nicht mehr da. Scheiße, dachte ich, geklaut. Dabei war es eine so alte Möhre, dass sogar der Fahrrad-Mechaniker meinte, es gäbe so gut wie keine Ersatzteile mehr für dieses Modell.

Voller Ärger musste ich wohl oder übel das Auto nehmen, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, endlich mehr zu radeln. Auf dem Weg fiel mir dann siedendheiß ein: Mein Fahrrad steht offensichtlich immer noch dort, wo ich es am Samstag abgestellt hatte. Vor dem Café, wo ich mich nach einem netten Stündchen mit Herrn Sebas ebenso nett verabschiedete. Um dann frohgemut nach Hause zu laufen. Ich werde wohl langsam senil.

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Unlustitsch

Erwachsene Menschen, die Pavel Pipowitsch und Bronko Kulitschka aus der Bullyparade nachahmen, indem sie "lustitsch" anstatt lustig sagen, nennen ein Laptop gern auch mal "Schlepptop", meinen mit "zum Bleistift" zum Beispiel und gehören mit Stummheit geschlagen.

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Bezirksreform

"Ich bin für die Umbenennung in Charlottengrad. Im Spätkauf hat mich der Verkäufer erst verstanden, als ich mit den übriggebliebenen Brocken Schul-Russisch 'kaufen Milch eins' sagte. Er gab mir eine Milchschnitte."

Geht doch.

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Bild des Tages




Muss nicht, oder?

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Mono(un)log

"... ja, und dann sind wir nach Friedrichshain... nur schlechte Musik (er meint Drum and Bass)... genauso wie im White Trash (stimmt, da gibt es wirklich ausgesucht schlechte Musik)... und die waren alle so jung da... die kennen die 80er Jahre nur aus den Retro-Versionen von heute (ja, früher)... wir haben immer eine Runde Tequila nach der anderen (selbst schuld)... in der U-Bahn gab es Freibier für Mitarbeiter... anstrengend, das (kurzer Zwischenschlaf)... dann bin ich eine dreiviertel Stunde mit dem Fahrrad... aber als ich in der U-Bahn-Station Prenzlauer Berg (gibt es nicht)... dann noch dieser Typ, der Freund von (hier wird es langsam undeutlich)..."

Nachher eine halbe Stunde nicht schlafen können vor Freude darüber, dass er es trotz dieses begnadeten Zustandes bis zu mir geschafft hat. Gutes Zeichen.

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Meinungen

Es kotzt mich an. Nachdem sich der Firmenchef zu einer Modernisierung der gesamten Außendarstellung durchgerungen hatte, sollte auch das Logo endlich generalüberholt werden. "Machen Sie mal", lautete die hoffnungsvoll stimmende Order.

Ich machte. Suchte eine Grafikerin, die sich viel Mühe gab. Sehr viel Mühe. Für den Pauschalbetrag verdammt viel Mühe. Die ständige Änderungswünsche klaglos und mit Humor ertrug und in stetig neue Kreativergebnisse umsetzte. Das Endprodukt: rund, dynamisch, modern, trotzdem die Tradition nicht missachtend.

Mit dem Erfolg, dass eine einzige Meinung, geäußert von einer in den Wechseljahren steckenden, zickigen Frau, deren eigene Versuche eines Logoentwurfs nur Scheiße ergeben hatte, die Arbeit von zwei Wochen unter den Tisch fallen ließ.

Manchmal verliere ich den Glauben. Dann beiße ich die Zähne zusammen, unterdrücke heldenhaft den Impuls, die Gute mit einem einzigen Fausthieb ihrer Hormonprobleme zu entledigen und lächele. Machen Sie mal. Irgendwann tu ich's.

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Genug

„Ruf mich doch nicht immer gleich an“, sagte er.
„Dann schreib mir eben keine SMS“, antwortete ich.

Wieso denkt er, dass einer Frau 160 Zeichen reichen um das aktuelle seelische Befinden zu beschreiben?

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Herbst

Beim Nachhausekommen der erste Griff: Socken. Ein sicheres Indiz dafür, dass es Herbst wird. Ich werde die barfüßige Zeit vermissen.

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Abgang

Abzusehen war es ja. Aber trotzdem schade, dass sich Frau Luise verabschiedet hat.

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Sucht

Wenn man aus einer geleerten Packung Jamaica Rum Kugeln mit viel Mühe die letzten Schokostreusel herausschüttelt und einen Tobsuchtsanfall bekommt, wenn sie am Mund vorbei rieseln - ist das dann ein Indiz für Abhängigkeit?

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Gast

Irgendwann kommt einmal der Zeitpunkt, an dem die Kinder dem elterlichen Zuhause den Rücken zukehren. Platz, endlich Platz!, freut sich die Erzeugerschar. Und baut das Kinderzimmer, dessen 80er Jahre Einrichtung ohnehin längst auf den Sperrmüll gehört hätte, flugs in ein Gästezimmer um. Samt pflegeleichten Seidenblumen auf der Fensterbank, die leider nur unzureichend von den vergilbenden Gardinen verdeckt werden. Im halbleeren Regal sammeln sich die Bücher, auf deren Lesbarkeit selbst die in Trivialliteratur verliebte Mutter keinen Wert legt.
Die Hinterlassenschaften des Nachwuchses finden Platz im Keller. Ein Anruf bereitet natürlich nur wenig auf den Schock vor, der den Sprössling erwartet, wenn er - er nennt es noch immer so, obwohl er schon seit einigen Jahren mehr oder minder fleißig in der Fremde studiert - nach Hause kommt. Kein eigenes Zimmer mehr! Nur noch Gast bei den Eltern, nichts ist geblieben von der spießigen Gemütlichkeit des Jugendzimmers. Was jedoch nach wie vor Gültigkeit hat: Die kindseigenen Pflichten. Rasenmähen, Garage streichen, Spülmaschine ausräumen. Darauf verzichten die Eltern nicht.

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Schicksal

Scheißtage kommen anscheinend immer geballt aufeinander folgend.

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