Unlustitsch

Erwachsene Menschen, die Pavel Pipowitsch und Bronko Kulitschka aus der Bullyparade nachahmen, indem sie "lustitsch" anstatt lustig sagen, nennen ein Laptop gern auch mal "Schlepptop", meinen mit "zum Bleistift" zum Beispiel und gehören mit Stummheit geschlagen.

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Bezirksreform

"Ich bin für die Umbenennung in Charlottengrad. Im Spätkauf hat mich der Verkäufer erst verstanden, als ich mit den übriggebliebenen Brocken Schul-Russisch 'kaufen Milch eins' sagte. Er gab mir eine Milchschnitte."

Geht doch.

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Bild des Tages




Muss nicht, oder?

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Mono(un)log

"... ja, und dann sind wir nach Friedrichshain... nur schlechte Musik (er meint Drum and Bass)... genauso wie im White Trash (stimmt, da gibt es wirklich ausgesucht schlechte Musik)... und die waren alle so jung da... die kennen die 80er Jahre nur aus den Retro-Versionen von heute (ja, früher)... wir haben immer eine Runde Tequila nach der anderen (selbst schuld)... in der U-Bahn gab es Freibier für Mitarbeiter... anstrengend, das (kurzer Zwischenschlaf)... dann bin ich eine dreiviertel Stunde mit dem Fahrrad... aber als ich in der U-Bahn-Station Prenzlauer Berg (gibt es nicht)... dann noch dieser Typ, der Freund von (hier wird es langsam undeutlich)..."

Nachher eine halbe Stunde nicht schlafen können vor Freude darüber, dass er es trotz dieses begnadeten Zustandes bis zu mir geschafft hat. Gutes Zeichen.

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Meinungen

Es kotzt mich an. Nachdem sich der Firmenchef zu einer Modernisierung der gesamten Außendarstellung durchgerungen hatte, sollte auch das Logo endlich generalüberholt werden. "Machen Sie mal", lautete die hoffnungsvoll stimmende Order.

Ich machte. Suchte eine Grafikerin, die sich viel Mühe gab. Sehr viel Mühe. Für den Pauschalbetrag verdammt viel Mühe. Die ständige Änderungswünsche klaglos und mit Humor ertrug und in stetig neue Kreativergebnisse umsetzte. Das Endprodukt: rund, dynamisch, modern, trotzdem die Tradition nicht missachtend.

Mit dem Erfolg, dass eine einzige Meinung, geäußert von einer in den Wechseljahren steckenden, zickigen Frau, deren eigene Versuche eines Logoentwurfs nur Scheiße ergeben hatte, die Arbeit von zwei Wochen unter den Tisch fallen ließ.

Manchmal verliere ich den Glauben. Dann beiße ich die Zähne zusammen, unterdrücke heldenhaft den Impuls, die Gute mit einem einzigen Fausthieb ihrer Hormonprobleme zu entledigen und lächele. Machen Sie mal. Irgendwann tu ich's.

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Genug

„Ruf mich doch nicht immer gleich an“, sagte er.
„Dann schreib mir eben keine SMS“, antwortete ich.

Wieso denkt er, dass einer Frau 160 Zeichen reichen um das aktuelle seelische Befinden zu beschreiben?

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Herbst

Beim Nachhausekommen der erste Griff: Socken. Ein sicheres Indiz dafür, dass es Herbst wird. Ich werde die barfüßige Zeit vermissen.

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Abgang

Abzusehen war es ja. Aber trotzdem schade, dass sich Frau Luise verabschiedet hat.

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Sucht

Wenn man aus einer geleerten Packung Jamaica Rum Kugeln mit viel Mühe die letzten Schokostreusel herausschüttelt und einen Tobsuchtsanfall bekommt, wenn sie am Mund vorbei rieseln - ist das dann ein Indiz für Abhängigkeit?

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Gast

Irgendwann kommt einmal der Zeitpunkt, an dem die Kinder dem elterlichen Zuhause den Rücken zukehren. Platz, endlich Platz!, freut sich die Erzeugerschar. Und baut das Kinderzimmer, dessen 80er Jahre Einrichtung ohnehin längst auf den Sperrmüll gehört hätte, flugs in ein Gästezimmer um. Samt pflegeleichten Seidenblumen auf der Fensterbank, die leider nur unzureichend von den vergilbenden Gardinen verdeckt werden. Im halbleeren Regal sammeln sich die Bücher, auf deren Lesbarkeit selbst die in Trivialliteratur verliebte Mutter keinen Wert legt.
Die Hinterlassenschaften des Nachwuchses finden Platz im Keller. Ein Anruf bereitet natürlich nur wenig auf den Schock vor, der den Sprössling erwartet, wenn er - er nennt es noch immer so, obwohl er schon seit einigen Jahren mehr oder minder fleißig in der Fremde studiert - nach Hause kommt. Kein eigenes Zimmer mehr! Nur noch Gast bei den Eltern, nichts ist geblieben von der spießigen Gemütlichkeit des Jugendzimmers. Was jedoch nach wie vor Gültigkeit hat: Die kindseigenen Pflichten. Rasenmähen, Garage streichen, Spülmaschine ausräumen. Darauf verzichten die Eltern nicht.

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Schicksal

Scheißtage kommen anscheinend immer geballt aufeinander folgend.

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Autismus

Manchmal wäre es besser, nicht ans Telefon zu gehen. Weil man sowieso weiß, dass jedes Wort falsch, jedes Wort zu viel wäre. Weil man am einfach mal am Gefühlsautismus leidet. Aber man tut's dann doch und fühlt sich hinterher noch abgekapselter.

Heute gehe ich nicht mehr ran, wenn es klingelt.

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Virtureal

Gehen wir einmal ein, zwei Wochen zurück. Ich schrieb, mein neues Lieblingsspiel sei Blogger enttarnen. Ja, ich gebe zu, ich bin neugierig, wer sich so hinter den Texten verbirgt, die ich des Öfteren lese. Nun bin ich meiner näheren Umgebung auch als Stasi-S. bekannt, die sich ganz hervorragend Details aus dem Intimleben anderer Leute merken kann. Zusammen mit dem Instinkt eines Bluthundes für verwertbare Storys ergibt das auch in der Blogospäre das ein oder andere Erfolgserlebnis.

So konnte ich mit Freude feststellen, dass Don Dahlmann und ich nicht nur dieselbe Tasse im Küchenschrank stehen haben, sondern dass er ein freundlicher dennoch lang vergessener Ex-Kollege von mir ist.

Auch der andere Don (Alphonso) wurde enttarnt: Schrieb er noch anonym sein Buch Liquide, findet man nach einigem Suchen den richtigen Namen und sogar die Stätten seines Wirkens. Irgendwann muss er sich aus seiner Deckung begeben, wenn er weiter Bücher verkaufen will. Trotz einer geradezu legendär zu nennenden Eigenwerbung in jedem dritten Eintrag.

Der Popkulturjunkie - mangels besonderen Eigeninteresses an dieser Musik- und Literaturform bislang sträflich missachtet - ist durch eine ganz besondere Verbindung mit einer mir wohl bekannten Bloggerin zu einer durchaus lesenswerten Gestalt mutiert. Zumal er auch beruflich am Puls der Medien-Welt horcht und auf diesem Wege so manche interessante Zusatzinformation meine Ohren erreicht.

Ja, und da ist dann noch Herr Sebas, der mich so freundlich zu einer Bad-Taste-Party einlud, sich durch sein ausgesucht geschmackloses Abendoutfit nicht für eine körperliche Beziehung qualifizieren, aber dafür eine charmante und kurzweilige Geistesbruderschaft etablieren konnte. Dieser ins Verliebtsein Verliebte neigt zum Treffen mit anderen Bloggern oder bekommt ganz generell gern ein wenig Lob von bloggenden Intimfreundinnen.

Andere Blogger sind zwar namentlich bekannt, wie z. B. Lyssa oder Anke, aber diese Meisterinnen der Erzählung sind ebensolche des Versteckens - erst nach einigem Suchen sind von Frau Lyssa Fotos aufgetaucht, und Frau Anke hielt sich lange genug bedeckt, bevor sie der staunenden Bloggerwelt ihre Wohnung und sich selbst präsentierte.

Und nicht zu vergessen Frau Luise, die ihren Blog nach einer persönlichen Sinnkrise so gründlich entpersonalisiert hat, dass jetzt jeder nach Herzenslust in ihre Geschichten hinein interpretieren kann.

Ja, das Bloggerenttarnen macht Spaß. Ein wenig paranoid, das Spielchen, aber manche suchen sich eben ausgefallene Hobbys .

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Früh

Woran merke ich, dass die präsenile Bettflucht langsam auch bei mir einsetzt?

Wenn ich an einem Samstagmorgen um viertel vor neun aufwache und denke: Aufstehen, frühstücken, Tagwerk beginnen.

Schlimm.

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Allibert

Die größte Belastungsprobe einer Beziehung ist der erste gemeinsame IKEA-Besuch, sagt man. Wenn ein unwilliger Mann von einer begeisterten Frau („ach, schau mal, die süßen Blumenampeln“) durch die riesigen Hallen am Stadtrand geschleift wird, bekommt man durchaus Mitleid. Dabei meinen es die Frauen doch gut. Gerade, wenn die Zusammenzugsphase unmittelbar bevorsteht.

ER hat sich schon damit abgefunden, dass die Zeit der ungestörten Versiffung vorbei ist. SIE ist der Ansicht, ein wenig Farbe könne nicht nur der Beziehung sondern auch der zukünftigen Wohnung gut tun. Und außerdem: Das Bad braucht einen Schrank. Und zwar nicht irgendeinen. ER findet, so ein Allibert-Schrank sei doch ganz praktisch. SIE stöhnt leise auf und bekommt einen verkniffenen Mund.

Allibert. Rechteckig, verspiegelt, gut. Schon seine Eltern im Schwäbischen schworen auf das enorme Fassungsvermögen. Er erinnert sich noch gut: Neben den Valium Tabletten seiner Mutter lagen sogar ein paar Präservative im obersten Fach. Im Nachhinein kann er sich nicht mehr vorstellen, wozu. Wie seine jüngere Schwester gezeugt wurde, ist ihm angesichts des lieblosen Umgangs seiner Erzeuger miteinander schleierhaft. Und er mag seinen eigenen Allibert. Alle Rasierwässer passen hinein, und hinter der Seife hat er auch noch ein paar Gummis versteckt - für alle Fälle, man weiß ja nie, und die neue Praktikantin ist schon eine Süße.

SIE dagegen findet diese praktischen Behältnisse schlichtweg Scheiße. Sie seien zwar einfach zu reinigen, sagt sie, aber sie könne sich nicht vorstellen ihr Bad damit zu verschandeln. Ein hohes, schlankes Buchenschränkchen solle es sein, das passe auch besser zu den antikisierenden Armaturen, die sie beim Trödler letztens erstanden hat (und deren fehlende Dichtheit ihm einen schwitzenden Nachmittag unter dem Waschbecken bescherte). Sein zaghafter Einwand, es gäbe doch elegante Alliberts mit integrierter Beleuchtung, wird abgeschnitten.

Und so wird sein geschätzter Allibert bald in den Keller wandern, wo er der Entdeckung durch seine ungeborene Tochter harrt, die ihn dann einst mit Begeisterung in ein postmodernes Hochhaus für Barbie umfunktioniert. Nur, wie sie zu diesen angegammelten Kondomen kommt, das kann er sich nun wirklich nicht erklären.

Bemerkung: Allibert geht übrigens auf den Schafzüchter Josef Allibert zurück, der 1930 mit der Herstellung von Schuhsohlen aus Schafwolle begann. Daraus entwickelte sich ab 1945 die Firma Allibert Bad und Haushalt GmbH, die sich auf die Fertigung von Kunststoffteilen spezialisierte. Der Allibert-Spiegelschrank wird in vielfältiger Form (u.a. auch als Lizenzprodukt im Panton-Stil) seit 1958 hergestellt. Dies aber wohl nicht mehr lang, da die Firma mit Sitz in Frankfurt/Main im Jahr 2003 Insolvenz beantragt hat. IKEA - das Imperium schlägt zurück.

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Hobbythek

Ja, die Freizeitgesellschaft. Acht Stunden Arbeit, eine Stunde Arbeitsweg, eine halbe Stunde Einkaufen, noch eine halbe Stunde Putzen, sieben Stunden Schlaf - da bleibt doch eine ganze Menge Zeit für Hobbys. Und wenn der Deutsche ein bisschen zu viel Freizeit hat, muss entweder ein Verein her oder er sucht sich irgendeine ausgefallene Beschäftigung wie etwa Rassehundeschauen besuchen oder seine ausgedehnte Orchideensammlung vervollständigen.

Im Verein herrscht dasselbe Regelgefüge, das in der Arbeitswelt zu finden ist. Feste Hierarchien werden mit verantwortungs- und hingebungsvoller Ämterverteilung zementiert, allzu kreative Zeitgenossen - „wir könnten doch mal andere Farben für die Club-Shirts nehmen als das fade Blau“ - mit Missachtung und Verweigerung von Aufstiegsmöglichkeiten zum Schatzmeister gestoppt.

Wem fehlender Gemeinsinn die genussvolle Teilnahme am Vereinsleben verwehrt, zieht sich gern auf die eigenen Talente zurück. Sogar so abstruse wie interessante Tätigkeiten wie Bauchnabel-Fluff-Sammeln (Wer nicht weiß, worum es sich handelt: manche sagen auch Bauchflusen dazu.) bekommen einen Sinn.

Einer anderen Sorte Hobbyisten begegnet man in der meistens leicht verhärmt aussehenden Frau um die Vierzig. Handwerklich nicht unbedingt begabt, werden Familienangehörige zu allen Gelegenheiten mit bemalten Seidentüchern, Batikhemden in grauenvollen Farben und Formen, Filzpantöffelchen, deren Geruch sogar den sich sonst freudig in Aas wälzenden Hund in die Flucht schlägt, und vielerlei Töpferwaren beschenkt.
Der - oft ebenso wie der Hund geflohene - Ehemann erduldet die Umfunktionierung des einstigen Werkraums in die Hobbythek seiner Holden. Der massive Tisch, an dem er früher dem Sohn Laubsägearbeiten beibrachte, biegt sich unter der Last an Stoffrestchen und Farbtöpfchen.

„Ich schau mal, ob ich die Sachen verkaufen kann“, sagt die Hobby-Fanatikerin tröstend. Und fortan gehört sie zum Heer der geduldigen Wochenend-Verkäufer, die auf Mittelalter-Märkten ebenso zu finden sind wie auf Wohltätigkeitsbasaren. Gern wird auch das Angebot von Maklern genutzt, die ihnen länger leer stehende Läden vermieten, im sicheren Wissen, dass in drei Monaten der vom Ehemann gewährte Startkredit mangels Käufern aufgezehrt ist, und wieder neue Kundschaft gesucht werden muss.

Wirklich lästig wird die Sache allerdings, wenn man selbst nicht in der Lage ist, sich zu beschäftigen. Wenn das Wochenende naht und nichts anderes geplant ist, als das sauer verdiente Geld in Boutiquen zu tragen oder die Wohnung zu putzen. Wenn die liebsten Menschen als Beschäftigungstherapeuten missbraucht werden. Und wenn der Fernseher läuft, obwohl definitiv nichts läuft.

Dann ist es an der Zeit, der ironischen Abneigung gegenüber Hobbys zu entsagen und wer weiß, vielleicht hole ich dann mal die Aquarellfarben oder die Stricknadeln hervor. Weihnachten kommt ja auch immer schneller als gedacht.

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Dialektik

Ich nehme mir immer vor, unvoreingenommen an Menschen heran zu gehen. Mit sehr wechselndem Erfolg. Vor allem, wenn mein Gegenüber Dialekt spricht.

Schwäbisch? Verloren. Vor allem, wenn es so ein betuliches Stuttgarterisch ist, das klingt, wie zu lange gekochte Kartoffeln und Blumenkohl riechen.

Sächsisch? Breit gekaut und immer für einen Witz gut. Allerdings: Es muss doch einen Grund geben, weshalb ich aus Dresden stammende Männer nach dem ersten Hören für schwul halte.

Hessisch? Meine alte Heimat, deren Dialekt Erinnerungen an röhrende Golf GTIs und Proletenmatten auf dem Kopf hervorruft. Obwohl das weiche, mit französischen Wörtern angereicherte Frankfurterisch meiner Großmutter immer sehr angenehm in meinen Ohren klang.

Bayerisch? Auch wenn ich die guten Traditionalisten in unserem Lande beleidige: Wenn schon alpenländischer Dialekt, dann schon lieber österreichisch. Das hört sich nach K.u.K. an, ein wenig charmant, ein wenig listig.

Kölsch? Mein Opa war en kölsche Jung, weshalb ich nicht ganz unvoreingenommen bin. Ansonsten kommen mir die Fußbroichs in den Sinn. Proleten aus Porz, trotzdem irgendwie liebenswert.

Norddeutsch? Hach, so lehrerhaft und trotzdem solide. Wenn sie nicht so näseln würden.

Berlinerisch? Trotz mittlerweile über eine Dekade meine Heimat: Ich hasse diesen Dialekt. Icke, ditte, kieke mal. Und das Schlimme ist: Ich fange langsam an zu berlinern.

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