Verdammt

Vermissen wird auch nach einem Abend in Gesellschaft netter Menschen und Caipirinha nicht leichter.

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Verwöhnen

Ich werde verwöhnt. Als ich ins Büro komme, ist geheizt, auf meinem Schreibtisch liegt ein Zettel und eine Praline von J., die mir für die Präsentationsvorlage dankt, ein Kollege bringt mir frischen Kaffee vorbei, und ein anderer meint, dass mir der Rock gut steht. Mittlerweile haben sie es wohl alle gemerkt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so nett sind.

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Moral

Bin ich eine moralische Instanz? Wahrscheinlich nicht. Darf ich Kritik an meinen Freunden üben? Wahrscheinlich schon. Darf ich es Scheiße finden, wenn einer der Freunde nach Laos und Kambodscha fahren und dort Reliefs aus dem Urwald stehlen will, weil sie vergammeln und er sie hier verkaufen will und wenn er es nicht täte, würde es ein anderer tun? Ja. Darf ich ihm sagen, dass ich es unmoralisch finde, Dinge zu stehlen, egal, ob sie einer Privatperson gehören oder als Kulturgut einem ganzen Volk? Ja. Darf ich ihm auch sagen, dass er in seiner Geldgeilheit ein bisschen weit geht? Ich weiß nicht. Wird eine Freundschaft an einer Frage der Moral scheitern? Ich weiß nicht.

Ich stecke in einem moralischen Dilemma.

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Angebot

Erst guckt er mir auf den Hintern, dann auf die Schuhe. An der Ampel folgt er mir. Als hätte ich es geahnt, spricht er mich an: "Hallo, ich habe sie gesehen, als Sie eben vor dem Schuhladen standen. Wollen Sie vielleicht als Aushilfe dort arbeiten?"

Ich frage mich, was den Ausschlag für dieses Angebot gegeben hat.

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Argumentationshilfen

Sich die Dinge heraussuchen, die die eigene Argumentation untermauern: "Ich hab es ja schon immer gewusst". Starkes Gefühl von Nichtverstandenwordensein.

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Ausruf

Hiermit rufe ich diesen Tag nachträglich zum Tag des Weltschmerzes aus.

Anmerkung auf Wunsch einer einzelnen Dame: Der Schuhladen hatte bereits geschlossen, der Himmel fiel gerade auf meinen Kopf und der Herzschmerz war auch nicht von Pappe.

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Wunschträume

Wenn wünschen helfen könnte. Was würde ich mir wünschen? Wunschlos glücklich sein. Fee, bück' dich, Wunsch ist Wunsch.

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Heute

Heute muss es sein. Ich schleiche seit Tagen immer wieder um das Problem herum. Denke, nein, geht jetzt nicht, warte noch. Dabei habe ich es mir schon gut überlegt. Abgewogen, ob ich kann. Heute muss es sein. Der Schuhverkäufer wird mich lieben.

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Sorgenkinder

Kleine Kinder, kleine Sorgen, und bei dir so, fragte er. Ach, es muss ja, antwortete ich. Es klappt nicht alles so. Ich bin sein großes Kind. Seine Älteste. Die, von der er am Wenigsten weiß, bei der er am Meisten fragen muss. Die ihm lange Zeit nie ehrlich geantwortet hat. Immer erfolgreich war, immer happy. Sorgenfrei.

Jetzt haben die Jüngeren Probleme, die Schule, P. macht mir Sorgen, er kümmert sich nur noch um die Liebe, seufzt er. Und K. ist genau so wie du in dem Alter, ein echter Widerborst. War ich das? Ich kann mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass er und ich ein schwarzes Jahr miteinander hatten, damals. Kein Wort mehr, Funkstille.

Das Alter stimmt milde. Heute reden wir miteinander. Die Sorgen der Jüngeren sind seine täglichen Sorgen. Ich bin seine andere, besondere Sorge. Und er meine. Happy Birthday zum 60., Papa!

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Vorausschau

Eine Frage kommt gegen Ende September so sicher wie das Amen in der Kirche: Was machst du an Weihnachten/Silvester? Es scheint einen direkten Zusammenhang mit dem Auftauchen der ersten Weihnachtsspezereien in den Supermärkten zu geben. Macht es aber nie besser. Wer will schon die Jahresendzeitplanung angehen, wenn er noch die frische Erinnerung an sommerliche Wärme (im Idealfall, aber wohl nicht dieses Jahr) hat?

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Museumswärterkompliment

"Fräulein, Sie sind hier das schönste Kunstwerk."

Grinsen. Sehr breites Grinsen. Stimmt, ja, danke.

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Tage

Jeden Tag ein bisschen mehr. Ich selbst. Jeden Tag ein bisschen weniger. Fixiert. Jeden Tag gleich. Verlust. Jeden Tag. Leben.

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Ansichtssache

Kunst ist Ansichtssache. Darüber waren wir nach dem Besuch der Flick Collection im Hamburger Bahnhof einig. Auch dass nur das richtige Schuhwerk zum ungetrübten Kunstgenuss führt.
Eigentlich war ich hauptsächlich wegen Marcel Duchamp gekommen, über dessen „French Window“ ich meine Abiturklausur geschrieben hatte, und der mich schon damals wegen seiner Herangehensweise an die Inhalte von Kunst/Nichtkunst beeindruckte. Wenigstens über diesen Künstler hatte ich also Hintergrundinformationen.

Nun gehöre ich nicht zu den Menschen, die mit Ausstellungskatalog und Kopfhörerführung bewaffnet den Zugang zur Kunst suchen. Ich lasse Bilder und Installationen auf mich wirken und vertraue auf Gefühl und Sinne. Das führt bisweilen dazu, dass ich Gegenwartskunst im Allgemeinen eher verständnislos begegne. Den meisten Installationen konnte ich daher nicht viel abgewinnen. Sie ließen mich einfach kalt.

Berühren konnten mich dagegen Diana Thaters „Delfine“ und die Klang-Raum-Installationen von Pippilotti Rist. Ich bin auch eine Menschmaus. Und ein Molekül. Und eine Polle. Mit Delfinen schwimmen beruhigt und schafft eine Oase der Stille in den grell erleuchteten Museumsräumen. Bruce Naumans Neonröhren gefielen ebenfalls.



Schockierend der verunglückte Motorradfahrer von Duane Henson. Totes Gewebe, verdrehte Glieder, offenes Gedärm. Ich musste schlucken. In den vergangenen Monaten hatte ich oft einen ähnlichen Albtraum.



Nach geschätzten vier Kilometern in hohen Hacken (ich wollte es ja nicht anders) und viel zu viel Informationen wollte ich nur noch eines: raus. Die wichtigsten Erkenntnisse der Ausstellung: Die Bewertung der Kunst hängt nicht vom Sammler ab, sondern allein vom Betrachter. Das sollten sich diese politisch überkorrekten Eiferer denken. Kunst muss man nicht verstehen, nicht mögen und nicht schätzen. Nur fühlen.

Ach ja, und ganz zum Schluss, im letzten besuchten Raum, konnte ich dann doch noch Marcel Duchamps Ready Mades in natura bewundern. So schnörkellos wie erwartet und in ihrerr Schlichtheit eine Erholung.

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Flügellahm

Menschen sind Engel mit nur einem Flügel - nur wenn sie sich umarmen können sie fliegen.

(Sprichwort unbekannter Quelle)

Na, dann bleiben wir mal schön auf dem Boden der Tatsachen.

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Antrag

Wie einfach wäre es doch, wenn man für bestimmte Aussagen des Lebens Stempel nutzen könnte. Anfragen, Kenntnisnahmen, Ablehnungen - alles reduziert auf ein bisschen Tinte und einen kurzen, kräftigen Stempeldruck. Derjenige, um den es geht, wüsste genau um dessen Aussage. Ohne lange Überlegungen hätte man etwas Schriftliches, an dem man sich orientieren, auf das man sich berufen könnte.
Ich schaue mal, ob ich den Stempel "Zur Wiedervorlage" in "Zur Freigabe" umtauschen kann.

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Frage

Erst ist da nur dieses leise Kratzen, dann ein stetiges Schaben und Schleifen. Immer mehr wird abgetragen, es bröckelt, erodiert. Verzweifelt versuche ich, die Klumpen aufzusammeln, damit das Kunstwerk nicht zerstört wird. Ich kitte, ich gebe neuen Mörtel dazu. Vergebens. Bis nur noch ein ganz kleiner Rest übrig ist. Lohnt es sich noch, dafür zu kämpfen? As long there is love, it is worth, sagt mein Kollege. Aber ist da noch was? Hallo? Jemand zuhause? Ich horche, auch in mich hinein. War da ein Echo? Nein? Dann geh ich mal wieder zum Lachen in den Keller.

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Untergang

Ja, ich bin mit gemischten Gefühlen in diesen Film gegangen. Einerseits, weil ich Spielfilmen über diese Zeit - und insbesondere Hitler - mit weniger Interesse entgegen trete als dem neuesten Film von Quentin Tarantino. Zur Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse in massenkompatibler Weise haben wir ja alle Guido Knopp. Und andererseits, weil Hitler als Menschen darzustellen eine ebenso schwierige wie zwiespältige Aufgabe ist. Hitler als Bestie, als Irrer - haben wir das nicht alle gelernt?

Bruno Ganz spielt Hitler als Menschen. Als Kranken, der seiner Sekretärin Traudl Junge (Alexandra Maria Lara) zum Schluß onkelhaft empfiehlt, doch noch Berlin zu verlassen, während er seinen Offizieren den Befehl zum Durchhalten gibt. Ganz tobt, schreit, verschluckt die Silben, genau so wie Hitler es wohl getan hat. Man bekommt Angst allein vor der physischen Präsenz auf der Leinwand.

Und Bruno Ganz schafft das Kunststück, dem Zuschauer ein menschliches Bild dieses Diktators in seiner dekadenten Umgebung zu vermitteln. Ob man das will, ist eine andere Frage. Fakt ist, man kann sich diesem Film nicht entziehen. Wenn vier Menschen auf dem Nachhauseweg danach schweigend nachdenken, dann hat er immerhin schon das bewirkt.

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Erfindung

Als ein Ex-Freund Physik studieren wollte, freute ich mich: Schön, endlich kann mal jemand für die Erfindung sorgen, die ich gern hätte. Leider hörte er nach zwei Semestern auf und wechselte zu VWL. Heute ist er ein erfolgreicher Unternehmensberater und ich warte immer noch auf meine Erfindung: den Beamer.
Und zwar genau den, der in diversen Raumschiff-Episoden ermöglicht, die Menschen herbei zu beamen, mit denen man am besten lachen und weinen kann. Gestern hätte ich ihn dringend gebraucht.

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Rat

"Man kann von einem Verhungernden nicht gefüttert werden."

Mangelernährung und fette Zeiten in steter Abwechslung. Mir ist schlecht.

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Bild des Tages



Mit herzlichem Dank an Frau Franziskript. - Mir fällt gerade auf, dass das der zweite Popofixierte Beitrag der letzten Tage ist. Hm.

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Irrtum

Als ich heute Morgen im Hof mein Fahrrad losbinden wollte um zur Arbeit zu fahren, machte ich eine erschreckende Entdeckung: Es war nicht mehr da. Scheiße, dachte ich, geklaut. Dabei war es eine so alte Möhre, dass sogar der Fahrrad-Mechaniker meinte, es gäbe so gut wie keine Ersatzteile mehr für dieses Modell.

Voller Ärger musste ich wohl oder übel das Auto nehmen, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, endlich mehr zu radeln. Auf dem Weg fiel mir dann siedendheiß ein: Mein Fahrrad steht offensichtlich immer noch dort, wo ich es am Samstag abgestellt hatte. Vor dem Café, wo ich mich nach einem netten Stündchen mit Herrn Sebas ebenso nett verabschiedete. Um dann frohgemut nach Hause zu laufen. Ich werde wohl langsam senil.

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