Im Wagen vor mir sitzt leider kein hübsches Mädchen, respektive hübscher Knabe, sondern ein älterer Verkehrsteilnehmer. Obwohl die Teilnahme sich auf erschrecktes Anfahren und Abbremsen beschränkt. Als ich die Geduld verliere und ordnungswidrig auf der Busspur rechts überhole, entdecke ich, dass er Brille trägt. Eine Brille der Marke "Glasbaustein", die ich normalerweise auch bräuchte, wenn es Kontaktlinsen nicht gäbe. Und ich bin mit meiner Brille so unsicher, dass ich nicht autofahre, wenn ich sie aufhabe. Ich bin nicht dafür, älteren Menschen den Führerschein wegzunehmen. Aber ich bin dafür, sie zwangsweise zum Augenarzt zu schicken. Für bessere Sicht und flüssigeren Verkehr.
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Wunsch des Abends: Manchmal einfach der Welt den Stinkefinger zeigen.
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Ich warte auf den Knall. Irgendwann kommt die Explosion und die Fetzen fliegen auseinander. Dann bleibt nichts als ein bisschen heiße Luft, die schnell erkaltet. Und das Gefühl, dass da mal was war.
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Jeder hat so seine Leichen im Keller. Manche stinken nur schon ein bisschen länger.
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Per SMS ist es trendy. Per Telefon ist es distanziert. Per Brief altmodisch. Persönlich ist es am ehrlichsten und am wenigsten schäbig: das Abschied nehmen.
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Lebenslauf. Lebenswert. Lebensweisheit. Lebensabend. Lebensziel. Lebenstraum. Lebensraum. Lebensfreude. Lebensmüde. Lebensretter. Lebenszeichen. Lebenswille. Lebenshunger. Lebenslust. Lebensentwurf. Lebensart. Lebenswandel. Lebenspartner. Lebensabschnittspartner. Lebensunterhalt. Lebensgefährten. Lebenslänglich. Lebensversicherung. Lebensmittelvergiftung. Lebensende. Lauf des Lebens.
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Manche Dinge brauchen Anlässe. Der Kanzler ist wieder da und darf sich mit seinem ungezogenen Volk herumärgern, das historisches Gemeingut wie "Montagsdemos" missbraucht um der eigenen Gier eine Rechtfertigung zu geben, die Schule hat wieder begonnen, und ich, ich kann's ja doch nicht lassen. Zu viele Geschichten schwirren im mittlerweile an den beruflichen Alltag gewöhnten Kopf herum. Außerdem habe ich da so einen Phantomschmerz in den Fingerkuppen... Also nehme ich die vorgenannten Anlässe als die meinen und beende meine höchstpersönliche Sommerpause. Hütet Euch!
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Geschäftsreise, die erste. Werksbesichtigung in der polnischen Provinz. Die Reise dorthin beginnt früh, noch verschwimmen die vorbei ziehenden Landschaften im Nebel. Einen Kaffee, bitte. Schnell steht er auf dem Tisch des Zugrestaurants, cremiger Schaum auf dickflüssigen Aufguss: Kaffee nach polnischer Art. Andere Mitreisende stärken sich für die Fahrt mit einem, zwei, drei Bierchen. Den Bierschaum noch im voluminösen Schnauzbart wird ein wässriges Rührei bestellt. Dann noch ein kleines Schnäpschen für die Verdauung und ein paar Vitamine im Kirschsaft. Frühstück auf Polnisch, eine flüssige Angelegenheit. Es ist kurz nach halb acht.
Die Taxifahrt ins Werk gleicht einem Weg durch den Schilderwald deutscher Tiefbaufirmen. Im restlichen Europa dürfte derzeit kein Teer zu bekommen sein, denn er wird offenbar für den Straßenbelag dieser einen Nationalstraße gebraucht. Immerhin führt sie durch die geografische Mitte Europas, dem Städtchen Kutno, bis in die Weiten der baltischen Felder. Und sie ist die einzige Straßenverbindung dorthin, Autobahnen gibt es keine. Dafür säumen viele malerische Holzkreuze den Rand. Fast täglich gibt es hier schwere Unfälle. Völlig übermüdete Truckfahrer übersehen mal eben eine Horde Kinder am Straßenrand, die in den Ferien Geld mit dem Verkauf von Äpfeln oder Blaubeeren verdienen. Der Taxifahrer erzählt, dass Agnieszka, eines der toten Schulkinder und Tochter einer Nachbarin, auf dem Friedhof in W* begraben liegt.
Überhaupt, die Friedhöfe. Sage mir, wie du deine Toten begräbst und ich sage dir, wie du die Lebenden achtest. Wenn ich in ein anderes Land reise, sehe ich mir gern einen Friedhof an. In Polen sind alle Grabstätten ausnahmslos gepflegt, überall stehen frische Blumengestecke. In Deutschland beauftragt man gern einen Blumenshop, der die Gräber dann mehr oder minder liebevoll pflegt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal das Grab meiner Großmutter besucht habe.
Gegen Mittag überqueren wir die Weichsel, unendlich breit, träge fließend auf dem Weg zur Ostsee. Später werden wir eine Bootsfahrt machen, vorbei an Fischern, an Lagerfeuern am Ufer, die Abendsonne genießen, die Gedanken schweifen lassen. Wir sind mitten in Europa. Wie weit ist Europa wirklich?
Vorher ist aber noch ein Hindernis auf dem Weg zu besten deutsch-polnischen Geschäftsbeziehungen zu überwinden: Das Abendessen. Es ist deftig. Sehr deftig. Würste, Schnitzel, Frikadellen. Piroggen. Dazu Kartoffeln, Tomaten und viel Zwiebeln. Ich esse und esse und esse. Und traue mich nicht, hinterher nach einem Schnaps zu fragen. Meine Verdauung ist auf deutsche Verhältnisse eingestellt. Auf der Rückfahrt grummelt das Gedärm, an Schlaf ist − trotz sehr bequemer Liegewagen − nicht zu denken.
Europa wächst zusammen. Vielleicht passt sich irgendwann auch die Verdauung an.
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Allmittägliches Ritual: Die Angestellten – überwiegend Männer mittleren Alters mit technischem Hintergrund – wünschen sich beim Verlassen des Büros ein freundliches „Mahlzeit!“. Ich dachte, diese Zeiten seien vorbei und fühle mich in die 70er Jahre zurückversetzt, als auf dem elterlichen Holzhof neben dem Ausruf „Mittag“ als Hinweis darauf, dass die nächsten 45 Minuten jetzt ganz dem mitgebrachten Stullenpaket und einer heimlichen Flasche Bier in der „Leutestube“ gehören. Na, dann: Mahlzeit.
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Sonntage sind wunderbar. Wenn der Nachbar mit den flinken Fingern seinen Flügel vergewaltigt, die dunkelhaarige Germanistikstudentin schräg gegenüber intensive Diskussionen mit ihrer eine sehr intellektuell aussehende dunkle Brille tragenden Freundin führt, die Sonne auf meinem Balkon südländisches Flair verbreitet - dann sind Montage so verdammt wie Sonntage wunderbar.
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