Kollegin I befindet die (tanagrafigurartige) Taille zu dick, den Muskeltonus zu unausgebildet und fragt in die Runde, ob jemand ein gutes Fitnessstudio kenne. Vier Kollegen sehen auf einmal sehr betreten aus. Kollege IV sagt: "Ich weiß nicht, ob mein Fitnessstudio ein gutes ist, denn ich zahle seit Monaten Beiträge und war seit Ostern nicht mehr dort, aber ich habe es in guter Erinnerung." Kollegin III hält nun auch nicht mehr hinterm Berg: "Geht mir genauso! Ich war seit Weihnachten nicht mehr im Studio. Das kostet mich monatlich 50 Euro." Nun gibt es kein Halten mehr. Die Bilanz: Eingeschlossen meine Wenigkeit haben acht Kollegen einen Vertrag mit einem Fitnessstudio, sechs gehen seit Monaten nicht mehr sporteln, eine hat gerade gekündigt, und die letzte wenigstens ist standhaft und geht jede Woche in zwei Kurse, denn: "Ich drücke doch keine Beiträge ab und habe nichts davon. Dann kann ich doch gleich in die Rentenkasse einzahlen."
(In meinem Schlafzimmer steht seit heute ein Hometrainer. Den Vertrag mit dem Fitnessstudio kann ich dann ja endlich kündigen.)
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Es tut einen höllischen Schlag um viertel nach vier, und ich stehe senkrecht im Bett. Ein Gewitter geht über Berlin runter als wenn sich sämtliche Reiter der Apokalypse zu einem munteren Parforceritt versammelt hätten.
Mit kreisrunden schwarzen Ringen um die Augen sitze ich im Büro, als wieder ein Schlag erfolgt. Diesmal nicht aus dem Himmel sondern aus der Chefetage.
Die Gewitterstimmung bleibt.
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Das dringende Bedürfnis, in einer Konferenz aufzustehen und laut zu schreien: "Das machen wir doch schon längst so, Ihr Pappnasen!"
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Heute das erste Mal von einem Headhunter angerufen worden. Fühle mich wichtig.
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Den von einem Außentermin hereinkommenden Kollegen grüßen: Hallo, xyz! Dabei denken: Hallo, Arschloch! Und im nächsten Moment siedendheiß überlegen, es laut gesagt zu haben.
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Firmenworkshops, zweitägige, sind eine gute Gelegenheit, seine Kollegen mal auf die ganz private Tour kennen zu lernen. So weiß ich jetzt, dass nicht jeder akademisch gebildete Mensch gelernt hat, mit Messer und Gabel umzugehen. Oder dass sich die ansonsten sehr umgängliche Kollegin aus dem rheinischen Standort morgens überaus schlecht gelaunt und stark duftend präsentiert (Bei mir ist mittlerweile bekannt, dass ein Anliegen besser nach 10 vorgetragen werden sollte. Und ich bin geduscht. Immer.).
Oder dass Weingenuss der einen oder anderen Führungskraft einen Hirntotalausfall beschert, der sich in kumpelhaftem Auf-die-Schulter-Klopfen und kollegialen Verbrüderungsszenarien niederschlägt. Egal, mit wem. Ganz ehrlich: Haben Sie schon jemals eine Frau im mittleren Management erlebt, die ihrem Vorgesetzten mit einem herben Schlag auf den Rücken beehrte und gleichzeitig ein "na, Chef, wolln wer noch ein Bier" ins Ohr säuselte? Das ist der kleine Unterschied.
Ein großer Unterschied ist im genderspezifischen Sozialverhalten solcher Workshops vor allem festzustellen, wenn es ums Sprücheklopfen geht. Ich möchte hiermit eine kleine Anthologie der leistungs- und teamstärkenden Aussonderungen zum Besten geben:
- "Als Tiger gesprungen, als Bettvorleger gelandet." (Vorstand, der)
- "Wir müssen das Wir-Gefühl stärken." (Führungskraft, nüchtern)
- "Wir Jungs müssen zusammen halten!" (Führungskraft, angesäuselt)
- "Die Weichen stellen, nicht den Wecker." (Kollege aus dem Kundenservice)
- "Fakten, Fakten, Fakten - so hat eine Marketingkampagne auszusehen." (Führungskraft, nach Diskussion um Kaufstimulation)
- "Das System muss in der Lage sein, sich den steigenden Anforderungen im Markt anzupassen. Der Mensch ist nur ein minimaler Faktor bei der Erfüllung dieser Bedingungen. Ich erwähne dies nur, um Ihnen anhand der IT einmal... blablablablabla" (der firmeneigene Vertreter des Elefantenfriedhofs, gern auch mal selbstreferenziell und ausschweifend)
Ich kann das Große-Jungs-Spiel auch. Mit einem "wir sollten alle hinter dem Gewehr stehen und zielen, anstatt der Kugel hinterher zu rennen" habe ich sogar den Vorstand beeindruckt. Wenn das keine Beförderung wert ist. Ganz ohne Schulterklopfen.
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+++ In der rheinländischen Zipfelgemeinde ein Schild gesehen: "Große Ü40 Party". Früher nannte man das Tanztee. Muss das schön sein: "Zeigen Sie mal Ihren Ausweis. Wie, noch nicht 40? - Du kommst hier nit rein."
+++ Wenn die Kollegen um 17 Uhr sagen, dass sie jetzt in den wohlverdienten Feierabend gingen insgeheim denken, dass es in der Provinz eine ausgewogenere Life-Work-Balance gibt als im Arbeitsmoloch Berlin.
+++ Akutes Erschöpfungssyndrom.
+++ Immer wieder das Unglauben über die wunderbare Existenz des Gentleman.
+++ Epidermist.
+++ Bloggerkonferenz. Klingt wie eine Bundestagssitzung. Und hat mit der Blogosphere so viel zu tun wie der Politiker mit seinem Wählervolk. (Aber gut, dass wir mal drüber geredet haben.)
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Kontakte sind das Salz in der Geschäftssuppe, sagte meine Großmutter immer und sie musste es ja wissen. Neben der Flasche Frankenwein zum Geburtstag eines Geschäftspartners und einem Präsentkorb mit Pâté und anderen Luxusleckereien zum Weihnachtsfest pflegte sie in regelmäßigen Intervallen mit den wichtigsten Kunden Essen zu gehen und mit den weniger wichtigen Grußkarten mit Unternehmensmeldungen auszutauschen. Regelmäßige Intervalle, so erklärte sie mir einmal, seien Kundenspezifisch, orientierten sich an dessen Wichtigkeit und vor allem: "Der Kunde muss einen Nutzen vom Kontakt haben."
Heute heißt das neudeutsch Networking und beschäftigt eine ganze Industrie von PRlern, Journalisten und Marketingleuten. In einer sechstägigen Abwesenheit vom Büro networkte offenbar die halbe Druck- und Werbemitteldienstleistungsbranche: Mein Postfach enthielt 76 Mails - abgezogen bereits die internen Mitteilungen - mit Ankündigungen, Osterwünschen, Newslettern, Remindern. Kurz und auf den ersten Augenschein sortiert sind 90 % dieser Mails weder auf meine Funktion passend noch haben sie einen Nutzwert.
Nichts gegen Kontaktpflege, das gehört dazu und ist wichtig. Aber darf's auch mal ein bisschen weniger sein?
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Kollegin I säubert ihre Tastatur. Heraus fällt eine tote Fliege. Kollegin I: "Ach, deshalb hat die Strg-Taste geklemmt."
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Die Entstehung von Duodezfürstentümern innerhalb einer Firma. Aufstellung von Truppen mit gleicher Stärke. Wir sind das Kanonenfutter.
Tipp: Öfter mal eine Brandmail schreiben.
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