Egal, wie lieblich die Hügellandschaft ist, man ist in England nirgendwo sehr weit vom Meer entfernt. In der Tat ist das Dörfchen Coton in the Elms in Derbyshire der einzige Ort, von wo aus man sensationelle 113 km bis zur Küste fahren muss. Aber so weit haben wir es von Salisbury nicht, schlappe 77 km sind es, bis ich – so hoffe ich – endlich wieder Meer sehen kann.
Um Sie, liebe Leser, gleich mal mit weiteren Daten und Fakten zu langweilen: Wir haben Zwischenstopp im Dorf Shaftesbury mit einer unglaublich steilen Straße - "Gold Hill"- eingelegt, deren Kopfsteinpflaster-Steigung mit gut 30 Prozent arglosen Touristinnen mit neuen Schuhen (10 cm Absatz, 45 Prozent Steigung) die Haxen brechen kann.
Weymouth ist wohl das englische Äquivalent zu einem mecklenburgischen Badeort und wirbt mit einem langen, breiten Sandstrand um Touristenfamilien. Es geht leger zu: viele Gäste sind tätowiert, tragen dreiviertellange Schlabberhosen und haben eher mäßig gutes Benehmen. Nicht so schlimm wie am Ballermann, aber Welten entfernt von der Côte d'Azur. Muss ja auch nicht, es gibt für alle einen, ihren Platz. Für Kinder zum Beispiel ist die gesamte Uferpromenade ein einziges Quengelware-Paradies: Karrussells mit schriller Leierkastenmusik, Hüpfburgen, Rutschen, dazu hier eine Zuckerwatte, dort fettiges Ausgebackenes. Alles irgendwie ein wenig altmodisch, gemütlich, langsam, mit Ferienfeeling.
Unser Hotel war eine Reise zurück in die Achtziger. Oder nach noch früher, ganz so, als ob ich wieder mit meiner Großmutter nach Saas Fee zum Winterurlaub gereist wäre, mit dicken Teppichen in der Lobby, einem Salon mit Plüschsofas und Kamin und Betten, deren Federn zwar deutlich spürbar sind, die aber dennoch einen bequemen Schlaf ermöglichen. Immerhin: WLAN, zwar nur in der Lobby, aber hey, liebe deutsche Hotellerie-Betreiber - in allen Hotels gab es kostenfreies WLAN! Das ist heutzutage internationaler Gold-Standard, steckt euch also eure 10 Euro-für-24-Stunden-Tarife sonstwohin!
Fakten
Wohin in Weymouth?
Unbedingt an den Hafen und auf der dem Zentrum gegenüberliegenden Teil der Stadt den Einheimischen und Touristen beim Krabbenangeln zuschauen und fasziniert davons ein, wie viel Fisch und Chips der gemeine Engländer bei dieser Tätigkeit verdrücken kann. Geht man auf dieser Uferseite bergan, kommt man zu einem Höhenbunker in einem hinreißenden kleinen Stadtpark mit guter Aussicht über die Bucht in Richtung der Insel Portland.
Wohin essen in Weymouth?
Es gibt viele Restaurants an der Uferpromenade, aber uns hat keines so richtig gereizt. Daher gingen wir Fish und Chips beim wohl höchst frequentierten Imbiss der Stadt am Hafen essen. Aber wir waren ja noch recht satt von den cornischen Scones mit clotted cream und Erdbeermarmelade, also dem typischen Cream Tea der Region. Gereicht wird das sehr hübsch auf Blümchengeschirr im The T-Shop (11A Trinity Street), und die handgehäkelten Teekannenwärmer sind ungefähr die handwerkliche Qualität, die ich zu leisten im Stande bin, was es noch sympathischer macht..
Wohin trinken in Weymouth?
Wir kehrten in zwei nicht näher erwähnenswerten Pubs, wo wir fortfuhren, Real Ales zu testen. Mein absoluter Favorit: Otter Ale. Ganz leicht bitter, mit einer zitronigen Note.
Und sonst so?
Weymouth ist ein ganz nettes Touristenstädtchen, das für bescheidene Familienbedarfe gut geeignet ist, aber mehr als eine Nacht braucht's hier nicht.
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Man muss einfach über sie stolpern: Jane Austen. Ganz Südengland hat die Autorin als touristisches Element für sich entdeckt. Es gibt Jane Austen Touren, und auch ich konnte mich nicht ganz entblöden und habe das Buch "Mit Jane Austen durch England" und "Emma" und "Stolz und Vorurteil" auf Englisch als Vorbereitung gelesen.
Exkurs: Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mich die Bücher nicht annähernd so fasziniert haben wie die einer anderen Autorin rund hundertzwanzig Jahre später: Georgette Heyer. Deren Bücher habe ich bereits vollkommen zerlesen von meiner Großmutter geerbt und lese sie heute noch. Mir gefällt der leichte Ton der Protagonisten, die Hintergründigkeit der Konversation, aber auch die modernen Aspekte der Figuren, wie sie bei Jane Austen in ihrer engen, im gesellschaftlichen Korsett
steckenden Welt wohl nie vorkamen. Aber die Verfilmung von Austens "Emma" mit Gwyneth Paltrow und meinem Gentleman-Crush Jeremy Northam ist immer wieder hinreißend (man sollte sich das allerdings bitte nicht auf Englisch antun – Gwyneth Paltrow ist und bleibt Amerikanerin und kann das bei aller Bemühung nicht verbergen!). Übrigens bin ich überzeugt, dass Georgette Heyer eine ganz furchtbare, geizige und unsoziale Ziege war: "I'm getting so tired of writing books for the benefit of the Treasury and I can't tell you how utterly I resent the squandering of my money on such fatuous things as Education and Making Life Easy and Luxurious for So-Called Workers."
Nichtsdestrotrotz mussten wir natürlich in der Kathedrale von Winchester kurz an der Gedenktafel für Jane Austen innehalten. Sie liegt dort begraben, aber nicht nur aus diesem Grund lohnt sich der Besuch. Die Kathedrale ist wirklich ein wunderschöner Kirchenbau und was mich besonders freut, sind die vielen, unglaublich freundlichen Ehrenamtler, die sich um Touristen und Organisation dort bemühen – wie auch fast überall in den von uns besuchten Kirchen. Ältere Herrschaften, die sich ihrer Aufgabe mit Stolz annehmen, teilweise mit Schärpe, um ihre Zugehörigkeit zur Kirchengemeinde zu zeigen.
Winchester ist ansonsten eine typische Kleinstadt, wie man sie auch in Deutschland finden kann: die "Deichmannisierung" von deren Innenstädten lässt sich britisch wohl am besten mit "Marks&Spencerism" übersetzen. Übrigens auch hier: Summer Sale in England ist toll!
Wir übernachteten allerdings in der nächsten Kleinstadt: Salisbury, wo eine nicht minder schöne Kathedrale steht, umgeben von einer charmanten Domfreiheit. Übrigens kann man in Salisbury ganz ausgezeichnete Dinge kaufen:
Fakten
Wohin in Salisbury? Natürlich zur Kathedrale, die als Vorbild für den Historienschinken "Die Säulen der Erde" gilt. Von dort aus gibt es einen hübschen Spaziergang entlang des Flüsschens Avon (übrigens heißen in England so viele Flüsschen Avon, dass man manchmal ganz verwirrt wird). Außerdem: natürlich nach Stongehenge, knapp zwanzig Autominuten von Salisbury entfernt. Nicht halb so eindrucksvoll wie die Steinknüppel fand ich die vielen Schafsköttel, die wirklich überall auf dem Boden verteilt waren – sogar in der Toilette des Besucherzentrums. Von hilfreicher Dürre dort haben wir übrigens nichts mitbekommen, ein leichter, sehr englischer Nieselregen legte sich sanft auf die Unmassen Touristen.
Wohin essen in Salisbury? Der Marktplatz wurde gerade umgestaltet, so dass wir dort nur einen mittelmäßig attraktiven Ausblick auf Baumaschinen, -zäune und Gehwegplatten hatten. Aber das ist nun auch relativ egal, wenn der Blick auf den Teller gerichtet ist, weil er einfach nicht glauben kann, wie lecker das ist. Man kann das sehr gut im Charter 1227, wo unter der Leitung von Danny Bozic moderne, europäische Küche mit regionalen Zutaten kreiert wird. Mein Flusslachs wie auch die Flugente des Gentleman waren auf den Punkt gebraten, die Beilagen raffiniert gewürzt und der Service ausgezeichnet.
Wohin trinken in Salisbury? Eine nette Mischung zwischen Pub und Kaffeehaus ist das Kings Head Inn, wo man auch gut frühstücken kann.
Und sonst so? Salisbury mag ein bisschen verschlafen wirken, aber nach dem wuseligen Brighton ist es eine willkommene Zwischenstation, denn die meisten Touristen bleiben nur kurz für einen Besuch in der Kathedrale um gleich nach Stonehenge weiterzufahren.
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Fangen wir mal von hinten an: Tag 10 unserer Reise und wir sehen fern, in unserem hübschen, sehr stylischen Appartment im Londoner Stadtteil Bayswater. Was man halt so guckt, wenn man in der Fremde ist: The Hotel Inspector mit Alex Polizzi, der weiblichen Antwort auf Christian Rach im Hotelleriebereich. Also alles wie Zuhause, mit BBC statt RTL. Auf einmal: Der Ausblick auf die abgewrackte Seebrücke in Brighton, kennen wir doch! Das ist der gleiche Ausblick wie aus unserem Hotelzimmer! Und die Kellnerin kennen wir auch! Aber es sieht alles ein bisschen anders aus als bei unserem Besuch im Artist Residence Hotel: etwas angestaubter, die Zimmer altmodisch und der Eingangsbereich – sehr wenig einladend. Jedenfalls, der Besuch der Hotelinspektorin beim jugendlichen Besitzerpaar vor vier Jahren hat sich sehr gelohnt, die Zimmer wurden kunstgerecht gestaltet, der Service ist sehr freundlich, sehr familiär, mit tollem Frühstück – und das Zimmer 3 im ersten Stock hat ohnehin den besten Balkonblick. Man sollte nur nicht sehr viel Gepäck dabei haben, denn der Wandschrank fasst gerade einmal einen kleinen Koffer und deren zwei finden schlecht Platz im wohl kleinsten Doppelzimmer des Hotels.
An Brighton mag ich ganz besonders das Unfertige, Wuselige, teilweise ein bisschen Schäbige zwischen all den schönen Regency-Bauten. Die abgebrannte Seebrücke ist da nur ein Teil des Ganzen. Bei meinem ersten Besuch vor über zehn Jahren stand noch ein Gutteil mehr des Gerüstes und nun streiten sich die Möwen um die besten Plätze auf dem langsam bröckelnden Stahlskelett.
Damals war ich zu Besuch bei Freundin M., die im nahen Worthing arbeitete und in einer Musikstudenten-WG wohnte. Brighton ist Musik-Stadt, die Kooks kommen von hier und das Brighton Festival habe ich leider immer verpasst . Auf der Western Road gibt es diverse, gute Musikläden, wo wir auch einkehrten. Der Mann und ich gehen ja bekanntermaßen bei der Auswahl unserer Musik wie bei Weinen nach dem Etikett und so haben wir auch eine sehr interessante Entdeckung gemacht: The leisure society , auch ein Brightoner Gewächs.
Natürlich sollte in Brighton auch die Kultur nicht zu kurz kommen: Der Pavillon des Prinzregenten, ein wahrhaft königliches Vergnügungshäuschen, hat seinen ursprünglich beabsichtigten Zweck erfüllt und uns sehr beeindruckt. Die sehr gute Audioführung sollte man nutzen, ansonsten helfen die freundlichen Mitarbeiter gern mit Humor und Wissen weiter.
Fakten
Wohin in Brighton?
Ans West Pier, das mit seinen zerfallenden Stahlstützen wildromantisch aussieht. Und auf einen kurzen Shopping-Trip in die engen Gassen des ehemaligen Fischerviertels The Lanes. Überhaupt: Summer Sale in England ist toll!
Wohin essen in Brighton?
Es gibt viele gute Restaurants, eines davon ist das Gingerman, in dem wir leider keinen Platz mehr bekamen. Es gibt auch viele billige Restaurants, geschuldet auch den Horden von Sprachstudenten, die nicht so viel ausgeben möchten. Da wir letztlich nur zwei Nächte in Brighton verbrachten, aßen wir einmal Steak im Aberdeen Steak House (eher mäßig) und einmal beim Libanesen (eher mäßig), beide in der Preston Street.
Wohin trinken in Brighton?
Auf jeden Fall sollte man hier schon mal mit "Real Ale" anfangen, und zwar von lokalen Brauereien und handgepumpt. Ein guter Ort, um das zu tun, ist The Bedford Tavern .
Und sonst so?
Ein guter Start für einen Südengland-Urlaub.
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Wenn Sie, werte Damen und Herren, neugierig sind, was andere so zu bestimmten Orten zu erzählen haben, dann gehen Sie doch mal zu Stories & Places, einem wunderbaren Projekt der wunderbaren Kitty Koma. Lesen Sie!
Und machen Sie mit! Ist einfach und macht Spaß.
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Meine Frage "Mami, kann ich ein Pferd haben, bei Oma und Opa ist doch genügend Platz im Garten und Hühner haben sie auch nicht mehr?" im Alter von etwa neun Jahren wurde leider abschlägig beschieden, und Reitunterricht durfte ich wegen einer Hüftfehlstellung auch nur sporadisch nehmen. Heimlich half ich aber im Reitstall beim Ausmisten und durfte so dann und wann umsonst reiten. Als ich nach Berlin zog, waren mir die Reitstunden zu teuer. Das letzte Mal saß ich vor zehn Jahren in Polen im Sattel. Man kann also bei mir nicht wirklich von viel Reiterfahrung sprechen.
Umso schlimmer, dass mich das nicht davon abhält, Pferde zu mögen und den latenten Wunsch im Herzen zu tragen, doch mal wieder mit wehenden Haaren im fliegenden Galopp über abgeerntete Felder zu sausen. Und gerade im Urlaub auf einer sehr entspannten Insel im Norden Yucatans bahnte sich die Pferdenärrin in mir wieder den Weg und ich buchte einen Ausritt durch Mangroven und am Strand entlang.
Reithosen? Reitstiefel? Reitkappe? Fehlanzeige. Braucht man nicht. Pfft. Reichen auch eine ohnehin angeschmuddelte Dreiviertelhose und ein Strohhut. Falle eh nicht vom Pferd, die ja hier eher Kleinpferde sind. Und wenn, falle ich ins Wasser oder in den Sumpf. (Kennt jemand? Hoppe hoppe Reiter und so?)
Der nette mexikanische Guide versicherte mir, dass "Principe" genau das richtige Temperament für mich hätte, also ungefähr das einer Mettwurst. Sollte mir auch recht sein, obwohl sein Zosse ein wenig mehr Feuer in den Augen blitzen hatte. Ich schmeichelte mich bei Principe mit einem halben Apfel ein und bestieg ihn. Ein Westernsattel, soso. Ein Riesenknüppel vor mir für das Lasso, ich hängte da mal lieber meine Tasche an, in der ich noch weitere Äpfel bereit hielt für den Fall, dass Principe mir ein treues Tragtier sein würde. Die nächste Überraschung: recht kurze Zügel und eine imposant aussehende Kandare. Der Guide wies mich gleich darauf hin, dass man mit einer Hand reiten würde und stützte außerordentlich lässig die Rechte in die Hüfte. Gefällt mir. Dieses Lässigsein ist genau meins, vor allem, wenn ich im Galopp über abgeerntete Felder... Klar.
Wir ritten also los, staubige Wege entlang, durch tiefe Pfützen vom letzten Tropenregen, an deren Rändern winzige Krabben in Hundertschaften saßen und sich bei unserem Herannahen blitzschnell in die umliegenden Sträucher zurückzogen. Principe machte sich in einem gemächlichen Schritt mit mir vertraut und ich bemühte mich, mit einer lässigen Hand nicht zu sehr an den Zügeln zu rupfen, Kandare und weiches Pferdemaul, ist ja bekannt. Wir durchquerten Mangrovenwege und staunend konnte ich weiße und graue Reiher, Löffler und Pelikane auffliegen sehen. Mopedfahrer grüßten freundlich beim Entgegenkommen und mein Hinterteil fühlte sich in den Westernsattel ein. Ich. war. äußerst. lässig.
Aber konnte Principe auch mal ein bisschen schneller? So ein Zuckelschritt ist ja nicht besonders aufregend. Bei meiner umfassenden Reiterfahrung wusste ich natürlich, dass ein Tritt in die Weichteile manchmal Wunder wirken kann. Principe würdigte meine Bemühung mit einem leichten Zuckeltrab, der mich rüttelte und schüttelte, ich kam nicht mal dazu, eine korrekte Haltung einzunehmen oder leicht aus dem Sattel zu gehen. Am Ende der Mangrovenstrecke ruckte ich kurz an den Zügeln und Principe hielt gnädigerweise an. Der Guide wies auf eine Spur im Schlamm: "Crocodyle. Big. Nice animals." Ich freute mich über die Naturverbundenheit des Guides. Fressen Krokodile eigentlich auch Pferde samt Reiterinnen?
Wir ritten weiter, am Strand staksten in Wurfweite eine Menge pinkfarbener Flamingos herum und Pelikane tauchten nach Fischen. Eine leichte Brise machte die vormittägliche Hitze erträglich und mein Hintern fühlte sich schon fast mit dem Westernsattel verwachsen. Zeit also für ein bisschen Action. Der Guide sagte: "Okay, Lady, we are going to speed up!" Und trabte los. Principe spitzte die Ohren. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Er peitschte noch einmal mit dem Schweif und gab Speed. Leichter Trab, pfft, schneller Trab, ha! kann ich auch! Unvermittelt wechselte er in Galopp. Damit hatte ich nicht gerechnet. Das ging ja ganz schön schnell! Und wie war das damals noch mal? Ausreiten des Sattels oder so - aber warum ist der Sattel so schnell zu Ende und dieser Riesenknüppel da vor mir, warum haut der mir andauernd in die Scham? Nur nicht an den Zügeln reißen! Das arme Pferd, dem breche ich bestimmt gerade das Rückgrat mit meinem hin und her hoppelnden Gewicht! Wo ist die Bremse? Ich kralle mich am Knüppel fest, Anfängerhaltung hin oder her, egal. Wir galoppieren.
Der Strand ist viel zu schnell zu Ende, da macht Principe einen Satz nach rechts und folgt dem Guide, der auf einer Sandbank auf langsamer reitet. Durchs Wasser! Ich bin bis zur Hüfte nassgespritzt, das wird doch nicht noch tiefer, oder? Und die Krokodile! Haie! Hilfe. Aber auf Principe ist Verlass, ich bin sicher, ich bin ja auch nicht die erste Touristin, die er durch die Gegend juckeln muss. Leider muss ich ganz furchtbar grinsen und bekomme das Grinsen auch bis zum Ende der Tour nicht mehr aus dem Gesicht.
Für's Reiten gibt es übrigens eine Faustregel: Pro Stunde einen Tag Muskelkater. Und zwar der übelsten Sorte. Oben am inneren Oberschenkel. Ich war zwei Stunden unterwegs. Und lief fortan nur noch breitbeinig. Lag bestimmt an der schlechten Reithose. Ich probiere das demnächst nochmal im nahe gelegenen Reiterhof mit einer anderen Hose.
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Isa hat es vorgemacht: "Sachen machen" sollte man immer dann, wenn es genau gar keinen Grund gibt, sie zu tun, als den, dass man Lust dazu hat. Daher waren der Gentleman und ich heute in einem mexikanischen Zirkus.
Wir holen uns die Eintrittskarten schon am Nachmittag ab. Einlass sei um 20.30, sagt der Zirkusmensch, der uns die Karten verkauft. Jedenfalls glaube ich, dass er es sagt, denn ich spreche ja kaum Spanisch und mein passives Sprachverständnis täuscht mich gelegentlich ganz gehörig. Der Zirkus sieht von außen ganz genau so aus wie die Zirkusse (Zirken? Zirkeen? Egal.) meiner Kindheit. Jedenfalls die, welche nicht die großen Namen trugen, sondern auf dem Kirmesplatz im Vorort ihr Zelt aufschlugen. Ein Zelt, ein paar Wagen, davor ein Lama, ein Esel, ein paar Shetlandponies zum Neugierigmachen für die Kinder.
Nachdem wir pünktlich - klar, wir sind deutsch, das geht nicht aus uns heraus, auch in Mexiko nicht - um 20.30 am Zelteingang eintreffen, stehen etliche Golfbuggys mit Großfamilien herum, alles erzählt sich erst einmal was, die Kinder, Omas und Erwachsenen versorgen sich mit Knabbereien und Cola. Der Einlasser hält ein Pläuschchen mit, vermutlich, denn er trägt den dicksten Bauch und den buschigsten Schnurrbart, dem Bürgermeister, kurz: die Vorstellung fängt dann an, wenn alle bereit sind. Und das sind sie um 9.00, alles nimmt Platz: die Großfamilien auf der Tribüne, die präpubertären Kids in den ersten drei Reihen (wir auch! wir auch!), der Bürgermeister mitsamt Familie in der Tribünenmitte. Aber erst einmal muss noch am Popcorn-Stand Nachschub geholt werden. Dann geht es los.
Tusch! Die knarzige Verstärkeranlage spielt ein Stück aus "Die Väter der Klamotte", während sich die Scheinwerfer auf den samtblauen Vorhang, besetzt mit kleinen runden Spiegeln (die ich erst für CDs gehalten hatte) richten. Mein Blick geht nach oben - und ich sehe Sternenhimmel! Nur die Zuschauer sitzen unter einer Plane, die eigentliche Arena ist unter freiem Himmel. Wunderschön ist das, ganz luftig und leicht, eine Brise bewegt ganz sacht den Vorhang.
Aus dem kommt der Conferencier, eigentlich sieht er wie eine Mischung aus Ranchero und Buchhalter aus, aber er hat sein Publikum sofort im Griff, erzählt ein paar Schwänke, ruft "Applauso!" und kündigt mit viel Verstärkertechnik die Nummern an: Clowns, Artistik, Jonglage, nochmal Clowns, Bauernschwänke und Puppentheater und dann - Trommelwirbel! - "El Hombre de Lobo"! Der hat nichts mit dem namensgleichen Internetmenschen zu tun, sondern trägt zum Jeansanzug eine, nun ja, selbstgebastelte Wolfsmaske sowie Pelzhandschuhe. Der Wolfsmensch schaut düster ins Publikum. Die frechen Schulmädchen vor uns werden merklich fiepiger, eine guckt sich hektisch nach ihren Eltern und dem kleinen Bruder (auf der Tribüne) um. Dann - nochmal Trommelwirbel - wird eine längliche Kiste in die Manege gerückt. Erst zaubert der Wolfsmensch-Gehilfe eine Schlange hervor. Die ersten Mädels flüchten. Die dagebliebenen lachen sich schlapp. Dann holt er eine zweite aus der Kiste. Die Reihen vor uns leeren sich schlagartig. Beim dritten und größten Python sitzen nur noch die Klassencoolsten da und schauen sich erhaben nach den Geflüchteten um, während der Wolfsmensch die Schlangen erst ein bisschen ärgert, um sie hernach mit geöffnetem Maul zu küssen und in die Menge zu zeigen. Der Conferencier kommt wieder und verabschiedet den Hombre de Lobo mit lauten Rufen. So geht das bis 22.30, dann sind auch die Kinder müde, trotz der Cola, die sie in den Pausen getrunken haben. Mexiko ist ein Land der Colatrinker, soviel steht fest.
Wir haben uns glänzend unterhalten gefühlt, auch wenn wir nicht einmal fünf Prozent von allem verstanden haben. Sache gemacht, sehr gelacht. Das machen wir jetzt öfter. Nicht nur in Mexiko.
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Manchmal sollte man doch auf gute Ratschläge hören. So auch auf den Tipp des Werbedienstleisters des Vertrauens, der mich auf ein Reisebüro in der Nähe hinwies. Normalerweise buche ich Reisen mit Vorliebe im Internet, das gibt mir das gute Gefühl, selbstbestimmt und ohne Druck Entscheidungen treffen zu können. Heute aber die Premiere: Wir haben in einem Reisebüro unsere Flüge nach China und zurück gebucht - und zwar zu einem günstigeren Preis als im Internet, dazu noch eine Jahresreiserücktrittsversicherung (nach der Indien-Pleite im vergangenen Jahr eine Prämisse für zukünftige Reisen) und eine sehr ausführliche und freundliche Beratung bekommen. Gern wieder.
Nun also (wenn alles klappt, man weiß ja nie): Berlin - Shanghai - Peking - Berlin im September. Mit einem Besuch bei meinem Vater in seiner "Kleinstadt" (2 Mio. Einwohner), bei seiner Frau in Peking, der tönernen Armee und der großen Mauer. Reisebuchen macht fast genauso viel Spaß wie reisen.
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+++ Shoppen. (erledigt)
+++ Lecker essen. (erledigt)
+++ Coffeeshop aufsuchen.
+++ Ans Meer nach Zandvoort fahren.
+++ Tanzen gehen.
+++ Joggen im Vondelpark. (Ja, ich habe meine Sportklamotten mitgenommen. Ich bin voll des guten Willens.) (Edit: erledigt)
+++ Mit dem Fahrrad in Amsterdam Rache für all' die vielen lahmarschigen Wohnwagenfahrer auf deutschen Autobahnen üben.
+++ Der Freundin ausreden, dass wir keine 20 mehr sind und das alles nicht mehr dürfen. (erledigt)
+++ Mann neidisch machen.
+++ Freunde neidisch machen. (erledigt)
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Schleifen haben irgendwo einen Anfang und ein Ende, manche sind sogar für die Unendlichkeit miteinander verbunden. Mit der Warteschleife einer großen deutschen Fluggesellschaft verhält es sich ganz ähnlich. Man sitzt in einem Moment der Unendlichkeit gefangen, wohlig eingelullt von Dibidu-Musik. Ab und an ertönt eine freundliche Männerstimme, die um etwas Geduld bitte, man verbände mich mit dem nächsten freien Platz. Ein höflicher Mensch, der dann noch auf das erhöhte Anfragevolumen aufgrund der winterlichen Verhältnisse hinweist. Ja, man hat Verständnis. Und gute Servicezeiten: 24 Stunden Anrufbereitschaft. Ich rufe heute Nacht nochmal. Es geht ja nur um eine Umbuchung/Stornierung nach Indien. Und die unendliche Entschleunigung kenne ich ja noch von meiner letzten Reise. Ganz entspannt im Hier, Jetzt und in der Warteschleife.
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Dieses Auto habe ich in natura in Riga, Lettland, gesehen, direkt an der schönsten Jugendstilstraße der Stadt. Ich musste natürlich sofort zum Fotoapparat greifen (Fotos werden nachgereicht, sobald ich die Bilder kleinrechnen kann).
Übrigens: ein Herr meiner Bekanntschaft, seines Zeichens Kriminaler, erwähnte, dass die meisten Autoschieber aus Kaunas, Litauen, stammten. Ein Schelm, wer den Autonarren aus dieser Stadt Böses andichten möchte.
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