Beckencontent.

Ha, mit dieser Überschrift habe ich Sie auf den Leim geführt, liebe Leser. Sie denken jetzt sicherlich, es käme Schlüpfriges von unterhalb der Gürtellinie, aber weit gefehlt - ich bin dieser Tage eher handwerklich oberhalb jener orientiert. Und so kann es nicht wundernehmen, dass ich heute wieder etwas aus der Rubrik „Meisterwerke der Gewerke“ preisgebe.

Ja, Sie sind sogar live dabei, wie ich den Austausch des bröckelnden Badezimmerwaschbeckens in Form einer Botticelli’schen Muschelschale gegen ein solides deutsches Grundmodell aus Keramik erlebe. Ich sitze nämlich gerade in meiner Küche, einen Milchkaffee auf dem Tisch und höre den Gas-Wasser-Heizung-Männern bei ihrer Fachsimpelei zu.

7.16 Uhr:
„Ulli, haste ma ne Viererflansch? Dit sieht ma nich so aus, als obbet mit der Viertelzollverwindung ausreicht.“

7.32 Uhr:
„Ulli, steh hier nich rum, mach dit sauba.“

7.33 Uhr:
„Ulli! Hol 'n Eima, sonst ham wer gleich Hochwassa.“

Spätestens an diesem Zeitpunkt hätte ich mich leise weinend aus der Wohnung verdrücken sollen. Wenn, ja, wenn da nicht ein Problem wäre: Die Handwerker brauchen einen Schlüssel, falls "dit nich ausreicht, was wa an Werkzeujen da ham", und ich demnächst zur Arbeit muss. Ich habe zurzeit aber nur einen Wohnungsschlüssel, denn der andere ist beim Gentleman. Und der weilt bekanntermaßen unterwöchig nicht in derselben Stadt. Verdammte Hacke.

Aber mir wird eine Lösung einfallen. Ich brauche, glaube ich, nur einen Viererflansch dazu.

Nachtrag 7.48 Uhr: "Dit sieht ja Scheiße aus. Ick gloobe, junge Frau, wir sehn uns demnächst wieda. Nüscht, dass det mir nich jefalln würde. Aba Fliesen wollnse ja ooch anne Wand ham. Wa." Sie reißen gerade an der Wand herum. Hilfe.

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Waldtod.

Es mag wohl am Orange Blossom des gestrigen Barabends liegen, dass die Schlieren eines Traums sich bis weit in den Vormittag hineinziehen.

Über mir bewegt sich sanft das Blätterdach. Einige kleine Buchenblätter fallen taumelnd von ihrer Höhe der Erde entgegen, in der ich liege. Ein Käfer sucht nach Nahrung und krabbelt über mein rechtes Auge hinweg. Es ist warm, die Walderde umgibt meinen Körper wie eine flauschige Decke.
Mein Mörder hat sich nicht die Mühe gemacht, mich vollständig mit Laub und Humus zu bedecken. Er war wohl in Eile, wollte die Schleifspuren beseitigen, die von seinem alten Passat zu meinem Liegeplatz führen. Ich kannte ihn nicht. Aber er hatte mich beobachtet, lange schon.
Er wusste, dass ich gern auf die Tram verzichte, nachts, und lieber laufe, ein, zwei, drei Kilometer. Besonders in diesen Herbstnächten, die sich nicht entscheiden können zwischen dräuender Kälte und dem letzten Atemhauch des Spätsommers.

Es kitzelt. Eine Fliegenlarve bohrt sich in meine linke Brust. Sie muss sich beeilen, sollte sich satt fressen und zum Fluginsekt werden, bevor der Winter kommt und meine Reste steinhart gefroren, wenn nicht sogar von den Tieren des Waldes auseinandergerissen und in alle Winde verstreut sein werden.
Es kitzelt. Eine Fliege krabbelt über meinen Arm. Ich verscheuche sie wie die Schlieren des Traums. So tot bin ich noch nicht.

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Oktoberflug.

Die Wildgänse ziehen mit heiserem Schreien in der Nacht über das Haus hinweg. Wir werden einen kalten Winter bekommen.

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Klatsch.

Dieser sich langsam aufbauende Hass auf die Bürofliege.

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Reduktion.

Der Wochenendkaffeemigräne ein Schnippchen schlagen.

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Klang.

Die Entdeckung des Kunstkopfstereo.

Und weiter mit Musik.

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Umzugsfolgen.

Wie unmittelbar man doch entdecken kann, dass Tonsillensteine offenbar weit verbreitet sind.

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Reiz.

Kochtipp: Keine Chillischoten schneiden und danach die Augen reiben.

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Anpassung.

"Es gibt zwei Arten, auf den Klimawandel zu reagieren: Wir können uns anpassen oder wir können versuchen, den Prozess zu verlangsamen." (Frances Cairncross, via SPON)

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Verhältnis.

Der Mann habe genau das richtige Verhältnis zwischen Kinn und Wangenknochen, frohlockt das Weib am Telefon. So manch Eine tat sich schwer bei der Suche nach dem Richtigen.

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