Amethyst.

"Hier", sagt der Großvater und drückt mir ein Schächtelchen in die Hand. "Das ist für dich. Von Lotte." Ich bin überrascht und öffne die kleine Pappschachtel. Auf einen lilafarbenen Wattbausch gebettet liegt ein massiver Goldring. Eine eckige Fassung im Art Déco-Stil umfängt zwei Amethyste im Brillantschliff. "Danke", hauche ich und freue mich sehr über das Geschenk einer mir Unbekannten.

Lotte, das war einmal die beste Freundin meiner Großmutter. Sie waren einige Jahre unzertrennlich, stiegen gemeinsam auf die Almen der Umgebung und feierten zusammen mit meiner Großtante Mimi in die letzten Kriegstage und beginnende BRD-Zeit hinein. Und Lotte war die dritte Frau im Bunde, welche sich der Gunst von Großvater Curt erfreuen durfte. Allein, sie trug die Siegespalme davon. Weder Ehefrau samt Töchtern Irene und Inge noch Geliebte samt meiner Mutter Iris konnten ihn so für sich einnehmen wie Lotte es tat.

"Die Lotte", sagt er und sucht den Blick zum silbergerahmten Foto auf dem Schreibtisch, "die war schon was Besonderes."

"Erzähl mir von ihr", fordere ich ihn auf. Schließlich möchte ich wissen, wieso er meine Großmutter verließ, seine Familie, und allen ein Leben mit einer hakennasigen Blondine mit eiskalten Augen vorzog.

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Niemand erzählt Familiengeschichte(n) so schön wie Sie!

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Ja, wie frische Familienflitterwochen.

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Sie sind aber ein Hintersinnmeister, Effchen! ;)

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Ich bevorzuge die Bezeichnung "Nervensäge".

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Schön, spannend, suchterzeugend.

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