Grenzen.

In den Zeiten des Schengener Abkommens mutet die Grenzkontrolle am deutsch-polnischen Übergang in Küstrin seltsam altmodisch an. Hier wird noch der Ausweis abgefordert, ein strenger, prüfender Blick ins Wageninnere geworfen und beamtisch korrekt ein "In Ordnung" hervorgequetscht, bevor man sich ins jeweils andere Land begeben darf.

Die neuen Mitgliedsländer gehören noch nicht zum Schengen-Gebiet. Für mich ist Polen daher so nah und doch fern, immer noch Bestandteil des seit früher Jugend gehörten Ostblocks, wenn auch nicht mehr im Kontext Feindesland. Dabei bin ich sehr neugierig auf diese Länder, Polen, das Baltikum, deren Bewohner, Geschichten und Geschichte. Die physische Staatsgrenze ist aber nur ein Aspekt des Zusammenwachsens. Es gibt nach wie vor eine Schengen-Grenze im Kopf. Der polnische Taxifahrer, der auf dem Weg zur Kirche eine Kassette mit deutschen Wehrmachtsliedern einschiebt, gehört genauso zu deren Grenzschützern wie meine Mutter, die mit mahnender Stimme sagt: "Sei bloß vorsichtig, dass du auch MIT dem Auto zurückfährst." Wie viele Jahre müssen vergehen, bis alte Vorurteile und Verletzungen vergessen sind oder von neuen übermalt werden?

Auf der Rückfahrt steht der selbe Grenzbeamte auf dem Posten, unterhält sich angeregt mit seinem polnischen Kollegen. Als sie unser Froschmobil wiedererkennen, grinst der polnische Grenzer und fragt: "Na, schönes Wochenende gehabt?" Und die Beiden winken uns mit lässiger Geste durch.

Europa ist noch lange nicht erwachsen. Aber es lernt schnell laufen.

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Ja, definitiv.
Die unterschiedlichen Stufen der EU-isierung konnten wir auch Richtung Südost noch ganz deutlich unterscheiden. Österreich-Slowenien ist noch keine EU-Außengrenze, trotzdem wurde noch kontrolliert (dass unser Hundi keinen EU-Heimtierausweis besitzt stieß allerdings weder slowenisch noch kroatischen Grenzbeamten auf). Auch an der Währungsfrage kann man den Stand der Dinge ganz gut ablesen. Slowenien ist nicht Euro-Zone, aber in aller Regel kann man damit anstandslos bezahlen.

Selbst in Kroatien geht schon recht viel mit Euro. Strafzettel aber nicht - und das war ganz gut so. Da wir nicht genügend Landeswährung mit uns führten und der nächste Geldautomat etwa 30 km weg war, ließ der kroatische Cop nach langem Hin und her es mit einer Ermahnung bewenden (obwohl er das Darkmobil mit 84 statt 50 km/h) mit der Laserpistole abgeschossen hatte.

Zu meinem Erstaunen habe ich auch gesehen, dass bei ganz neuen Kfz-Kennzeichen in Kroatien auch schon der blaue Balken mit dem Sternkreis verwendet wird...

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Mal sehen, wie bald Europa die kleinen Defizite in der Stubenreinheit in den Griff bekommt. :)

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Ich glaub ja auch, Polen hat das Potenzial zum neuen Holland zu werden. Eigentlich ist man sich superähnlich, es ist immer eine Reise wert, aber man kann sich dennoch partiell nicht riechen bzw. witzelt übereinander. Persönlich hatte ich bisher nur super Erfahrungen mit Leuten aus Polen, also vergesst eure Vorurteile!

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Was heißt hier Vorurteile?
Ich hab da Verwandtschaft. ;-)

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An der tschechischen Grenze, habe ich es letzte Woche auch erlebt. Die haben sogar den Personalausweis umgedreht und meine Adresse genau unter die Lupe genommen.

Der Fahrer vor uns mußte raus. Fahrzeugkontrolle.

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Sind Sie schon mal mit zwei türkischstämmigen Freundinnen über die polnische Grenze gefahren, von denen eine keine gültigen Ausweispapiere hatte? Immerhin hier haben wir Europa: Einmal Ersatzpapiere kosten 8 Euro, zahlbar auch in Zloty. Nerven wie Stahlstränge? Unbezahlbar!

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