DM.

Aufgabe der Wirtschaft sei es, die Menschen von Arbeit zu befreien. Anstelle eines Rechts auf Arbeit "brauchen wir ein Recht auf Einkommen", bekräftigte Werner seine Forderung nach einem Grundeinkommen von bis zu 1500 Euro für alle und lebenslang. "Ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Auflagen, ohne Formulare", das es den Menschen ermöglichen solle, "ein Leben in Würde und frei von Existenzängsten" zu führen. Quelle: SPON

Mit Theorien den Teller füllen.

Edit: Der Vollständigkeit halber der Hinweis auf Prof. Werners 'Blog'.

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Man wird darüber nachdenken dürfen. Vielleicht bald sogar müssen. Die Rente wird so gezahlt werden, das wird der Testfall.

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Ich finde solche Theorien auf den ersten Blick auch unglaublich verführerisch. Stellt man dann eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung auf, die globale Zusammenhänge berücksichtigt, kippt das Ganze.

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Eine schöne Idee, aber wenn ich mich so umschaue, kenne ich verhältnismäßig wenig Leute, die ihren Job nicht unter diesen Bendigungen auf der Stelle schmeißen würden, um fortan nur noch zu tun, was sie möchten. Es gibt halt einen Haufen Tätigkeiten, die ohne die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, keiner haben möchte. Warum unter dieser Prämisse jemand Müll fahren oder Diktate abtippen sollte, ist halt einigermaßen unerfindlich, und eine Menge gut qualifizierter Menschen würde bei Gewährleistung eines Grundeinkommens gleichfalls den ungeliebten Job schmeißen und daheim bleiben, unlesbare Bücher schreiben oder einfach ganztags schlafen, lesen und was immer ihnen gefällt. Vieleicht denke ich da zu simpel, aber ohne Job verkommen die meisten Leute zimelich fix, vielleicht muss man menschen auch manchmal vor der Erfüllung ihrer eigenen Träume schützen, und ein Job ist halt mehr als nur Geld auf dem Konto.

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Der Einwand ist bedenkenswert,
Frau Modeste. Die Frage ist tatsächlich, wieviele Leute dieses Grundeinkommen als Einladung in eine Hobbykeller-Existenz nutzen würden. So viele werden es schon allein deswegen nicht sein, weil die Mehrheit nun mal darauf konditioniert ist, materielle Wünsche und Begehrlichkeiten zu kultivieren, die mit der genannten Summe von 1500 Euronen eher schlecht als recht zu befriedigen sind. Schon allein daraus ergäbe sich für viele ein immanenter Sachzwang, zumindest nicht völlig aus der Erwerbsarbeit auszusteigen.

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Es ist einfach gut, wenn mal jemand mit unkonventionellen Ideen eine Schneise in die Schafherde schlägt, in der alle immer nur dasselbe blöken. Wir brauchen für unsere Zukunftsgestaltung definitiv ein paar kreativere Ideen als die Verlängerung jahrzehnte- oder jahrhundertalter Sozialsysteme. Es ist doch klar, dass die Zeit der Vollbeschäftigung und Arbeit für alle vorbei ist und auch nicht wieder kommt. Also muss man den Menschen auf andere Weise Möglichkeiten für ein Leben in Grundsicherheit und Würde geben. Ich bin sicher, die meisten Menschen wollen Beschäftigung. Und wer nicht will, na und? Die einfach so mitzuschleppen wird für die Allgemeinheit auch nicht teurer als die Finanzierung dieses ganzen unwürdigen Verteilungs- und Kontrollapparates. Haben die Dänen nicht sogar mal das Prinzip Grundversorgung ausprobiert und erstaunt festgestellt, dass es auch nicht teurer kam als die alte Variante?

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Quergedanken sind immer hilfreich, denn sie sprengen festgemörtelte Synapsenverbindungen. Dass es keine Vollbeschäftigung mehr geben wird, ist klar. Die Frage ist nur: Wie viel Nichtbeschäftigung können wir uns leisten? Ich bin nicht bereit, anderer Menschen Müßiggang zu finanzieren. Deren Grundversorgung mit einer warmen Mahlzeit pro Tag und einem warmen Bett schon, aber mehr auch nicht. Ein Recht auf Luxus gibt es nicht.

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Man kann gerade in einer Stadt wie Berlin für € 1.500,-- halbwegs passabel leben, wenn man sich einschränkt, und in vielen Jobs hat man letztlich weniger zur Verfügung. Es erscheint mir überdies ungerecht, Leuten einfach so € 1.500,-- zu zahlen, wenn in vielen Handwerksberufen selbst mit Berufsausbildung kaum mehr gezahlt wird, und viele ungelernte Arbeiter weniger nach Hause tragen für Tätigkeiten, die wir alle nicht haben wollen. Das Lohnabstandsgebot, das besagt, dass, wer arbeitet, mehr zur Verfügung haben soll, als derjenige, der das nicht tut, wird oft instrumentalisiert, um Löhne zu drücken, aber letztlich ist es Ausfluss eines Gerechtigkeitsgedankens. Für Tätigkeiten wie die der Küchenhilfe oder des Büroboten aber wesentlich mehr zu zahlen, so dass es sich für die Leute wieder rechnet, scheitert indes daran, dass in vielen Jobs eben nicht mehr erwirtschaftet wird. Kurz gesagt, ich halte die idee für charmant, aber unfinanzierbar.

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Da gebe ich Ihnen beiden vollkommen recht ;-). Ich möchte auch nicht behaupten, dass obiger Vorschlag der Weisheit letzter Schluss ist. Nur anders denken als bisher muss man und - da bin ich vielleicht zu optimistisch - man sollte den Menschen auch nicht immer nur das Schlechteste unterstellen. Für jeden "Schmarotzer" gibt es auch einen, der zu stolz ist, Hilfe einzufordern, und lieber still herumknappst.

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In der Tat interessant ist auch, wie viel sich ein Nichterwerbstätiger (schönes Wort, fällt mir gerade auf, gibt's das schon?) mit einem Grundeinkommen von 1.500,-- EUR (wahlweise 700,-- EUR) in München und wie viel sich einer in Berlin leisten könnte.

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Da könnte man sich fast aufregen ...
Völlig unrealistisch - und diese Gedanken gehen komplett in die falsche Richtung. Eine Gesellschaft, in der die Grundaussage lautet "Leistung lohnt sich nicht" ist meines Erachtens nach innerhalb kürzester Zeit dem Verfall preisgegeben. Und wer das nicht glaubt, der schaue sich die ganzen verkrachten Existenzen Leistungsträger der Republik a la Kunstgeschichtestudenten im 18.ten Semester an, die sich von einem Milchkaffee zum nächsten im Schwarzsauer schleppen.

Diese Gedanken nach einem Mindestlohn sind alles Auswüchse von pseudointellektuellen Vorstadtkindern, die behütet aufgewachsen sind und derern Eltern (meistens durch eigenes Arbeiten) ihren Kindern genügend Zeit finanzieren konnten, sich solche brillianten Gedanken zu machen. Ich habe jedenfalls noch von keiner Sekretärin, von keinem hart arbeitenden Fließbandarbeiter oder keinem Handwerker die Forderung nach einem Mindestlohn ohne Arbeit gehört. Den sie auch noch mitfinanzieren sollen.

Wer soll den eigentlich zahlen? Da kann man sich nur an den Kopf fassen.

Das erinnert alles an die Spättage im Rom, das unter seiner ganzen Dekadenz, seinem Ausnutzen anderer und seinem Nichtstum komplett zusammenbrach.


Der Verfall der Bedeutung des Wortes Leistung ist das eigentliche Problem. Wie singen selbst Silbermond in ihrem jugendlichen Alter schon so treffend?

Du willst Ferrari fahrn
Doch du fährst Straßenbahn
Träumst von nem Haus am Strand mit Blick aufs Meer
Das Leben ist nicht fair
Täglich von acht bis drei
Siehst du nur Talkshowbrei
Dein Leben ist so geil, wie Treetboot fahrn
[...]
Weißt du wie´s Leben schmeckt
Wenn man´s für sich entdeckt
Wenn man zum ersten Mal
fühlt, was es heißt
Wenn man selbst was reißt
Merke: Nichtstun führt nicht automatisch zum Glücklichsein. Fragt mal einen Arbeitslosen.

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Das ist sicher von Arbeitslosem zu Arbeitslosem unterschiedlich. Ich war unglücklich. Andere sind's nicht.

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@Stimme der freien Welt: Wollen Sie wirklich behaupten, dass wir jetzt in einem System leben, in dem sich echte Leistung lohnt??? Und dass wir in einer Zeit und einer globalisierten wirtschaftlichen Umwelt leben, in der jeder, der nur ordentlich will und sich anstrengt, auch etwas werden und die große Kohle einschieben kann? Na, wenn das nicht weltfremd ist...

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@schluesselkind: Ja, das behaupte ich. Normalerweise gibt es eine Relation zwischen dem, was man in Bildung und Arbeit investiert und was wieder hinten bei rauskommt. Und bitte jetzt keine Argumente von Ausnahmen a la "der böse Ackermann verdient so viel und der VW-Arbeiter so wenig".

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Wer soll den eigentlich zahlen? Da kann man sich nur an den Kopf fassen.

"Wat dat wieder kostet..." ist ja einer meiner Lieblingssätze. Dabei "berechnet" sich der "Wert" einer Gesellschaft nicht nach den Kosten, sondern nach dem, was sie sich leisten will.

Vergessen nur leider viele.

Mir scheinen hier auch einige das Interview mit dem dm-Chef gar nicht mehr gelesen zu haben. Er sprach nicht von einem Recht auf Faulheit. Es geht unter anderem darum, die Kosten und die Lügen, die dieses System jetzt produziert, aufzulösen. Auf eine simple Art. Es ist ein Gedankenansatz, für den es in diesem Land offenbar mehr Mut braucht als ich gedacht hätte.

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Die aus dem Ruder gelaufene Relation
zwischen Ackermann und Arbeiter ist aber keine Ausnahme, sondern eher die Regel mittlerweile, liebe stimme-der-freien-welt. Das kann man natürlich ausblenden, um sich die Illusion zu bewahren, hier könnte ia jeder wie er wollte. Was im Prinzip auch stimmt, aber bei näherer Betrachtung doch mit Einschränkung zu versehen ist. Aber das ist ja nicht die Frage, um die es hier geht. Sondern: Ist überhaupt noch genügend Erwerbsarbeit für alle da - und wenn nein, wäre es nicht sinnvoll, die Relation von Einkommen und Arbeit zu einem gewissen Grad aufzubrechen?

Die Tatsache, dass hart arbeitende Menschen nicht unbedingt selber auf diesen Gedanken des Grundeinkommens gekommen sind, reicht meines Erachtens nicht aus, um diesen Gedanken zu desavouieren. Genausowenig Ihr unwahrscheinliches Horrorgemälde von einer Gesellschaft, die sich nur noch im unproduktiven Nichtstun aalt.

Wenn das derzeitige ach so tolle System auch nicht in der Lage ist, Geisteswissenschafts-Studis zu zügigerem Abschluss zu motivieren (um hier mal Ihr Beispiel aufzugreifen) - was wären dann Ihre Alternativen, um mehr Leistungsbereitschaft zu erzeugen - vielleicht Arbeitslager oder was?

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Auch das von Herrn Dahlmann hier verlinkte brand-eins-Interview ist sehr lesenswert.

@Stimme-der-freien-Welt: Sie verstehen mich falsch. Ich denke durchaus, Leistung und Engagement sollten sich lohnen. Aber auch hier hätten wir als Gesellschaft einen deutlichen Aufholbedarf - Stichwort "Chancengleichheit" statt "Ergebnisgleichheit" und Gleichmacherei. Das ist jedoch ein anderes Thema.

@Wortschnittchen: Jedenfalls haben Sie da eine prima Diskussion angezettelt, bei der alle munter aneinander vorbei schreien ;-).

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Ja, das meinte ich mit dem Hinweis auf Jacques Derrida. Die Schere im Kopf ist mitunter so groß, dass gar nicht wahrgenommen wird, dass die Schere existiert, vereinfacht ausgedrückt.

Ich finde die hinter der Theorie stehenden Gedanken sehr interessant (nicht zuletzt aufgrund meiner hemmungslosen Verehrung für Milton Friedman), merkte aber schnell, dass bei einem bedingungslosen Grundeinkommen die Schere in meinem Kopf aufgeht, obwohl viele gute Gründe für diese Theorie sprechen.

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@kid37: Das ist ja alles ganz gut und schön, zu beachten, was sie sich leisten will. Die Frage ist aber, was sie sich leisten KANN. Und bestimmte Dinge kann sie sich simpel und einfach betriebswirtschaftlich gerechnet nur leisten, wenn dafür andere Dinge wegfallen. Das will dann aber auch keiner.

@mark793: Was ist denn bitte "die Regel"? Es gibt in Deutschland ca. 12.000 Einkommensmillionäre, also Leute, die in der Liga von Ackermann spielen. Das sind 0,01% der Bevölkerung. Man kann also hier nicht gerade von "die Regel" sprechen. Wenn doch, sag mir bitte, was ich falsch mache, um auch endlich das Gehalt von Herrn Ackermann zu erhalten. :-)

Achja, kleiner Nachtrag, selbige Einkommensmillionäre zahlen lt. statistischem Bundesamt übrigens auch insgesamt ca. 13,5 Mrd EUR an Steuern.

Ich persönlich finde Ackermann auch unsäglich, aber halte den Fall auch für medial viel zu sehr aufgebauscht. Wenn Herr Ackermann die Hälfte seines Verdienstes seinen Mitarbeitern gäbe, würde jeder wahrscheinlich einen Euro mehr pro Monat verdienen. Letztlich ist die DB halt ein Privatunternehmen, und was die ihren Vorständen zahlt, ist ihre Sache. Ob das moralisch möglicherweise verwerflich ist, ist eine andere Frage. Aber Herr Ackermanns Gehalt hat exakt nichts mit einer Grundversorgung in Deutschland zu tun. Bis darauf, daß er ggf. 1.500 EUR mehr kriegen würde.

Und daß mehr als genügend Erwerbsmöglichkeiten für alle da sind, das glaube ich aber sofort. Schau Dir an, wie andere Länder wachsen (nicht nur China, auch Osteuropa), nicht zuletzt sogar die USA. Das heißt, es gibt global durchaus Arbeit.

Du hast aber durchaus recht, es wird weniger Arbeit für alle geben (wenn wir mal "alle" als Snapshot der aktuellen Bevölkerung definieren): Es gibt nicht weniger Arbeit, aber das Problem ist, es gibt weniger Arbeit für Geringqualifizierte. Und daher ist der Ansatz bzgl. Grundversorgung völlig falsch. Ich würde aber sofort zustimmen zu sagen, daß man eine unviersitäre Ausbildung mit 1.000 EUR bezuschussen sollte und den Unis 500 EUR pro Student zusätzlich geben sollte. Plus den Rest in die Schulen. DAS wäre sinnvoll investiertes Geld. In Bildung muß dieses Land investieren und nicht in Recht auf Faulheit.

Den Kommentar bzgl. Arbeitslager buche ich mal unter Polemik und kommentiere ihn nicht weiter.

@schluesselkind: DA sind wir sofort d'accord. Die Chancengleichheit in Deutschland ist unter aller Sau. DA bin ich sofort dafür, etwas zu ändern. Aber Chancengleichheit heißt nicht pauschal Geld mit der Gießkanne zu verteilen. Dieses Verteilprinzip hat übrigens bisher noch nie so richtig viel gebracht, siehe Subventionen.

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Geht mir ähnlich, Frau Wortschnittchen.
Als ich damals das brand-eins-Interview las, war mein erster Impuls: Was ist das denn für eine bekiffte Sozi-Träumer-Scheiße? Es erfordert schon eine gewisse geistige Disziplin, so einen Gedanken mal eine längere Zeit auf sich wirken lassen zu können, ohne gleich die ganzen Totschlag-Argumente (kann nicht funktionieren, weil...) aus dem Sack zu holen. Man dachte ja auch mal, man brauche keine Fernsprecher, weil es genügend Botenjungen gibt.

Daher lag mir auf Ihre Frage, ob wir nicht alle ein bisschen Derrida seien, die Antwort auf der Zunge:
Lacan schon sein... ;-)

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Ich kenn nur Dalida...

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Danke für die Präzisierung,
an die stimme-der-freien-welt. Tatsächlich habe ich mich auch missverständlich ausgedrückt, natürlich ist Ackermann nicht "die Regel". Mit die Regel meinte ich die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Manager-Vergütungen und Normalo-Einkommen - zu der exorbitante Fälle wie Ackermann freilich ihr Teil beitragen.

Den Ansatz, mehr in Schule und universitäre Bildung zu investieren, kann ich eigentlich nur gutheißen - unter der Prämisse, dass man auch was für mehr soziale Mobilität und Chancengleichheit tut - sonst ist dieses Instrument halt doch nur Elitenförderung...

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dann sind wir uns ja einig :)

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Naja, nicht ganz:
Ich glaube nicht unbedingt, dass es für unsere schwach qualifizierten Erwerbstätigen wirklich eine Option ist, nach Osteuropa oder China auszuwandern, wo es noch niedrig qualifizierte Erwerbsarbeit in rauhen Mengen gibt... ;-)

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Die Frage ist aber, was sie sich leisten KANN.

Nein. Die Frage ist, was sie sich leisten will.

(Diese Fragen stellen aber die Kunstgeschichtler eher als die BWLer. Geld ist eben kein Selbstzweck, sondern ein Mittel. Wäre dies keine Gesellschaft der spitzen Bleistifte und grauen Zauderer, sondern eine mit Zielen, Visionen und Kultur, dann wäre das "Können" nicht die Frage. Man kann bekanntlich alles, wenn man nur will. Man könnte z.B. "Leistung" mal völlig anders definieren ;-))

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Könnte man, keine Frage. Warum aber jemand, der durch eine solche Änderung eine dann wesentlich erhöhte Abgabenlast zu tragen hätte, einer solchen Regelung sein Placet geben sollte, bleibt mir zumindest unerfindlich, und solange die Mehrheit der Deutschen arbeitet oder zu arbeiten plant, wird eine solche Regelung vermutlich an der klitzekleinen Klippe der Demokratie scheitern.

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@mark793: Sorry, dann habe ich mich falsch ausgedrückt. Das meinte ich auch nicht. Es ging nicht um niedrig qualifizierte Erwerbsarbeit. Auch in diesen Ländern wird hochqualifizierte Arbeit geleistet. Skype wurde z. B. in Estland entwickelt. Ich sage nur, daß in anderen Ländern Jobs entstehen - und es bei vielen Jobs zunehmend unwichtiger wird, WO sie verrichtet werden. Im schlechten wie im guten. Fakt ist aber, daß auf der Welt hochqualifizierte Jobs entstehen, und umso wichtiger ist es, durch Bildung dafür zu sorgen, daß dieses Land auch in der Lage ist, diese Jobs zu besetzen.

Jetzt klarer?

@kid37: Dann bin ich froh, daß Finanzpolitik nicht von Kunstgeschichtlern gemacht wird. Ansonsten schließe ich Modestes Meinung an. Plus dem Kommentar, daß in der heutigen Welt bestimmte Systeme nicht einfach so umstellbar sind, sondern hochkomplex mit anderen Staaten und politischen Systemen verwoben sind. Daher ist der Handlungsspielraum eingeschränkt.

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@Kid: Oh doch, ich kenne eine Reihe BWL'er mit ausgeprägt sozialem Gewissen ;-) Andererseits gibt es auch erfolgreiche Banker mit Kunststudium, allerdings nicht in Deutschland.

@Modeste: Eine wesentlich höhere Abgabenlast ist kaum noch vorstellbar ;-).

@Stimme-der-freien-Welt: Bestimmte Systeme werden umgestellt werden müssen, weil sie andernfalls in nicht allzu vielen Jahren zusammenbrechen werden. Abgesehen davon, dass sie auch jetzt schon absurde Summen von Geld verschlingen. Warum nicht einmal etwas anderes auch nur andenken???

Das Augenmerk richtet sich auch viel zu sehr auf die Einnahmenseite statt die Ausgaben intelligent zu durchforsten. Ein neues Konzept bedeutet reflexartig mehr Geld bedeutet Steuererhöhung bedeutet Ablehnung. Das deprimierendste Beispiel ist doch das Gesundheitssystem. Ich hab nicht mal was gegen die Abgaben - wie Frau Wortschnittchen glaube ich an die Solidargemeinschaft - aber ich würde mir doch wünschen, dass mit dem Geld bewusster und sorgfältiger umgegangen wird. Und in all den theoretischen Diskussionen verlieren wir die betroffenen Menschen aus den Augen und können uns eigentlich nur beglückwünschen, solange wir dieses Netz selber nicht brauchen.

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Kosten, Kosten, Kosten. Das ist mir zu eindimensional gedacht. So, als würde das heutige System keine Kosten verursachen. Ich möchte keine Gesellschaft, die nicht gönnt und nicht mehr will, weil sie keine Visionen hat.

Mir ist, Herr Stimme, das Bild des nutzlosen Kunstgeschichtlers, daß Sie da aufgeworfen haben, einfach zu plump und polemisch. Es gibt eine Debatte jenseits des Materiellen, auf das in diesem Land alles reduziert wird - und das auch das schräge Denken reduziert. Wir kommen aber nur mit originellen Ansätzen weiter.

Und mit einem Denken jenseits materieller "Werte". Der "Nutzen" liegt ganz woanders. Muß man nur wollen.

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Ein klein wenig paradox, Herr Kid, erscheint es mir aber doch, Leuten immaterielle Werte entgegenzuhalten, die von ihren Einkommen oder Vermögen noch mehr abführen sollen, als dies bisher der Fall ist, und mehr als gegenwärtig würde ja auf jeden Fall abgeführt werden müssen, wenn sich für die Betroffenen im Saldo keine Verschlechterung ergeben soll. - "Denken sie nicht an die Kosten, hier geht es um andere Werte!", ist sicherlich nichts, was denjenigen besonders beruhigt, der von seinem Arbeitseinkommen einen wachsenden Teil abführen soll, um anderen Leuten ein Leben jenseits materieller Zwänge zu ermöglichen, und auch dann, wenn man eine Diskussion um Geld als grob materialistisch empfindet, kommt man der Erkenntnis nicht vorbei, dass auch der Staat nur Geld ausgeben sollte, das er auch hat, und wenn er es haben soll, muss er irgendwoher nehmen.

Dass nicht nur das, was man in Heller und Pfennig bewerten kann, seinen Wert hat, dürfte gar nicht zur Debatte stehen. Nicht alles, was seinen Wert hat, muss deswegen aber auch automatisch staatlich finanziert und unterhalten werden.

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Faserland ist abgebrannt
Was hier deutlich wird ist nur die ängstliche Gartenzaunmentalität, die auch in dem von mir verlinkten FAZ-Artikel bemängelt wird. In diesem Land werden - ungefähr seit dem Amtsantritt Kohls - Sie erinnern sich dunkel - ständig "Werte" mit "Werten" verwechselt. Wo bleibt denn ein Gesellschaftsentwurf, der Visionen für eine Zukunft bietet?

Meine Abgabenlast steigt auch Jahr um Jahr. Unter anderem weil ich sieche Systeme wie Hartz IV, das Gesundheitssystem, die Rente (vielen Dank, Rot-Grün) finanzieren soll - die mittlerweile erstarrt und überbürokratisiert sind und Milliarden verschlingen. Warten Sie ab, wenn das nächste Mal die Rentenbeiträge erhöht werden und schauen Sie auf Ihre Lohnabrechnung.

Auch das liegt daran, daß mittlerweile die BWLer (um bei meinem plumpen Gegenbild zu bleiben), die Deutungshoheit an sich gerissen haben, weil Zahlen angeblich so einleuchtend sind.

Nichts anderes prangert der dm-Chef doch an. Die Unbeweglichkeit, vor allem die gedankliche. Rechnen können Sie viel und hin und her. Dann finanzieren Sie halt weiter sinnlose sogenannte Fördermaßnahmen oder großflächigen Subventionsbetrug, klammern Sie sich an die Idee vom endlosen Wachstum, klammern Sie sich an den Entwurf von goldener Jugend, mißgönnen Sie meinetwegen den Verlierern am unteren Rand, das was sie haben und vergessen darüber die, die wirklich dieses System aussaugen.

Der Faz-Artikel beginnt mit dem Hinweis, daß hierzulande und von einer bestimmten Generation (zu der ich ja auch noch gehöre) immer zuerst "an die Milch" gedacht wird. Daß ist es, was ich bemängele. "Wat dat wieder kostet!"
Keiner fragt, WOZU zu welchem Zweck ist alles so, wie es ist. Wie soll eine zukünftioge Gesellschaft aussehen? Diese Kleingeistigkeit, Biederkeit ist es, die mich gerade an jungen Leuten immer wieder überrascht.

Immer weitermachen? In diesem Fall vielleicht nicht. Der dm-Chef kann schlecht als sozialer Spinner abgetan werden. Er ist nur ein Stachel im Fleisch. Jemand, der sagt, 'tschuldigung, der Kaiser ist nackt. Vielleicht ist die Idee Käse, vielleicht aber auch nicht. Wenn man aber schon in der Scheiße sitzt, ist Käse vielleicht nicht schlecht.

Augen zu und durch ist aber das einzige, was hierzulande stattfindet. An unserer Fußballnationalmannschaft können sie das deutsche Beharrungsprinzip übrigens wunderbar beobachten. Allein deshalb ist es gut, daß Kohl Kahn gehen mußte.

Vielleicht auch mal wieder Böll lesen?

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Kleine Anmerkung am Rande: "BWLer" haben mit Sicherheit nicht die Deutungshoheit an sich gerissen. "Wir" beackern unser Feld nur im Kleinen mit der redlichen Absicht, die Erträge zu steigern. Für die Umverteilung dieser sind andere (Juristen, Politologen, VWLer... hach, mir würden so viele einfallen, aber dann übernähme ich die Deutungshoheit, und das will ich natürlich nicht) zuständig.

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Ich würd mich da
an den BWLern speziell nicht so hochziehen. Was Herr Kid meint (wenn ich ihn richtig verstanden habe) ist der kaum noch hinterfragte Primat der Ökonomie. Besser gesagt einer bestimmten Vorstellung von Ökonomie. Eine Vorstellung, die so dominant ist, dass sie einigen Leuten den Blick darauf verstellt, wie es stattdessen sein könnte.

Aus genau diesem Grund bin ich dem Herrn Werner sehr dankbar, dass er mal über diesen Tellerrand hinausgeblickt hat und versucht, ein paar eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen. Ob das Grundeinkommen nun tatsächlich die richtige Antwort auf alle unsere Fragen ist, kann man sicher kontrovers diskutieren. Aber ich finds total wichtig, dass mal wieder die richtigen Fragen gestellt werden: Was will und was kann sich diese Gesellschaft zu welchem Preis leisten? Und wenn Kunsthistoriker oder Altphilologen dazu auch paar brauchbare Gedanken beisteuern können, hey, immer her damit!

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Mir war gerade mal so danach, ein oft verkanntes und verrufenes Berufsbild zu verteidigen.

Bei allen ehrbaren Theorieansätzen des Herrn Werner möchte ich noch eines hinzufügen: Das Ganze ist eine nationale Suppe, gekocht wird jedoch international. Und am Faktor Weltwirtschaft könnte so ein Systemumbau scheitern. Mein Lieblingswort hierfür ist Global Darwinism. Man nenne mich dann auch gern eine Kassandra, Schwarzseherin oder Unke.

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Ich, bekennender BWLer und Stiefelknecht des Kapitals, habe durch den krumm gearbeiteten Rücken nicht mehr das Vermögen, aufrecht über den Tellerrand zu schauen. Selbst wenn es mir dies gelänge, würde ich nicht viel erkennen. Mit –8 Dioptrien bin ich stark seh- eingeschränkt, wegen der ganzen Bildschirmarbeit. Würde ich mich beklagen? Nie! Ich bin leidensfähig und angepasst. Neue Brille? Fehlanzeige, denn dann würde ich ja das ganze Leid ungefiltert sehen müssen. Ich investiere lieber in die geforderte Flexibilität und zwar in Tickets des Öffentlichen Nahverkehrs. Das macht nicht nur Spaß und beruhigt das ökologische Gewissen, nein, damit sicherer ich auch neben meinem noch andere Arbeitsplätze und fülle die Staatskasse, damit es ein bisschen was zum Umverteilen gibt. Und all denen, die glauben es gäbe ein Paradies, empfehle ich dies zu lesen. So, nun muss ich mal wieder los, den Umsatz maximieren.

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Durchgerechnet ist es jedenfalls mit 700 €,
http://mundgeblasen.blogspot.com/2005/11/jetzt-oder-nie-utopie.html

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Das Thema ist so neu nicht. In der September Ausgabe (2005) der Brand Eins ist das schon mal breit diskutiert worden, inkl. eines sehr interessanten Interviews mit ein paar Zahlen dazu.

So charmant das klingt, 1500 Euro sind zu viel. Bei Paaren macht das 3000 Euro im Monat. Steuerfrei. Davon kann man schon ganz gut leben. Die in der Brand Eins vorgeschlagenen 700 Euro halte ich für realistischer. Die Frage, wer die Arbeiten übernimmt, die ohne Lohnabhängigkeit keiner machen würde ist allerdings mehr als berechtigt. Sei denn, man weitet den Zivildienst auf die Müllabfuhr, die Kanalreinigung und die Hochöfen ab.

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Da fällt mir in meiner ganzen Plattheit ein: Sind wir nicht alle ein bisschen Derrida?

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Über die Summe wird man streiten. Aber kommen wird es so. Hartz weist doch schon in die Richtung. Daran werden auch diese aktionistischen Beschäftigungsmaßnahmen und Schulungsprogramme nichts dran ändern: eine Sockelarbeitslosigkeit in Millionenhöhe wird bleiben. (Das Korrektiv größerer Kriege, die in der Menschheitsgeschichte immer wieder für Aufschwung sorgten, bleibt ja hoffentlich aus.)

Es ist doch die uralte Frage der Verteilung: In Frankfurt wird täglich soviel Brot vernichtet, wie man in Stuttgart verzehrt, hörte ich vor ein paar Tagen. Wozu also unnütz backen? Sollen die Bäcker doch saufen, wenn sie wollen.

Wenn uns heute die Maschinen einen Großteil der Arbeit abnehmen, dann ist es doch das, was wir immer wollten. Man wird dann lauter über Konzepte wie "Maschinensteuer" nachdenken müssen, um das Gleichgewicht der finanziellen Verteilung aufrecht zu erhalten. (Wird die Kaufkraft nicht erhalten, nutzen auch die schönen Produkte nichts.)

Warten Sie's ab. Die "Einheitsrente" wird der erste Schritt sein. Da wird es völlig egal sein, wieviel und wie lange sie vorher eingezahlt haben. (Mit der ersatzlosen Streichung der Studienjahre ist ja ein Anfang gemacht worden.)

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Ich finde eine 'Einheitsrente' nicht so dramatisch. Warum sollte ich nicht in einer Solidargesellschaft meinen Teil dazu beitragen, schlechter Verdienenden im Alter den selben, nun ja: Wohlstand zu sichern, den ich auch hätte.
Solidargemeinschaft heißt für mich aber auch, dass über eine Grundversorgung hinaus jeder die verdammte Pflicht und Schuldigkeit hat, etwas in die Kasse einzuzahlen.
Wer für's nachmittägliche Denken in seiner Kemenate nicht bezahlt wird, muss dann halt vormittags arbeiten - oder einen ehrenamtlichen Job übernehmen.

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An Tagen wie diesen hätte ich schon Bock auf Kanalreinigung in Hochöfen.

Es gibt keine Solidargesellschaft, Frau Wortschnittchen. Lieber sich einer Altenräuberbande anschließen später.

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Tut mir leid, Herr Effchen: Ich glaube noch an die Solidargemeinschaft. Das ist Kern meiner Gesellschaftswahrnehmung.

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Gier!
Gegen die Gier ist nichts zu machen. Gier würde dieses gut klingende Experiment beenden. Das steht fest.

Die Preise für die Lebenshaltung werden rasend schnell etwa 20% - 40% über dem Grundversorgungsbetrag liegen. Die angrenzenden (und auch nicht angrenzenden) Länder werden blitzartig ihrer Sozialfälle los sein.

Dabei scheint alles so wunderbar. Ich könnte gut mit der Grundversorgung leben und hätte endlich Zeit für all die Musik in meinem Ohr und die Fotografien vor meinem Auge. Leben auf der Couch werden nur die, die dort jetzt schon Quartier bezogen haben.

Und ausserdem: Welcher aktuell gewählte Volksvertreter hätte die Traute sowas auch nur laut zu denken, geschweige mal in eine Kamera zu murmeln? Erinnert ihr euch noch an den Merkelschen 25%-Finanzminister? In der Luft haben die ihn zerrissen.

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1500 EUR Netto! Das ist IIb BAT-OST eines 30jährigen Singles ohne Kinder...

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Ich glaube ja, Goetz Werner rechnet selbstverständlich in "dm". Dann wären es so rund 700 Euro ;-)

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