Mao Thai.

Eine Empfehlung des Hauses: Mao Thai, Wörther Straße 30, Täglich von 12-15, 18-24 Uhr, Tel.: 030-4419261

Es gibt Restaurants, die ich nur betrete, wenn jemand anderes - Eltern, Chefs, etc. - zahlt. Das liegt nicht nur an den Preisen (ab 13 Euro aufwärts für ein Hauptgericht), die ich mir zwar mittlerweile leisten könnte, welche mir aber trotzdem immer noch ein trockenes Schlucken entlocken. Wie ich mich für Oper und Theater immer ein wenig „ordentlicher“ kleide, so bringe ich mich für Restaurants dieses Kalibers (dazu gehört auch das Borchardt, selbstverständlich) lieber mit entsprechend finanziell potenter Gesellschaft in Form.

Ein Stilmix aus Bauhaus-Architektur und Reliefs, die sich offenbar an der Khmer-Epoche Thailands orientieren, klare Formen und dezente Farben lenken den Blick auf das Wesentliche: Das Essen. Und hier zeigt sich, warum das Mao Thai sowohl im Stammhaus in der Wörther Straße als auch in der Niederlassung am Wilmersdorfer Fasanenplatz zu den beliebtesten (Reservierung!!) Restaurants gehört. Der pikante Salat aus grob gehacktem Rindfleisch ist mit Koriander und Thai-Basilikum perfekt abgeschmeckt, aber „ein wenig mehr Schärfe hätte noch sein dürfen“, mahnt der kulinarisch versierte Begleiter. Mir reicht es, aber ich bin ja auch eine Würz-Memme.

Ich überlege, ob ich Fisch nehmen soll, aber sie haben mit Zander und Wels nur zwei Arten zur Auswahl. Grundfische schmecken nach Modder, Zander esse ich lieber vom Grill – also entscheide ich mich gleich dem Begleiter für Ente. Meine ist knusprig gebraten und liegt bequem auf einem Bett von Mangold und einer Drei-Geschmäcker Sauce. Die drei Geschmacksrichtungen vereinen sich in einer schwer zu definierenden samtig-süßen Note, die sich von den üblichen Currys auf Kokosmilch-Basis angenehm unterscheidet, aber eben auch schneller satt macht. Am Rand des Tellers sitzt ein aus Rettich geschnitzter Vogel. Für solche kleinen Kunststücke, die Essen über den profanen Akt der Nahrungsaufnahme erheben, liebe ich die asiatische Küche. All dies essen wir von schwerem Besteck mit Metallgriffen aus stilisiertem Bambus und trinken dazu in Anbetracht der Exzesse von Freitagnacht Mineralwasser.
Der Service in klassischen Thaiseide-Kostümen ist schnell und unaufdringlich und kontrastiert angenehm den bisweilen ebenso erschreckend schlecht gekleideten wie gelaunten Kellnern in deutschen Restaurants.

Am Ende begleicht der Begleiter die Rechnung. Aber nur, weil er mit Karte zahlen möchte (EC, VISA, Mastercard möglich). Denn aus einem mir unerfindlichen Grund bin ich dann doch irgendwann erwachsen geworden. Und zahle mein Essen gern selbst. Mittlerweile auch im Mao Thai.

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East/West
Wenn ich mich recht erinnere, war das Mao Thai Anfang/Mitte der Neunziger eines der ersten neuen Restaurants im Prenzlauer Berg, lange bevor der ganze Bezirk "hip" wurde. Das war zu einer Zeit, als die Kommandatur und das Westphal nahezu die einzigen Kneipen rund um Wasserturm und Kollwitzplatz waren und Green Curry noch nicht das Lieblingsgericht der Mittenutten.

Norbert Frankenstein war also ziemlich mutig, mit authentischem Thai-Food in den tiefen Osten zu gehen. Später kamen das Kamala auf der Oranienburger, Thuans Hütte in der Dircksenstraße und dann das Restaurant im Westen dazu. Das Stammhaus dürfte also das in der Wörther Straße sein.

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Vielen Dank für den zutreffenden Hinweis. Ich habe die Korrektur eingefügt.
Nun, da der Prenzlauer Berg Gott sei Dank deutlich weniger "hip" ist als noch vor fünf Jahren, freue ich mich darüber, dass bei einem Anruf um die Mittagszeit immer noch eine Reservierung zur Prime Time abends möglich ist.
Und Mittenutten beweisen einen besseren Geschmack als Anfang der 90er, als sie sich des nächtens mit billiger 2 DM-Pizza und anschließendem Gesundkoksen auf der Toilette behalfen.

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Zustimmung ...
das Mao Thai ist auch mit Abstand mein Lieblingsthai in Berlin. Wenn man dort mal gegessen hat, schmeckt einem die ganze andere Thai-Soße, die man an jeder Ecke kriegt, nicht mehr.

Außerdem ist das Personal einfach ausgesprochen freundlich und aufmerksam - und begrüßen einen nach dem dritten Besuch persönlich.

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Wirklich ein toller Laden - das haben wir schon damals gesagt...!

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Apropos aus Rettich geschnitzter Vogel:

Vor etlichen Jahren in den Niederlanden in einem China-Restaurant gewesen. Jeder (jeder!) Teller (wir waren immerhin zu viert) war unglaublich schön angerichtet. U.a. war auf jedem Teller eine Mohrrübe die so geschnitzt war, dass es aussah wie ein Fisch, der sich um einen Pfahl oder ähnliches schlängelte. Allein dafür hätte ich schon mehr Geld bezahlt als für das Essen ;-)

Nach dem Essen wurden dampfende Stofftücher zum Reinigen der Hände gereicht, kurz vor dem Verlassen des Restaurants gab es noch für jeden Gast eine Art Pfefferminz-Taler, um den Glutamat-Geschmack wieder loszuwerden - sehr sehr beeindruckt gewesen von diesem Restaurant. War beim besten Willen kein besonders teures Restaurant. Gibt es in D anscheinend viel zu selten, das Mao Thai scheint eine rühmliche Ausnahme zu sein...

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Also bei den Empfehlungen würde ich im Mao-Thai auch gerne essen. Nur schade, dass es in Berlin ist und es bis Berlin von meinem Heimatort (er ist zwischen Stuttgart und Frankfurt, aber eher Richtung Stuttgart) über 600 Kilometer ist.

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Also bei den Empfehlungen würde ich im Mao-Thai auch gerne essen. Nur schade, dass es in Berlin ist und es bis Berlin von meinem Heimatort (er ist zwischen Stuttgart und Frankfurt, aber eher Richtung Stuttgart) über 600 Kilometer ist.

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