DuftIch.

"Das Produkt wird nicht mehr vertrieben", bescheidet mit die Parfümeriefachverkäuferin kurz und bündig, und ich weiß: Der Horror beginnt.

Opfer kurzlebiger Modetrends auch in Sachen Körperbeduftung, falle ich alle vier Jahre in ein Geruchstief. Denn dann wird "mein" Duft vom Markt genommen. Und ich muss einen neuen, "meinen" Duft finden. Das gestaltet sich allein schon schwierig, weil ich nach drei Duftproben keinerlei Geruchssinn mehr spüre. Innerlich schwillt alles an, und ich kann Maiglöckchen nicht mehr von Hundedreck unterscheiden. Um da mal keinen Fehler zu machen, hatte ich zum diesjährigen Kauf den Gentleman mitgenommen.

Die freundliche Parfümeriefachverkäuferin fragte zuerst, wie ich den Duft beschreiben würde. Blumig? Holzig? Grün? Pudrig? Ja. Sowieso. Von allem etwas, so würde ich mein altes Parfüm beschreiben. Aber auf jeden Fall nicht schwer. "Da hätte ich dann zwei oder drei Proben für Sie", sagt die Verkäuferin und sprüht giftig Riechendes auf die Papierstreifen. Der Gentleman verdreht die Augen und fällt lautlos hinter den Stand mit Geschenkverpackungen. Das nächste riecht nach Seife, das übernächste nach Weichspüler der übelsten Sorte und das dritte rieche ich schon nicht mehr.

Wenn der Duft nicht überzeugt, dann vielleicht der Flakon oder der Name, fällt mir ein. Die Parfüms von Gaultier gehen schon allein wegen dieses lächerlichen Frauentorsos im Glasflakon nicht. Und Namen sind ohnehin Schall und noch mehr Rauch als leichtflüchtige Düfte. Da fällt mein Blick auf eine Flasche. Schlicht, mit dezentem Schliff und etwas altmodischem Verschluss. Irgendwie hübsch. Und dann der Name! "Escale à Pondichéry" - das lässt Fernweh und Erinnerungen aufleben. Daneben steht "Escale aux Marquises", auch so ein Sehnsuchtsziel. Beides auf die Handgelenke gesprüht, dann schnell den Gentleman aufgeweckt und noch mal eine Runde einkaufen gegangen.

Danach ist es klar: Aufbrechen zu neuen Ufern ist angesagt. Nicht nach Indien geht die olfaktorische Reise, sondern in die Südsee, auf die Marquesas. Und der Gentleman kann mich auch wieder riechen.

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Was bin ich froh, daß ich ein Mann bin. Der irre Duft von Freiheit und Abenteuer (sprich: Motoröl und Männerschweiß) kommt nie aus der Mode. :D

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Ähnlich wie Tabak und Whiskey: man liebt es oder hasst es. (Mein Mann riecht nach Kettenöl.)

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