GelegenheitsKleider.

Manchmal gibt es sie, die besonderen Gelegenheiten, für die frau ein ganz spezielles Kleid benötigt. Auf Hochzeiten zum Beispiel, Bällen oder bei Adelungen durch die Queen ist es angebracht, in vornehmer Garderobe zu erscheinen.

Jedenfalls, wenn erwünscht. Vor allem, wenn auf handgeschöpftem Büttenpapier mit Goldprägung erwünscht. Überaus, wenn es dann auch noch eine jahrelange Freundin ist, deren baldiger Eintritt in den Ehestand mit einem Unternehmensberater entsprechend gewürdigt werden muss.

Nachdem die körperliche Ausstattung mit den Jahren stark zu wünschen übrig lässt, und diverse, bisher heiß gehandelte Kleider-Favoriten für festliche Gelegenheiten den veränderten Umständen zum Opfer fallen, ist er gekommen, der schlimme Tag. Der Tag, an dem man sich aufmacht, ein neues Gelegenheitskleid zu erwerben.

Der hiesige, auf Braut- und Abendkleider spezialisierte Ausstatter A wird aufgesucht. Aha, samstags hat er nur von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Es ist bereits sieben Minuten vor zwölf, aber wir bauen auf die neue Dienstleistungsmentalität in diesem Teil der Republik. Gern empfängt man uns, die verkaufenden Damen warten ohnehin noch auf eine fest gebuchte Kundin und sind sehr hilfsbereit. "Ich suche ein Kleid, lang, fließend, möglichst ohne Chichi und bitte nicht in schwarz", sage ich und werfe einen Blick auf die überschaubare Auswahl an Abendkleidern. Wollte ich heiraten, hätte ich mehr als fünf Meter Weiß, Crème oder Eierschale zu sichten. Die Verkäuferin wirft einen Blick auf meine Figur und sagt: "Sie haben eine 42, oder?"

Herrje. Nein. Nicht doch. Das liegt sicher nur an meinem weiten Mantel. "Eine 38/40", korrigiere ich und füge ein "mit Tendenz zur 40" hinzu. Ihren leicht zweifelnden Blick ignoriere ich. Sie zieht nacheinander einige Kleider von der Stange. Seidenchiffon in bronze und dunkelblau, eisblauer Taft und dann noch "hier einen Zweiteiler in schwarz, das ist auch sehr vorteilhaft". Meint sie jetzt die Zweiteiligkeit oder die Farbe? Und warum habe ich bloß den Gentleman mitgenommen? Der sitzt mittlerweile leicht benommen in einem Männerbegleitsessel. Armer Mann.

Nacheinander schlüpfe ich in die Wunderwerke osteuropäischer Schneiderkunst. Mal ist es zu bronze, mal zu eisblau, mal im Hüft- und Bauchbereich ein wenig, nun ja, deutlich abzeichnend. Die von mir präferierten Teile scheiden mangels eleganter Erscheinungsweise aus. Bleibt der Zweiteiler. Eine enge Korsage mit Holderneckträgerchen und ein Flatterchiffonrock mit Schlitz. Wobei, Schlitz ist untertrieben. Man kann sogar erkennen, welche Farbe meine Unterhose hat (grün). Ich drehe mich vor dem Spiegel und finde die Korsage gar nicht schlecht. Nur atmen geht nicht. "Das sieht gut aus", sagt die Verkäuferin. "Geht aber nicht gut aus, wenn ich atme", sage ich.

Die nahe Kirchturmuhr schlägt halb eins. Zeit zu gehen. Ich vertage den Kauf des Gelegenheitskleides auf nächstes Wochenende in der Großstadt beim Ausstatter des Vertrauens. Und werde berichten.

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Ich vermute, diese osteuropäischen Kleider stehen den türkischen, die es hier in der Großstadt in zahlreichen Läden gibt, um nichts nach: Sie haben immer ein bisschen zu viel von allem - und manchmal auch überraschend zu wenig.

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Osteuropäische Kleiderfertigung unterscheidet sich m.E. von der türkischen vor allem in der reduzierten Paillettenanzahl und einer Vorliebe für Posamenterie. Und es flattert überwiegend asymetrisch (was ich hasse wie die Pest).

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Gelegenheitskleid ist klasse. Wie wäre es übrigens mit nähen lassen?

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Zu wenig Zeit, zu wenig Geld.

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