WarteSchleife.

Schleifen haben irgendwo einen Anfang und ein Ende, manche sind sogar für die Unendlichkeit miteinander verbunden. Mit der Warteschleife einer großen deutschen Fluggesellschaft verhält es sich ganz ähnlich. Man sitzt in einem Moment der Unendlichkeit gefangen, wohlig eingelullt von Dibidu-Musik. Ab und an ertönt eine freundliche Männerstimme, die um etwas Geduld bitte, man verbände mich mit dem nächsten freien Platz. Ein höflicher Mensch, der dann noch auf das erhöhte Anfragevolumen aufgrund der winterlichen Verhältnisse hinweist. Ja, man hat Verständnis. Und gute Servicezeiten: 24 Stunden Anrufbereitschaft. Ich rufe heute Nacht nochmal. Es geht ja nur um eine Umbuchung/Stornierung nach Indien. Und die unendliche Entschleunigung kenne ich ja noch von meiner letzten Reise. Ganz entspannt im Hier, Jetzt und in der Warteschleife.

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Assange.

Andere mögen sich mit der politischen Dimension der Dokumente auf WikiLeaks besser auskennen als ich. Erstaunlich finde ich nur, wie hier ein Medium und der dahinter stehende Kopf mundtot gemacht wird.

Und was die Vorwürfe angeht, "Sex ohne Kondom" sei Vergewaltigung, oder Assange habe ein "Nein" zum Geschlechtsverkehr ohne Kondom nicht akzeptieren wollen, so mag dies vielleicht nach schwedischem Recht relevant sein.

Ich wundere mich aber, wie zwei offenbar nicht ganz blöde, gut ausgebildete Frauen das Wort "Nein" nicht konsequent umgesetzt haben. In wilden Zeiten zog ich mich bei einer entsprechenden Nötigungssituation, so man sie so nennen mag, einfach wieder an und ging oder verwies den sexuell interessierten, aber ansonsten uneinsichtigen Mann meiner Wohnung.

Das Ganze hat meiner Ansicht nach ein arges Geschmäckle.

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AlltagsChinesisch.

Mein Vater wohnt jetzt ziemlich genau ein Jahr in China. Beruflich entsandt in eine Kleinstadt (nur 2 Mio. Einwohner), zwei Stunden entfernt von der Großstadt (19 Mio. Einwohner), und als Niedersachse dem chinesischen Alltag mit einer stoischen Gelassenheit begegnend, berichtet er regelmäßig per E-Mail von dort. Hier ein kleiner Auszug. Leider konnte ich ihn noch nicht überreden, sich ein eigenes Blog zuzulegen.

Ihr Lieben,

das Jahresende und drohende Weihnachtsfest nehme ich zum Anlass, euch wieder einige Neuigkeiten aus dem Land der Mitte (warum eigentlich? China liegt doch am Rand!) zu senden.

Neben dem Einkauf der Weihnachtsgeschenke müssen wir (seine chinesische Frau und er, Anm. der Red.) noch die neue Wohnung einrichten. Das bringt mich zum ersten Punkt meiner Betrachtungen:

Einkaufsverhalten der Chinesen
Es ist nicht ungewöhnlich, dass man an der Kasse erfährt, dass man bei doppeltem Einkauf auch noch einen tollen Bilderrahmen als Geschenk bekommt oder Ahnliches.

Beim Kauf meiner Wohn-Ess-Zimmermöbel habe ich eine Fussmatte, 2 Teegläser und goldfarbene Bettwäsche bekommen. Der Heizlüfter wurde mit 2 Flaschen Spülmittel vergütet. Das Sofa wurde mit einer Personenwaage angereichert (man soll es offensichtlich nicht zu oft und ausdauernd benutzen).

Es lohnt sich also den Einkauf entsprechend der Geschenke zu planen. Das hatte ich vor kurzem nicht bedacht und es wäre ein totaler Fehlkauf geworden, wenn meine Frau das Problem nicht gelöst hätte.

Das kam so:

Für meine neue Wohnung brauchte ich Kühlschrank, Waschmaschine, Wok, und eine dickere Bettdecke wollte ich auch noch haben. Das haben wir auch eingekauft. An der Kasse wurden wir auf die mehrfache Loschance hingewiesen, Hauptgewinn: Nein, keine Waschmaschine und auch kein Kühlschrank, aber Wok oder Bettdecke lachten als Hauptgewinn.

Wir nutzten die Gelegenheit, und was soll ich sagen: Nach vielen Minigewinnen in der Vergangenheit (unsere Kugelschreibervorräte sollten nun bis ins Jahr noch bis ins Jahr 2030 reichen) hielten wir das Hauptgewinn-Los in den Händen!

Weg frei also für Wok oder Decke, was zurückbringen oder umtauschen, geht das überhaupt? Jetzt weiss ich was Einkaufsstress ist. Aber mei wen tie, einen Wasserkocher hatte ich noch nicht, das war allerdings nur der 2. Preis. Also hat meine Frau mit dem Verkäufer verhandelt, der hat mit dem Chef telefoniert, wahrscheinlich musste die Geschäftsführung eine Sondersitzung abhalten, so lange dauerte es gefühlt. Aber es fügte sich, und seitdem koche ich Kaffee- und Teewasser mit einem elektrischem Wasserkocher.

Noch einmal Glück gehabt.

Ihr Lieben, ich treffe euch dann hoffentlich Weihnachten, wenn wir unseren Urlaub in der alten Heimat verbringen.

Euer A.

Ich freue mich schon wieder auf die nächsten E-Mails, wenn er über die umfangreichen Hochzeitstraditionen, das tägliche Feuerwerken und Wohnungskäufe berichtet.

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Schicksal.

Man lebt einigermaßen gesund, treibt in gesundem Maße Sport, trinkt nicht, raucht nicht. Alle Zeichen stehen auf ein langes, gesundes, glückliches Leben. Man könnte 100 werden, denkt man sich.

Dann ändert ein Tag alles. Man recherchiert, liest, infomiert sich bei Fachleuten und fängt an, Wahrscheinlichkeiten und Ausnahmen zu berechnen. Begrenzbare Zeiträume, die wichtig werden. So und so viele Jahre keine weitere Prognose, die über noch mehr Jahre entscheiden würde.

Die Frage "warum gerade ich" kann man nicht beantworten. 2,5 unter 100.000, die es trifft. Es ist halt Schicksal, sagt man sich, hat man halt die temporäre Arschkarte gezogen. In Zeiten wie diesen muss man sich nicht nur warm anziehen, sondern alle Wärme und Kraft geben, die man hat. Damit es dem Anderen bald wieder gut gehen möge, man gemeinsam mindestens 100 werden kann.

Wünschen Sie dem Gentleman, wünschen Sie mir, Glück und drücken Sie die Daumen. Bitte.

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Warnung.

Dies ist ein Kinderfreies Blog. Eine FSK über 18 ist empfohlen. Eltern haften für ihre Kinder.

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Empfehlung des Tages: StrickContent.

Wer mich kennt weiß, dass ich alles andere als handarbeitlich begabt bin. Ich kann gerade mal Knöpfe ordentlich annähen und kenne mich deutlich besser mit Bohrmaschine, Dübeln und Putz aus als mit Putzmacherei.

Doch seit einigen Monaten muss ich mich beruflich mit Stricken befassen. Und Wolle, Nadeln, der richtigen Maschenanzahl - und viel, viel Organisation. Denn der längste Dichter-Fanschal der Welt, nunmehr stolze 7 Meter nochwas lang und liebevoll von vielen fleißigen Einwohnerinnen der kleinen Stadt hart an der Grenze gestrickt, fällt in meinen PR-Zuständigkeitsbereich. Und vor det Janze stand die Auswahl der richtigen Utensilien. Blau sollte die Wolle sein, genau das Blau des Kleist-Jahr-Key Visuals.

Einige Google-Minuten und Schreckensmomenten später - es gibt offenbar eine Gattung Webdesigner, die sich ausschließlich auf Strickblogs oder Handarbeitsseiten spezialisiert und keine Angst vor Augenkrebs haben - fand ich das perfekte Blau.

Daher und hiermit ein einzigartiger Moment: Die Empfehlung des Tages ist dieser großartige, sehr kundenserviceorientierte Handarbeitsversand. Lasst uns also alle den Schlachtruf ausstoßen: "Annadeln, sofort!"

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WochenSchau 7. - 14.11.

Die geamte Woche in einem seltsamen Schwebezustand gefangen. Des Gentleman Sorgen sind bekanntlich auch die meinen, und so waren diese Tage bestimmt vom Balanceakt zwischen Zweckoptimismus und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Wenn es hart auf hart kommt, toppt dieses Jahr mein ganz persönliches annus horribilis 2005.

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Zwei Visumstempel für Indien zieren nun unsere Pässe. Glücklicherweise sind sie sechs Monate gültig.

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In Würde zu altern, habe ich oft genug versucht. Deshalb seit gestern: ritzerote Strumpfhosen.

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Vergangenes Wochenende seit langem mal wieder auf einem Ball gewesen. Zwar nicht getanzt, aber allein das Gucken und Gaffen macht schon Freude. Das Gelegenheitskleid passt wieder, das lilafarbene Modellkleid meiner Mutter wird mir nie wieder passen (siehe auch: in Würde altern). Daher habe ich die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und aussortiert: ein silbernes Paillettenoberteil in Jeanne D'Arc-Optik (Größe 36, seufz), ein schwarzes Cocktailkleid à la Audrey Hepburn, ein Vintage-Abendkleid, ein Faltenmini aus den Siebzigern - alles bereit, es der superschlanken Superpraktikantin anzudienen. Ihr würde es passen, stehen und es wäre in guten Händen.

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Des Patensohnes neueste Worte: Au weia, oh-oh und Ball. Tonfall und Mimik sind Teletubby-artig. In der Kita scheint eine frühkindliche Infiltration durch schlechten Geschmack vorzuliegen.

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Herr Lucky brachte es letztens auf den Punkt: Ich sei schreibfaul geworden. Ich gelobe Besserung, sobald sich in meinem Leben wieder erzählenswerte Dinge ereignen. (Der Rest ist entweder privat oder ein Lore-Roman.)

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WochenSchau 24. - 31.10.

Die Grundstimmung der vergangenen zwei Wochen ist gleich geblieben. Dazu das Lied von "Wir sind Helden". Guten Tag, ich will mein Leben zurück! (Andere nennen es Herbst-Blues.)

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Seit langem mal wieder auf einer Gala mit viel Fachpublikum gewesen. Spaß gehabt und gemerkt: es geht anderen auch so mit dem Kampf gegen Windmühlenflügel. Wir sind die Don Quichottes des Marketing!

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Den besten Satz der Woche von der Lieblingstierärztin gehört: "Als du da vorhin auf mich zugelaufen kamst, habe ich erst gedacht, nee, das kann sie nicht sein, die ist so schlank!" Was sechs Kilo so ausmachen. Außerdem passen viele Sachen wieder, ich muss also doch nicht den halben Kleiderschrank entsorgen. Beinahe geschrieben: neu formatieren. Mein Leben mit dem Netz.

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Einer Überlegung Raum geben.

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Leider nicht im Lotto gewonnen. Dabei hätte ich so viel mit dem Geld anzufangen gewusst. Warum nur habe ich so viel Glück in der Liebe? Ein bisschen weniger nähme ich in Kauf.

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DisKussionen.

Die Abende, an denen mit vertrauten Menschen Gott, die Welt und alles andere diskutiert werden, gehören doch mit zu den schönsten.

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WochenSchau 17.-23.10.

Der erste Arbeitstag nach Krankheit war nicht so schlimm wie erwartet, obwohl mir die Chefin einige kurze, medikamentbedingte Absencen bestätigte, die mir selbst unbewusst blieben. Ich muss wohl ausgesehen haben wie ein Kaninchen.

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Die Kollegin hat ihre Prüfung sehr erfolgreich bestanden und ist gleich um einen ganzen Berg erleichtert wieder zu uns gestoßen. Ich weiß noch, wie ich mich nach bestandener mündlicher Diplomprüfung fühlte: bereit, die ganze Welt untertan zu machen. Leider hält dieses Gefühl im Berufsleben ja nur bedingt lange an.

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Manche Diskussionen im privaten Bereich möchte man sich ja gern ersparen. Zumal sich so gar kein Konsens ankündigt.

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Passbilder machen zu lassen gehört zu meinen absoluten Horrorerlebnissen. Da schmeißt man sich extra in ordentliche Sachen, steckt die Haare kunstvoll hoch, damit alles für biometrische Daten korrekt ist, und dann sagt der Fotograf: "Machen Sie mal die Haare auf, das brauchen wir nicht, und so sieht man ihr eines Ohr nicht so." Das Ohr stand tatsächlich vollkommen lebensunecht ab. Solche Lauscher habe ich nicht!

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Am Samstag sehr erfolgreich unglaublich viele elektrische Geräte gekauft. Ich gehe nun mit der Zeit und habe einen MP3-Player! Und ich habe einen Lockenstab! Mit beiden Gerätschaften muss ich erst einmal üben. Manchmal komme ich mir vor wie eine alte Frau, von der technischen Entwicklung leicht überholt.

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Die Grundlaune ist und bleibt sehr verbesserungsbedürftig. Ob's am fehlenden Koffein liegt? Kaffeelust habe ich so gar nicht mehr.

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BücherListen.

Ach, das mit den Tagen ist doch obsolet. Ich hole jetzt einfach immer mit einem Dreiersatz nach, was ich schon versäumt habe.

Tag 5 – Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest

Eigentlich lese ich ein Buch nur einmal. Aber schon mindestens vier-, fünfmal habe ich Drop City von T.C. Boyle gelesen. Es gibt darin so viele, unglaublich unterhaltsame Protagonisten. Ich wundere mich, dass dieses Buch noch nicht verfilmt wurde. (Stattdessen werden so grässliche Filme wie Eat, Pray, Love gedreht. Puh.)

Tag 6 – Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht)

Ich befürchte, diese Auszeichnung erhalten sämtliche Werke von Frank Schätzing.


Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert

Auch in meinen Bücherregalen gibt es eine ganze Menge Trivialliteratur. Darunter würde man wohl auch die in historischem Umfeld spielenden Liebesromane von Georgette Heyer verbuchen. So soll sie selbst in einem Brief über ihre Werke geäußert haben: „Ich persönlich denke, dass ich erschossen werden sollte, weil ich so einen Unsinn schreibe, aber es ist gute Literatur für jemanden, der vor der Realität zu fliehen versucht, und ich denke, ich würde es ziemlich mögen, wenn ich in einem Luftschutzbunker säße oder mich von einer Grippe erholte“. Dem ist nichts hinzuzufügen. Bis auf das Erschießen und den Unsinn natürlich.

Fast alle auf Deutsch erschienenen Romane von Heyer habe ich von meiner Urgroßmutter geerbt, an die mich diese Bücher bereits auf der ersten Seite erinnern. Denn dort steht stets ihr Name, das Jahr und der jeweilige Wohnort, in einer an Sütterlin ähnlichen Schrift. Macht man das heutzutage eigentlich noch? Den Namen in sein Buch schreiben? Als Kind und Jugendliche schrieb ich auch immer meine Daten hinein, aber damals gingen alle Bücher wenigstens einmal im Freundeskreis in Umlauf.

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